Название | Der Wohlstand der Nationen |
---|---|
Автор произведения | Adam Smith |
Жанр | Зарубежная классика |
Серия | |
Издательство | Зарубежная классика |
Год выпуска | 0 |
isbn |
Ein Zimmermann scheint noch eher ein eigneres und künstlicheres Gewerbe zu treiben als ein Maurer. Dennoch ist sein Tagelohn an den meisten Orten etwas niedriger. Seine Beschäftigung hängt zwar auch stark von den zufälligen Bestellungen seiner Kunden ab, aber doch nicht so völlig, und ist der Gefahr nicht ausgesetzt, durch das Wetter unterbrochen zu werden.
Wenn Gewerbe, die in der Regel unausgesetzte Beschäftigung bieten, dies an bestimmten Orten nicht tun, so steigt der Lohn der Arbeiter immer ein gut Teil über ihr gewöhnliches Verhältnis zum Lohn gemeiner Arbeit. In London können fast alle Handwerksgesellen gerade so wie Tagelöhner an anderen Orten, von ihren Meistern von Tag zu Tag oder von Woche zu Woche angenommen oder entlassen werden. Die niedrigste Klasse der Handwerker, die Schneidergesellen, verdienen demgemäß dort eine halbe Krone (2 ½ Schilling) täglich, während als Tagelohn für gemeine Arbeit nur achtzehn Pence gerechnet werden. In kleinen Städten und auf dem Lande kommt der Lohn der Schneidergesellen oft kaum dem für gemeine Arbeit gleich; in London aber sind sie oft viele Wochen ohne Beschäftigung, besonders im Sommer.
Wenn zu der Unbeständigkeit der Beschäftigung noch die Schwierigkeit, Unannehmlichkeit und Unreinlichkeit der Arbeit kommt, so erhöht dies bisweilen den Lohn der gemeinsten Arbeit über den der geschicktesten Handwerker. Ein Bergmann, der im Gedinge arbeitet, soll in Newcastle gewöhnlich doppelt, und in manchen Teilen Schottlands dreimal so viel verdienen als der Tagelohn für gemeine. Arbeit beträgt. Sein hoher Lohn entspringt aus der Schwierigkeit, Unannehmlichkeit und Unreinlichkeit seiner Arbeit zugleich. Die Dauer seiner Beschäftigung hängt dagegen fast ganz von ihm selbst ab. Die Kohlenträger in London treiben ein Geschäft, das an Schwierigkeit, Schmutz und Unannehmlichkeit dem der Bergleute fast gleichkommt, und ihre Beschäftigung ist wegen der unvermeidlichen Unregelmäßigkeit im Anlangen der Kohlenschiffe meist sehr unbeständig. Wenn daher die Bergleute doppelt und dreimal so viel verdienen als für gemeine Arbeit bezahlt wird, so dürfte es nicht unbillig erscheinen, dass Kohlenträger zu Zeiten vier bis fünfmal so viel verdienen. In der Untersuchung, welche man vor einigen Jahren über ihre Lage anstellte, ergab sich, dass sie nach dem Satze, nach welchem sie damals bezahlt wurden, sechs bis zehn Schilling des Tages verdienen konnten. Sechs Schilling sind etwa viermal so viel, wie der Lohn für gemeine Arbeit in London, und in jedem Geschäft kann der niedrigste gewöhnliche Verdienst stets als der der Mehrzahl angesehen werden. So übermäßig jener Verdienst auch erscheinen mag, so würde doch, wenn er mehr als hinreichend wäre, um alle die unangenehmen Umstände des Geschäfts auszugleichen, in einem Gewerbe, das kein ausschließliches Privilegium hat, bald ein so großer Zufluss von Mitbewerbern eintreten, dass der Verdienst bald auf einen niedrigeren Satz zurückschnellen würde.
Die Beständigkeit oder Unbeständigkeit der Beschäftigung kann auf den gewöhnlichen Kapitalgewinn in einem Geschäftszweige keinen Einfluss üben. Ob das Kapital beständig verwendet wird oder nicht, hängt nicht vom Geschäft, sondern vom Geschäftstreibenden ab.
Viertens, der Arbeitslohn schwankt je nach dem größeren oder geringeren Vertrauen, das in den Arbeiter gesetzt werden muss.
Der Lohn der Goldschmiede und Juweliere ist überall höher als der vieler anderer Arbeiter, nicht allein von gleicher, sondern von weit höherer Begabung: nämlich wegen der kostbaren Materialien, die ihnen an vertraut werden.
Dem Arzte vertrauen wir unsere Gesundheit, dem Sachwalter und Advokaten unser Vermögen und mitunter unser Leben und unsern guten Ruf an. Ein solches Vertrauen könnte man nicht mit Sicherheit auf Leute setzen, die sich in einer sehr mittelmäßigen oder schlechten Lage befinden. Darum muss ihre Belohnung der Art sein, dass sie ihnen den gesellschaftlichen Rang verschafft, den ein so großes Vertrauen erfordert. Wird zu diesem Umstande noch die lange Zeit und die Kostspieligkeit ihrer Erziehung gerechnet, so muss dies notwendig den Preis ihrer Arbeit noch mehr erhöhen.
Legt jemand nur sein eigenes Kapital in einem Geschäfte an, so kann von einem in ihn gesetzten Vertrauen keine Rede sein, und der Kredit, den er bei anderen Leuten findet, hängt nicht von der Natur seines Geschäfts, sondern von der Meinung ab, welche sie von seinem Glück, seiner Rechtschaffenheit und Klugheit hegen. Die verschiedenen Gewinnsätze in den verschiedenen Geschäftszweigen können also nicht aus den verschiedenen Graden des Vertrauens entspringen, das man auf die Geschäftstreibenden setzt.
Fünftens, der Arbeitslohn in den mancherlei Beschäftigungen schwankt je nach der Wahrscheinlichkeit oder Unwahrscheinlichkeit des Erfolgs in ihnen.
Die Wahrscheinlichkeit, dass jeder zu dem Geschäft, das er erlernt hat, sich auch befähigt zeigen werde, ist in den verschiedenen Erwerbszweigen sehr verschieden. Bei den meisten Handwerkern ist der Erfolg fast sicher; äußerst unsicher hingegen ist er in den freien Berufsarten. Gib deinen Sohn zu einem Schuhmacher in die Lehre, und es unterliegt kaum einem Zweifel, dass er ein Paar Schuhe machen lernen wird; lass ihn aber die Rechte studieren, und es steht zwanzig gegen eins, ob er so weit kommen wird, von seinem Beruf leben zu können. In einer ganz ehrlichen Lotterie müssten die, welche die Treffer ziehen, den ganzen Verlust derer, auf die die Nieten fallen, gewinnen. In einer Berufsart, wo zwanzig ihr Ziel verfehlen, während nur einer es erreicht, müsste dieser eine alles gewinnen, was die verunglückten Zwanzig gewonnen haben sollten. Der Anwalt, der vielleicht erst im vierzigsten Jahre anfängt, aus seinem Beruf einigen Erwerb zu ziehen, würde die Vergütung nicht allein für seine eigene so langwierige und kostspielige Erziehung, sondern auch für die der zwanzig andern erhalten müssen, die wahrscheinlich niemals durch ihren Beruf etwas erwerben werden. So übermäßig auch die Gebühren des Anwalts zuweilen erscheinen mögen, so erreicht ihre wirkliche Bezahlung doch niemals diese Höhe. Man berechne für einen bestimmten Ort, wie viel die Arbeiter in einem gewöhnlichen Geschäft, z. B. in dem Schuhmacher- oder Weberhandwerk jährlich ungefähr gewinnen, und wie viel sie jährlich ausgeben, so wird man finden, dass die erstere Summe gewöhnlich größer ist als die letztere. Man mache aber dieselbe Berechnung bei allen Anwälten und denen, die es werden wollen, und man wird finden, dass ihre jährlichen Gewinne zu ihren jährlichen Ausgaben in umgekehrtem Verhältnis stehen, auch wenn man die ersteren so hoch und die letzteren so niedrig als möglich anschlägt. Folglich ist die Lotterie der Juristerei sehr weit davon entfernt, eine ganz ehrliche Lotterie zu sein; und dieser wie viele andere freie und ehrenvolle Berufe werden vom Gesichtspunkte des Geldgewinns aus offenbar zu schlecht bezahlt.
Diese Berufsarten halten gleichwohl den übrigen die Waage, und die besten und strebsamsten Köpfe drängen sich trotz dieser entmutigenden Umstände mit Eifer zu ihnen. Zu ihrer Empfehlung dient zweierlei: erstens das Verlangen nach dem Ansehen, welches denen zu Teil wird, die es in ihrem Beruf zu etwas Hervorragendem bringen, und zweitens das natürliche Vertrauen, das jeder mehr oder weniger auf seine Fähigkeiten und sein gutes Glück setzt.
In einem Berufe hervorzuragen, in welchem es nur wenige zur Mittelmäßigkeit bringen, ist der entscheidendste Beweis von dem, was man Genie oder höhere Talente nennt. Die allgemeine Bewunderung, die so hervorragenden Fähigkeiten zuteilwird, macht immer, je nach dem Grade des Ansehens, einen größeren oder kleineren Teil ihrer Belohnung aus. Einen erheblichen Teil der Belohnung bildet sie in dem Berufe eines Arztes; einen noch größeren vielleicht in dem eines Anwalts; beinahe die ganze Belohnung aber macht sie bei Dichtern und Philosophen aus.
Es gibt einige höchst angenehme und schöne Talente, die ihrem Besitzer eine gewisse Bewunderung eintragen, deren Ausübung für Geld aber, sei es mit Recht oder aus Vorurteil, für eine Art von öffentlicher Selbstentwürdigung angesehen wird. Darum muss der Geldlohn derjenigen, die von ihnen in dieser Weise Gebrauch machen, groß genug sein, um sie nicht bloß für die auf die Ausbildung ihrer Talente verwendete Zeit, Arbeit und Kosten, sondern auch für die Geringschätzung, welche mit ihrer Verwertung als Unterhaltsmittel verknüpft ist, schadlos zu halten. Die übermäßigen Gehalte der Schauspieler, Opernsänger, Operntänzer u. s. w. beruhen auf diesen beiden Gründen: auf der Seltenheit und Schönheit ihrer Talente, und auf der Geringschätzung, mit der man ihre Verwertung betrachtet. Es scheint beim ersten Anblick abgeschmackt, dass wir ihre Personen verachten und ihre Talente doch mit der verschwenderischsten Freigebigkeit belohnen. Aber gerade, weil wir das eine tun, müssen wir notwendig auch das andere tun. Sollte sich einmal die öffentliche Meinung oder das Vorurteil über diese Erwerbsarten ändern,