Salvator. Александр Дюма

Читать онлайн.
Название Salvator
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
Серия
Издательство Зарубежная классика
Год выпуска 0
isbn



Скачать книгу

der Pflanzen, plötzlich aus einem Blumenkelche oder aus einem Baumstamme hervorkommend, den Vorschlag gemacht, mein Leben mit ihr in diesem anbetungswürdigen Wirrwarr zuzubringen, ich würde es wahrscheinlich angenommen haben, ohne mich darum zu bekümmern, was die andere Fee, die mich in der Grande Rue d’Enfer erwartete, sagen dürste.

      Es war nicht die Fee, die aus ihrem grünen Palaste hervorkam: es war mein schwarzer Mann, der, während er seinen Stock sich drehen ließ und da und dort alle Köpfe der Pflanzen, die sich in seinem Bereiche fanden, unbarmherzig niederschlug, mich zu einem Gestrüppe führte, das dichter, als eines von denen, durch welche ich noch gedrungen, und mit rauher Stimme zu mir sagte:

      »passieren Sie!«

      Der Hund passierte zuerst, ich passierte nach ihm.

      Der schwarze Mann folgte mir, und ich war nicht ohne Besorgniß hinsichtlich dieses neuen den Marsch unserer Karavane betreffenden Befehles: ich hatte mich als ein Käufer vorgestellt: ein Käufer ist reich, und ein Stockstreich aus das Hinterhaupt ist so schnell gegeben.

      Ich schaute hinter uns: hinter uns war das Gebüsch schon wieder geschlossen.

      Plötzlich fühlte ich mich am Kragen meines Ueberrocks gepackt und zurückgezogen . . . Ich glaubte, der Augenblick des Kampfes sei gekommen.

      Ich drehte mich um.

      »Halten Sie doch an!« sagte der schwarze Mann zu mir.

      »Und warum soll ich anhalten?«

      »Sehen Sie nicht diesen Brunnen vor Ihnen.«

      Ich schaute nach dem bezeichneten Orte: ich sah einen aus dem Boden gezogenen schwarzen Kreis, und erkannte in der That der Erde gleich die Oeffnung eines Brunnens.

      Ein Schritt mehr, und ich verschwand hinabgestürzt!

      Ah! ich gestehe; diesmal durchlief ein Schauer meine Adern.

      »Ein Brunnen?« wiederholte ich.

      »Ja, der in die Katakomben geht, wie es scheint.«

      Und der schwarze Mann suchte einen Stein, den er in den Schlund warf.

      Einige Augenblicke, die mir endlos dünkten . . . zehn Secunden vielleicht . . . verliefen. Endlich hörte ich ein dumpfes Geräusch, ein unterirdisches Echo: der Stein hatte den Boden berührt.

      »Es ist schon ein Mensch hinuntergefallen,« sprach mein Führer ruhig, »und Sie begreifen wohl, daß man ihn nie wiedergesehen hat . . . Vorwärts!«

      Ich umging den Brunnen den weitesten Kreis beschreibend, welchen zu beschreiben mir möglich war.

      Fünf Minuten nachher trat ich unversehrt aus dem Gestrüppe hervor; als ich aber an den Saum kam, fühlte ich mich kräftig beim Arme gepackt.

      Ich fing übrigens an mich an die seltsamen Manieren meines Führers zu gewöhnen; sodann, statt in voller Finsternis zu sein, wie ich es fünf Minuten vorher war, befanden wir uns unter einem Mondstrahle.

      »Nun?« fragte ich ziemlich ruhig.

      »Nun,« antwortete der schwarze Mann, indem er mit dem Finger auf einen Maulbeerfeigenbaum deutete, »hier ist der Baum.«

      »Welcher Baum?«

      »Der Maulbeerfeigenbaum, bei Gott!« »Ich sehe wohl, daß dies ein Maulbeerfeigenbaum ist . . . Doch weiter?«

      »Das ist der Ast.«

      »Welcher Ast?«

      »Der Ast, an den er sich gehängt hat.«

      »Wer denn?«

      »Der arme Georges.«

      Ich erinnerte mich in der That dieser Geschichte eines Gehenkten, von der ich unbestimmt hatte reden hören.

      »Ah! ah!« sagte ich. »Und wer war dieser arme Georges?«

      »Ein armer Junge, den man so nannte.«

      »Und warum nannte man ihn so?«

      »Weil es ein armer Junge war.«

      »Und warum war es ein armer Junge?«

      »Wenn ich Ihnen sage, daß er sich gehenkt hat!«

      »Warum hat er sich aber gehenkt?«

      »Weil es ein armer Junge war.«

      Ich sah, es wäre unnütz, das Verhör weiter zu treiben. Mein fantastischer Führer fing an mir unter seinem wahren Gesichtspunkte zu erscheinen, das heißt als, ein Idiot.

      Nun packte ich ihn beim Arme, und ich fühlte, daß er zitterte.

      Ich richtete ein paar neue Fragen an ihn, und ich bemerkte, daß das Zittern seines Körpers bis in seine Stimme übergegangen war.

      Da begriff ich, daß sein Widerwille, mich den Garten und das Haus bei Nacht besichtigen zu lassen, nichts Anderes war als Furcht.

      Es blieb mir die dunkle Farbe der Kleider, des Gesichtes und des Hundes zu erklären; ich wollte hierüber eine Erklärung verlangen, doch mein Führer ließ mir nicht Zeit, und als hätte er Eile gehabt, sich von dem verdammten Baume zu entfernen, stürzte er wieder in das Gehölze und sagte:

      »Lassen Sie uns ein Ende machen: kommen Sie!«

      Diesmal ging er voran.

      Wir drangen abermals in das Gehölze ein: es war ein Wald von einem Morgen, doch die Bäume waren so dick und dergestalt an einander gedrängt, daß er eine Meile zu haben schien.

      Was das Haus betrifft, das war das Ideal von seinem Genre: Alles war hier eingesunken, zerrissen, gespalten, in Trümmern: man stieg dazu aus einer Freitreppe von vier bis fünf Stufen hinaus: sodann gelangte man von dieser Art von Plattform in die aus die Rue de l’Est gehende Pièce aus einer zweiten steinernen Schneckentreppe: nur waren hier die Stufen getrennt, und an zwanzig verschiedenen Stellen mußte man das Licht dadurch sehen.

      Ich war im Begriffe, hinaufzusteigen: doch zum dritten Male fühlte ich die Hand meines Führers mich zurückziehen.

      »Ei! mein Herr,« sagte er, »was machen Sie denn?«

      »Ich besichtige das Haus.«

      »Hüten Sie sich wohl! es hält an nichts, das Haus, und bliese man ein wenig stark daraus, so würde man es einfallen machen.«

      Und in der That, – mag nun Einer zu stark daraus geblasen haben, – der Nordwind zum Beispiel, – mag es des Daraufblasens gar nicht bedurft haben, ein Theil vom Gebäude ist heute eingestürzt.

      Ich eilte nicht nur die zwei Stufen der Schneckentreppe, die ich erstiegen hatte, sondern auch die vier oder fünf Stufen der Freitreppe wieder hinab. Mein Besuch war beendigt, ich hatte nur noch wegzugehen . . . Doch wo hinaus ging man weg?

      Man hätte glauben sollen, mein Führer errathe meinen Wunsch, und er theile ihn lebhaft: denn er wandte sich gegen mich um und sagte:

      »Nicht wahr, Sie haben genug?«

      »Habe ich Alles gesehen?«

      »Durchaus Alles.«

      »Nun, so lassen Sie uns gehen!«

      Er öffnete eine in der Dunkelheit verborgene, wie es unter dem Gewölbe war, unsichtbare kleine Thüre, und wir befanden uns in der Rue de l’Est. Ich folgte maschinenmäßig meinem Manne bis zu seinem Keller: ich war begierig, Cacus in seine Höhle zurückkehren zu sehen.

      In unserer Abwesenheit hatte sich der Keller er’leuchtet: ein Licht brannte bei der Thüre. Unten an der Treppe wartete ein Mann, so ähnlich demjenigen, mit welchem ich es zu thun hatte, daß man hätte glauben sollen, es sei sein Schatten: er war schwarz wie der Andere vom Kopfe bis zu den Füßen.

      Die zwei Neger kamen einander entgegen und drückten sich die Hand: sie knüpften das Gespräch in einer Sprache an, die mir Anfangs fremd schien, bald aber, Dank sei es der Aufmerksamkeit, die ich darauf verwandte, erkannte ich, daß es auvergnatisch war.

      Sobald ich auf der Fährte, war das Uebrige nicht schwer zu finden.

      Ich hatte es ganz einfach mit einem Mitgliede der ehrenwerthen Brüderschaft