Die Ahnen. Gustav Freytag

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Название Die Ahnen
Автор произведения Gustav Freytag
Жанр Зарубежная классика
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Издательство Зарубежная классика
Год выпуска 0
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die dieses Zeichen trugen?«

      »Mehr als zehn und weniger als dreißig,« versetzte der Mann, »ungefüge Worte gaben sie mir, weil mein Kleiner dort mit Gänsefedern tanzte und bedrohten mich durch Schläge.«

      »Der dich schalt, war ein alter Kriegsmann mit grauem Bart und Narben auf der Stirn?«

      »Du nennst ihn wie er war, Herr, und außerdem von groben Sitten.«

      Irmgard sah, daß der Held Mühe hatte, seine Bewegung zu verbergen, er löste sich von den anderen und ging allein nach dem Hofe zurück.

      Da kurz darauf Volkmar als Königsbote in den Hof trat, empfing ihn Ingo wie einen Freund, den er sehnsüchtig erwartet hatte, er hörte seine Botschaft und führte ihn zu dem Fürsten; dort hielten die drei vertrauten Rat.

      »Der König hat mich geladen,« sprach Ingo, »er hat mir Sicherheit gelobt. Was auch die Meinung seines Herzens sei, mir geziemt es, der Ladung zu folgen. Nur eines hemmt mich und mit Scham spreche ich es aus, nicht wie ein entblößter Mann darf ich zu dem Hof des Königs gehen, du gedenkst wohl, o Herr, wie ich zu dir kam.«

      Bekümmert versetzte der Fürst: »An Roß und Gewand würde es dir, o Held, nicht fehlen, und Wolf würde dich als Kämmerer geleiten, dennoch rate ich nicht, daß du den Worten des Königs trauest und dich unter die Äxte seiner Leibwächter wagst, denn spurlos möchtest du verschwinden hinter den Steinmauern. Die Reise wäre ein unrühmliches Ende für dein Heldentum.«

      Auch Volkmar sprach: »Dir, Held Ingo, ziemt es, die Gefahr gering zu achten, du weißt ja, daß dem Mann zuweilen die Kühnheit am besten gedeiht. Wenn du aber der Ladung des Königs folgst, wie du willst, so darfst du das nimmermehr als ein einzelner Wanderer tun. Dem König und seinem Gesinde würdest du verächtlich sein, unwürdig wäre die Behandlung, die sie dir zufügten, auch wenn der König dir nicht an das Leben geht. Denn an Königshöfen ist die Art, nur stattliches Gewand, Rosse und Gesinde geben dem Helden ein Ansehen. Darum, bevor du zu dem König reitest, mußt du das alles erwerben. Folgen dir aber Männer aus diesen Waldlauben, so wirst du dem König gänzlich verhaßt.«

      »Gut sprichst du, Volkmar, in allem«, versetzte Ingo. »Willst du dich zurück unter die Augen des Königs wagen, so sage ihm, daß ich dankbar bin für die hohe Botschaft und daß ich vor sein Angesicht treten werde, sobald ich gerüstet bin, wie es seine und meine Ehre fordert.«

      »Ich trage die Antwort,« antwortete Volkmar, »und ich hoffe mich behend zur Seite zu schwingen, wenn er seinen Trinkkrug nach mir wirft.«

      Auch Herr Answald gab seine Zustimmung zu diesem Dank, denn ihn bedrückte im geheimen die Forderung des Königs, wenn er die Sorge auch mannhaft barg.

      Als Ingo und Volkmar allein waren, begann Ingo: »Wer einen guten Rat geschenkt hat, der gibt wohl auch den zweiten. Du siehst, ich bin einem Kinde gleich, das aus dem Wasser geholt und neu in die Welt gesetzt ist. Hier sind die Leute gutherzig, aber Kriegsfahrten beginnen sie selten, spähe, du treuer Gesell, wo irgend im Lande für ein Schwert rühmliche Arbeit zu finden ist.«

      »Harre nur ein wenig aus,« antwortete Volkmar lachend, »und laß dir unterdes gefallen, wenn die Jungfrau Irmgard vor dir meine Reigen singt, denn wohlgeübt ist sie im Lied und Saitenspiel. Höre ich von ehrlicher Heerfahrt, so sollst du‘s erfahren; doch du weißt, im Herbst lockt den Krieger die Heimat, im Frühjahr die Schwertreise.«

      »Und jetzt höre weiter«, fuhr Ingo fort, »was mich in der Nacht schlaflos umherwirft. Der Sprung in den Rhein schied mich von meinen Mannen, hinter mir brachen die Heerhaufen der Römer wie ein Wasserschwall in das Land, die Priesterin barg mich mit Sorgen, bis sie mich nordwärts sandte; beim Abschied verhieß sie mir, nach den Volksgenossen zu suchen, die mit mir bei den Kähnen gestanden hatten. Jüngst aber hörte ich von einem Gaukler, daß Krieger meines Volkes in diesem Mond unter den Burgunden lagerten, einer davon war, wie mir schien, Berthar, den du kennst. Hegst du mir gute Gesinnung, Volkmar, so forsche, wenn du kannst, nach den Treuen; denn wie hold mir manche sind, die hier um mich leben, ich vermag nicht froh zu werden, bis ich weiß, ob einer von den Meinen dem Eisen der Römer entwichen ist.«

      Der Sänger nickte und wandte sich zum Abgang. »Der Herr dieses Hofes bewährt dir guten Sinn, aber wandelbar ist der Menschen Gemüt und leicht wird müde, wer sich nur auf ein Bein stützt. Du hast mich durch dein Vertrauen geehrt, da du vorhin sprachst, wie du aus dem Wasser gehoben wurdest. Darum flehe auch ich um eine Gunst. Einst gabst du mir diesen Goldring, nimm ihn, o Herr, jetzt zurück, damit ich dir meine Treue erweisen kann, du spendest mir später wohl noch mehr, wenn die Götter dir Glück verleihen. Der Ring schafft dir Roß und Gewand oder wirbt dir einen hilfreichen Gefährten.«

      »Lieber leihe ich von dir als von einem anderen,« versetzte Ingo, »aber du weißt, der Krieger zieht nicht ohne Gold zur Schlacht. Was mir Berthar an jenem Tage zureichte, wo ich ihn verlor, das berge ich noch im Gewande; damit, wenn mein Leib einsam auf der Heide liegen sollte, alsdann ein anderer das Gold bei mir finde und mich zum Dank ehrlicher Bestattung wert achte.«

      »Dann, Held, gedenke auch klug der Lebenden; und wenn ich dir raten darf, so gib davon an die Jungfrau Frida, denn sie raunen im Hofe, daß sie eine Silberschelle für dich abgerissen hat, um ihrer Herrin zu gefallen; und spende auch an Wolf, deinen Kämmerer, damit ihn die anderen nicht schmähen, weil er einem kahlen Herrn dient. Zürne nicht, daß ich wie dein Vertrauter spreche, aber wer gewöhnt ist, um Huld zu werben, der versteht wohl auch, wie man Gunst gewinnt.«

      Ingo reichte ihm lachend die Hand. »Nur dir biete ich nichts,« sprach er, »denn gern bleibe ich dir schuldig.«

      »Und ich dir, solange ich atme«, grüßte Volkmar, sich ehrerbietig auf der Schwelle verneigend.

      Ingo folgte dem Rat des Treuen. Als er seinem Kämmerer zwei Goldstücke in die Hand legte, auf denen das Bild des großen Römerherrn Constantinus zu sehen war, da merkte er an dem glücklichen Gesicht des Mannes und an dem warmen Dank, wie wertvoll solche Gabe in den Waldlauben war. Und nach der Mahlzeit trat er in Gegenwart der anderen vor Irmgard und sprach: »Deine Gespielin Frida hat für das Silber, das sie dem Gaukler bot, mir eine frohe Botschaft eingehandelt, gern möchte ich ihr dafür meinen Dank erweisen und ich bitte dich, Jungfrau, daß du ihr in diesen Münzen ihre Spende zurückgibst.« Da ging das fremde Gold auch unter den Frauen von Hand zu Hand, der Fürst und alle Wohlmeinenden waren erfreut, daß der Gast sich so gehalten hatte, wie seiner Würde gebührte, und Ingo merkte aus dem Diensteifer der Männer, daß ihr guter Wille behender wurde, seit sie für sich Gutes hoffen durften; denn alle gedachten, daß dem Herrn Ehre sei, viel zu geben, dem Dienenden aber, Gabe zu empfangen.

      Ingo aber suchte auch nach einer Gabe für die, welche ihm lieb war. Als Irmgard im Hofe unweit dem Holunderstrauch stand, da trat er von der Seite eilig auf sie zu, sie hörte seinen Schritt, aber sie kehrte sich nicht um, damit keiner die Freude in ihrem Antlitz erkenne. Abgewandt von den anderen sahen sie einander in die Augen, und diesmal merkten beide die Nachtsängerin nicht, welche über dem Ast ängstlich ihre Kinder an die Abreise mahnte. Ingo begann die heimliche Rede: »Im Federgewand des Schwans flog einst Schwanhild, die Ahnfrau meines Geschlechtes, über die Männererde, seitdem sind die letzten Schwungfedern des Schwans das heilige Zeichen, welches die Männer und Frauen meines Stammes an Helm oder Stirnbinde tragen, wenn sie sich festlich schmücken. Dem lebenden Vogel suchen wir die Federn zu rauben, denn einen Schwan zu töten ist meinem Volk Frevel. Heut gelang mir‘s, einen Schmuck zu gewinnen. Dir, Holde, biete ich ihn, ob du ihn annimmst und dir bewahrst. Auf den Federkiel ritzte ich das Zeichen, womit ich zeichne, was mein ist.«

      Irmgard erschrak, ihr ahnte, daß er durch die Federn bot, was er mit Worten nicht sagen durfte, und sie fragte unsicher: »Wie soll mein sein, was dein ist?«

      Der Mann antwortete in tiefer Bewegung: »Nur darum liebe ich das Leben, weil ich eine Jungfrau kenne, welche dies Zeichen einst vor allem Volk auf ihrem Haupte tragen soll.« Und er hielt ihr wieder den Schmuck hin.

      Da nahm Irmgard die Federn und barg sie in ihrem Gewande. Ganz wenig streifte seine Hand an die ihre, aber sie fühlte tief im Herzen die Berührung.

      »Irmgard!« rief die befehlende Stimme der Fürstin im Hofe. Noch einen herzlichen Gruß mit den Augen tauschten die beiden, dann eilte die Jungfrau dem Hause zu.

      »Was