Die Juweleninsel. Karl May

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Название Die Juweleninsel
Автор произведения Karl May
Жанр Зарубежная классика
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Издательство Зарубежная классика
Год выпуска 0
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bin die Tochter von meinem Papa, dem General.«

      »Vom Herrn General? Alle Wetter, da pist Du ja ein ganz vornehmes Fräulein. Na, das wird meine Parpara pei der Ehre jucken, wenn eine Paronesse mitkommt. Macht Euch fertig, Ihr kleines Volk; wenn wir uns peeilen, kommen wir noch mit dem Nachtzuge fort!«

      »Nein, so schnell geht das nicht,« lachte die Wirthschafterin. »Heut bleiben Sie natürlich hier bei uns. Sie werden mir sehr viel von Ihrem Bruder zu erzählen haben.«

      »Von Palduin? Da werde ich nicht viel erzählen können, denn ich hape lange Jahre selpst nicht viel von ihm erfahren.«

      »Aber jetzt wissen Sie doch von ihm.«

      »Allerdings. Er hat mir auch von Ihnen erzählt; aper daß er einen Jungen hat, das weiß er nicht. Er hat Sie sehr liep gehapt und pis heute noch nicht vergessen; aper er redet nicht gern davon. Der Kauffahrer, auf welchem er damals gewesen ist, verunglückte in der Südsee, und Palduin hat auf einem Wilfischfänger Aufnahme gefunden, auf dem er drei volle Jahre gewesen ist. Er konnte also nicht zurück, und als er wiederkehrte, hörte er, daß Sie einen Mann genommen hatten und fortgezogen waren.«

      »Ich wurde gezwungen.«

      »Davon hörte er nichts.. Er ging sofort wieder in See und ist pis vor kurzer Zeit in der Fremde gepliepen. jetzt ist er wieder fort, und zwar auf dem perühmten »Tiger,« der früher ein Seeräuperschiff gewesen ist und das peste Fahrzeug in allen Meeren sein soll.«

      »Wenn kommt er wieder?«

      »Das weiß ich nicht, da er mir noch nicht geschriepen hat; aper wenn sein Prief kommt, werde ich es erfahren, und da wird auch der Ort genannt sein, wohin wir das Schreipen zu richten hapen, wenn wir ihn penachrichtigen wollen. Er hat versprochen, mich sofort zu pesuchen, sopald er zurückkehrt, und dann wird er seinen Freund, den Hochpootsmann Karavey mitpringen. Rathen Sie einmal, wer das ist!«

      »Der Bruder von Zarba, der Zigeunerkönigin.«

      »Wahrhaftig, Sie wissen es! Kennen Sie denn diese verteufelte Zarpa auch?«

      »Ja.«

      »Wo hapen Sie dieselpe kennen gelernt?«

      »Hier. Sie war einmal auf Schloß Helbigsdorf.«

      »Ah! Was wollte sie denn hier?«

      »Sie wollte mir sagen, daß Ihr Bruder noch am Leben ist.«

      »Ah! Sie ist allwissend. Was kein Mensch sonst erfährt, das weiß sie Alles. Wie hat sie Ihnen denn gefallen?«

      »Gut, sehr gut.«

      »Mir auch. Ich hape sie zuerst für eine Hexe gehalten, die dem Teufel ihre Seele verschriepen hat; später aber hape ich eingesehen, daß sie ein ganz ordentliches und tüchtiges Frauenzimmer ist, vor der man alle möglichen Sorten von Respekt hapen muß. Ich pin pegierig, op ich sie noch einmal zu sehen pekommen werde. Es sollte mich freuen.«

      »Das kann sogleich geschehen!« ertönte eine Stimme hinter dem Kamin hervor.

      Thomas drehte sich um und erblickte diejenige, von der er soeben gesprochen hatte. Er fuhr zurück und schlug die Hände zusammen.

      »Da ist sie; wahrhaftig, da ist sie, wie sie leipt und lept! Das schlechte Weipsen hat sich versteckt, weil sie mich pelauschen wollte. Wo kommst Du denn her, Zarpa?«

      »Ich komme von überall.«

      »So, nun weiß ich es ganz genau! Und wo willst Du hin?«

      »Ueberall.«

      »Das ist noch pestimmter und eingehender gesprochen! Hast Du einen Prief von Deinem Pruder Karavey erhalten?«

      »Nein. Der »Tiger« ist wahrscheinlich nach Amerika hinüber. Da kann noch keine Nachricht von ihm gekommen sein.«

      »Sein Prief kann Dich doch auch gar nicht treffen, wenn Du von Ueperall kommst und nach Ueperall gehst!«

      »Es ist dafür gesorgt, daß ich Alles bekomme, was ich zu bekommen habe.«

      »Heut pleipst Du hier?«

      »Ja.«

      »Das ist gut! Da können wir schön peisammen sitzen und erzählen, was wir auf dem Herzen hapen. Hier, Madarne Hartig, hapen Sie meinen Hut und meinen Regenschirm. Hepen Sie mir die Sachen auf; aper nehmen Sie pesonders den Regenschirm in Acht; er ist ein Erpstück von meiner Parpara ihrer Großmutter, und diese rothen Paraplues mit plaugelper Kante sind jetzt eine seltene Rarität geworden.«

      »Wir bleiben nicht hier, sondern gehen hinauf in mein Zimmer,« meinte die Wirthschafterin. »Da ist es gemüthlicher als im Salon. Wir nehmen dort das Abendbrod, und später weise ich Ihnen dann Ihre Zimmer an.«

      Sie gingen nach einem Seitenflügel des Herrenhauses, wo Frau Hartig ihre Wohnung hatte, und waren eben daran es sich bequem zu machen, als der Verwalter erschien.

      »Frau Hartig, kommen Sie schnell herüber!«

      »Weshalb?«

      »Es ist Besuch hier.«

      »Für mich?«

      »Nein, für den Herrn General. Drei vornehme Herren, weiche sich auf der Reise befinden und mit Seiner Excellenz sprechen wollten.«

      »Sapperlot!« fluchte Thomas Schubert. »Nun verlieren wir unsere Frau Hartig, denn nun wird sie um diese vornehmen Leute herumzuspringen hapen!«

      »Sorgen Sie sich nicht. Sie sind mir lieber als alle vornehmen Herren, welche kommen, um den Herrn General zu besuchen. Ich werde möglichst kurz mit ihnen sein. Im Nothfalle kann ich sie ja dem Herrn Verwalter übergeben. Nicht?«

      »Ja wohl,« antwortete dieser, der froh war eine Gelegenheit zu finden, welche ihm gestattete seinen Fehler wieder gut zu machen. »Ich werde Ihnen gern behilflich sein, so daß Sie sich ausschließlich Ihren Freunden widmen können.«

      Er führte die Wirthschafterin in das Empfangszimmer, wo Raumburg mit seinen zwei Gefährten auf sie warteten.

      »Ihre Dienerin, meine Herren! Wer gibt mir die Ehre —?«

      Raumburg ergriff das Wort:

      »Mein Name ist von Hellmann; ich bin Oberstlieutenant bei den Husaren und ein Freund des Generals von Helbig. Diese beiden Herren sind Verwandte von mir – hier der Herr Präsident und hier der Herr Kanzleirath von Hellmann. Wir sind auf einem Ausfluge begriffen, kamen in diese Gegend und beschlossen, unsern Freund zu besuchen. Leider ist er nicht anwesend, wie wir hören?«

      »Er befindet sich in der Residenz.«

      »Aber die drei gnädigen Fräulein Schwestern?«

      »Sind zu Besuch in die Nachbarschaft.«

      Die Wirthschafterin antwortete so kurz, weil diese drei Herren etwas an sich zu haben schienen, was ihr nicht gefiel. Was es eigentlich war, das konnte sie sich nicht sagen; aber sie fühlte, daß sie kein Vertrauen zu diesen Männern haben könnte.

      »Das ist wirklich unangenehm,« fuhr Raumburg fort. »Wollen Sie uns nicht wenigstens den Herrschaften bei deren Rückkehr empfehlen?«

      »Gewiß! Es wird ihnen sicher sehr leid thun, daß es ihnen nicht vergönnt war Sie zu empfangen.«

      »So erlauben Sie uns, bevor wir gehen, eine Erkundigung. Es ist bereits spät, und wir sind zu ermüdet, als daß wir unsere Fußtour noch sehr weit fortsetzen möchten. Gibt es hier im Dorfe einen Gasthof, in welchem man findet, was man zu beanspruchen gewöhnt ist?«

      Jetzt sah sich die Wirthschafterin doch von derjenigen Seite angegriffen, auf welcher sie aus Höflichkeit an ihre Verpflichtung denken mußte.

      »Einen Gasthof gibt es allerdings hier, doch werden Ihnen dort die gewohnten Bequemlichkeiten nicht geboten. Es ist jedoch meine Pflicht, Sie an Stelle des Herrn Generals darauf aufmerksam zu machen, daß Ihnen unsere Zimmer ja gern zur Verfügung stehen. Ich sprach dies nur noch nicht aus, weil ich glaubte, daß Sie Ihre Wagen in der Nähe und sich ein weiteres Ziel vorgesteckt hätten. Darf ich annehmen, daß Sie meine Bitte nicht zurückweisen?«

      »Falls wir Ihnen keine Unruhe verursachen.«

      »Nicht