Apostasie. Marie Albes

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Название Apostasie
Автор произведения Marie Albes
Жанр Современные любовные романы
Серия
Издательство Современные любовные романы
Год выпуска 0
isbn 9788873043539



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José zu ihnen gegangen? Hatte er eine Affäre mit einem der Mädchen? Chiara wusste, dass sie es nicht zu interessieren hatte; sie wusste auch, dass sie die Äbtissin über ihre Entdeckung informieren musste. Einerseits konnte sie den Zorn nicht zügeln, der sie überkam, andererseits wollte sie für dieses Mal schweigen.

      Sie ging mit feurigem Herzen schlafen sowie mit geröteten Wangen, die vor Wut glühten. Sie hasste José Velasco nicht für das, was er tat, sondern weil er das gesamte Kloster beleidigte.

      Chiara nahm sich vor, kein Wort mehr mit José zu sprechen.

      

      

      José hingegen setzte sich entmutigt auf den Fußboden der Bibliothek und lehnte seinen Rücken an die Wand.

      „Es ist nicht da“, flüsterte er hoffnungslos. „Das Buch gibt es nicht.“

      Für einen Augenblick verzweifelte er. Zumindest hatte er perfektes Italienisch gelernt.

      

      

      doce

      Eine Wende kündigt sich häufig mit einem Gewitter an. Ein Gewitter wirbelt alles auf und hinterlässt ein neues Ambiente.

      Als José in dieser Nacht in sein Zimmer zurückkam, regnete und donnerte es stark, als wenn der Himmel in sich zusammenfallen würde. Die Bäume der Landschaft in Florenz bewegten heftig ihre Zweige, gelegentlich vom Blitz erhellt, um dann der Dunkelheit der Nacht überlassen zu werden. Die Flüsse strömten mit erhöhter Kraft, begleitet vom Rauschen des Wassers, das von den Felsen abfloss.

      Das Gewitter hielt bis in die ersten Morgenstunden an, dann ging alles seinen gewöhnlichen Lauf und der Himmel öffnete sich zu einem herrlichen Juli-Tag.

      José war benommen, teilweise wegen dem wenigen Schlaf, teilweise wegen der Träume, die ihn geweckt hatten. Er hatte seine Mühe, wie gewöhnlich zu arbeiten.

      Chiara stand nervös auf. Dies war das richtige Adjektiv, dachte sie sich: ‚ Ich bin nervös.‘ Selbst die Äbtissin bemerkte ihr angespanntes Verhalten. Als sie fragte, was sie habe, antwortete die junge Ordensschwester, dass sie unter Kopfschmerzen leide.

      Der Vormittag und der Nachmittag vergingen normal und es war mittlerweile vier Uhr, die Zeit, zu der Chiara üblicherweise José unterrichtete.

      ‚ Ich will ihn nicht sehen‘, nahm sie sich vor während sie zur Bibliothek ging und sich dem Ausgang des Klosters näherte. Eine Ordensschwester sah sie vom Fenster der Sala de los libros aus, wie sie sich entfernte.

      ‚ Er ist mittlerweile gut genug, um alleine weiter zu lernen. Ich werde spazieren gehen.‘

      Sie ging in Richtung Wald, um ihrer Nervosität mit einem regenerierenden Spaziergang entgegen zu wirken.

      

      

      José konnte es kaum erwarten, zu Chiara in die Bibliothek zu gelangen. Rechtzeitig zum Unterricht waren seine Kräfte zurückgekehrt und er war glücklich, Zeit mit ihr zu verbringen.

      Warum war er derart ungeduldig, sie zu sehen? Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten, wurde von ihm aber nicht beachtet.

      Eilig hastete er in die Bibliothek. Die fünf Minuten Verspätung kamen ihm vor wie eine halbe Stunde. Sicher würde Chiara ihn am Tisch sitzend mit einem Lächeln begrüßen: „Guten Abend, José!”

      Aber Chiara war nicht zu sehen.

      Er sah sich um: rechts, links … Hatte sie sich vielleicht zwischen den Bücherregalen versteckt?

      Vor ein paar Wochen war er wegen der Feldarbeiten zu spät gekommen. Als er die Tür der Bibliothek eilig geöffnet hatte, saß Chiara aber nicht wie gewöhnlich am Tisch. Auf dem Tisch waren ihre Bücher ausgebreitet.

      „Chiara? ¿Donde estás?“, hatte er gefragt. Keine Antwort. Zwischen den Regalen war ein Geräusch zu vernehmen - ein unterdrücktes Kichern.

      „Chiara?“ Wie ein wachsamer Fuchs durchstreifte er einen Gang des literarischen Labyrinths. Ein schmaler Streifen von einem schwarzen Gewand verschwand vor ihm nach links in einen anderen Gang. José beeilte sich amüsiert, der Erscheinung zu folgen und schaute um die Ecke: keine Spur. Das Suchspiel hielt für ein paar Minuten an und während José um eine weitere Ecke des Labyrinths lugte, vernahm er eine Stimme hinter seiner Schulter: „Ich wollte sehen, wie weit du mir folgst. Ich muss eingestehen, du hast den Test mit Bravour bestanden!“ Triumphierend erklärte Chiara: „Dir gefällt es wahrhaftig, Italienisch zu lernen, sonst wärst du schon gegangen.“

      Wie ein Kind hatte sie selbstlos gelacht; José war ihr treudoof wie ein Hund auf Tritt und Schritt gefolgt. Konnte er ihrem heiteren Gesicht wiederstehen?

      „ Natürlich“, hatte er geantwortet, „ich bin muy motivado.“

      Sollte es nicht der Wissensdurst sein, der ihn motivierte?

      Dieses Mal lagen ihre Bücher aber nicht auf dem Tisch ausgebreitet. José versuchte sie trotzdem zwischen den Regalen zu suchen, verstand aber sehr schnell, dass sie dieses Mal kein Spiel mit ihm trieb.

      Er kehrte zum Eingangsbereich zurück, in dem Lesepulte angeordnet waren. In einer Ecke las eine Nonne in einem Buch mit antikem, braunem Einband. Es war nicht Chiara. Aber es war ihre Freundin. Wie war noch ihr Name? - Claudia.

      Ob sie wusste, warum Chiara nicht hier war? War Chiara krank?

      

      

      „Guten Abend Schwester!“, grüßte er.

      Sie zuckte zusammen, da sie nicht erwartet hatte, von José angesprochen zu werden. Alle Bewohner des Klosters sprachen von ihm.

      „Guten Abend“, erwiderte sie. „Ich sehe, dass der Unterricht mit Schwester Chiara effektiv ist. Sie haben bereits eine bemerkenswert gute Aussprache.“ Freundlich lächelte sie ihn an.

      „Chiara ist eine ausgezeichnete Lehrerin“, erwiderte er. „Ich lerne bei ihr außergewöhnlich schnell.“

      Aber Claudia war sehr intelligent: Ihr entging nicht, wie er den Namen ihrer Freundin aussprach. Der Ausdruck seiner Augen mit einem solch liebevollen Blick bedeutete nichts Gutes.

      „Apropos Chiara“, fuhr er fort. Seine Aussprache vom „S“ hatte noch immer einen spanischen Akzent. „Wissen Sie wo sie ist? Tenemos Unterricht, aber ich kann sie nirgendwo finden.“

      „Ich habe sie vor zwanzig Minuten aus dem Garten forteilen sehen. Hat sie den Unterricht vielleicht vergessen?“

      Mh, gab Josés Kehle von sich, das konnte nicht sein.

      „Ich danke Ihnen, Schwester“, verabschiedete sich José. Er verließ die Bibliothek, durchquerte den Hof und durchlief die Arkaden, die aus dem Kloster führten.

      Claudia beobachtete José, wie er Chiara folgte. Es beunruhigte sie nicht wenig!

      Was war los mit den beiden?

      Ihre Freundin hatte sich in letzter Zeit geändert und an diesem Morgen hatte sie Chiara nervöser gesehen als je zuvor. Dann erscheint sie nicht zum vereinbarten Unterricht, ein erneut seltsames Verhalten bei ihrem Eifer.

      Sie hoffte nur, dass sie sich nicht in Schwierigkeiten brachte, aus denen es schwer war, herauszukommen. Sie mochte Chiara zu sehr, um sie über ihre eigenen Füße stolpern zu sehen.

      ‚ Was treibst du im Schilde, meine liebe Freundin?‘, dachte sie und nahm wieder ihre Lektüre auf.

      

      

      * * *

      

      

      Chiara folgte mit nervösem Schritt dem Verlauf des Baches, hinter dem die Plantagen