Название | Цветники в Саду 12-2015 |
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Автор произведения | Редакция журнала Цветники в Саду |
Жанр | Сад и Огород |
Серия | Редакция журнала Цветники в Саду |
Издательство | Сад и Огород |
Год выпуска | 2015 |
isbn |
Der Meister Schulz gab uns einen Lagebericht, der durchaus zuversichtlich klang. Selbst aus der Krankenanstalt vom Hopfenmarkt kamen bereits gute Nachrichten an. Es ging allen Verletzten besser! Am Walfänger mussten ein paar Planken am Rumpf ausgetauscht werden, ohne dass das tragende Gerippe des Rumpfes bei dem Unglück beschädigt wurde. Dadurch verzögerte sich der Anbau der Eisenplatten am Steven des Schiffes. Auf Eismeerfahrten konnte aufgrund von Packeis, Eisbarrieren und Treibeis die Eisenbeschläge am Rumpf lebensnotwendig werden und waren deshalb unverzichtbar.
Mein Vater sagte: „ Vielen Dank, Meister Schulz! Ihr rasches konsequentes Handeln wird die Verzögerung verringern. Sie haben gute Arbeit geleistet.“ Ja, der Alte konnte loben, wenn er nur wollte.
„Ich habe doch nur meine Arbeit gemacht, Herr Kock.“
„Mein Sohn Caspar wird Hinrich erst einmal vertreten. Wir müssen abwarten, vielleicht wird Hinrich wieder schnell gesund, vielleicht aber auch später.“
Ich spürte, wie ich gerade um einen Kopf größer wurde, ließ mir aber nichts anmerken. Warum sagte Vater nichts von der Vertretung auf dem Hinweg? Nun, er konnte zu diesem Zeitpunkt Hinrichs Verletzungen nicht richtig einschätzen und wollte sich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. Da er gestern nicht dabei war. Hinrich kann nicht in 3 Tagen reisefähig sein! Da war ich mir sicher. Ich wurde vom Meister eingewiesen und machte mich an die Arbeit. Es ging um einige Aufbauten auf Deck, wie ich gestern im Gespräch mit Hinrich bereits gehört hatte. Wir wollten so viel Wal wie möglich sicher in einwandfreiem Zustand heimbringen und dazu sollte die herkömmliche Lagerung verbessert werden. Anschließend beschäftigten sich mein Vater und der Meister mit den Kosten des Unfalls und der Schuldfrage.
Während dessen waren die Frauen der Familie zu Hinrich gegangen. Sie wollten auf dem Weg dorthin noch Konstanze abholen. Sie war aber schon bei ihm. Hinrich konnte schon wieder Händchen halten mit Konstanze. Er hatte Kopfschmerzen und sollte noch 2 Tage ruhen. Dr. Limbacher kam kurz vorbei und sagte, es sei eine Gehirnerschütterung und ein Schock gewesen, wie er gestern schon vermutete. Die drei Frauen verhätschelten meinen Bruder, bis er müde wurde. Dann gingen Mutter, Lisa und Konstanze nachhause.
Mein Vater und ich trennten uns auf der Werft. Er regelte die Unterbringung der Sylter alleine, da meine Arbeit auf dem Schiff noch Zeit in Anspruch nahm. Kock & Konsorten reservierten immer eine Anlegestelle im Hafen, so dass Onkel Clemens direkt sein Schiff entladen konnte, ohne Zeitverluste in Kauf nehmen zu müssen. Aufgrund des Andrangs mussten einige Schiffe schon mal tagelang auf die Entladung warten. Ein Kontorist unserer Kompanie, der das Entladen des Schiffes vorbereitete, sollte unverzüglich die Ankunft der Kocks aus La Rochelle mitteilen. Im Hafen wird die Ladung auf kleinere Schiffe, auf Schuten und Ewern umgeladen. Ewern sind Küstensegler, die nahe Küstenregionen anliefen, während die Schuten die Speicher an den Fleeten und Alsterarmen in Hamburg erreichen konnten. Unser Haus in der Katharinenstraße lag rückwärtig am Nikolaifleet, dass früher auch Großes Fleet genannt wurde. Die beladenen Schuten konnten von den Fleeten direkt mit Seilzügen zu den Speichern be- und entladen werden. So sollte auch diesmal die Prozedur vonstattengehen. Wenn das Hamburger Stadtgebiet oder die nähere Umgebung beliefert werden sollte, dann wurden meist Fuhrwerke eingesetzt. Auch die Straßenfront der Katharinenstraße erlaubte eine Be- und Endladung mit einem Seilzug, der in der großen Diele im Eingangsbereich unseres Hauses endete. Von dort aus wurden die Güter auf das Fuhrwerk geladen. Die Kaufmannshäuser reihten sich Seite an Seite in der Katharinenstraße aneinander. Schon im Mittelalter wurden aus Platzgründen schmale lange Grundstücke für die Häuser vergeben. So war es möglich, Anbindungen im Hinterhaus zur Wasserseite und Anbindungen im Vorderhaus zur Straßenseite zu schaffen. Es war bei uns zuhause immer viel los, entweder an der Wasserseite oder an der Straßenseite.
Mittags machte ich mich auf den Heimweg. Auf der Brooksbrücke konnte ich den Hafen einsehen und unseren Liegeplatz, trotz eines gewaltigen Waldes aus Masten und Takelagen. Onkel Clemens und Tante Nathalie waren da. Die Kocks aus Frankreich würden also mit uns zu Mittag essen. Ich freute mich darauf, alle wieder zu sehen. Zuhause angekommen, begrüßte ich Nathalie gleich an der Tür. Wir umarmten uns und ich merkte sofort dass sie in anderen Umständen war.
„Dein neuer Cousin oder deine neue Cousine wird in 5 Monaten das Licht der Welt erblicken“, sagte Nathalie mit ihrem wunderbaren Akzent und sie strahlte dabei mit der Sonne um die Wette. Dann begrüßte ich alle und wir aßen uns traditionell quer durch Hamburger Spezialitäten, so wie wir es bei deren Ankunft immer machten. Jacob erzählte von der Seefahrt, Onkel Clemens von den mitgebrachten Waren und Mutter erzählte von Hinrich und dem Unglück. Dann sprach Vater mit Onkel Clemens über den Walfänger und die Reise.
„Die Taufe des Schiffes wird sich um einen Tag verzögern und damit auch die Abfahrt nach Grönland“, musste ich sagen, als ob ich etwas dafür konnte.
Voller Begeisterung fügte Lisa hinzu: „Fein, dann sehen wir uns alle einen Tag länger!“ Das überzeugte die Familie und beendete gleichzeitig das Festmahl. Vater und Onkel Clemens gingen ins Kontor. Mutter zeigte Nathalie die Gästezimmer. Josephine, Konstanze und Lisa blieben in der Diele am großen Esstisch, während Jacob und ich zu Hinrich aufbrachen.
„Wie ist das so, wenn man als Erwachsener noch einen Bruder oder eine Schwester bekommen wird“, wollte ich zuerst von Jacob wissen.
„Mir wäre lieber gewesen, wenn ich schon vorher Geschwister gehabt hätte. Aber ich bin nicht gefragt worden und ich glaube, der Herrgott hat das für uns entschieden. Ich kann mir nicht denken, dass meine Eltern es geplant hatten“, antwortete Jacob und fragte seinerseits: „Meinst du Hinrich wird bis zur Abfahrt wieder gesund sein?“
„Mach dir selbst ein Bild von der Lage, Jacob und dann können wir noch mal darüber reden, einverstanden?“
„ Ja, du hast wahrscheinlich recht!“, sagte Jacob nachdenklich.
Wir überquerten die Holzbrücke, die sich keinen eigenen Namen leisten konnte oder keinen Originelleren und sahen schon den Hopfenmarkt, der den Blick zur Nikolaikirche freigab. Es war jetzt etwas heller am Himmel, doch die Wolken waren sehr hartnäckig.
„Nach dem Krankenbesuch können wir in ein Café gehen, wenn es dir recht ist. Zuhause erwartet uns nur Arbeit und davon haben wir in nächster Zeit genug“, meinte ich mit bestimmendem Ton.
Mein Cousin erwiderte: „Wie meinst du das? Wieso haben wir zusammen viel Arbeit vor uns?“ - Ausweichend machte ich Jacob auf unsere Positionen innerhalb der Kompanie aufmerksam, gemeint war von mir aber unsere gemeinsame Grönlandfahrt von der Jacob noch nichts ahnte und ich im Moment das Prinzip „Hoffnung“ stark beanspruchte.
In der Krankenanstalt fanden wir Hinrich wiederum mit Kopfschmerzen vor, mittags musste er sich übergeben. Die Krankenschwester sagte, dass Übelkeit ein Teil der üblichen Symptome bei Gehirnerschütterung sei. Er freute sich zwar Jacob zu sehen, war aber sehr schnell müde. So konnten wir nicht lange bleiben. Jacob schien sehr enttäuscht und ich sah, wie seine grauen Zellen arbeiteten. Er sollte sich seine eigenen Gedanken machen. Auf dem Hopfenmarkt wurde zwar viel Hopfen verkauft, aber auch Unterhaltung und eine große Auswahl von Hamburger Leckerbissen angeboten. Dazu gehörte hiesiger Fisch in allen Variationen, Gemüse und Blumen aus den Marschlanden und Überseewaren aus dem Hafen. Gebraten, getrocknet, gepökelt, roh oder geräuchert, die Auswahl war sehr groß. Da wir noch ziemlich satt waren vom Mittagessen, schauten wir nur einem Feuerschlucker zu. Obwohl die verschiedenen Gerüche Jacobs Interesse weckten. Die beweglichen „Höker“ nutzten die Menschenmenge um den Feuerschlucker, um ihre Waren lautstark anzupreisen. Hier gab es Kämme aus Walfischknochen und ähnliche Dinge des täglichen Lebens. Wir verweilten noch ein wenig und steuerten auf ein in Sichtweite liegendes Café zu. Es lag am Rand des Hopfenmarktes.