Название | Das Halsband der Königin Denkwürdigkeiten eines Arztes 2 |
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Автор произведения | Александр Дюма |
Жанр | Зарубежная классика |
Серия | |
Издательство | Зарубежная классика |
Год выпуска | 0 |
isbn |
Die Königin verlor ihn nicht aus dem Blick: ihr Gelächter verdoppelte sich.
»Sie haben einen vollkommenen Character,« sagte sie.
Und sie stand auf.
Schon hatten ihr ihre Frauen einen reizenden Hut, einen Hermelinmantel und Handschuhe gegeben.
Die Toilette Andrée's war eben so schnell gemacht.
Philipp nahm seinen Hut unter den Arm und folgte den Damen.
»Herr von Taverney,« sagte die Königin, »Sie dürfen mich nicht verlassen. Ich will heute, aus Politik, einen Americaner confisciren. Gehen Sie zu meiner Rechten, Herr von Taverney.«
Taverney gehorchte; Andrée trat an die Linke der Königin.
Als die Königin die große Treppe hinabging, als die Trommeln den Feldmarsch rasselten, als die Töne der Trompeten der Gardes-du-Corps und das Klirren der Gewehre, die man bereit hielt, vom Winde der Vorhallen getragen, in den Palast hinaufstiegen, da machten dieses königliche Gepränge, diese Ehrfurcht Aller, diese Anbetungen, die dem Herzen der Königin gezollt wurden und unter Wegs Taverney begegneten, da machten, sagen wir; diese Triumphe den zuvor schon verwirrten Kopf Taverney's schwindeln; ein Fieberschweiß perlte auf seiner Stirne; seine Schritte waren unsicher. Ohne den Wirbel der Kälte, der seine Augen und seine Lippen traf, wäre er sicherlich ohnmächtig geworden.
Es war dieß für den jungen Mann nach so vielen traurig im Kummer und in der Verbannung aufgezehrten Tagen eine zu plötzliche Rückkehr zu den Freuden des Stolzes und des Herzens.
Während sich auf dem Wege der von Schönheit strahlenden Königin die Stirnen beugten und die Gewehre präsentirt wurden, blieb ein kleiner Greis, den die Befangenheit die Etikette vergessen ließ, den Kopf vorgestreckt, das Auge auf Taverney und auf die Königin geheftet, unbeweglich, statt seinen Kopf und seine Blicke zu senken.
Sobald die Königin sich entfernte, brach der kleine Greis aus seiner Reihe, mit dem Spalier, das sich um ihn her auflöste, und man sah ihn so hastig laufen, als es ihm seine kleinen, siebenzigjährigen Beine erlaubten.
IX.
Der Schweizer-Teich
Jedermann kennt das in der schönen Jahreszeit bläuliche, schillernde, im Winter weiße, runzelige Viereck, das man noch heute den Schweizer-Teich nennt.
Eine Allee von Linden, die ihre röthlichen Arme freudig in der Sonne ausstrecken, begränzt jedes Ufer des Teiches; diese Allee ist von Spaziergängern jedes Alters und jedes Rangs bevölkert, die sich an dem Schauspiel der Schlitten und der Schlittschuhläufer ergötzen.
Die Toiletten der Frauen bieten das glänzende Gemische des ein wenig beengenden Luxus vom alten Hof und der etwas launenhaften Ungezwungenheit der neuen Mode.
Die hohen Frisuren, die dunkeln Schleier, jugendliche Stirnen beschattend, die Stoffhüte in großer Mehrheit, die Pelzmäntel und die weiten Falten der seidenen Kleider bilden ein wunderliches Gemenge mit den orangefarbigen Röcken, den himmelblauen Ueberröcken, den gelben Livreen und den großen weißen Leviten.
Die blau und rothen Bedienten durchschneiden diese ganze Menge wie Klatschrosen und Kornblumen, die der Wind zwischen den Aehren oder auf dem Klee wogen läßt.
Zuweilen ward ein Schrei in der Versammlung hörbar; Saint-Georges, der kühne Schlittschuhläufer, hat einen so vollkommenen Kreis ausgeführt, daß ein Geometer, der denselben messen würde, keinen merklichen Fehler fände.
Während die Ufer des Teiches mit einer solchen Anzahl von Zuschauern bedeckt sind, daß sie durch die Berührung erwärmen und von fern aussehen, wie ein buntscheckiger Teppich, über dem ein Dunst schwebt, der des Hauches, dessen sich die Kälte bemächtigt, bietet der Teich selbst, zu einem dichten Eisspiegel geworden, den geschmücktesten und besonders beweglichsten Anblick.
Hier ist es ein Schlitten, den drei ungeheure Molosser, nach russischer Manier angespannt, über das Eis hinfliegen machen.
In eine Sammetdecke gekleidet, darauf Wappen gestickt, auf dem Kopf flatternde Federn, gleichen die Hunde jenen chimärischen Thieren in den Teufelsscenen von Callot ober den Hexenbildern von Goya.
Nachlässig in seinem Schlitten sitzend, der mit Tigerfellen ausgestopft ist, neigt sich ihr Gebieter, Herr von Lauzun, auf die Seite, um frei zu athmen, was er wahrscheinlich nicht vermöchte, wenn er dem Strome des Windes folgen würde.
Einzelne Schlitten von bescheidenem Aussehen suchen da und dort sich abzusondern. Eine ohne Zweifel der Kälte wegen verlarvte Dame fährt in einem dieser Schlitten, während ein schöner Schlittschuhläufer in weitem Sammtüberrock mit goldenen Schnüren und Litzen sich auf die Lehnen neigt, um dem Schlitten, den er zugleich antreibt und lenkt, einen rascheren Impuls zu geben.
Die Worte werden zwischen der verlarvten Dame und dem Schlittschuhläufer im Sammetüberrock im Bereiche des Hauches ausgetauscht, und Niemand könnte diese Rendezvous unter dem Himmelsgewölbe im Angesicht von ganz Versailles tadeln.
Was ist den Andern daran gelegen, was sie sagen, da man sie sieht? was ist ihnen daran gelegen, daß man sie sieht, da man sie nicht hört? Sie führen offenbar inmitten dieser ganzen Welt ein abgesondertes Leben; sie ziehen durch die Menge wie Wandervögel. Wohin gehen sie? Nach der unbekannten Welt, welche jede Seele sucht und die man das Glück nennt. Plötzlich entsteht unter diesen Sylphen, die mehr gleiten als gehen, eine große Bewegung, erhebt sich ein gewaltiger Tumult.
Es ist nämlich die Königin beim Schweizer-Teich erschienen, man hat sie erkannt und schickt sich an, ihr den Platz zu überlassen; doch durch ein Zeichen mit der Hand bedeutet sie Jedem, er möge bleiben. Der Ruf: es lebe die Königin! ertönt; die ertheilte Erlaubniß benützend bilden die fliegenden Schlittschuhläufer und die Schlitten, die man treibt, wie durch eine electrische Bewegung einen Kreis um die Stelle, wo die erhabene Fürstin angehalten hat.
Die allgemeine Aufmerksamkeit ist auf sie gerichtet.
Die Männer nähern sich durch geschickte Manöver; die Frauen machen sich mit einer ehrfurchtsvollen Wohlanständigkeit zurecht; Jeder findet ein Mittel, sich mit der Gruppe der Cavaliere und der hohen Officiere zu vermischen, welche der Königin ihre Huldigung darbringen.
Unter den Hauptpersonen, die das Publikum wahrgenommen hat, ist eine sehr bemerkenswerthe, die, statt dem allgemeinen Impuls zu folgen und der Königin entgegen zu kommen, sobald sie ihre Toilette und ihre Umgebung erkennt, ihren Schlitten verläßt und sich in eine Gegenallee wirft, wo sie mit den Leuten ihres Gefolges verschwindet.
Der Graf von Artois, den man unter der Zahl der leichtesten und zierlichsten Schlittschuhläufer gewahrte, durcheilte nicht zuletzt den Raum, der ihn von seiner Schwägerin trennte.
Er küßte ihr die Hand und flüsterte ihr zugleich zu:
»Sehen Sie, wie unser Bruder, Herr von Provence, uns aus dem Wege geht.«
So sprechend, deutete er mit dem Finger auf die Königliche Hoheit, die mit großen Schlitten in das mit Reif bedeckte Gehölz ging, um auf einem Umweg ihren Wagen aufzusuchen.
»Er will nicht, daß ich ihm Vorwürfe mache,« sagte die Königin.
»Oh! was die Vorwürfe betrifft, die er erwartet, so ist das meine Sache, und nicht darum fürchtet er Sie.«
»Seines Gewissens wegen also?« fragte die Königin mit ernstem Tone.
»Aus einem andern Grund, meine Schwester.«
»Warum denn?«
»Ich will es Ihnen sagen. Er hat erfahren, daß Herr von Suffren, der glorreiche Sieger, diesen Abend ankommen soll, und da die Nachricht wichtig ist, so will er Sie dieselbe nicht wissen lassen.«
Die Königin sah um sich her einige Neugierige, deren Ohren der Respect nicht so sehr entfernte, daß sie nicht die Worte ihres Schwagers hören konnten. »Herr von Taverney,« sagte sie, »haben Sie die Güte, für meinen Schlitten besorgt zu sein, und wenn Ihr Vater da ist, umarmen Sie ihn; ich gebe Ihnen für eine Viertelstunde Urlaub.«
Der junge Mann