Das Halsband der Königin Denkwürdigkeiten eines Arztes 2. Александр Дюма

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Название Das Halsband der Königin Denkwürdigkeiten eines Arztes 2
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
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Издательство Зарубежная классика
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sagte die Königin, gerührt und strahlend vor Freude, da sie das günstige Gemurmel hörte, das die edelmüthigen Worte des jungen Officiers um sie her hervorgerufen hatten, »gut, Herr von Charny, Sie sind ein redlicher Mann, als einen solchen kannte ich Sie.«

      Bei diesen Worten erhob der Officier das Haupt; eine ächt jugendliche Röthe bepurpurte sein Antlitz; seine Augen gingen mit einer Art Angst von der Königin zu Andrée über. Er fürchtete den Anblick dieser so edelmüthigen und in ihrem Edelmuth so schüchternen Natur.

      Herr von Charny war in der That noch nicht beim Ende.

      »Denn,« fuhr die unerschrockene Königin fort, »denn mögen Sie allesammt erfahren, daß Herr von Charny, dieser junge Officier, der sich gestern erst ausgeschifft, dieser Unbekannte uns sehr bekannt war, ehe er uns heute Abend vorgestellt wurde, und daß er allen Frauen bekannt zu sein und von allen bewundert zu werden verdient.«

      Man sah, daß die Königin sprechen, daß sie eine Geschichte erzählen wollte, aus der Jeder einen kleinen Scandal, ein kleines Geheimniß auflesen konnte. Man bildete einen Kreis, man horchte, man drängte sich zusammen.

      »Meine Damen,« sprach die Königin, »stellen Sie sich vor, daß Herr von Charny ebenso nachsichtig gegen die Damen ist, als unbarmherzig gegen die Engländer. Man hat mir von ihm eine Geschichte erzählt, die ihm, ich erkläre es Ihnen zum Voraus, in meinen Augen die größte Ehre macht.«

      »Oh! Madame,« stammelte der junge Officier.

      Man erräth, daß die Worte der Königin und die Gegenwart des Mannes, an welchen sie gerichtet waren, die Neugierde nur verdoppelten.

      Ein Schauer durchlief das ganze Auditorium.

      Die Stirne mit Schweiß bedeckt, hätte Charny ein Jahr seines Lebens dafür gegeben, wäre er noch in Indien gewesen.

      »Man höre, wie sich die Sache verhält,« fuhr die Königin fort. «Zwei Damen von meiner Bekanntschaft hatten sich verspätet und waren in ein Gedränge gerathen. Sie liefen eine große Gefahr, Herr von Charny kam in diesem Augenblick zufällig oder vielmehr glücklicher Weise vorüber. Er trieb die Menge auf die Seite, nahm die zwei Damen, ohne sie zu kennen, und obgleich es schwer war, ihren Rang zu unterscheiden, unter seinen Schutz und begleitete sie sehr weit, ich glaube zwei Meilen von Paris.«

      »Ach! Eure Majestät übertreibt,« versetzte Herr von Charny lachend und beruhigt durch die Wendung, die die Erzählung genommen.

      »Nun, so sagen wir fünf Meilen und sprechen wir nicht mehr davon,« unterbrach der Graf von Artois, der sich plötzlich in das Gespräch mischte.

      »Gut, mein Bruder,« fuhr die Königin fort; »das Schönste dabei aber war, daß Herr von Charny nicht einmal den Namen der zwei Damen zu erfahren suchte, denen er diesen Dienst geleistet hatte, daß er sie an der Stelle, die sie ihm bezeichneten, absetzte, daß er sich entfernte, ohne nur den Kopf umzuwenden, so daß sie seinen schützenden Händen entkamen, ohne auch nur einen Augenblick beunruhigt worden zu sein.«

      Man schrie, man bewunderte. Charny wurde von zwanzig Damen zugleich mit Complimenten überschüttet.

      »Nicht wahr, das ist schön?« endigte die Königin; »ein Ritter von der Tafelrunde hätte es nicht besser gemacht.«

      »Das ist herrlich!« rief der Chor.

      »Herr von Charny,« sprach die Königin, »der König ist ohne Zweifel damit beschäftigt, Herrn von Suffren, Ihren Oheim, zu belohnen; ich, meinerseits, möchte gern etwas für den Neffen dieses großen Mannes thun.«

      Sie reichte ihm die Hand.

      Und während Charny bleich vor Freude seine Lippen darauf drückte, begrub sich Philipp, bleich vor Schmerz, in die weiten Vorhänge des Salons.

      Andrée war ebenfalls erbleicht, und dennoch konnte sie nicht errathen, was Alles ihr Bruder litt.

      Die Stimme des Grafen von Artois brach diese Scene ab, welche so interessant für einen Beobachter gewesen wäre.

      »Ah! mein Bruder Provence,« rief er; »kommen Sie doch, mein Herr, kommen Sie; Sie haben ein schönes Schauspiel versäumt, den Empfang des Herrn von Suffren; es war in der That ein Augenblick, den die französischen Herzen nie vergessen werden. Wie, Teufels, haben Sie was versäumt, mein Bruder, ein Mann von so außerordentlicher Pünktlichkeit!«

      Monsieur preßte die Lippen zusammen, grüßte die Königin zerstreut und antwortete mit einer Alltagsphrase.

      Dann sagte er leise zu Herrn von Favras, seinem Capitän der Garden:

      »Wie kommt es, daß er in Versailles ist?«

      »Ei! Monseigneur,« antworte dieser, »ich frage mich das seit einer Stunde und habe es noch nicht begriffen.«

      XIII.

      Die hundert Louisd'or der Königin

      Nun, da wir unsere Leser die Bekanntschaft mit den Hauptpersonen dieser Geschichte haben machen oder erneuern lassen, nachdem wir sie sowohl in das kleine Haus des Grafen von Artois, als in den Palast König Ludwigs XVI. eingeführt, wollen wir sie wieder in das Haus der Rue Saint-Claude führen, wo die Königin von Frankreich incognito erschienen und mit Andrée von Taverney in den vierten Stock hinauf gestiegen war.

      Sobald die Königin verschwunden war, zählte Frau von La Mothe, wie wir wissen, voll Freude die hundert Louisd'or, die ihr auf eine so wunderbare Weise vom Himmel zugefallen, einmal um's andere.

      Fünfzig schöne Doppellouis von acht und vierzig Livres, die auf dem armseligen Tisch ausgebreitet und in den Reflexen der Lampe strahlend, durch ihre aristociatische Gegenwart all' die dürftigen Dinge in der elenden Dachstube zu demüthigen schienen.

      Nach dem Vergnügen, zu haben, kannte Frau von La Mothe kein größeres, als das, sehen zu lassen. Der Besitz war nichts für sie, wenn er nicht Neid erregte.

      Es war ihr schon seit ewiger Zeit widrig, ihre Kammerfrau zur Vertrauten ihres Elends zu haben; sie beeilte sich daher, sie zur Vertrauten ihres Glückes zu machen.

      Sie rief Frau Clotilde, die im Vorzimmer geblieben war, gab dem Licht der Lampe geschickt eine solche Richtung, daß das Gold auf dem Tische glänzte, und sprach:

      »Clotilde!«

      Die Haushälterin machte einen Schritt in's Zimmer.

      »Kommen Sie hierher und schauen Sie,« fügte Frau von La Mothe bei.

      »Oh! Madame!« rief die Alte, die Hände faltend und den Hals vorstreckend.

      »Sie waren besorgt wegen Ihres Lohnes?« sagte die Gräfin.

      »Ohl Madame, nie habe ich ein Wort hierüber gesagt. Ich fragte die Frau Gräfin nur, wann sie mich bezahlen könnte, und das war natürlich, da ich seit drei Monaten nichts erhalten hatte.«

      »Glauben Sie, daß das hinreicht, um Sie zu bezahlen?«

      »Herr Jesus! Madame, wenn ich hätte, was da liegt, so wäre ich reich für mein ganzes Leben.«

      Frau von La Mothe schaute die Alte an, zuckte mit einer Geberde unaussprechlicher Verachtung die Achseln und sagte:

      »Es ist ein Glück, daß sich gewisse Leute des Namens erinnern, den ich führe, während ihn diejenigen, welche sich desselben erinnern müßten, vergessen.«

      »Und wozu werden Sie all' dieß Geld verwenden?« fragte Frau Clotilde.

      »Zu Allem!«

      »Was ich am wesentlichsten fände, Madame, wäre meiner Ansicht nach, daß Sie meine Küche einrichten würden, denn, nicht wahr, nun, da Sie Geld haben, werden Sie Gäste bewirthen?«

      »St!« machte Frau von La Mothe, »man klopft.«

      »Madame täuscht sich,« entgegnete die Alte, die mit ihren Schritten stets sehr sparsam war.

      »Ich sage Ihnen aber, daß man klopft.»

      »Oh! ich versichere Madame…«

      »Sehen Sie nach.«

      »Ich habe nichts gehört.«

      »Ja,