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am Rande des Gartens und versuchte dabei jeglichen Augenkontakt mit den Anwesenden zu vermeiden. Aber gerade als er um die Ecke biegen wollte, stellte Stephania sich ihm in den Weg. Ihre braunen Augen leuchteten auf.

      „Guten Abend Thanos“, sagte sie mit einem bezaubernden Lächeln auf den Lippen, dass wohl den meisten der jungen Männer die Spucke aus den Mundwinkeln geflossen wäre. Allen außer Thanos.

      „Dir auch einen guten Abend“, sagte Thanos, umrundete sie und setzte seinen Weg fort.

      Sie hob den Saum ihrer Stola und folgte ihm wie eine Fliege, die man nicht mehr loswird.

      „Findest du es nicht auch furchtbar ungerecht, dass – “, setzte sie an.

      „Ich habe zu tun“, antwortete er mit barscherem Tonfall als gewollt, sodass sie kurz innehielt. Er drehte sich zu ihr um. „Es tut mir leid… Ich habe diese Partys nur so satt.“

      „Vielleicht hast du ja Lust einen kleinen Spaziergang mit mir im Garten zu machen?“ sagte Stephania. Ihre rechte Augenbraue schnellte in die Höhe während sie näher trat.

      Das war so ziemlich das letzte was er gewollt hätte.

      „Hör mal“, sagte er, „ich weiß, dass die Königin und deine Mutter sich in den Kopf gesetzt haben uns irgendwie zusammenzubringen, aber – “

      „Thanos!“ hörte es jemanden hinter ihm rufen.

      Thanos drehte sich um und erblickte den Boten des Königs.

      „Der König würde sich freuen, wenn Sie zu ihm in den Gartenpavillon kommen würden“, sagte er. „Und Sie ebenso, gnädige Frau“

      „Darf ich fragen warum?“ fragte Thanos.

      „Es gibt wohl einiges zu besprechen“, sagte der Bote.

      Da er in der Vergangenheit keine regelmäßigen Unterredungen mit dem König gehabt hatte, fragte sich Thanos, worum es wohl gehen würde.

      „Selbstverständlich“, sagte Thanos.

      Zu seinem Missfallen hakte sich eine überaus wohlgelaunte Stephania bei ihm ein und zusammen folgten sie dem Boten hinüber zu der Laube des Königs.

      Als Thanos bemerkte, dass mehrere Berater des Königs und sogar der Kronprinz anwesend waren, kam ihm die Einladung in diese Runde noch seltsamer vor. Sie alle hatten bereits auf Bänken und Stühlen Platz genommen. Er würde kaum etwas zu ihren Gesprächen beizutragen haben, da seine Vorstellung von Regierungsführung stark von der ihren abwich. Das Beste ist es einfach den Mund zu halten, dachte er.

      „Was für ein schönes Paar ihr seid“, sagte die Königin mit einem strahlenden Lächeln als sie eintraten.

      Thanos biss sich auf die Lippe und bot Stephania einen Stuhl neben ihm an.

      Nachdem alle eingetroffen waren, erhob sich der König und die Versammlung verstummte. Sein Onkel trug eine knielange Toga, doch im Gegenzug zu den weißen, roten und blauen Gewändern der Anderen, war seines in violett, der Farbe, die dem König vorbehalten war. Auf seinem zunehmend haarlosen Haupt thronte ein goldener Kranz und seine Wangen und Lider schienen trotz eines Lächelns zu hängen.

      „Die Massen sind aufsässig“, sagte er mit seiner ernsten Stimme langsam. Er ließ seinen Blick mit der Autorität eines Königs über die Gesichter gleiten. „Die Zeit ist überreif, sie daran zu erinnern, wer hier der König ist. Strengere Gesetze müssen eingeführt werden. Vom heutigen Tage an werden deshalb die Abgaben auf Eigentum und Nahrung verdoppelt.“

      Ein überraschtes Murmeln setzte ein, das von zustimmendem Nicken gefolgt wurde.

      „Eine vortreffliche Idee, Eure Exzellenz“, sagte einer seiner Berater.

      Thanos konnte seinen Ohren nicht trauen. Die Steuern verdoppeln? Er hatte sich mit Bürgerlichen unterhalten und wusste, dass die bisher verlangten Abgaben bereits mehr waren, als die meisten leisten konnten. Er hatte Mütter gesehen, die den Tod ihres verhungerten Kindes beweinten. Erst gestern hatte er einem obdachlosen, vier Jahre alten und klapperdürren Mädchen etwas zu essen gegeben.

      Thanos musste den Blick senken, um nicht dem Drang Einspruch gegen diese kranke Idee zu erheben nachzugeben.

      „Und außerdem“, fuhr der König fort, „wird von nun an der erstgeborene Sohn einer jeden Familie in der königlichen Armee dienen. Auf diese Weise werden wir der sich im Untergrund formierenden Revolutionsbewegung entgegenwirken.“

      Einer nach dem anderen beglückwünschte den König zu dieser weisen Entscheidung.

      Doch dann wendete sich der König Thanos zu.

      „Thanos“, sagte der König schließlich. „Du hast bisher geschwiegen. Sprich!“

      Es wurde still in der Gartenlaube und alle Augen richteten sich auf Thanos. Er stand auf. Er wusste, dass er dem verhungernden Mädchen, der trauernden Mutter, all denjenigen deren Leben scheinbar nicht zählte, eine Stimme geben musste. Er musste für sie sprechen, denn es würde sonst niemand tun.

      „Noch strengere Regeln werden die Rebellion nicht brechen“ sagte er mit klopfendem Herzen. „Sie werden sie damit nur noch mehr ermuntern. Die Bürger in Angst und Schrecken zu versetzen und ihnen jegliche Freiheit abzusprechen, wird sie der Revolution gegen uns in die Arme treiben.“

      Ein paar Leute lachten, andere besprachen sich untereinander. Stephania nahm seine Hand und versuchte ihn damit vorzeitig zum Schweigen zu bringen, doch er entzog sich diesem Versuch.

      „Ein großer König macht von Liebe und Angst Gebrauch, um seine Untergebenen zu regieren“, sagte Thanos.

      Der König warf der Königin einen nervösen Blick zu. Er erhob sich und ging zu Thanos hinüber.

      „Thanos du hast Mut bewiesen, deine Meinung hier vorzubringen“, sagte er und legte dabei eine Hand auf seine Schulter. „Doch war es nicht dein jüngerer Bruder, der kaltblütig von diesen Menschen ermordet wurde, Menschen, die sich selbst regierten wie du sagst?“

      Thanos kochte innerlich. Wie konnte sein Onkel es wagen den Tod seines Bruders an dieser Stelle so leichtfertig einzusetzen? Seit Jahren trauerte Thanos jede Nacht vor dem Einschlafen um seinen verlorenen Bruder.

      „Diejenigen, die meinen Bruder ermordeten, hatten nicht genug Essen, um am Leben zu bleiben“, sagte Thanos. „In der Verzweiflung ergreift der Mensch verzweifelte Maßnahmen.“

      „Stellst du etwa die Weisheit des Königs in Frage?“ fragte die Königin.

      Thanos konnte einfach nicht glauben, dass niemand dagegen Einspruch erhob. Sahen sie denn nicht wie ungerecht dieser Vorschlag war? Erkannten sie denn nicht, dass diese neuen Gesetze Öl in das Feuer der Revolution gießen würden?

      „Du wirst den Leuten damit nicht einen Moment lang glauben machen können, dass es dir um etwas anderes ginge, als ihnen Leid zuzufügen und deinen eigenen Vorteil zu suchen“, sagte Thanos.

      Aus der Gruppe kam Widerspruch.

      „Das sind harte Worte, Neffe“, sagte der König und blickte ihm in die Augen. „Ich habe fast den Eindruck, du würdest dich gerne der Rebellion anschließen.“

      „Oder vielleicht hat er das bereits?“ sagte die Königin mit skeptischem Blick.

      „Habe ich nicht“, knurrte Thanos.

      Die Luft in dem Pavillon begann zu brennen und Thanos realisierte, dass, wenn er jetzt nicht aufpasste, er leicht wegen Verrats angeklagt werden konnte – ein Verbrechen auf das die Todesstrafe ohne Prozess stand.

      Stephania stand nun auch auf und griff erneut nach Thanos’ Hand – von ihrer Geste genervt, befreite er jedoch erneut seine Hand aus ihrer Umklammerung.

      Stephania erbleichte und blickte zu Boden.

      „Vielleicht wirst du im Laufe der Zeit erkennen, dass deine Ansichten falsch sind“, sagte der König zu Thanos. „Das neue Gesetz ist beschlossene Sache und soll sofort umgesetzt werden.“

      „Gut“, sagte die Königin und lächelte plötzlich. „Nun lasst uns zum zweiten Punkt der heutigen Agenda kommen. Thanos, du bist ein junger