Название | Waldröschen II. Der Schatz der Mixtekas |
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Автор произведения | Karl May |
Жанр | Зарубежная классика |
Серия | |
Издательство | Зарубежная классика |
Год выпуска | 0 |
isbn |
Die Männer rückten neugierig zusammen, und Graf Alfonzo begann:
»Ich habe etwas nach Mexiko zu schaffen, wovon kein Mensch etwas erfahren darf; das ist es. Kann ich auf euch rechnen?« – »Wenn Sie zahlen, ja.« – »Ihr sollt haben, was ihr verlangt. Habt ihr Packsättel mit?« – »Ja.« – »Säcke und Kisten?« – »Ja.« – »Gut. Pferde nehmen wir uns von der Estancia del Erina, so viele wir brauchen. Morgen um die Zeit bin ich wieder hier, und mit Tagesgrauen brechen wir auf.« – »Wohin?« – »Das weiß ich jetzt selbst noch nicht. Ich werde euch führen.« – »Was ist es, was wir zu transportieren haben?« – »Das geht euch nichts an. Ich bringe meine zwei Diener mit, die euch irgendwo und irgendwann die Säcke und Kisten füllen. Dann geht es unter meiner Aufsicht nach Mexiko, und ihr habt den Transport zu verteidigen, wenn wir vielleicht belästigt werden sollten.« – »Das ist ein geheimnisvolles Ding, Don Rodriganda. Wir werden den Preis danach richten müssen.« – »Tut es! Was verlangt ihr?« – »Drei Goldstücke pro Mann und Tag.« – »Zugestanden!« – »Mir als Anführer aber sechs.« – »Auch das!« – »Die ganze Beköstigung und Verpflegung.« – »Versteht sich.« – »Und wenn wir den Transport glücklich nach Mexiko bringen, dreihundert Goldstücke als Extrabelohnung.« – »Ihr sollt fünfhundert haben, wenn ich mit euch zufrieden bin!« – »Hurra, das klingt gut! Señor, verlaßt Euch auf uns; wir gehen für Euch durchs Feuer!« – »Das hoffe ich. Hier ist übrigens eine kleine Aufmunterung zur Treue. Verteilt es unter euch.«
Graf Alfonzo zog eine Geldrolle aus der Tasche und gab sie dem Capitano. Dann ritt er davon.
Als der Hufschlag seines Pferdes verklungen war, wartete der vorsichtige Anführer noch ein Weilchen; dann öffnete er die Rolle.
»Gold!« sagte er. »Blankes, gelbes Gold!« – »Der ist splendid!« bemerkte einer. – »Hm«, meinte der Capitano, »da darf man seine Gedanken haben!« – »Was werden wir transportieren?« – »Niemand soll es wissen.« – »Auch wir selbst nicht?« – »Nur die beiden Diener zieht er ins Vertrauen.«
So gingen die Fragen und Meinungen herüber und hinüber. Einer meinte:
»Vielleicht ist es Menschenfleisch, was er verbergen will!« – »Oder Gold aus einer Estanzia.« – »Oder ein vergrabener Schatz der Aztekenkönige.«
Der Anführer winkte zur Ruhe und meinte:
»Jungens, zerbrecht euch nicht die Köpfe. Er zahlt so gut, daß das, was wir zu transportieren und zu verteidigen haben, sicher nichts Gewöhnliches ist. Wir werden ihm in allen Stücken gehorsam sein, dann aber seid mir ein klein wenig neugierig, und wenn wir das, was wir geladen haben auch gebrauchen können, so ist ein Graf ebensogut eine Kugel wert wie ein gräflicher Diener oder zwei solche Kerle. Jetzt schlaft und seid still!«
Es wurde am Feuer ruhig, obgleich mancher von den Männern nicht wirklich schlief, sondern zu erraten suchte, welcher Art die Last sei, die ihnen anvertraut werden sollte.
Am andern Morgen hatte sich Helmers kaum vom Lager erhoben, als der Haziendero bei ihm eintrat, um ihm einen guten Morgen zu wüschen. Trotz der kurzen Zeit ihres Beisammenseins hatte er den Deutschen bereits herzlich liebgewonnen.
»Ich komme eigentlich mit einer Bitte«, sagte er. – »Die ich erfüllen werde, wenn ich kann«, meinte Helmers. – »Sie können es. Sie befinden sich hier in der Einsamkeit, wo Sie Ihre Bedürfnisse gar nicht befriedigen können, während ich von allem einen Vorrat habe, da ich die Meinigen mit dem, was sie brauchen, versorgen muß. Wollen Sie sich mit Wäsche und einer neuen Kleidung versehen, so hoffe ich, daß Sie mit meinen Preisen zufrieden sein werden.«
Helmers wußte gar wohl, wie es gemeint war, aber einesteils konnte er den guten Haziendero doch nicht beleidigen, und anderenteils befand sich sein alter Jagdanzug in einem sehr tragischen Zustand. Er überlegte sich die Sache also kurz und erwiderte:
»Gut, ich nehme Ihr Anerbieten an, Señor Arbellez, vorausgesetzt, daß Ihre Preise nicht gar zu hoch sind, denn ich bin, offen gestanden, das, was man einen armen Teufel nennt.« – »Hm, eine Kleinigkeit wenigstens muß ich mir doch auch verdienen, obgleich die Zahlung nicht gerade heute notwendig ist. Kommen Sie, Señor; ich werde Ihnen meine Vorratskammer zeigen!«
Als eine Stunde später Helmers vor dem Spiegel stand, kam er sich selbst ganz fremd vor. Er trug eine unten aufgeschlitzte, goldverbrämte mexikanische Hose, leichte Halbstiefel mit ungeheuren Rädersporen, ein schneeweißes Hemd, darüber eine kurze, vorn offene Jacke, die mit Gold- und Silberstücken besetzt war, auf dem Kopf einen breitkrempigen Sombrero und um die Taille einen Schal von feinster, chinesischer Seidengaze. Das Haar war ihm verschnitten, der Bart ausrasiert und zugestutzt, und so erkannte er sich in dieser kleidsamen, reichen Tracht kaum selbst wieder.
Als er zum Frühstück in den Speisesaal trat, fand er Emma bereits anwesend. Sie errötete vor Entzücken, als sie die Veränderung bemerkte, die mit ihm vorgegangen war. So männlich und schön hatte sie sich ihn denn doch nicht gedacht. Auch Karja, die Indianerin, schien erst jetzt zu sehen, welch ein Mann der Deutsche war. Vielleicht stellte sie Vergleiche zwischen ihm und dem Grafen an. Die beiden Indianerhäuptlinge taten natürlich, als bemerkten sie diese Veränderung gar nicht. Einer aber ärgerte sich fürchterlich darüber.
Das war der Graf. Die Hoffnung, bald in den Besitz des Schatzes zu gelangen, mochte ihn nachgiebig stimmen; er erschien zum Frühstück, wäre aber fast wieder umgekehrt, als er Helmers erblickte. Kein Mensch sprach ein Wort mit ihm, und er mußte sehen, mit welcher Herzlichkeit Emma mit dem Verhaßten verkehrte. Er knirschte heimlich mit den Zähnen und nahm sich vor, diesen Fremden unschädlich zu machen.
Nach dem Frühstück bat Emma den Deutschen, noch zu bleiben. Er ahnte nicht im geringsten, was sie beabsichtigte, aber als die drei sich nun allein befanden, legte das schöne Mädchen den Arm um den Haziendero und sagte:
»Vater, wir haben gestern nachgesonnen, wie wir Señor Helmers danken wollen.« – »Ja«, nickte er, »aber wir haben leider nichts gefunden.« – »Oh«, sagte sie, »ich habe dann später wieder nachgesonnen und das Richtige getroffen. Soll ich dir es zeigen?« – »Freilich!«
Da nahm sie den Deutschen beim Kopf und küßte ihn.
»So meine ich es, Vater, und ich denke, daß er es wert ist.«
Die Augen des Hazienderos leuchteten und wurden feucht.
»Mein Kind, ist dies dein Ernst?« – »Von ganzem Herzen, Vater!« versicherte sie. – »Und ist Señor Helmers damit zufrieden?« – »Oh, der liebt mich über alles, und das macht mich ja so glücklich!« – »Hat er es dir denn gesagt?« – »Jawohl!« lachte sie unter Tränen. – »Wann denn?« – »Gestern abend.« – »Und wo?« – »Im Garten: Aber, Vater, mußt du das alles wissen? Ist es dir denn nicht genug, daß ich glücklich bin, recht sehr, sehr glücklich?« – »Ja, ja, das ist mir genug, obgleich ich dir sagen muß, daß du auch mich ganz glücklich machst. Und Sie, Señor Helmers, wollen Sie denn wirklich der Sohn eines so alten, einfachen Mannes sein?«
Dem guten Deutschen liefen die Tränen über die Wangen.
»Oh, wie gern, wie so sehr gern!« antwortete er. »Aber ich bin arm, sehr arm, Señor!« – »Nun, so bin ich desto reicher, und das hebt sich also auf. Kommt an mein Herz, ihr guten Kinder. Gott segne uns alle und lasse diesen Tag den Anfang eines recht frohen Lebens sein!«
Sie lagen sich in den Armen und hielten sich umschlungen lange, lange Zeit in tiefer Rührung und reinster Wonne, als sich die Tür öffnete und – der Graf wieder eintrat.
Er blieb ganz erstaunt stehen, er verstand, was hier vorging, und wurde leichenblaß vor Grimm.
»Ich kam eines der Pferde wegen«, entschuldigte er sich, »aber ich sehe, daß ich störe!« – »Gehen Sie nicht eher«, sagte der Haziendero, »als bis Sie erfahren, daß ich meine Tochter Señor Helmers verlobt habe!« – »Gratuliere!«
Mit diesem wütend hervorgepreßten Wort verschwand er wieder. Pedro Arbellez aber hatte nichts Eiligeres zu