Verraten . Морган Райс

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Название Verraten
Автор произведения Морган Райс
Жанр Героическая фантастика
Серия Weg der Vampire
Издательство Героическая фантастика
Год выпуска 0
isbn 9781632910509



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blickte sie auf Caitlin hinunter.

      »Caleb?«, sagte sie sanft mit einem unheilvollen Lächeln auf dem Gesicht. »Hast du ihr nicht von uns erzählt?«

      Diese wenigen Worte bohrten sich wie ein Dolch in Caitlins Herz.

      5. Kapitel

      Entsetzt beobachtete Samantha, wie sich der Kessel auf Sams Gesicht zuneigte. Mit ganzer Kraft versuchte sie, sich von ihren Wärtern loszureißen, doch sie hatte keine Chance. Ihr blieb nichts anderes übrig, als zuzusehen, wie die Person, die sie liebte, vernichtet wurde.

      Als die Flüssigkeit sich über Sam ergoss, wappnete Samantha sich gegen die furchtbaren Schreie, die eine Dusche mit Säure begleiten mussten.

      Doch seltsamerweise gab Sam keinen einzigen Laut von sich, als er hinter dem Wasserfall verschwand.

      Hatte die Säure ihn so schnell getötet, dass er nicht einmal hatte schreien können? Als die gesamte Flüssigkeit ausgeleert war, war Sam wieder zu sehen.

      Und Samantha konnte es überhaupt nicht fassen. Auch alle anderen anwesenden Vampire waren absolut fassungslos.

      Sam ging es gut. Er blinzelte und sah sich um – es war offensichtlich, dass er keine Schmerzen hatte. Stattdessen wirkte er genervt.

      Es war unglaublich. So etwas hatte Samantha noch nie erlebt – noch nie war ein Mensch immun gegenüber dieser Flüssigkeit gewesen. Das heißt, eine Parallele dazu fiel ihr ein: Caitlin, Sams Schwester. Sie war immun gegen Weihwasser gewesen, obwohl Vampirblut in ihren Adern floss. Was konnte das bloß bedeuten? Lag es daran, dass die beiden die gleichen Gene hatten? Plötzlich dachte sie an die Gravur auf seiner Uhr. Die Rose und der Dorn. War die Dynastie zwischen den beiden aufgeteilt? Konnte es sein, dass nicht Caitlin die Auserwählte war?

      Sondern er?

      Caitlin war einige Jahre älter als Sam, vielleicht hatte sie deshalb die Anzeichen des Erwachsenwerdens früher gezeigt als er. In ein paar Jahren hätte Sam sich möglicherweise ebenfalls in ein Halbblut verwandelt.

      Was auch immer der Grund sein mochte, er war jedenfalls immun. Und das verlieh ihm große Macht und machte ihn zu einer großen Gefahr für den Clan.

      Als Samantha sich umblickte, sah sie einen Raum voller Vampire, die alle nur mit aufgerissenen Augen Sam anstarrten. Kein Laut war zu hören.

      Sam war zornig. Er hob die Hand, zerrte an den Ketten und wischte sich die Flüssigkeit aus dem Gesicht. Erfolglos versuchte er, sich zu befreien.

      »Kann mir mal jemand diese verdammten Ketten abnehmen?!«, schrie er.

      Und dann passierte es.

      Plötzlich war vor der Tür ein lautes Krachen zu hören.

      Als Samantha sich schnell umdrehte, sah sie, wie die riesigen Doppeltüren aufflogen.

      Sie konnte kaum fassen, was nun geschah. Dort stand Kyle mit seinem zur Hälfte entstellten Gesicht, neben ihm Sergei, und dahinter eine Söldnertruppe, die aus Hunderten von Vampiren bestand.

      Aber das war noch nicht alles. Kyle hatte es. Er reckte es hoch in die Luft. Das Schwert.

      Mit einem fürchterlichen Schrei stürmte Kyle in den Raum. Seine Anhänger folgten ihm dicht auf den Fersen. Im Raum brach Tumult aus.

      Es war ein Kampf Vampir gegen Vampir, als Kyle und seine Männer brutal auf ihre Widersacher losgingen. Doch der Blacktide Clan war seit Jahrtausenden kampferprobt und würde nicht ohne Weiteres klein beigeben. Rexus’ Vampire wehrten sich voller Entschlossenheit.

      Der Ausgang des Kampfes war offen, keiner wollte nachgeben.

      Doch Kyle verzeichnete ungeheure Erfolge. Er schwang das Schwert mit beiden Händen über dem Kopf und verteilte Hiebe in alle Richtungen. Überall gingen Vampire zu Boden. Arme, Beine und Köpfe wurden abgeschlagen … Kyle allein war eine Ein-Mann-Armee. Er bahnte sich einen Weg durch die Menge und tötete jeden Vampir, der ihm in die Quere kam.

      Samantha war entsetzt. Noch nie in ihrem sehr langen Leben hatte sie gesehen, dass ein Vampir getötet wurde, tatsächlich endgültig getötet wurde. Nie hätte sie sich vorstellen können, dass ein Vampir so schwach und vergänglich sein könnte. Dieses Schwert war Furcht einflößend – und eine absolut todbringende Waffe.

      Samantha zögerte nicht länger. Als ein Vampir sich mit blutigen, scharfen Zähnen auf sie stürzen wollte, duckte sie sich flink, sodass er über sie hinwegflog, und ergriff blitzschnell die Flucht.

      Sie stürmte quer durch den Raum auf Sam zu und erreichte ihn gerade noch rechtzeitig, denn ein anderer Vampir hatte dieselbe Idee gehabt. Sam war wie gelähmt vor Schreck und stand angekettet da wie ein Lamm unter Löwen.

      Der fremde Vampir wollte sich gerade mit gebleckten Zähnen auf Sams Kehle stürzen, als Samantha auf ihn zusprang. Die beiden stießen in der Luft zusammen und stürzten zu Boden. Bevor ihr Widersacher sich aufrappeln konnte, hatte Samantha ihn schon niedergeschlagen und außer Gefecht gesetzt.

      Dann sprang sie selbst auf die Füße und zerrte an Sams Ketten. Als sie ihn befreit hatte, sah er sich völlig fassungslos um, als wäre gerade ein vollkommen absurder Albtraum Wirklichkeit geworden.

      »Samantha«, sagte er, »was zum Teufel ist hier …«

      »Nicht jetzt«, unterbrach sie ihn, riss die letzte Kette los, ergriff Sams Arm, zerrte ihn durch das Chaos und steuerte auf den Ausgang zu.

      Auf dem Weg dorthin wurden sie von einem weiteren Vampir angegriffen.

      Instinktiv versetzte Samantha Sam einen kräftigen Stoß, sodass er stürzte, dann duckte sie sich. Der Vampir flog über ihre Köpfe hinweg.

      Schnell sprangen die beiden wieder auf und setzten ihren Weg fort. Geschickt wichen sie allen Gefahren aus. Samantha wusste, dass es jenseits der Tür noch eine Hintertür gab, die zu einer Treppe führte, über die sie auf die Straße gelangen konnten. Wenn es ihnen erst einmal gelungen war, aus dem Gebäude zu fliehen, konnte sie Sam ganz weit wegbringen.

      In dem Durcheinander achtete niemandem darauf, dass sie flüchten wollten. Als sie die Tür fast erreicht hatten, spürte Samantha plötzlich, wie sie von hinten angesprungen wurde, dann verlor sie das Gleichgewicht und stürzte.

      Als sie herumwirbelte, sah sie sich Sergei gegenüber, diesem widerlichen kleinen Russen, der Kyles Handlanger geworden war. Der, der ihr das Schwert vor der Nase weggestohlen hatte.

      Als er mit einem bösen, grausamen Grinsen auf sie hinunterblickte, hasste sie ihn noch mehr.

      Man musste Sam zugutehalten, dass er keine Furcht zeigte. Obwohl die Reste der Ketten ihn nach wie vor behinderten, sprang er auf Sergeis Rücken und wickelte ihm die Ketten um den Hals. Der Junge drückte so stark zu, dass Sergei seinen Griff unwillkürlich lockerte und Samantha sich unter ihm hervorrollen konnte.

      Doch trotzdem war Sam einem Vampir nicht gewachsen. Sergei sprang knurrend auf und schüttelte Sam wie eine Stoffpuppe ab, sodass er mehrere Meter weiter gegen die Wand krachte.

      Als Samantha sich aufrappeln wollte, fielen ein Dutzend Vampire über sie her. Sie sah, dass Sam ebenfalls umringt wurde. Sie saßen in der Falle.

      Das Letzte, was sie wahrnahm, war Sergeis grausames Lächeln, bevor er ihr einen Faustschlag mitten ins Gesicht versetzte.

* * *

      Während Kyle durch den großen Versammlungssaal des Blacktide Clans wirbelte, voller Aggression das Schwert schwang und einen Vampir nach dem anderen erledigte, fühlte er sich lebendiger als je zuvor. Blut spritzte in alle Richtungen, bedeckte auch ihn selbst von oben bis unten und machte seine Hände glitschig, als er das Schwert noch kraftvoller einsetzte. Das war seine Rache. Rache dafür, dass sie ihn so schlecht behandelt hatten, nachdem er dem Clan über Jahrtausende loyal gedient hatte. Wie konnten sie es wagen? Dafür lernten sie jetzt die wahre Bedeutung des Wortes Vergeltung kennen. Sie alle würden sich bei ihm entschuldigen, jeder Einzelne von ihnen: Sie würden sich vor ihm bis zum Boden verneigen und zugeben, dass sie sich gründlich geirrt hatten.

      Alles lief perfekt. Nach seinem kleinen Schlenker über die Brooklyn Bridge hatte er seine loyalen Anhänger in die City Hall geführt und zuerst