Название | Anna Karenina, 1. Band |
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Автор произведения | Лев Николаевич Толстой |
Жанр | Зарубежная классика |
Серия | |
Издательство | Зарубежная классика |
Год выпуска | 0 |
isbn |
Kity war errötet, sie nahm die Schleife von den Knieen Kriwins und suchte dann, etwas schwindlig geworden, Anna.
Diese war nicht im Lilakleid, wie es Kity so sehr gewünscht hatte, sondern in einem schwarzen, niedrig ausgeschnittenen Sammetkleid, welches ihre plastischen wie altes Elfenbein schimmernden, vollen Schultern und die Büste sehen ließ, sowie die runden Arme mit den zarten feinen Gelenken.
Das ganze Kleid war mit venetianischer Guipure besetzt. Auf dem Kopfe in ihrem schwarzen Haar das nur ihr eigenes war, befand sich eine kleine Ranke von Stiefmütterchen und eine zweite eben solche auf dem schwarzen Bande des Gürtels zwischen weißen Spitzen.
Ihre Frisur war wenig auffallend; bemerklich waren nur jene kecken kurzen krausen Löckchen die sie so schön machten und sich stets auf ihrem Nacken und an den Schläfen hervordrängten. Auf ihrem runden kräftigen Halse ruhte eine Perlenschnur.
Kity hatte Anna täglich gesehen, sie war verliebt in sie und stellte sie sich unfehlbar nur in Lila vor. Als sie jetzt aber Anna in Schwarz erblickte, empfand sie, daß sie deren ganze Schönheit noch nicht erkannt hatte.
Jetzt erst sah sie sie als eine ihr völlig neue, unerwartete Erscheinung, jetzt erst erkannte sie, daß Anna nicht in Lila gehen konnte, daß ihr Reiz hauptsächlich darin bestehe, daß sie stets persönlich aus der Toilette heraustrete und diese selbst nie an ihr sichtbar sein dürfe.
In der That war das schwarze Kleid mit den kostbaren Spitzen nicht sichtbar vor ihr selbst; es bildete nur den Rahmen und man sah sie allein, einfach, natürlich, schön und doch zugleich heiter und lebhaft.
Sie stand wie immer, sich sehr aufrecht haltend, und sprach gerade als Kity zu dem Trupp herantrat, mit dem Herrn des Hauses, leicht das Haupt zu diesem hinwendend.
„Nein, ich werfe keinen Stein,“ antwortete sie diesem soeben, – „obwohl ich es nicht verstehe,“ fuhr sie fort, die Schultern ziehend und sich alsdann sogleich zu Kity wendend mit einem zärtlichen Lächeln von Gönnerschaft. Mit flüchtigem Weiberblick ihre Toilette musternd, machte ihr Haupt eine kaum bemerkbare, aber für Kity verständliche, ihre Erscheinung und Schönheit billigende Kopfbewegung.
„Seid Ihr nicht tanzend schon in den Saal gekommen?“ sagte sie.
„Sie ist eine meiner treuesten Helferinnen,“ meinte Korsunskiy, Anna Arkadjewna begrüßend, die er früher noch nie gesehen hatte. „Die junge Fürstin hilft stets den Ball heiter und schön zu gestalten. Anna Arkadjewna, eine Tour Walzer?“ fügte er hinzu, sich verneigend.
„Ihr kennt euch schon?“ frug der Hausherr.
„Mit wem wäre ich nicht bekannt? Ich und mein Weib wir sind wie weiße Wölfe; alle kennen uns,“ versetzte Korsunskiy. „Also eine Tour Walzer, Anna Arkadjewna!“
„Ich tanze nicht, wenn man es umgehen kann, zu tanzen,“ antwortete diese.
„Aber heute läßt es sich eben nicht umgehen!“ lachte Korsunskiy.
In diesem Augenblick trat Wronskiy herzu.
„Nun, wenn es also unmöglich ist, heute nicht zu tanzen, wohlan denn,“ sagte sie, ohne Wronskiys Gruß zu bemerken und schnell die Hand auf Korsunskiys Schulter legend.
„Weshalb ist sie wohl ungehalten auf ihn?“ dachte Kity, als sie bemerkte, wie Anna absichtlich der Verbeugung Wronskiys nicht dankte.
Dieser begab sich zu Kity und erinnerte sie an ihre erste Quadrille unter dem Bedauern, daß er so lange Zeit nicht das Vergnügen gehabt, sie zu sehen.
Kity blickte lächelnd nach der tanzenden Anna Karenina und lauschte dabei Wronskiys Worten.
Sie hatte erwartet, daß er sie zum Walzer engagieren werde, aber er that es nicht, und sie blickte ihn deshalb verwundert an. Er errötete und engagierte sie sogleich, aber kaum hatte er ihre zarte Taille umfaßt, als die Musik plötzlich abbrach.
Kity blickte ihm ins Gesicht, das ihr jetzt so nahe war, und noch lange nachher, mehrere Jahre darauf, schnitt ihr dieser Blick, voll von Liebe, mit dem sie ihn damals angeschaut, und auf den er ihr nicht antwortete, mit quälender Beschämung in ihr Herz.
„Pardon, Pardon, Walzer, Walzer!“ rief Korsunskiy vom anderen Ende des Saales her und die erste, ihm begegnende Dame ergreifend, begann er zu tanzen.
23
Wronskiy tanzte mit Kity mehrere Touren. Nach Beendigung des Walzers ging diese zu ihrer Mutter und kaum hatte sie einige Worte mit der Gräfin Nordstone gewechselt, als Wronskiy ihr schon folgte, um für die erste Quadrille zu bitten.
Während der Dauer dieses Tanzes wurde kein Gespräch von Bedeutung gepflogen, die Unterhaltung drehte sich fast ununterbrochen bald um die Korsunskiy, Mann und Frau, die er sehr ergötzlich zu schildern wußte, als gutmütige vierzigjährige Kinder, bald um ein projektiertes Gesellschaftstheater und nur einmal wurde ihr die Unterhaltung empfindlich, als er bezüglich Lewins frug, ob dieser noch anwesend sei und hinzufügte, derselbe habe ihm sehr gefallen.
Kity hatte sich indessen auch nicht viel von der Quadrille versprochen; sie sehnte sich vielmehr mit ganzem Herzen nach der Mazurka und in dieser, meinte sie, müsse sich alles entscheiden.
Daß er sie während der Quadrille nicht für die Mazurka engagiert hatte, beunruhigte sie nicht, denn sie war überzeugt, sie würde dieselbe ebenso mit ihm tanzen, wie auf den früheren Bällen, und schlug mindestens fünf Herren den Tanz aus unter dem Vorgeben, sie tanze ihn schon.
Der ganze Ball bis zu der letzten Quadrille war für Kity ein zauberhaftes Traumgesicht anmutiger Farben, Töne und Bewegungen. Sie tanzte nur dann nicht, wenn sie zu sehr ermüdet war, und um Erholung bat. Als sie jedoch die letzte Quadrille mit einem langweiligen jungen Manne tanzte, dem sie nicht hatte absagen können, bildete ihr vis-a-vis Wronskiy mit Anna Karenina.
Sie hatte Anna nicht wiedergesehen seit deren Erscheinen hier und jetzt zeigte sich diese wieder völlig anders und unerwartet. Sie entdeckte in ihr, die ihr selbst so gut bekannt war, den Zug der Eitelkeit auf Erfolge. Sie sah, wie Anna trunken war von dem Wein des durch sie erweckten Festrausches.
Sie kannte dieses Gefühl und kannte seine Merkmale: sie gewahrte diese Merkmale an Anna; sie sah den bebenden, lohenden Glanz in deren Augen, das Lächeln der Seligkeit und Verzückung, das unwillkürlich ihre Lippen kräuselte, die sichere Grazie, Wahrheit und Eleganz ihrer Bewegungen.
„Wer lebt in ihr?“ frug sie sich selbst. „Sind es alle, oder ist es einer?“ Und ohne ihrem jungen Tänzer beizustehen, der sich abquälte in der Unterhaltung während des Tanzes, den Faden, den er verloren, wiederzufinden, sich äußerlich aber den lustig schallenden Kommandos Korsunskiys unterordnend, der bald alles in grand rond oder in chaine verwandeln ließ, beobachtete sie, und ihr Herz wurde ihr schwerer und schwerer.
„Nein, das ist nicht die Verehrung des Haufens, welche sie trunken gemacht hat, das ist die Verzückung über einen Einzelnen. Und dieser Eine, wer war es? Sollte Er selbst es sein?“
Jedesmal, wenn er mit ihr sprach, glänzte ein freudiges Funkeln auf in ihren Augen, kräuselte ein Lächeln des Glückes ihre roten Lippen.
Sie schien sich zu bemühen, ihrerseits diese Kennzeichen der Freude nicht hervortreten zu lassen, aber sie erschienen von selbst auf ihrem Gesicht. Und wie verhielt er sich dazu?
Kity blickte nach ihm hin und erschrak. Das, was ihr so klar auf dem Spiegel des Gesichts Annas erschienen war, das gewahrte sie jetzt auch auf seinen Zügen. Wohin war seine stets ruhige, feste Haltung, der unbewegt stoische Ausdruck seines