Название | Pfarre und Schule. Zweiter Band. |
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Автор произведения | Gerstäcker Friedrich |
Жанр | Зарубежная классика |
Серия | |
Издательство | Зарубежная классика |
Год выпуска | 0 |
isbn |
Großer allmächtiger Gott – wie ihr das Herz schlug vor Angst und Zagen – wenn nun – wenn sie nun den Wagen so hätte wieder beschädigen können, daß es unmöglich gewesen wäre, ihn zu gebrauchen? – Oder wenn sie jetzt hinauf ins Dorf ging, und den Bauern die Nachricht brachte, daß der Gutsherr sein ihnen verpfändetes Wort im Begriff stehe zu brechen – oder wenn sie gar den Herrn von Gaulitz um Erbarmen – Hilf Himmel, wie ihr die tollen wirren Gedanken im Kopfe herum sausten und schwirrten, und es ihr unmöglich machten, zu einem festen geregelten Entschluß zu kommen – fast ihrer unbewußt und mechanisch verfolgte sie den Weg, den sie früher zu gehen beabsichtigt, und stieg zur Pfarre hinauf, von deren Fenstern ihr die funkelnden Strahlen der Sonne warm und glühend entgegenspiegelten.
Drittes Kapitel.
Marie und Sophie
Herr Pastor Scheidler saß daheim in seiner Wohnstube, und in dem breitlehnigen, weich gepolsterten Armstuhle, der zwischen dem Ofen und Fenster in warmer, und doch dem Lichte nicht abgeschlossener Nische stand. Nicht weit von ihm entfernt, an dem Fenster, das nach dem gegenüber liegenden kleinen Friedhof hinausschaute, hatte Sophie, des Pastors ältestes Töchterlein, ihren Nähtisch stehen, säumte neues, selbst gesponnenes Tischzeug, oder besserte die Wäsche aus, die unsere alte Bekannte Rieke – oder auch Grethe, wie sie der Pastor noch ziemlich hartnäckig nannte, da ihr letztes Mädchen Grethe geheißen – eben in dem weißgescheuerten Korbe hereingeschafft hatte.
»Aber Vater, was hast Du nur«, brach endlich Sophie das lange, lange Schweigen, denn Vater wie Tochter schienen sich an diesem Morgen beide ihren Gedanken vollständig überlassen zu haben, da keines mit dem anderen, wohl seit einer guten halben Stunde, auch nur ein einziges Wort gesprochen – »Du starrst so still und finster vor Dich hin, ist Dir etwas Unangenehmes widerfahren?«
Der Vater antwortete eine Zeit lang nicht, und es war, als wenn er eben bei sich überlege, ob er der Tochter auch das, was ihn eigentlich drücke, mittheilen solle und könne – endlich schien er aber doch zu einem Entschlusse gekommen, rückte sich das schwarze Käppchen zurecht, wechselte seine Stellung vom linken auf den rechten Ellbogen, und sagte, zur Tochter gewandt, die über ihre Arbeit hinüber seinem Blicke begegnete.
»Du magst's auch wissen, was mir im Kopfe herum geht – hast vielleicht einen guten Rath für mich, wenn's Dich auch selber nicht groß interessiren kann.«
»Nun Väterchen?« sagte die Tochter gespannt.
»Du weißt, daß sie gestern einen Gefangenen eingebracht haben.«
Sophie ließ ihre Arbeit in den Schooß sinken und hätte sie ihr Vater in diesem Augenblicke angesehen, so mußte er bemerken, was für eine Veränderung bei der bloßen Erwähnung jenes Mannes in ihren Zügen vorging – so aber haftete sein Blick schon wieder brütend an dem Sonnenstrahle, der in die Stube zwischen dem am Fenster hinaufschlängelnden Epheu hereinfiel und in den fliegenden feinen Staubkörnern allerlei wolkenartige Gestalten bildete –
»Ja,« flüsterte die Tochter.
»Der Gefangene,« fuhr der alte Pastor fort, »ein junger hitz- und tollköpfiger Bursche, voll überspannter Pläne und Leidenschaften ist der einzige Sohn unseres General-Superintendenten.«
»Ist es möglich?« rief Sophie erstaunt und überrascht.
»Ja – es ist allerdings eine wunderliche Geschichte,« bestätigte der Vater, »aber nichtsdestoweniger wahr und mir um so fataler, da der General-Superintendent weiß, auf welch' vertrautem Fuße ich mit dem hiesigen Gutsherrn und Gerichtshalter stehe, und – welchen Einfluß ich bis jetzt auf ihn ausgeübt. Ich habe den Oberpostdirector aber in meinem ganzen Leben noch nicht so starrköpfig und eigensinnig gefunden, wie gerade in diesem Falle; allen meinen vernünftigen Vorstellungen leiht er ein taubes Ohr und ich komme in der That in die äußerste Verlegenheit, wenn er den jungen Menschen wirklich den Gerichten überliefert und einer Strafe preisgiebt, die er sicherlich verdient hat, deren selbst nur theilweise Ursache ich aber doch unter keiner Bedingung sein möchte – ich wollte lieber den König als den General-Superintendenten zum Feinde haben.«
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Diese un↑d die nachstehenden Verse sind wörtlich einem kleinen Liederbuche entnommen: »Faxen aus Sachsen, zweites Heft« Englische Kunstanstalt von A. H. Payne in Leipzig.
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Diese un↑d die nachstehenden Verse sind wörtlich einem kleinen Liederbuche entnommen: »Faxen aus Sachsen, zweites Heft« Englische Kunst