Die Juweleninsel. Karl May

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Название Die Juweleninsel
Автор произведения Karl May
Жанр Зарубежная классика
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Издательство Зарубежная классика
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und mit ihrer Asche!«

      »Liegen die Väter und Mütter getrennt?«

      »Nein, obgleich dies anderwärts unter gleichen Verhältnissen nicht Sitte ist. Aber es stehet geschrieben: »Sie werden nicht freien und nicht gefreit werden;« die Engel und die Seligen kennen kein Geschlecht und keine andere Lust, als die Lust am Herrn. Darum dürfen die in Christo Entschlafenen bei einander ruhen ohne Aergerniß. Ihre Seelen schweben um den Thron Gottes und sind rein gewaschen von allem Schmutze dieses Lebens.«

      »Darf man das Kloster der frommen Frauen auch besuchen?«

      »Nur Auserwählten ist es erlaubt.«

      »Darf ich mich zu diesen Auserwählten rechnen?«

      »Ich bitte in Unterthänigkeit darum!«

      »Ich muß gestehen, daß ich in geistlichen Dingen einigermaßen unerfahren bin. Ihr Kloster steht in keinem amtlichen Zusammenhange mit diesem andern.«

      »Doch. Weder die Priorin noch irgend eine der Schwestern hat das Recht, eine kirchliche Handlung vorzunehmen. Das dürfen nur wir.«

      »So verkehren Sie in Folge Ihrer priesterlichen Würde wohl oft mit den frommen Schwestern?«

      »Sehr oft. Habe ich doch die Oberaufsicht über das Schwesterhaus zu führen. Soll eine Messe celebrirt, eines der heiligen Sakramente ertheilt oder sonst eine kirchliche und priesterliche Handlung vorgenommen werden, so muß entweder ich oder einer der Brüder hinuntergehen.«

      In diesem Augenblicke bückte sich der Prinz, griff zwischen die Epheuranken hinein und zog einen Gegenstand hervor, den er sehr aufmerksam betrachtete. Auch der Prior sah ihn und entfärbte sich leicht.

      »Sind Sie ein Physiolog, Hochwürden?«

      »Nicht sehr.«

      »Aber doch so viel, um diesen Gegenstand bestimmen zu können. Bitte, wollen Sie sich denselben einmal betrachten!«

      »Hm, die Röhre von einer Gans, wie ich vermuthe.«

      »Ja, eine Röhre ist es allerdings, doch das Geschöpf, an dessen Bein sie sich befand, muß noch sehr jung gewesen sein, da die Knochenbildung so wenig vorgeschritten war, daß die beiden Röhrenköpfe noch ganz aus Knorpel bestanden. Vielleicht ein Lamm. Aber dessen Knochen vergräbt man doch nicht in geweihter Erde.«

      »Diese Röhre war wohl auch nicht vergraben. Sie lag frei zu Tage.«

      »Aber sie hat längere Zeit, wenn auch nicht Jahre lang, in der Erde gelegen.« Er barg die Röhre sorgfältig wieder an dem Orte, an welchem er sie gefunden hatte, und fuhr dann fort: »Es muß etwas Großes sein um das Amt eines geistlichen Hirten. Kein Fürst, kein König hat die Macht, die ihm gegeben ist.«

      »Ja; der Herr verleiht seinen Dienern die höchste Gewalt, sie können die Seligkeit verweigern, sie vermögen aber auch den Himmel zu öffnen.«

      »Welch ein Bewußtsein muß es sein, an Gottes Statt dazustehen und der Vertreter des höchsten Wesens zu sein, dem jeder in vertrauender Ehrfurcht nahen kann. Wird diese Gewalt nicht vielleicht zuweilen mißbraucht, Hochwürden?«

      »Das wäre die Sünde wider den heiligen Geist, die niemals vergeben wird.«

      »Niemals?«

      »Nie.«

      »So dürfte sie auch von der weltlichen Gerechtigkeit nicht vergeben werden.«

      »Hoheit irren. Hier hat das weltliche, das bürgerliche Gesetz nicht mitzusprechen, sondern dieser Fall gehört einzig und allein in die Disziplin des priesterlichen Standes.«

      »Ich will Ihnen einen Fall erzählen: Ein König, Bekenner der alleinseligmachenden Kirche, hatte, um eine große Gefahr von sich und seinem Lande abzuwenden, einen geheimen Traktat mit dem protestantischen Monarchen des Nachbarlandes abzuschließen. Er wußte bereits vor Abfassung des Vertrags, daß er die Bestimmungen desselben brechen werde, und zog seinen Beichtvater zu Rathe. Dieser absolvirte ihn und hieß sein Vorhaben gut, da der Kontrahent ja ein Ketzer sei. Dieser Beichtvater stand, ich weiß nicht in Folge welcher Umstände, unter der Gewalt einer alten Zigeunerin, die also eine Heidin war. Sie hieß Zarba. Ihr machte er, ich weiß nicht ob freiwillig oder erzwungen, Mittheilung von dem Vorhaben des Königs.«

      »Unmöglich! Einer Zigeunerin!« rief der Prior, aber sein vorher von Röthe glänzendes Gesicht war plötzlich leichenblaß geworden.

      »Ja, einer Zigeunerin. Auch ich kenne sie und habe diese Mittheilung aus ihrem eigenen Munde. jedenfalls verfolgte sie dabei eine Absicht, die ich aber leider nicht zu durchschauen vermag.«

      »Der Beichtvater eines Königs? Sollte dies nicht eine höllische Verleumdung sein?«

      »Nein. Sie suchte den Priester in seiner Wohnung auf und erhielt das Bekenntniß von ihm sogar in zwei Exemplaren niedergeschrieben. Das eine gab sie jüngst mir, und das andere hebt sie für meinen Vater, den König auf.«

      »Ah, sonderbar!«

      Dicke Schweißtropfen standen ihm jetzt auf der Stirn. Er blickte wie Hilfe suchend umher und konnte sein Auge nicht zum Prinzen erheben, der ihn lächelnd fixirte.

      »Ja, sehr sonderbar! jetzt ist dieser Beichtvater Prior, er erhielt diese Pfründe von dem Könige als Anerkennung seiner treuen Amtsführung.«

      »Was werden Hoheit mit dem Exemplare thun, welches sich in Ihren Händen befindet?«

      »Darüber habe ich noch keinen Beschluß gefaßt, doch bemerke ich, daß ich nicht rachsüchtig bin und es vielleicht vermag, auch das andere Exemplar unschädlich zu machen.«

      »Sie kennen den Namen dieses Priesters?«

      »Natürlich. Er hat sich ja unterzeichnet und sogar sein Amtssiegel aufgedrückt. Doch das war eine Episode, welche ich nur nebenbei erzählte, da mich unser Gespräch auf dieses Thema führte. Ist es noch Tageszeit genug, die frommen Schwestern zu besuchen?«

      »Hoheit, das Haus steht Ihnen zu jeder Zeit geöffnet!«

      »Ich bin in der Lage, einige Erkundigungen einziehen zu müssen.«

      »Ich stehe zu Diensten.«

      »Sind die beiden Klöster durch verborgene Gänge verbunden?«

      »Königliche Hoheit – — – !«

      »Die Wahrheit, nichts weiter, Hochwürden!« gebot der Prinz in strengem Tone.

      »Bei der Beschaffenheit dieses Felsens wäre es möglich, daß sich ohne unser Wissen – — »

      »Mit einer Möglichkeit ist mir nicht gedient,« unterbrach ihn schnell der Prinz. »Ich habe ein Exempel zu lösen, von welchem ich nur zu Ihnen sprechen kann, und will dabei nicht mit Möglichkeiten, sondern mit Wirklichkeiten rechnen. Also – —?«

      »Die Verbindung ist da,« gestand jetzt der Prior.

      »Und wird benutzt?«

      »Zuweilen, jedoch nur zu Zwecken, von denen ich sagen kann, daß sie – — – »

      »Schon gut, Hochwürden! Ich bin befriedigt und frage nicht nach diesen Zwecken, obgleich es möglich ist, daß mich ein ganz ähnlicher Zweck zu meiner Erkundigung veranlaßt hat.«

      »Ah!« holte der Prior tief Athem.

      »Ja. Und dabei habe ich nicht einen geistlichen, sondern einen sehr weltlichen oder vielmehr körperlichen Zweck im Auge.«

      »Darf ich um die Mittheilung desselben ersuchen, königliche Hoheit?«

      »Ich werde zunächst weiter fragen. Bedarf es zur schleunigen Aufnahme einer Novize der besonderen Befragung derselben?«

      »Gewöhnlich, ja. Gibt es aber ernste Rücksichten, welche mit ihrem Seelenheile in Verbindung stehen, so kann oder muß vielmehr die heilige Kirche die ihr verliehene Macht gebrauchen und wird den Eintritt gebieten.«

      »Schön; das ist mein Fall! Wird die heilige Kirche nach dem Namen der Novize fragen?«

      »Ihr oberster Diener ist dazu verpflichtet, wird ihn aber verschweigen und auch dafür sorgen, daß er den andern Schwestern niemals