Название | Цветники в Саду 12-2015 |
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Автор произведения | Редакция журнала Цветники в Саду |
Жанр | Сад и Огород |
Серия | Редакция журнала Цветники в Саду |
Издательство | Сад и Огород |
Год выпуска | 2015 |
isbn |
Die Gewinnaussichten waren beim Walfang sehr gut, entsprechend hoch lag das Risiko im Verlust des Schiffes, der Mannschaft und oder des Fanges. Piraterie, Eisgang, Unwetter, Unfälle, Kriege und Krankheiten machen den Walfängern das Leben schwer. Mein Onkel Clemens aus La Rochelle und mein Vater hatten sich gegenseitig zu Teilhabern von Kock & Konsorten, Hamburg und Kock & Konsorten, La Rochelle gemacht, um das Risiko bei Verlusten zu verringern. Da die Brüder sich wechselseitig mit den jeweils hiesigen Handelswaren belieferten, hatten sie auch regelmäßigen Kontakt, um die nötigen Informationen auszutauschen. Den brauchten die beiden Kaufleute auch. Nicht nur wegen des Geschäfts, sondern weil sie sich sehr gut verstanden und auch unsere Familien ein sehr enges Verhältnis zueinander entwickelt hatten.
Mein Onkel war damals nach La Rochelle gegangen, weil er dort auf Reisen die Tochter eines Weinbauers kennen lernte und sogleich heiratete. Tante Nathalie spricht nicht nur zwischenzeitlich ziemlich gut Deutsch. Zu unserer aller Freude beherrscht sie auch Hamburger Besonderheiten der norddeutschen Sprache. Wenn Tante Nathalie Worte mit den Anfangsbuchstaben ST oder SP aussprach, dann hielten wir uns alle vor Lachen den Bauch. Das sorgte stets für unterhaltsame Tage der Zusammentreffen. Onkel Clemens und Tante Nathalie hatten ihren Sohn Jacob, der 2 Jahre älter war als ich, zweisprachig in La Rochelle aufwachsen lassen. Seit kurzer Zeit kümmerte sich Jacob ganz alleine um den Hamburg- Handel, während Onkel Clemens eine neue Amerika-Verbindung aufgebaut hatte.
Jetzt erreichte ich den Neuen Kran, die Straße mit der gleichnamigen Gerätschaft. Mit einer riesigen Eisenkralle hievt der Kran besonders schwere Lasten aus den Bäuchen der Schiffe oder umgekehrt. Auch hier war heute alles wie ausgestorben. Wochentags dagegen pulsierte das Leben. Geschäftig ging jeder seiner Tätigkeit nach, als kleiner Teil des großen Ganzen. Und es drehte sich eigentlich immer nur um das Eine: Be- und Entladen der Schiffe. Der Binnenhafen lag voller Segler, die nur darauf warteten, endlich wieder auf große Fahrt zu kommen. Der Hafen platzte aus allen Nähten. Inzwischen gingen die Schiffe schon vor dem Niederbaum auf Reede. Doch das Unterfangen wurde immer schwieriger, weil auch dort der Platz begrenzt war. Schließlich konnte die Fahrrinne der Elbe nicht blockiert werden. Der Handel blühte in den letzten Jahren des Friedens weiter auf. Diese Zeiten wurden von den Kaufleuten zum eifrigen Warenaustausch genutzt. Die politische Lage in Europa konnte schon bald wieder eine andere sein. Die Landesfürsten und Könige änderten gelegentlich ihre Bündnisse mit den europäischen Mächten, freien Städten oder Fürstentümern.
Wir Hamburger versuchen uns in bewährter Tradition aus diesen Konflikten möglichst herauszuhalten und schauten der neuen Situation meistens gelassen ins Auge. Das hatte der Stadt in den letzten Jahrhunderten Wohlstand und Frieden eingebracht. Auch wenn wir uns unsere Sicherheit oft teuer erkaufen mussten, als militärisches Leichtgewicht war es jedes Mal eine kluge Wahl. Zuweilen waren die Speicher voll. Wenn ich meiner Zeitung, dem Hamburger Korrespondenten, Glauben schenken darf, sind die friedvollen Zeiten bald erst einmal wieder vorbei. Das Blatt genießt den Ruf, die Wahrheit auch drucken zu dürfen. Über den Tellerrand zu schauen, war für den einfachen Bürger bislang schwer gewesen. Durch den Hafen und den damit verbundenen Austausch an Informationen war es der Zeitung jedoch möglich, ein vielschichtiges Meinungsbild zu erhalten, zu vertreten und letztlich zu publizieren. Zumal die Verbreitung von neuen Ideen in der Gesellschaft neuen Zulauf gewann und verbesserte Drucktechnik ihren Anfang nahm.
Endlich hatte ich den Hafen passiert und den südlichen Wall erreicht. Die Stadtwachen standen im Schatten des trutzigen Sandtores, das nochmals deutlich über den Stadtwall hinaus ragte. Die Sonne befreite sich nun endgültig aus den Wolken und die Juli-Hitze dieser Tage brannte unaufhörlich. Ansonsten sah ich auch hier keinen Menschen. Wer nicht unbedingt ins Freie musste, blieb wo es etwas kühler war, an diesem Tag im Sommer des Jahres 1755.
Das Sandtor der Stadtmauer verbannt die südlich vorgelagerte Insel Großer Grasbrook durch eine Holzbrücke über den Stadtgraben. Auf dem Grasbrook lagen die Schiffsneubauten wie die Perlen an der Kette. Dort hatte sich die Werft ständig vergrößert und ein Ende der Ausbreitung war nicht abzusehen, da die Insel groß genug war. Durch ein Meer von Schiffsaufbauten konnte ich unseren Walfänger dennoch erkennen und ich näherte mich ihm auf dem staubigen Grund mit großen Schritten. Morgen wollten Onkel Clemens, Tante Nathalie und Jacob aus Frankreich hier sein. Natürlich mit den üblichen Handelswaren ihrer Region. Das normale Geschäft ging schließlich weiter. Nur das Jacob diesmal mit einem anderen Schiff den Hafen verlassen sollte...
Wie gern wäre ich auch dabei gewesen!
„Hallo Hinrich!“, rief ich schon von weitem, denn er war unschwer auszumachen. Mein Bruder überragte meistens alle mit mindestens einer Kopflänge. Er war zurzeit allerdings in eine intensive Unterhaltung mit dem Schiffszimmer-Meister verstrickt. Hinrich wollte heute die letzten Änderungswünsche mit dem verantwortlichen Meister besprechen. Im Laderaum und an Deck sollten ein paar technische Details verbessert werden.
Nachdem mich mein Bruder womöglich nicht gehört hatte, wartete ich mit meiner Ungeduld, bis ich ihnen näher gekommen war.
„Darf ich euch kurz stören, Meister Schulz?“
„Hallo, Caspar! Hast du die Pläne mitgebracht?“, sagte Hinrich erwartungsvoll, ohne den Meister zu vernehmen.
„Deswegen bin ich doch gekommen, weil du die Pläne vergessen hast“, entgegnete ich ihm heraus fordernd.
„Und warum kommst du so spät? Ich wollte schon einen Fuhrmann zu Marie schicken.“
„Die Pläne lagen nicht da, wo du sagtest dass sie liegen würden!“, antwortete ich und er verdrehte die Augen. Er wollte es scheinbar nicht allzu genau wissen.
Ich gab ihm die Pläne, er bedankte sich knapp und drehte mir den Rücken zu. Nun war er wieder eingetaucht in das Gespräch mit dem Meister, der für den Neubau verantwortlich war. Hinrich war ein sehr gewissenhafter Mensch. Er setzte alles daran, seine Vorstellungen haargenau umsetzen zu lassen. Deswegen betrachtete ich sein barsches Auftreten mir gegenüber nicht als ungewöhnliche Manier. Ich schaute mir die Baufortschritte auf dem Oberdeck an und stand den Zimmerleuten schon bald im Weg, bis mir das Läuten der Hamburger Kirchtürme klar machte, dass Lisa bei unserem Treffpunkt auf der Bastion Georgius auf mich wartete.
Ich verließ unseren Walfänger, der rein äußerlich eigentlich schon jetzt vollkommen aussah. Dabei war selbstverständlich, dass einige Deckarbeiten aus Zeitgründen erst auf der Jungfernfahrt vollendet werden sollten. Dennoch arbeitete die ganze Werft auch sonntags.
Nun beeilte ich mich. Ich wollte Lisa nicht länger warten lassen. Als das Sandtor wiederum erreicht war, brauchte ich die übliche Kontrolle der Wachmannschaft nicht nochmals über mich ergehen zu lassen. Viele Wachleute kannte ich, da das Nadelöhr mehrmals täglich zwischen unserem Haus und der Schiffswerft passiert werden musste. Noch nie gab es von ihnen etwas zu beanstanden. Es war während dessen so drückend geworden, dass ich jeden erdenklichen Knopf meiner Kleidung öffnete. Ich erreichte über die Treppen die oberen Wallanlagen. Hinter dem Gemäuer, dessen Schießscharten nie ernsthaft von Nöten waren, wartete eine breite Promenade, die zu ausgiebigen Spaziergängen von der Bevölkerung genutzt werden konnte. Über diesen Weg konnten rund um Hamburg alle 22 Bastionen erreicht werden. Die Bastionen, gewaltige Plattformen der Verteidigung, die über die Stadtmauern in ihrer Tiefe heraus ragten und so besonders strategisch nutzbar waren. Außerdem führte Einschüchterung durch die besonders wuchtige Bauweise schon vorab zur Einstellung von Kriegshandlungen. Leicht erhöht gebaut, boten sie zu Friedenszeiten außerdem einen wunderschönen Ausblick. Wenn die Dänen aus der benachbarten Stadt Altona nicht gelegentlich mit den Säbeln rasseln würden, wären die Wallanlagen vielleicht schon längst reine Spazierwege geworden.
„Caspar, Caspar! Ich bin es“, rief eine vertraute weibliche Stimme aus der Ferne. Ich sah Lisa nicht, aber ich erkannte sofort ihre liebliche Stimme. Meine Augen waren nicht die Besten, trotz der Brille auf der Nase. Als ich Lisa dann sah, war sie noch wirklich weit weg. Sie kam mir auf den Wallanlagen entgegen. Sie konnte sich denken, dass ich von der Schiffswerft kam. Sie wusste eigentlich vieles immer ein wenig eher als