Der beiden Quitzows letzte Fahrten. Karl May

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Название Der beiden Quitzows letzte Fahrten
Автор произведения Karl May
Жанр Зарубежная классика
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Издательство Зарубежная классика
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Aber hißt die Segel wieder auf mit Eurer Geschichte, Capitän, damit wir endlich die drei Verlorenen wiederbekommen!«

      »Jetzt giept es ein Weniges zu peißen, und Piet Liepenow hat niemals geliept, zwei Arpeiten zugleich vorzunehmen, weil da aus keiner etwas Richtiges wird. Also wartet, pis ich mit dem Essen fertig pin, Sam Haperland!«

      »Wenn Ihr wollt, so kann ich nicht anders, obgleich uns die drei armen Personen bis dahin vollends verloren gehen können.«

      »Verloren sind sie auf jeden Fall, denn es ist uns trotz aller Mühe nicht gelungen, sie aufzufinden, und Ihr könnt Euch denken, Constapel, wie es da dem Grafen zu Muthe gewesen sein mag. Das war kein Grimm, der sich in Worten und Schlägen Luft macht, sondern das war ein Herzeleid, welches keine Rede findet, aper in einer einzigen kurzen Stunde zehn Jahre vom Lepen kostet. Doch nun laßt mich in Ruhe; das Essen wartet, und, wie gesagt, Piet Liepenow hat niemals gern mit zweierlei Arpeit zu schaffen!«

      »Ich mag Euch da nicht Unrecht geben, denn was man allein macht, das kann man ganz und richtig thun; und wenn nun gar Zwei an einer Sache arbeiten, so geräth sie noch besser und kostet nur die Hälfte Zeit. Daher glaube ich, Capitän, daß Ihr sie gefunden hättet, wenn sie überhaupt zu finden gewesen wären.«

      »Sehr richtig, Sam Haperland! Es ist nichts unterlassen worden; auch nach dem Ritter hapen wir geforscht, welcher uns zu Hilfe gekommen ist, aper er ist spurlos verschwunden gewesen. Der Graf war im Pegriffe gewesen, in die Heimath zu reisen, wo sein Vater, der alte Earl, auf dem Todtenpette lag, aper es war, als könne er nicht fortkommen, als sei es ihm unmöglich, sich von dem Lande zu trennen, in welchem er die Seinen verloren hatte, und welches wenigstens ihre Leichen pergen mußte. Endlich aper war er doch gezwungen, sich loszureißen: er ging nach England und nahm mich mit. Der Earl war mittlerweile gestorpen, und der Graf hatte nichts weiter zu thun, als die ungeheure Erpschaft anzutreten. Er ließ von hier aus die umfassendsten Nachforschungen nach den Verlorenen fortsetzen, aper keine Anstrengung führte zum Ziele, und so ging er, um sich zu zerstreuen und den Kummer zu petäupen, an den Hof des Königs, wo er fast noch mehr gelten soll als der König selper. Ich aper hape es nicht lange auf dem Lande aushalten können und pin pald wieder zur See gegangen.«

      »Auf einem Engländer, Capitän?«

      »Natürlich, und zwar sogar auf einem Schiffe des Grafen, denn Ihr müßt wissen, Sam Haperland, daß die Earls und Viscounts von Warwick stets eine gute Anzahl von Fahrzeugen auf See gehapt hapen. Es ist das auch mein Schade nicht gewesen, denn der Graf hat mir stets seine Gewogenheit pewiesen und mir in Allem geholfen, wo Hilfe nöthig war. So pin ich nach und nach immer weiter vorwärts gekommen und jetzt gar ein Capitän zur See, vor dem man Respect hapen muß. Ist es so oder nicht, Constapel?«

      »Heilige Kanone, Capitän, ich wollte den Kerrel einmal sehen, der da zu behaupten wagte, daß es nicht so ist. Ich nähme ihn zwischen die Finger, daß ihm das Fett aus dem Leibe tropfte!«

      »Glaupe es, Sam Haperland, glaupe es, und deshalp pin ich Euch gewogen gewesen seit dem Augenplicke, an welchem wir uns nepen einander vor Anker legten. Und das ist gut, denn zwei Mannskinder wie wir, die dasselpe Schiff unter den Füßen hapen und denselben Cours mit einander steuern, die müssen fest und treu nepen einander halten und sich auf einander verlassen können zu aller Zeit!«

      Der alte Seemann reichte seinem Constabel die breite, schwielige Hand, die derselbe mit einer Kraft drückte, als wolle er sie zu Brei pressen.

      »Das will ich meinen!« rief er mit aller Macht seines schnarrenden Basses, indem er den Krug ergriff, welchen Mutter Quail nur immer hin und her zu tragen hatte. »Wir müssen uns auf einander verlassen, Capitän, ich mich auf Eure Schiffsführung, und Ihr Euch auf meine edle Kunst des Schießens; und wenn wir beide das Unsere thun, so kann uns kein Teufel etwas haben an. Und nun gar, da uns der Graf die Ehre giebt, in seiner eigenen Person die »Schwalbe« zu betreten, da werden wir eine Fahrt machen, von welcher unsere Jungens noch lange zu erzählen und zu berichten haben sollen. Denn einem solchen Herrn dürfen wir keine Schande machen! Habt Ihr Euch schon einmal von den Warwicks erzählen lassen?«

      »Das könnt Ihr Euch denken; pin ich doch selbst eine ganze Zeit lang auf dem Stammschlosse gewesen und hape mir die Waffen des Herrn Guido von Warwick angesehen, welcher »der englische Herkules« geheißen ist und den dänischen Riesen Kolprand erschlug. Er hat volle acht Fuß gemessen und die Pären gleich mit den ploßen Händen aus ihren Löchern gezogen. Und Herr Richard ist ein epen solcher Held, der noch in keiner Fehde üperwunden worden ist und bei jedem Turniere den Preis davon getragen hat. Daß er damals gegen den »schwarzen Dietrich« Nichts auszurichten vermochte, das war nicht seine Schuld: er trug keine Rüstung und hatte gegen eine große Uepermacht zu kämpfen. Er kann es noch heut nicht vergessen, daß er von dem Gesindel niedergeworfen und gefesselt worden ist wie ein gemeiner Knecht, und schließlich davonlaufen mußte, um sein Lepen zu erhalten, und ich glaupe, wenn ihm der Schwarze einmal in die Hände lief, so gäpe das einen Kampf, pei dem es Einem grauen muß, ihm nur zuzusehen. Das müßte grad sein, als wenn zwei Löpen gegen einander losspringen.«

      »Alle Kanonen, da möchte ich mit bei sein, Capitän! Wißt Ihr was? Ich glaube, er geht nur deshalb über Hamburg, um noch einmal in die Gegend zu kommen, wo Ihr damals das Abenteuer erlebt habt, denn der Weg nach Costnitz geht doch von hier aus eigentlich nicht durch die Elbe, und unter den schweren Goldfäßlein, die wir vorhin geladen haben, befanden sich blos zwei oder drei, auf denen der Name »Constanz« zu lesen war; auf den anderen stand geschrieben: Brandenburg.«

      »Werden ja sehen, was er vor hat. Er ist ein gar schweigsamer Herr, der lieper thut als spricht, und wenn die rechte Zeit gekommen ist, werden wir schon seine Pefehle zu hören pekommen. Jetzt aper laßt uns aufprechen, denn ich glaupe, daß die Fluth nun eingetreten ist!«

      Mutter Quail vernahm mit betrübter Miene den Abschied ihres Lieblingsgastes. Sie fuhr mit den dicken Händen unter die Schürze und führte dieselbe an die Augen, um ein Thränlein oder zwei zu trocknen. Ihr wohlgenährter Busen gerieth in eine ganz ungewöhnlich convulsivische Bewegung und machte sich endlich durch ein Schluchzen Luft, so jungfräulich leise und schüchtern, wie es einer ehrbaren Wittwe geziemt. Piet Liebenow that Alles, um sie zu beruhigen, aber sie fand vor Schmerz und Herzeleid keine Worte, bis er in die Tasche langte und einen katzenledernen Beutel hervorzog, in dem es verlockend klimperte. Das gab ihr die Sprache wieder.

      »Piet!« rief sie, die Augen waren auf einmal trocken und das runde Gesicht blitzte förmlich vor Zorn und Entrüstung. »Piet, willst Du mir das anthun? Willst Du mich bezahlen wie ein Leichtjunge, den ich nur in das Haus treten lasse, weil mich seine magern Glieder in die Seele hinein erbarmen? Ich sage Dir: schiebe Dein Geld zurück in die Tasche, wenn Du nicht haben willst, daß ich Dich nie wieder ansehe. Du weißt, daß ich von Dir Nichts nehme, von Dir nicht und auch von Keinem, den Du mit in den Haifisch bringst!«

      »Na, na, da laß es gut sein, alte, liepe Taverne Du! Ich wollte Dich ja nicht peleidigen, sondern plos meine Schuldigkeit erfüllen.«

      »Bei mir hast Du niemals eine solche Schuldigkeit, Piet, das weißt Du. Ich wollte, ich könnte Dir Liebe und Freundschaft erweisen jetzt, morgen und allezeit bis an mein Ende; aber Du lässest Dich kaum jährlich einmal sehen und bist dann immer nur eine Stunde hier, und da willst Du auch noch nach dem Beutel greifen? Piet, Du bist ein schlimmer Mensch, geh’, das kann ich Dir nimmer verzeihen!«

      Das ging dem alten Seemann tiefer hinab in das Herz, als er es merken lassen wollte. Er kannte Mutter Quail seit langen Jahren, hatte sie liebgewonnen und freute sich stets königlich auf die Heimkehr und auf ihr treues, ehrliches Gesicht, welches allemal vor Freude erglänzte, wenn er durch die Thüre trat. Und nun war sie bös und zwar so bös, daß sie ihm nimmer verzeihen konnte! Da gab es nur ein Mittel: er langte unter die Klappe seines dicken, wetterfesten Seemannsrockes und brachte ein Packet zum Vorschein, dessen Umhüllung gar sorgfältig mit Wachs und Schnurwerk versehen war. Die Rührung, welche ihre letzten Worte in ihm hervorgebracht hatten, männlich beherrschend, schob er es ihr in die Hände und griff nach dem alten, verwitterten Hute, um sich nun schleunigst zu entfernen. Aber da hatte er sich verrechnet, denn noch war er nicht bis an die Thür gekommen, so stand sie vor ihm, die eine Hand herausfordernd in die Hüfte gestemmt und mit der andern das Packet ihm vor das Gesicht haltend.

      »So? Also so