Die Sklavenkarawane. Karl May

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Название Die Sklavenkarawane
Автор произведения Karl May
Жанр Зарубежная классика
Серия
Издательство Зарубежная классика
Год выпуска 0
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Gebüsch des Ufers oder hinter das hohe Schilf.«

      »Aber kanntest du denn den Weg?«

      »Ja, denn ich bin bereits zweimal in Chartum gewesen und habe dort die Sprache der Araber gelernt.«

      »Bist du nicht einmal bei einer Seribah ausgestiegen?«

      »Wie könnte ich das, Effendi! Das darf man nicht wagen. In den Seriben wohnen doch nur Sklavenjäger. Ich kenne sie alle, aber ich bin stets des Nachts und sehr schnell an ihnen vorübergefahren.«

      »Kennst du auch eine, welche Omm et Timsah genannt wird?«

      »Ja. Sie ist die gefährlichste für uns, da sie an der Grenze unsres Landes liegt und dem grausamsten Manne gehört, den es geben kann.«

      »Wie heißt dieser Mann?«

      »Abu el Mot.«

      »Ah, du kennst seine Seribah! Hast du jemals auch ihn selbst gesehen?«

      »Ja. Er hat das Angesicht und die Gestalt eines Gestorbenen, und der Tod folgt jedem seiner Schritte. Seine Seribah ist ein Schreckensplatz. Die Leichen zu Tode gepeitschter Sklaven, die frei umherliegen, der Sammelplatz aller Arten Raubvögel und aasfressender Raubtiere sind ihre Merkmale.«

      »Und wo war mein Bruder, als du ihn verließest?«

      »Bei meinem Vater.«

      »Er befindet sich also in der Nähe der Seribah des Sklavenjägers?«

      »Ja, Effendi. Die Entfernung beträgt nur drei Tage reisen.«

      »Und ist mein Bruder der einzige Fremde, welcher jetzt bei euch weilt?«

      »Nein. Es ist noch ein andrer Weißer bei ihm.«

      »Ah! dann sind es diese beiden, von denen Abu el Mot gesprochen hat. Was ist und wie heißt dieser andre?«

      »Er ist ein Baija et tijur. Er hat die Beine des Storches, und seine Nase ist lang und beweglich wie der Schnabel des Storches. Darum wird er Abu laklak genannt. Seinen eigentlichen Namen kann ich nicht aussprechen.«

      »Wir müssen schleunigst abreisen, denn ihm und meinem Bruder droht die größte Gefahr. Abu el Mot will sie töten.«

      »Hat er das gesagt?« fragte der Mudir.

      »Ja,« antwortete der Deutsche. »Ich habe es selbst gehört.«

      »Ich weiß allerdings, daß er keinen fremden Weißen im Bereiche seines Jagdgebietes duldet, und so glaube ich, daß er seine Drohung wahr machen wird, sobald er auf seiner Seribah eingetroffen ist. Die Gefahr, in welcher sich dein Bruder befindet, ist sehr groß, denn der König der Sandeh vermag ihn nicht gegen die Hinterlist und die überlegenen Waffen der Sklavenjäger zu schützen.«

      »O, die Sandeh sind tapfer!« warf der Neger in stolzem Tone ein.

      »Ich will das nicht bestreiten,« antwortete der Mudir im Tone gnädiger Überlegenheit, »aber wie viele von euch sind dennoch von den Sklavenjägern getötet oder geraubt worden! All euer Mut vermag nichts gegen die wilde Gier dieser Menschen, und was wollt ihr mit euern Pfeilen gegen die Schießgewehre solcher Räuber anfangen?«

      »Aus wieviel Menschen besteht gewöhnlich ein solcher Raubzug?« fragte Schwarz.

      »Oft aus mehreren Hundert,« belehrte ihn der Mudir. »Es kommt vor, daß sich die Besatzungen von zwei und noch mehr Seriben vereinigen. Dann sind so viele Jäger beisammen, daß selbst das bevölkertste Negerdorf nicht an Widerstand denken darf. Die Seribah Omm et Timsah ist die größte, von welcher ich weiß, und Abu el Mot hat also Leute genug, seine Absicht auszuführen.«

      »Dann darf ich mich hier keine Stunde länger als nötig verweilen. Ich muß suchen, ihm zuvorzukommen, um den Bruder rechtzeitig zu warnen.«

      »Das ist mir nicht lieb, denn ich hätte dich gern lange Zeit bei mir gehabt. Mein Herz findet Wohlgefallen an dir; außerdem bist du mir sehr warm empfohlen, und so will ich dich nicht unbeschützt der dich erwartenden Gefahr entgegengehen lassen. Mein Sinnen geht darauf, Abu el Mot in meine Hände zu bringen; dies kann durch deine Hilfe geschehen, darum werde ich dir fünfzig Soldaten mitgeben, welche ich mit allem, was sie brauchen, sorgfältig ausrüste. Bist du damit einverstanden?«

      Der Deutsche gab natürlich eine bejahende Antwort; der Vorschlag mußte ihm ja hoch willkommen sein. Der Neger hatte indes die Pfeile aus seinem Köcher genommen; auf dem Grunde des letzteren steckte der Brief, welchen er Schwarz überreichte. Dann führte der Mudir seinen Gast in das Innere des Häuschens, welches aus zwei kleinen, aber sehr hübsch ausgestatteten Gemächern bestand.

      »Hier wohnen nur solche Gäste, welche mir willkommen sind,« sagte er, »der Niam-niam wird dich bedienen. Er wartet draußen deiner Befehle, und ich werde meinen Leuten die Weisung erteilen, dieselben augenblicklich und so eifrig zu erfüllen, als ob sie aus meinem eigenen Munde kämen. Die Dschelabi, welche mit dir gekommen sind, werden auch meine Gäste sein, denn sie waren deine Begleiter.«

      »Und was geschieht mit den Homrarabern?«

      Der Mudir machte eine strenge, abwehrende Handbewegung und sagte:

      »Was mit ihnen geschehen soll, das ist bereits geschehen, und du wirst nicht weiter danach fragen. Ich will Ordnung haben in dem mir anvertrauten Lande; wer dieselbe bricht, den richte ich schnell und streng. Allah mag ihren Seelen gnädig sein; bei mir aber gibt es keine Gnade, sondern nur Gerechtigkeit.«

      Er ging. Schwarz ließ sich auf ein Polster nieder, um den Brief seines Bruders zu lesen. Dieser schrieb ihm, daß er von Sansibar glücklich nach dem Viktoria-Nyanza, und von dort nach dem Albert-Nyanza vorgedrungen, und von da nach den Quellen des Gazellenflusses gelangt sei und nun den Bruder bei den Makrakanegern, die zu den Niam-niam gehören, erwarte.

      In Sansibar hatte er einen deutschen Naturforscher, einen ausgezeichneten Ornithologen, getroffen, von welchem er gebeten worden war, ihn mitzunehmen. Dieser Mann war ein Bayer von Geburt und trotz verschiedener Eigenheiten ein ganz tüchtiger Reisegesellschafter und mutiger Begleiter. Beide hatten es unterwegs zu einer bedeutenden wissenschaftlichen Ausbeute gebracht und hielten nun Rast, um ihre Sammlungen zu ordnen und Schwarz bei sich zu erwarten. Den »Sohn der Treue« hatten sie ihm als zuverlässigen Führer entgegengeschickt.

      Eben war der Deutsche mit der Durchsicht des Briefes fertig, als der Slowak bei ihm eintrat.

      »Bitte Verzeihung, daß ich Sie könnte gestörten!« sagte er. »Ich hatt gewillt bringen einen Wunsch, unsrigen.«

      »So ist dieser Wunsch nicht allein der Ihrige, sondern auch derjenige eines andern?«

      »Ja. Vater des Gelächters hatt Bitte, meinige auch als Bitte, seinige.«

      »Nun, was wünschen Sie denn?«

      »Mudir hatt sprechte selbst mit uns und uns sagte, daß wir alle seinte Gäste, seinige, und wohnte in Haus, hiesiges. Hatt uns auch sagte, daß Sie willte abreisen in Zeit sehr baldiger, mit Soldaten, vieligen. Ich und Hadschi Alli, Freund meiniger, wollen nicht gebleibte zurück, sondern gehen mit Ihnen zu den Niam-niam, um zu machente dort Geschäft, vorteilhaftes. Wollen kaufte hier Sachen und verkaufte dort wieder mit Profit, großartigen. Darum ich kommte schnell hierher, um willte fragen, ob Sie wernte haben die Güte, zu nehmen mit mich und Hadschi Alli, freundschaftlichen.«

      »Warum nicht? Ihr Vorschlag ist mir recht angenehm. Sie und der ‚Vater des Gelächters‘ sind brauchbare Leute, und je mehr ich solche Männer mitnehmen kann, desto besser ist es für mich.«

      »Also Sie gebten Erlaubnis, Ihrige?«

      »Ja, ganz gern.«

      »Das seinte sehr schön. Das machte mir Freude, unendliche. Ich hatt gelernte Sprache, negerliche, und werd seinte Ihnen nützlich mit Kenntnissen, meinigen. Wir werden machte Forschungen, wissenschaftenkeitliche, und uns erwerbte Namen, unsrige, sehr berühmte. Ich willte gleich lauf zu Hadschi Alli, wartenden, um ihm zu sagente, daß wir könnte treffen Vorbereitung zur Abreise, schneller, weil Sie haben erfüllte Wunsch, unsrigen!«

      Er eilte erfreut fort, um dem »Vater des Gelächters« die betreffende Mitteilung zu machen.

      Eine Ghasuah

      Da,