Название | Larandia - Das Bündnis der Zehn |
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Автор произведения | B.L. BELL |
Жанр | |
Серия | |
Издательство | |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783967130195 |
»Hey, dürfen wir euch Kimberly vorstellen? Sie ist neu hier«, sagte Christian und ich nickte etwas beklommen in die Runde.
Die zwei Jungs und das Mädchen stellten sich mir vor, doch ich vergaß ihre Namen schnell wieder. Mein Kopf rauchte ohnehin von den ganzen neuen Eindrücken und dem Stundenplan. Ich löffelte etwas lustlos meine Gemüsesuppe und aß ein paar Bissen Brot, als mich Emma anstieß:
»Kimberly?«
»Ja, was ist denn?«, fragte ich gelangweilt und war plötzlich sehr müde.
»Oliver York sieht die ganze Zeit zu dir herüber. Es ist richtig auffällig«, flüsterte sie und ich drehte mich zur Mitte des Raumes.
An einem großen runden Tisch, an dem mindestens zehn Personen Platz hatten, erblickte ich die hochgewachsene Gestalt von Oliver. Er unterhielt sich mit einigen an seinem Tisch, doch ständig blickte er zu mir herüber. Er lächelte nicht, aber sah auch nicht böse aus. Ausdruckslos starrte er mich immer wieder an. Ich konnte leider seine Gedanken nicht hören oder sie zuordnen, da einfach zu viele Stimmen auf mich einprasselten. Es war ein ohrenbetäubender Lärm und ich versuchte mich, so gut es ging, abzuschotten.
»Ich muss hier raus. Ich hab Kopfschmerzen«, meinte ich, rieb mir die Stirn, stand auf und brachte mein Tablett weg.
Dann ging ich schnellen Schrittes aus der Cafeteria und lehnte mich auf dem Flur keuchend gegen die Wand. Mir war heiß und kalt zugleich. Mein Herz klopfte mir bis zum Hals und meine Hände zitterten. Ich ging etwas langsamer Richtung Schulaula, aus welcher ich plötzlich Musik vernahm. Eine schöne Melodie. Sie beruhigte irgendwie mein Gemüt und so wurden auch die pochenden Schmerzen im Kopf weniger. Mein Herzschlag beruhigte sich zunehmend und ich ging mit langsamen Schritten der Musik nach.
Ich bog um die Ecke und sah einen jungen Mann neben einem Notenständer stehen. Er spielte Geige. Daneben saßen einige andere Personen auf dem Boden und hörten ihm zu. Die Musik war magisch. Anziehend. Sie fesselte mich regelrecht. Mir kam es vor, als würde den jungen Mann eine magische Aura umgeben. Er war schlank, jedoch muskulös. Seine Haare waren etwas länger und hatten einen kupferfarbenen Ton. Seine Haut war gebräunt und er trug einen leichten Dreitagebart. Sein Hemd war schief geknöpft und bei genauem Hinsehen konnte man erkennen, dass er Ohrringe trug. Alles in allem wirkte er sehr interessant. Er stach definitiv aus der Menge. Ich schlenderte zu seinen Zuhörern und setzte mich einfach dazu. Der Geigenspieler blickte kurz auf, sah aber sofort wieder weg. Ich hörte mir noch zwei weitere Lieder an und stand erst auf, als er seine Geige in den Koffer packte. Ich wollte ihn unbedingt ansprechen, also stand ich etwas zögerlich auf und fasste Mut. Untypisch für mich, denn ich war es in Kalifornien gewohnt, ständig mit Jungs zu quatschen, oder hatte sehr häufig Dates. Dass ich hier so verklemmt und scheu war, fühlte sich für mich selbst erschreckend und neu an. Ich machte mich groß, streckte den Kopf und ging direkt auf ihn zu.
»Hey, du hast sehr schön gespielt«, hörte ich mich selbst viel zu piepsig sagen.
Der Junge drehte sich zu mir um, blickte mich fragend an und nickte nur.
»Danke!«
»Spielst du schon lange?«, fragte ich weiter und ging neben ihm her.
»Seit ich sechs Jahre alt war.« Er blickte mich nicht einmal an.
»Du redest nicht sehr gerne, oder?«, wollte ich wissen und kam mir etwas dumm vor.
Die meisten Jungs sahen mich normalerweise interessiert an oder waren erfreut, wenn ich mit ihnen sprach. Aber er war völlig desinteressiert.
»Ich kenne dich nicht mal. Warum sollte ich also mit dir reden wollen? Zudem habe ich keine Zeit. Ich muss zur nächsten Stunde.« Okay, er war genervt, blickte mich mit seinen dunklen Augen ernst an und verschwand dann um die nächste Ecke.
Völlig perplex stand ich da. So abserviert hatte man mich noch nie. Da hörte ich Schritte, schaute den Gang nach rechts und erkannte Emma und Christian.
»Kimberly, alles okay? Wir haben dich überall gesucht. Sogar auf der Krankenstation«, rief Christian und beide kamen schnaufend bei mir an.
»Ich brauchte etwas frische Luft. Dann habe ich mir ein kleines Konzert angehört.« Ich zuckte mit den Schultern und wir gingen Richtung Ausgang.
»Konzert?«, fragte Emma und spielte an ihren Haaren.
»Ja. In der Aula hat ein Junge Geige gespielt. Er sah ein wenig gewöhnungsbedürftig aus, aber interessant«, meinte ich und schulterte meine Tasche.
»Das kann nur Adam Kent gewesen sein. Er ist ein begnadeter Geigenspieler. Er ist ebenfalls im Fußballteam, aber nur als Reservespieler. Seine Musikstunden sind ihm wichtiger. Seine Eltern leben außerhalb von Wick, in der March Road, ganz in der Nähe der alten Burgruine. Sie sind beide Geowissenschaftler, jedoch gibt sein Vater hier an der Schule öfter private Musikstunden«, erzählte Emma. Sie sah sehr verträumt aus, während sie von ihm sprach.
»Magst du ihn, Emma?«, erkundigte ich mich und blickte sie von der Seite her an.
»Nein. Er ist nicht mein Typ.«
»Nein, gar nicht. Emma redet nur fast jeden Tag von Adam.« Christian lachte und stieg auf sein Fahrrad, das neben gefühlt hundert anderen Rädern parkte.
»Hör auf, Christian, das stimmt nicht. Er ist wirklich nicht mein Typ. Ich finde ihn nur wahnsinnig interessant und talentiert. Er ist nicht der typische Womanizer und hat nur Fußball im Kopf. Adam ist einfach anders und genau das finde ich so klasse. Wir sehen uns dann morgen«, verabschiedete sich Emma – etwas rot im Gesicht – und schwang sich ebenfalls auf ihr kanariengelbes Rad.
Ich winkte beiden nach, da sie anscheinend in dieselbe Richtung mussten, und wollte gerade über den Parkplatz in Richtung Hauptstraße gehen, als ich das Quietschen von Reifen hörte und mich erschrocken umdrehte.
»Sag mal, träumst du mit offenen Augen?«, hörte ich eine laute Stimme rufen.
Fest, aber wie Samt. Nur einen halben Meter neben meinem Bein entdeckte ich eine silbergraue Motorhaube. Es war ein Audi. Ein neueres Modell.
»Entschuldige«, stammelte ich und schüttelte den Kopf über meine eigene Dummheit.
Ich sah auf und blickte in die Augen von Oliver York. Er war wirklich verdammt gut aussehend. Wunderschön. Fast zu perfekt. Ein typischer Sonnyboy – wie er im Buche stand. Ich trat vom Auto weg und er fuhr bis zu mir heran.
»Ich hab dich auf dem Spielfeld gesehen«, meinte er und lächelte mich an.
»Ich dich auch«, antwortete ich und bemühte mich, nicht nervös zu wirken.
»Wie heißt du? Ich hab dich hier noch nie gesehen.« Oliver lehnte sich etwas aus dem Fenster.
Hinter uns stauten sich die Autos und einige hupten schon.
»Ich glaube, du hältst den Betrieb auf«, meinte ich und nickte in die Richtung hinter ihm.
»Dann steig ein. Ich fahr dich nachhause.« Er nickte auf den Beifahrersitz.
»Wie bitte?« Ich zog die Augenbrauen hoch.
»Keine Angst, ich beiße nicht«, brummte Oliver und rollte mit den Augen.
Das Hupen wurde lauter und manche fingen an zu brüllen. Ich zögerte kurz, stieg jedoch zu Oliver ins Auto. Kurz darauf fuhren wir auf der Hauptstraße Richtung Innenstadt. Es ging nur langsam voran.
»Also ...?«, fragte er und sah mich von der Seite an.
»Was?«
»Wie heißt du und woher kommst du?«
»Ich bin Kimberly Berry. Gestern bin ich aus Kalifornien hierher gezogen zu meinem Onkel und meiner Tante, Archibald und Philippa Harrison. Bevor du nachfragst: Meine Eltern sind gestorben. Sie hatten einen Unfall. Vor