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von weitem einen Mann und ein Pferd zu unterscheiden. Sobald ich meine Büchse empornehme, tut ihr es auch, schießt aber nicht eher, als bis ich selbst schieße.«

      Sie ritten nun weiter, bis sie sich parallel mit dem Buschwerk befanden, da aber hielt Sternau plötzlich sein Pferd an, riß die Flinte vom Rücken und legte auf das Gebüsch an. Auch die beiden anderen folgten seinem Beispiel.

      »Holla, Señor, was sucht Ihr da drin an der Erde?« rief er hinüber.

      Ein kurzes, rauhes Lachen erscholl, und dann hörte man die Worte:

      »Was geht das Euch an?« – »Sehr viel«, antwortete Sternau. »Kommt doch einmal hervor, wenn Ihr so gut sein wollt!« – »Ist das Euer Ernst?« lachte es zurück. – »Ja doch!« – »Na, so will ich Euch den Gefallen tun.«

      Die Büsche teilten sich, und es trat ein Mann hervor, der in starkes Büffelfell gekleidet war. Sein Gesicht trug die Spuren indianischer Abstammung, aber seine Kleidung hatte den Schnitt, wie ihn die Ciboleros – Büffeljäger – lieben. Bewaffnet war er mit einer Büchse und einem Messer. Der Mann sah ganz so aus, als ob er sich in seinem Leben noch niemals gefürchtet habe. Sobald er das Gebüsch verlassen hatte, folgte ihm sein Pferd von selbst

      Er überflog die Gruppe der drei Männer mit bohrenden Augen und sagte:

      »Hm, das war nicht übel gemacht, Señores! Man möchte fast denken, daß Ihr bereits in der Prärie gewesen wäret«

      Sternau verstand ihn sofort, aber Mariano fragte:

      »Warum?« – »Weil Ihr so tatet, als ob Dir mich nicht bemerkt hättet, und dann doch plötzlich Eure Gewehre auf mich anlegtet.« – »Es kam uns natürlich verdächtig vor, einen Menschen hier versteckt zu sehen«, sagte Sternau. »Was tatet Ihr in dem Busch?« – »Ich wartete.« – Auf wen?« – »Ich weiß nicht. Vielleicht auf Euch!«

      Sternau zog die Brauen etwas zusammen und warnte:

      »Macht keinen dummen Witz, sondern erklärt Euch deutlicher.« – »Das kann ich tun. Sagt mir aber vorher, wohin Ihr wollt?« – »Nach der Hacienda del Erina.« – »Gut, so seid Ihr auch diejenigen, auf die ich warte.« – »Das klingt ja gerade so, als hätte man unsere Ankunft gewußt und Euch uns entgegengeschickt!« – »So ähnlich ist es! Ich jagte gestern da oben in den Bergen einen Büffel und fand auf dem Rückweg verdächtige Spuren. Ich ging ihnen nach und belauschte da einen Trupp Weiße, die beisammen lagen und sich laut erzählten. Da hörte ich, daß sie einige Reiter abfangen wollten, die nach der Hazienda von Mexiko aus unterwegs sind. Ich brach natürlich sofort auf, um diese Leute zu warnen. Seid Ihr die rechten, so ist es gut, seid Ihr aber die rechten nicht, so bleibe ich hier liegen, bis sie kommen.«

      Da reichte ihm Sternau die Hand und sagte:

      »Ihr seid ein braver Kerl, ich danke Euch! Wie die Sache liegt, werden wir wohl die rechten sein. Wie viele Männer waren es?« – »Zwölf.« – »Hm, das sind ihrer gerade so viele, als ich auf mich selbst nehme. Fast habe ich Lust, ein Wörtchen mit ihnen zu reden.«

      Der Büffelhautmann blickte Sternau von der Seite an und sagte:

      »Ihr nehmt zwölf auf Euch, Señor?« – »Ja, unter Umständen noch mehr«, antwortete Sternau ernsthaft. – »Da sind wohl elf zu viel, he?« – »Ganz wie Ihr denkt. Wenn es auf mich ankäme, so würde ich mir diese Leute einmal betrachten. Aber es ist doch wohl nicht geraten, sich unnötig in Gefahr zu begeben.« – »Ich denke das auch«, nickte der Fremde ironisch. – »Wohin geht nun Euer Weg?« fragte Sternau. – »Zur Hazienda. Soll ich Euch führen?« – »Wenn es Euch Vergnügen macht, ja.« – »So kommt.«

      Der Fremde bestieg sein Pferd und setzte sich damit an die Spitze der kleinen Truppe. Er hing ganz nach Indianerart vornüber auf dem Pferd, um jede Spur sogleich bemerken zu können, und Sternau sah es seinem ganzen Habitus an, daß es ein Mann sei, auf den man sich verlassen könne.

      Gegen Abend, als man ein Nachtlager brauchte, zeigte sich der Mann im Auffinden einer passenden Stelle und in Vorsichtsmaßregeln so erfahren und gewandt, daß Sternau erkannte, es mit keinem gewöhnlichen Menschen zu tun zu haben. Er nahm von den Speisen der drei, er rauchte auch eine Zigarette, aber als man ihm einen Schluck Rum anbot, wies er diesen zurück.

      Ein Feuer wurde der Unsicherheit des Weges wegen nicht angemacht, und so wurde das kurze Abendgespräch im Dunkeln geführt.

      »Kennt Ihr die Leute auf der Hazienda?« fragte Sternau den Führer. – »Ja, gewiß«, antwortete dieser. – »Wer ist dort zu treffen?« – »Zunächst Señor Arbellez, der Haziendero, sodann Señorita Emma, seine Tochter, sodann Señora Hermoyes und endlich ein Jäger, der am Kopf krank ist. Dann gibt es noch Gesinde und vierzig Vaqueros und Ciboleros.« – »Zu den Ciboleros gehört wohl auch Ihr?« – »Nein, Señor. Ich bin ein freier Mixteka.«

      Da horchte Sternau auf.

      »Ein Mixteka seid Ihr?« fragte er. – »Ja.« – »Oh, da müßt Ihr doch auch Mokaschimotak, den großen Häuptling Büffelstirn, kennen?« – »Ich kenne ihn«, entgegnete der Gefragte ruhig. – »Wo ist er jetzt zu finden?« – »Bald hier, bald dort, wie der große Geist ihn treibt Wo habt Ihr von ihm gehört?« – »Sein Name ist allüberall; ich habe ihn sogar drüben über dem großen Meer nennen hören.« – »Wenn er das erfährt, so freut er sich. Wie soll ich Euch nennen, Señores, wenn ich mit Euch spreche?« – »Ich heiße Sternau, dieser Señor heißt Mariano und der andere Helmers. Und wie nennen wir Euch, Señor?« – »Ich bin ein Mixteka; nennt mich so.«

      Das war das ganze Abendgespräch, dann ging man zur Ruhe, während welcher die Nachtwache unter die vier verteilt wurde. Am anderen Morgen wurde in der Frühe aufgebrochen, und bereits vor der Mittagszeit sah man die Hazienda vor sich liegen. Da hielt der Mixteka an und zeigte mit der Hand nach der Besitzung.

      »Das ist die Hacienda del Erina, Señores«, sagte er. »Nun könnt Ihr sie nicht mehr verfehlen.« – »Wollt Ihr nicht mit?« fragte Sternau. – »Nein. Mein Weg ist der Wald. Lebt wohl!«

      Der Mixteka gab seinem Pferd die Hacken und sprengte links ab davon. Die drei aber ritten der Ummauerung entgegen und hielten vor dem Tor an. Als Sternau klopfte, erschien ein Vaquero und fragte nach ihrem Begehr.

      »Ist Señor Arbellez zu Hause?« – »Ja.« – »Sagt ihm, daß Gäste aus Mexiko zu ihm wollen.« – »Seid Ihr allein, oder kommen noch mehrere?« – »Wir sind allein.« – »So will ich Euch vertrauen und öffnen.«

      Der Vaquero schob den Riegel zurück und ließ die Reiter in den Hof. Hier sprangen sie von ihren Pferden, die der Vaquero übernahm, um sie zu tränken. Als sie den Eingang des Hauses erreichten, kam ihnen der Haziendero bereits entgegen. Sein Blick ruhte mit staunendem Erschrecken auf der hohen Gestalt Sternaus.

      »Dios mios, was ist das!« sagte er. »Seid Ihr ein Spanier, Señor?« – »Nein, ein Deutscher.« – »So ist es ein Naturspiel. Fast hätte ich Euch für den Herzog von Olsunna gehalten.«

      Schon wieder hörte Sternau diesen Namen.

      »Habt Ihr ihn gekannt, Señor?« fragte er. – »Ja, ich bin ein Spanier. Aber es ist richtig, Ihr könnt gar nicht der Herzog von Olsunna sein, der viel älter als Ihr ist. Seid willkommen!«

      Der Haziendero reichte Sternau die Hand und streckte sie auch Mariano entgegen. Dieser hatte das Gesicht abgekehrt gehalten, weil er nach den Pferden blickte; jetzt drehte er sich herum, und nun der Haziendero in sein Gesicht blickte, zog er die Hand zurück und stieß einen lauten Ruf der Überraschung aus.

      »Caramba, was ist das! Graf Emanuel! Doch nein, auch das kann nicht sein, denn Graf Emanuel ist viel älter.«

      Er griff sich an die Stirn, diese beiden Ähnlichkeiten machten ihm zu schaffen. Dabei fiel sein Auge auf Helmers, und er schlug die Hände zusammen.

      »Valga me Dios, Gott stehe mir bei, bin ich verhext?« rief er. – »Was ist‘s, Vater?« fragte hinter ihm eine klare, süße Mädchenstimme. – »Komm her, mein Kind«, antwortete er. »So etwas ist mir noch nicht geschehen, das ist ja wunderbar! Da kommen drei Señores; der eine sieht dem Herzog von Olsunna, der andere dem Grafen Emanuel und