Название | Der Page des Herzogs von Savoyen |
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Автор произведения | Александр Дюма |
Жанр | Зарубежная классика |
Серия | |
Издательство | Зарубежная классика |
Год выпуска | 0 |
isbn |
Die Herzogin ließ sich die Kleider der Mutter des Kindes vorlegen; es waren die einer Bäuerin.
Die Bauern aber, die sie ausgekleidet und begraben hatten, behaupteten, sie hätten nie eine weißere Haut, zartere Hände und zierlichere Füße gesehen.
Ein Umstand verrieth die Classe der Gesellschaft, welcher die arme Frau angehört hatte; sie trug zu ihrem Bäuerinanzug, in den plumpen Schuhen, seidene Strümpfe.
Ohne Zweifel war sie in einer Verkleidung geflohen und hatte von dem Anzuge, den sie der Flucht wegen abgelegt, die seidenen Strümpfe behalten, die sie nach dem Tode verriethen.
Die Herzogin kehrte dann zu dem kleinen Leone zurück und fragte ihn über alles aus, aber er antwortete standhaft: »Ich weiß nicht.« Etwas Anderes brachte sie nicht aus ihm. Sie empfahl ihn von neuem den Leuten, die ihn aufgenommen hatten, gab denselben noch einmal so viel Geld, als sie bereits bekommen hatten, trug ihnen auf, Nachforschungen in der Umgegend über die Mutter und das Kind anzustellen und versprach ihnen eine gute Belohnung, wenn sie ihr eine Aufklärung gäben.
Der kleine Leone wollte durchaus Emanuel folgen und dieser drang seinerseits in die Mutter ihn mitzunehmen, denn er hatte das innigste Mitleid mit dem Verwaisten. Da ihm indeß sein Wille nicht erfüllt wurde, so versprach er sobald als möglich wieder zu kommen und auch die Herzogin sagte einen zweiten Besuch zu.
Leider traten um dieselbe Zeit Ereignisse ein, welche es der Herzogin unmöglich machten ihr gegebenes Wort zu halten.
Franz I. erklärte zum dritten Male den Krieg an Carl V. und zwar wegen des Herzogthums Mailand, dessen Erbe er von Valentine Visconti, der Gemahlin Ludwigs von Orléans, Bruders Carls VII., zu seyn behauptete.
Das erste Mal hatte er die Schlacht von Marignan gewonnen.
Das zweite Mal hatte er die Schlacht von Pavia verloren.
Nach dem Vertrage von Madrid, nach dem Gefängnisse von Toledo, nach seinem Schwure namentlich hätte man glauben sollen, Franz I. habe alle Ansprüche auf das unglückliche Herzogthum aufgegeben, welches ihn, den König von Frankreich, überdies zum Vasallen des römisch-deutschen Kaisers gemacht hätte. Im Gegentheil, er wartete nur auf eine Gelegenheit, um es nochmals zu beanspruchen, und er ergriff die erste, die sich darbot.
Es war zufällig eine gute, er würde aber auch eine schlechte ergriffen haben. (Franz I. war bekanntlich nicht sehr bedenklich in Sachen, welche die Leute abhalten, die man ehrliche nennt.)
Die Gelegenheit, welche sich darbot, war folgende:
Maria Francesco Sforza, der zweite Sohn Ludwigs »il moro« regierte in Mailand, aber ganz und gar unter der Oberherrlichkeit und der Schutzherrschaft des Kaisers, dem er am 23. December 1529 sein Herzogthum für die Summe von viermal hunderttausend Ducaten, im ersten Jahre der Regierung zahlbar, und für die von fünfmal hunderttausend abgekauft hatte, die in den folgenden zehn Jahren bezahlt werden sollten.
Der Sicherheit wegen blieben die Castelle von Mailand, Como und Pavia in den Händen der Kaiserlichen.
Um das Jahr 1534 nun beglaubigte Franz I. bei dem Herzoge Sforza einen mailändischen Adeligen, dessen Glück er, Franz I. gemacht hatte.
Der Mann hieß Francesco Maraviglia.
Er war am französischen Hofe sehr reich geworden und kehrte mit Freude und Stolz mit allem Pomp eines Gesandten in seine Geburtsstadt zurück.
Er hatte seine Frau und seine dreijährige Tochter mitgebracht, in Paris aber, unter den Pagen des Königs von Frankreich, seinen zwölfjährigen Sohn Odoardo zurückgelassen.
Warum erregte dieser Gesandte den Argwohn Carls V.? Warum forderte dieser den Herzog auf, ihn bei der ersten Gelegenheit zu entfernen? Das weiß man nicht und man könnte es nur erfahren, wenn man seine geheime Correspondenz mit Cosmo von Medici fände; genug, als die Diener Maraviglias Streit mit Leuten im Lande angefangen und das Unglück gehabt hatten, dabei zwei Unterthanen des Herzogs Sforza zu tödten, ließ dieser Maraviglia verhaften und in das Castell zu Mailand bringen, das, wie man weiß, von Kaiserlichen besetzt war.
Was da aus ihm geworden ist, hat man nie mit Bestimmtheit erfahren. Einige sagten, er sey vergiftet worden. Andere meinen, er sey ausgeglitten und durch eine Fallthür hinabgestürzt, von deren Daseyn man ihn zu unterrichten vergessen; das Wahrscheinlichste ist, daß er insgeheim in seinem Gefängnisse ermordet wurde. Gewiß ist, daß er nicht wieder zum Vorschein kam und daß gleichzeitig mit ihm seine Frau und seine Tochter verschwanden, ohne daß man jemals wieder von ihnen hörte.
Diese Ereignisse waren ganz kürzlich, kaum einige Tage vor dem Zusammentreffen Emanuels mit dem Kinde und der todten Frau, vorgekommen und sie sollten einen schrecklichen Einfluß aus das Geschick des Herzogs Carl haben.
Franz I. ergriff die Gelegenheit.
Nicht die Klagen des Kindes, das bei ihm geblieben war und Rache für den Mord seines Vaters verlangte, nicht die in der Person des Gesandten beleidigte Majestät, auch nicht das durch einen Mord verletzte Völkerrecht neigten bei ihm die Wage zum Kriege, sondern der alte Sauerteig der Rachsucht, der noch im Herzen des Besiegten von Pavia und des Gefangenen von Toledo lag.
Ein dritter Feldzug nach Italien wurde beschlossen.
Der Augenblick war gut gewählt. Carl V. kriegte in Africa gegen den berühmten Khaïr Eddin, genannt Rothbart.
Bei diesem Feldzuge mußte er den Weg durch Savoyen nehmen. Savoyen stand unter Carl dem Guten, dem Vater Emanuel Philiberts, dem Oheime Franz I. und Schwager Carls V.
Für wen erklärte sich Carl der Gute? Für den Schwager oder für den Neffen? Die Frage war wichtig.
Aller Wahrscheinlichkeit nach wurde der Herzog von Savoyen der Verbündete des Kaisers und der Feind Franz I.
Der Herzog von Savoyen hatte in der That dem Kaiser Carl V. als Pfand seiner Treue seinen ältesten Sohn, Ludwig, Prinzen von Piemont, gegeben; er hatte sich geweigert von Franz I., das Band des heiligen Michael und eine Compagnie mit zwölftausend Thalern Gehalt anzunehmen; er hatte Ländereien besetzt, die ein Lehen der Dauphins waren; er verweigerte Frankreich die Huldigung wegen Faucigny; er hatte schriftlich gegen den Kaiser seine Freude über den Sieg von Pavia und die Gefangennehmung des Königs Franz I. ausgesprochen und endlich dem Connétable von Bourbon in dem Augenblicke Geld geliehen, als dieser durch sein Land reiste, um sich durch Benvenuto Cellini bei der Belagerung von Rom tödten zu lassen.
Man mußte sich vergewissern.
Zu diesem Zwecke schickte Franz I. den Präsidenten des Parlamentes von Paris, Wilhelm Poyet, mit dem Auftrage nach Turin, von dem Herzog Carl Zweierlei zu verlangen: erstens die Erlaubniß zum Durchmarsche des französischen Heeres durch Savoyen und Piemont, und zweitens die Uebergabe der Plätze Montmeillan, Chivas, Veillane und Vercelli.
Dagegen erbot sich Franz ihm Ländereien in Frankreich zu geben und seine Tochter Margarethe mit dem Prinzen Ludwig von Piemont zu vermählen.
Carl III. schickte zur Verhandlung mit Wilhelm Poyet den piemontesischen Präsidenten Purpurat, welcher ermächtigt war, den Durchmarsch der französischen Truppen durch Savoyen und Piemont zu gestatten, aber wegen Uebergabe der vier Plätze anfangs ausweichend, bei weiterem Drängen aber ablehnend zu antworten.
Die Verhandlungen zwischen den beiden Bevollmächtigten wurden hitzig, so daß Poyet, als er auf die guten Gründe Purpuratis nichts mehr entgegnen konnte, ausrief:
»Es geschieht aber, denn der König will es.»
»Um Vergebung,« antwortete Purpurat, »dieses Gesetz finde ich in unsern Landesgesetzen nicht.«
Er stand auf und überließ die Zukunft der Allmacht des Königs von Frankreich und der Weisheit des Höchsten.
Die Unterhandlungen wurden abgebrochen und als der Herzog Carl im Februar 1535 sich in dem Schloß zu Vercelli befand, wurde ein Herold zu ihm gebracht, der ihm von Seiten Franz I. den Krieg erklärte.
Der