La San Felice. Александр Дюма

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Название La San Felice
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
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Издательство Зарубежная классика
Год выпуска 0
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siehst es ja,« sagte sie, »ich träume.«

      »Ich glaubte bis jetzt, nur die vornehmen Damen träumten und wir armen Leute begnügten uns mit dem Nachdenken. Ich vergaß aber, daß, wenn Du auch noch keine vornehme Dame bist, Du doch eine zu werden gedenkst. Welch ein Unglück, daß Nanno deine Hand nicht gesehen! Wahrscheinlich hätte sie Dir prophezeit, daß Du Herzogin werden würdest, ebenso wie sie mir prophezeit hat, daß ich einmal Oberst werde.«

      »Ich bin keine vornehme Dante und kann nicht verlangen, daß Nanno ihre Zeit dazu anwende, mir wahrzusagen.«

      »Nun, bin ich vielleicht ein vornehmer Herr? Dennoch hat sie mir wahrgesagt. Freilich that sie es wahrscheinlich blos, um mich zum Besten zu haben.«

      Nina schüttelte verneinend den Kopf.

      »Nanno lügt nicht,« sagte sie.

      »Dann werde ich also wirklich gehängt werden?«

      »Das ist allerdings sehr wahrscheinlich.«

      »Sehr verbunden! Und warum glaubst Du, daß Nanno nicht lüge?«

      »Weil sie meiner Herrin die Wahrheit gesagt hat.«

      »Wieso die Wahrheit?«

      »Hat sie ihr nicht den jungen Mann, welcher vom Pausilippo herabkam, ganz genau geschildert? Groß, schön jung, fünfundzwanzig Jahre. Hat sie ihr nicht gesagt, daß er von vier, dann von sechs Männern belauert werde? Hat sie ihr nicht gesagt, daß dieser Unbekannte, dessen Bekanntschaft wir seitdem gemacht, in großer Gefahr schwebe? Hat sie ihr endlich nicht gesagt, daß es ein Glück für sie wäre, wenn dieser junge Mann getödtet würde, weil, wenn dies nicht der Fall wäre, sie ihn lieben und diese Liebe einen verderblichen Einfluß aus ihr Schicksal ausüben würde?«

      »Nun, und?«

      »Nun, Alles dies ist eingetroffen. Der Unbekannte kam vom Pausilippo. Er war jung und schön. Er zählte fünfundzwanzig Jahre. Er ward von sechs Männern verfolgt. Er schwebte in großer Gefahr, denn er ward an dieser Thür beinahe tödtlich verwundet. Hierzu,« fuhr Giovannina mit einer fast unbemerkbaren Aenderung in ihrem Tone fort, »hierzu kommt, daß, als ob die Prophezeiung in jeder Beziehung in Erfüllung gehen sollte, Signora ihn liebt.«

      »Was sagst Du da?« rief Michele. »So schweig doch!«

      Giovannina schaute sich um.

      »Hört uns vielleicht Jemandt?« fragte sie. »Nein. Nun gut,« fuhr sie dann fort. »was kommt dann weiter darauf an? Bist Du deiner Milchschwester nicht eben so ergeben, wie ich meiner Herrin?«

      »Allerdings! Auf Leben und Tod! Dessen kann sie sich rühmen.«

      »In diesem Falle wird sie wahrscheinlich eines Tages deiner ebenso bedürfen, wie sie meiner bedürfen wird. Was glaubst Du wohl, was ich an dieser Thür machese?«

      »Du hast es mir schon gesagt. Du schaust in’s Weite.»

      »Bist Du auf dem Wege nicht dem Chevalier San Felice begegnet?»

      »Auf der Höhe von Pie di Gratia? Ja.«

      »Ich stand hier, um zu sehen, ob er nicht vielleicht wieder umkehrte, wie er gestern gethan.«

      »Was? Er kehrte um? Argwohnte er etwas?«

      »Er etwas argwohnen? Ach der arme gute Herr! Lieber würde er glauben, was er neulich nicht glauben wollte, nämlich, daß die Erde ein durch einen Kometen von der Sonne abgesprengtes Bruchstück sei, als daß seine Frau ihn hintergeht. Uebrigens hintergeht sie ihn auch nicht, oder hat es wenigstens bis jetzt noch nicht gethan. Sie liebt den Signor Salvato, das ist Alles. Dennoch aber ist es nicht weniger wahr, daß ich, wenn der Chevalier mich gefragt hätte, in große Verlegenheit gekommen wäre, denn sie ist jetzt schon bei ihrem theuren Verwundeten, den sie weder Tag noch Nacht verläßt.«

      »Dann hat sie Dich wohl beauftragt, Dich zu überzeugen, daß der Chevalier heute seinen Weg nach dem königlichen Palast ununterbrochen fortsetze?«

      »O nein! Gott sei Dank, so weit ist sie bis jetzt noch nicht, aber sei unbesorgt, es wird nach so weit kommen. Nein, ich sah blos, daß sie unruhig war, fortwährend hin und her ging, einmal nach dem Corridor, das andere Mal nach dem Garten hinausschaute und sich gern ans Fenster gestellt hätte, was sie aber nicht wagte. Ich sagte zu ihr: »Wollen Sie nicht sehen, Signora, ob Signor Salvato Ihrer bedarf? Sie sind ja seit zwei Uhr Morgens nicht mehr bei ihm gewesen. – »Ich wage es nicht, liebe Nina,« antwortete sie. »Ich fürchte, daß mein Gemahl wie gestern etwas vergessen habe und Du weißt, daß der Doctor Cirillo gesagt hat, es sei von der größten Wichtigkeit, daß mein Gemahl von der Anwesenheit dieses jungen Mannes in dem Hause der Herzogin Fusco nichts erfahre.« – »O, deswegen machen Sie sich keine Sorge, Signora,« antwortete ich ihr. »Ich kann ja die Straße überwachen, und wenn der Chevalier zufällig wie gestern wieder kommen sollte, so werde ich es, sobald ich ihn von Weitem kommen sehe, Ihnen sofort melden.« – »Ach meine gute kleine Nina,« entgegnete sie, »willst Du wirklich so freundlich sein?«– — »Ja wohl, Signora,« antwortete ich, »es wird mir dies sogar selbst wohlthätig sein, denn ich bedarf der frischen Luft.« – Und somit habe ich mich als Schildwache hierhergestellt und genieße das Vergnügen, mit Dir zu plaudern, während Signora mit ihrem Verwundeten plaudert.«

      Michele betrachtete Giovannina mit einem gewissen Erstaunen. Es lag in den Worten und in dem Tone des jungen Mädchens etwas Bitteres und Schroffes.

      »Und der junge Mann, der Verwundete?« fragte Michele.

      »Ich höre.«

      »Liebt er Signora wieder?«

      »Ob er sie wieder liebt? Das wollte ich meinen. Er betrachtet sie mit verzehrenden Blicken. Sobald sie das Zimmer verläßt, schließen sich seine Augenlider, als oh er nichts mehr zu sehen brauchte, nicht einmal das Tageslicht. Cirillo, der Arzt, derselbe, welcher verbietet, daß die Männer es erfahren, « wenn ihre Frauen schöne verwundete junge Männer pflegen, hat ihm allerdings das Sprechen untersagt, weil er sich leicht ein Lungengefäß sprengten könne, aber der junge Herr gehorcht ihm in diesem Punkte eben so wenig als in einem andern. Kaum sind sie allein, so fangen sie an zu sprechen, ohne auch nur eine Minute zu schweigen.«

      »Und wovon sprechen sie?«

      »Das weiß ich nicht.«

      »Dann halten sie Dich also entfernt?«

      »O nein, im Gegentheile, Signora gibt mir fast allemal durch eine Geberde zu verstehen, daß ich bleiben soll.«

      »Dann sprechen sie wohl leise?«

      »Nein, sie sprechen laut, aber englisch oder französisch. Der Chevalier ist ein vorsichtiger Mann,« setzte Nina mit seltsamem Lächeln hinzu; »er hat seiner Frau zwei fremde Sprachen gelernt, damit sie mit den Fremden ungehindert von ihren Angelegenheiten sprechen könne, ohne daß die Leute im Hause etwas davon verstehen.«

      »Ich kam, um Luisa zu sprechen,« sagte Michele, »aber nach dem, was Du mir da sagst, würde ich sie wahrscheinlich stören. Ich werde mich daher begnügen, zu wünschen, daß Alles für sie und für mich einen bessern Ausgang nehme, als Nanno prophezeit hat.«

      »Nein, Du wirst bleiben, Michele. Das letzte Mal, als Du hier warst, schalt sie mich aus, daß ich Dich hatte gehen lassen, ohne sie gesprochen zu haben. Wie es scheint, will der Verwundete sich auch bei Dir bedanken.«

      »Meiner Treu, ich hätte ebenfalls große Lust, ihm meinerseits einige Schmeicheleien zu sagen. Er ist ein famoser Schläger und der Beccajo hat die Wucht seines Armes kennen gelernt.«

      »Nun, dann wollen wir eintreten, und da jetzt nicht mehr zu befürchten steht, daß der Chevalier wieder komme, so will ich Signora melden, daß Du da bist.«

      »Du weißt also gewiß, daß mein Besuch ihr nicht unangenehm sein wird?«

      »Ich sage Dir, sie wird sich darüber freuen.«

      »Nun, dann wollen wir hineingehen.«

      Und die Beiden verschwanden in dem Garten, um bald darauf wieder auf der Höhe der Terrasse zum Vorschein zu kommen und dann abermals in dem Hause zu verschwinden.

      Ganz wie Nina