Der Graf von Monte Christo. Александр Дюма

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Название Der Graf von Monte Christo
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
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Издательство Зарубежная классика
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man für einen Anhänger des Usurpators halten konnte, der jedoch in der Tat ganz mir angehörte, als Opfer eines bonapartistischen Hinterhaltes gefallen ist?«

      »Das ist wahrscheinlich, Sire,« antwortete Villefort. »Aber weiß man nicht mehr?«

      »Man ist dem Manne, der das Rendezvous gegeben hatte, auf der Spur.«

      »Man ist ihm, auf der Spur?« fragte Villefort.

      »Ja, der Bediente hat sein Signalement gegebene es ist ein Mann von fünfzig bis zwei und fünfzig Jahren, von brauner Gesichtsfarbe, mit schwarzen Augen, überschattet von dicken Brauen, und mit einem Schnurrbarte. Er trug einen blauen zugeknöpften Oberrock und an seinem Knopfloche die Rosette eines Offiziers der Ehrenlegion. Gestern verfolgte man einen Menschen, dessen Signalement genau dem von mir bezeichneten entspricht; aber man verlor ihn an der Ecke der Rue de la Jussienne und der Rue Coq-Héron.«

      Villefort hatte sich auf die Lehne eines Stuhles gestützt, denn er fühlte, während der Polizeiminister so sprach, daß seine Beine unter ihm brachen; als er jedoch sah, daß der Unbekannte den Nachforschungen des Agenten entgegen war, atmete er wieder.

      »Sie werden diesen Menschen suchen, mein Herr sagte der König zu dem Polizeiminister, »denn wenn General Quesnel, der uns in diesem Augenblicke so nützlich gewesen würde, das Opfer eines Mordes geworden ist, so ist es mein Wille, daß die Mörder, mögen sie Bonapartisten sein oder nicht, grausam bestraft werden.«

      Villefort bedurfte seiner ganzen Kaltblütigkeit, um den Schrecken nicht zu verraten, den ihm dieser Befehl des Königs einflößte.

      »Es ist doch ganz seltsam,« fuhr der König fort, »die Polizei glaubt Alles gesagt zu haben, wenn sie sagt; es ist ein Mord verübt worden; sie glaubt Alles getan zu haben, wenn sie beifügt: man ist den Schuldigen auf der Spur.«

      »Sire, Euere Majestät wird wenigstens in Beziehung auf diesen Punkt befriedigt werden.«

      »Es ist gut, wir werden sehen. Ich halte Sie nicht langer zurück, Baron. Herr von Villefort, Sie müssen von der langen Reife müde sein, ruhen Sie aus. Sie sind ohne Zweifel bei Ihrem Vater abgestiegen?«

      Eine Wolke zog über die Augen von Villefort.

      »Nein, Sire.« sagte er, »ich bin in dem Hotel de Madrid, Rue de Tournon, abgestiegen.«

      »Aber Sie haben ihn gesehen?«

      »Sire, ich ließ mich sogleich zu dem Herrn Grafen von Blacas führen.«,

      »Doch Sie werden ihn wenigstens sehen.«

      »Ich denke nicht, Sire.«

      »Ah! es ist richtig,« sprach Ludwig XVIII. auf eine Weise lächelnd, woraus ersichtlich war, daß er alle diese Fragen nicht ohne Absicht gemacht hatte, »ich vergaß, daß eine gewisse Kälte zwischen Ihnen und Herrn Noirtier herrscht. Das ist ein neues Opfer, welches Sie der königlichen Sache bringen, und wofür ich Sie zu entschädigen habe.«

      »Sire, die Güte, die mir Eure Majestät erweist, ist eine Belohnung, die alle meine Wünsche in so hohem Grade übersteigt, daß ich nichts mehr von dem König zu fordern habe.«

      »Gleichviel, mein Herr, wir werden Sie nicht vergessen, seien Sie unbesorgt. Mittlerweile (der König machte das Kreuz der Ehrenlegion los, das er gewöhnlich neben dem Sanct-Ludwigs-Kreuze und über dem Ordensstern des Sanct-Lazarus und U. L. F. vom Berge Carmel trug, und gab es Villefort), mittlerweile nehmen Sie immerhin dieses Kreuz.«

      »Sire,« sagte Villefort, »Eure Majestät täuscht sich, dieses Kreuz ist das eines Offiziers.«

      »Meiner Treue, Herr,« entgegnete Ludwig XVIII., »nehmen Sie es, so wie es ist. Ich habe nicht mehr Zeit, ein anderes fordern zu lassen. Blacas, sorgen Sie dafür, daß Herrn von Villefort das Patent ausgestellt wird.«

      In den Augen von Villefort schwamm eine Träne stolzer Freude. Er nahm das Kreuz und küßte es.

      »Und nun,« sagte er, »mit welchen Befehlen beehrt mich Euere Majestät?«

      »Gönnen Sie sich die Ruhe, die Ihnen notwendig ist, und bedenken Sie, daß Sie, während es Ihnen an Macht gebricht, mir in Paris zu dienen, in Marseille von dem größten Ruhen für mich sein können.«

      »Sire,« antwortete Villefort, sich verbeugend, »in einer Stunde werde ich Paris verlassen haben.«

      »Gehen Sie, mein Herr,« sprach der König, »und sollte ich Sie vergessen (das Gedächtnis der Könige ist kurz) so fürchten Sie sich nicht, Ihren Namen bei mir in Erinnerung zurückzurufen. Herr Baron, geben Sie Befehl, den Kriegsminister aufzusuchen. Blacas bleiben Sie.«

      »Ah! mein Herr,« sagte der Polizeiminister zu Villefort, als sie die Tuilerien verließen, »Sie treten durch die gute Thüre ein, und Ihr Glück ist gemacht.«

      »Wird es lange währen?« murmelte Villefort, während er sich vor dem Minister, dessen Laufbahn abgeschlossen war, verbeugte und mit den Augen einen Wage suchte, um nach Hause zu fahren.

      Ein Fiacre kam vorüber, Villefort machte ihm ein Zeichen, der Fiacre näherte sich, Villefort gab seine Adresse, warf sich in den Wagen und überließ sich seinen ehrgeizigen Träumen.

      In zehn Minuten hatte Villefort sein Hotel erreicht. Er bestellte Pferde auf zwei Stunden nachher und befahl ein Frühstück.

      Er war im Begriffe sich zu Tische zu setzen, als die Glocke, von einer festen Hand gezogen, erscholl. Der Kammerdiener ging hinaus, um zu öffnen, und Villefort hörte eine Stimme, welche seinen Namen ausprach.

      »Wer kann bereits wissen, daß ich hier bin?« fragte sich der junge Mann.

      In diesem Augenblick kam der Kammerdiener zurück.

      »Nun,« sagte Villefort, was gibt es denn? wer hat geläutet? wer verlangt nach mir?«

      »Ein Fremder, der seinen Namen nicht nennen will.«

      »Wie? ein Fremder, der seinen Namen nicht nennen will?« was wünscht er von mir?«

      »Er will mit Ihnen sprechen.«

      »Mit mir?«

      »Ja.«

      »Hat er mich genannt?«

      »Allerdings.«

      »Wie sieht der Fremde aus.«

      »Es ist ein Mann von etwa fünfzig Jahren.«

      »Klein, groß?«

      »Ungefähr von dem Wuchse des gnädigen Herrn.«

      »Braun oder blond?«

      »Braun, sehr braun, schwarze Haare, schwarze Augen, schwarze Augenbrauen.«

      »Und gekleidet?« fragte Villefort lebhaft, »wie gekleidet?«

      »In einen großen, blauen, bis oben zugeknöpften Rock mit der Dekoration der Ehrenlegion.«

      »Er ist es,« murmelte Villefort erbleichend.

      »Ei, bei Gott!« sprach der Mann; dessen Signalement wir zweimal bekommen haben, auf der Schwelle erscheinend; »was für Umstände macht man hier! ist es in Marseille Gewohnheit; daß die Söhne ihre Väter in den Vorzimmern warten lassen?«

      »Mein Vater!« rief Villefort, »ich täuschte mich also nicht,  . . . ich vermutete, Sie wären es.«

      »Ah; wenn Du es vermutetest,« erwiderte der Ankommende, während er seinen Stock in eine Ecke stellte und seinen Hut auf einen Stuhl legte, »so erlaube mir, Dir zu bemerken, mein lieber Gérard; daß es nicht liebenswürdig von Dir ist, mich so warten zu lassen.«

      »Laß uns allein, Germain,« sprach Villefort.

      Der Bediente entfernte sich mit sichtbaren Zeichen des Erstaunens.

       Zwölftes Kapitel.

      Vater und Sohn

      Herr Noirtier, denn dieser war wirklich eingetretene folgte mit den Augen dem Bedienten, bis er die Thüre zugemacht hatte; dann, ohne Zweifel befürchtend. er könnte im Vorzimmer horchen, öffnete er noch einmal hinter ihm, diese Vorsicht war nicht überflüssig, und die Geschwindigkeit,