Название | Die Sklavenkarawane |
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Автор произведения | Karl May |
Жанр | Зарубежная классика |
Серия | |
Издательство | Зарубежная классика |
Год выпуска | 0 |
isbn |
Eine ganz besondere Art der Gum ist die Ghasuah, plural Ghasauaht, welche den besondern Zweck des Menschenraubes hat. Sie kommt nicht in der eigentlichen Wüste vor, sondern in den südlichen Grenzländern derselben, deren Bevölkerung aus Negern besteht, welche man raubt, um sie als Sklaven zu verkaufen. Werden diese Raubzüge zu Wasser unternommen, so heißen sie Bahara, d. i. Flußreisen. Diese letzteren kommen besonders am obern Nile vor, dessen beide Hauptarme sich in so viele Nebenarme verzweigen, daß besonders während des Charif und einige Zeit nach demselben die Gegend nur mittels Schiff bereist werden kann.
Also Schwarz hielt die Karawane, welche er in der Nähe vermuten mußte, für eine Gum. Es war also alle Veranlassung zur Vorsicht und Wachsamkeit vorhanden, zumal er allen Grund hatte, anzunehmen, daß die Homraraber sich mit den Räubern im Einverständnisse befanden. Es war zunächst nichts zu thun, als die Araber zu beobachten und die Dschelabi von der auch ihnen drohenden Gefahr zu benachrichtigen. Er that dies, indem er während einer Pause, welche in der Unterhaltung der Leute eingetreten war, den »Vater der elf Haare« fragte:
»Ihr seid durch das Land der Baggara gekommen. Waren diese Leute friedlich gesinnt?«
»Ja,« antwortete der Slowak. »Es gibt keinen Stamm, welcher uns Dschelabi feindlich behandelt. Man braucht uns ja überall, da wir allein es sind, welche den Leuten bringen, was sie brauchen. Darum sind wir überall willkommen und werden von jedem als Freunde behandelt.«
»Und doch habe ich gehört, daß auch Dschelabi angefallen und ausgeraubt worden sind.«
»Das sind sehr seltene Ausnahmen und geschieht nur von solchen Stämmen, mit denen man nicht verkehrt. Wir sind auch stets so vorsichtig, uns überall genau zu erkundigen, ob vielleicht eine Gum sich unterwegs befindet oder gar gesehen worden ist.«
»Nun, habt ihr vielleicht in letzter Zeit so etwas erfahren?«
»Nein. Die Baggara sind augenblicklich alle daheim, und mit den Schilluk, in deren Lande wir uns jetzt befinden, leben wir in Freundschaft.«
»Kommt ihr auch zu den Homrarabern?«
»Nein. Ihre Dörfer liegen uns zu weit entfernt.«
»So würdet ihr euch unter Umständen vor ihnen wohl nicht ganz sicher fühlen?«
»Wir würden ihnen, wenn es sich thun ließe, aus dem Wege gehen. Heute, da wir ihnen und dir begegneten, war dies nicht gut möglich. Sie sind allerdings nicht freundlich mit uns gewesen, aber wir haben nichts von ihnen zu befürchten.«
»Denkst du?«
»Ja. Wir stehen doch wohl unter deinem Schutze?«
»Gewiß. Aber wird dieser Schutz im gegebenen Falle sich bewähren?«
»Jedenfalls, da sie dich begleiten und also deine Freunde sind. Der Araber ist stets der Freund der Freunde seines Freundes.«
»Hast du denn nicht gesehen und gehört, daß sie sich nicht sehr freundlich zu mir benahmen?«
»Ich habe es bemerkt, aber das thut ja nichts. Sie haben dir ihr Wort gegeben, dich sicher nach Faschodah zu bringen, und müssen es halten.«
»Und dennoch traue ich ihnen nicht. Sie haben mir das Versprechen gegeben, mich und meine Sachen auf ihren Kamelen zu transportieren. Ich dagegen versprach ihnen, sie in Faschodah dafür zu bezahlen. Das ist alles.«
»Wie? So ist nicht ausdrücklich ausgemacht worden, daß sie dich unter Umständen sogar mit ihrem Leben zu beschützen haben?«
»Nein.«
»Du hast nicht die Formel ‚Dakilah ia Schech‘ mit ihnen gewechselt?«
»Nein. Ich wollte es, aber sie behaupteten, daß dies bei ihnen nicht gebräuchlich und übrigens auch gar nicht nötig sei.«
»Dann darfst du ihnen allerdings nicht trauen, und auch wir sind nicht sicher. Die Formel hätte sie gezwungen, nicht nur ehrlich gegen dich zu sein, sondern dich auch nötigenfalls gegen alle Feinde zu verteidigen. So aber haben sie keine Verpflichtung gegen dich, und nach ihren Regeln und Begriffen können sie dich ausrauben und töten, ohne die geringste Schuld auf sich zu laden. Daß sie dir die Formel verweigert haben, ist ein fast sicheres Zeichen, daß sie Böses beabsichtigen. Daß sie es noch nicht ausgeführt haben, darf dich nicht sicher machen, sondern muß dich vielmehr für heute zur doppelten Vorsicht auffordern. Heute ist der letzte Abend. Morgen würdest du Faschodah erreichen, wo sie dir nichts mehr anhaben können. Vielleicht ist meine Befürchtung ohne Grund; aber ich rate dir, anzunehmen, daß dir heute eine große Gefahr drohe, dir und also auch uns. Ich werde nicht schlafen und sofort meinen Elefantenmörder wieder laden, was ich unterließ, da ich nicht wußte, daß unsre Sicherheit bedroht ist.«
Er griff auch wirklich nach dem gewaltigen Katil elfil und nach dem Pulverhorne. Der »Vater des Gelächters« zeigte, daß er ganz der Ansicht seines Kollegen sei, denn er sagte:
»Meine Harbi ist leider am Bauche des Löwen zerbrochen, aber ich werde mich mit den Armen und Händen wehren. Diese Väter und Söhne des Raubes sollen weder mein Leben, noch meinen Esel, noch meine Waren bekommen. Ich erwürge sie einzeln, einen nach dem andern. Ich kenne die Homr. Sie haben die Worte des Koran auf den Lippen. Sie versäumen weder das Abrik noch die vorgeschriebenen Salawaht, aber sie sind Diebe, und der Verrat ist bei ihnen Gebrauch. Wenn man von einer Gum hört, so hat sie ganz gewiß aus lauter Arab el Homr bestanden. Allah verschließe ihnen den Himmel mit hundert Riegeln!«
»So ist es jedenfalls auch eine Gum der Homr, welche sich hier in der Nähe befindet.« bemerkte Schwarz.
»Was? Wie?« fragte der Slowak. »Eine Gum ist uns nahe?«
»Gewiß weiß ich es nicht, aber ich vermute es.«
Er teilte ihnen die Beobachtung mit, welche er gemacht hatte, und die Vermutung, die er infolgedessen hegte. Seine Worte brachten eine Aufregung hervor, die er nur durch den Hinweis auf die in der Nähe sitzenden Araber dämpfen konnte. Diese durften nicht ahnen, in welchem Verdachte man sie hatte. Darum beherrschten sich die Dschelabi und zeigten beim Fortlaufe des natürlich leise geführten Gespräches eine möglichst ruhige Haltung.
»Wenn das so ist, Herr, so bin ich freilich ganz deiner Meinung, daß die Leute, denen die Vögel folgten, zu einer Gum gehören,« sagte der Ungar. »Wir müssen uns auf einen Überfall gefaßt machen. Wäre es nicht am besten, deine Homr sofort niederzuschießen?«
»Nein. Noch haben wir keinen Beweis. Und selbst wenn wir denselben hätten, würde ich dagegen sein. Ich kann mich zur Tötung eines Menschen nur dann entschließen, wenn dies unumgänglich nötig ist.«
»So wollen wir uns augenblicklich aufmachen und diesen gefährlichen Ort verlassen!«
»Auch dazu kann ich nicht raten. Hier wissen wir genau, was unser wartet. Diese Felsen gewähren uns gute Deckung, ebenso die Büsche. Reiten wir aber fort, so ist es sicher, daß die Gum uns folgt und draußen auf der freien Ebene überfällt. Wir wissen nicht, wie stark sie ist. Wir sind neun Mann. Selbst wenn sie nicht zahlreicher wären und wir den Angriff siegreich abschlügen, würden wir den Sieg mit Toten oder wenigstens Verwundeten bezahlen. Auf alle Fälle steht zu erwarten, daß die Homr mit der Gum gemeinsame Sache machen, was die Angelegenheit verschlimmert. Hier haben wir sie vor uns und können sie im Auge behalten. Ich rate also, hier zu bleiben.«
»Aber wir wissen ja nicht, wenn uns die Kerls überfallen werden, und können doch nicht immer mit angelegtem Gewehr hier sitzen!«
»Das ist auch nicht nötig, wenn wir unsre Vorbereitungen treffen. Zunächst müssen wir das Feuer ausgehen lassen. Es blendet uns. Wer an einem Feuer sitzt, kann nur schwer sehen, was jenseits desselben in der Dunkelheit vorgeht. Wenn es hier finster ist, können auch die Homr nicht erkennen, was wir thun. Lassen wir sie glauben, daß wir uns jetzt zur Ruhe legen. Ist dann die Flamme erloschen, so verlassen wir die Feuerstätte und placieren uns an die Felswand. Dann stecken wir hinter den Kamelen und Gepäckstücken und sind außerdem von dem Gebüsch gedeckt. Inzwischen werde