Ein kunterbunter Streifzug durch den Jahreskreis. Dieter Kremp

Читать онлайн.
Название Ein kunterbunter Streifzug durch den Jahreskreis
Автор произведения Dieter Kremp
Жанр
Серия
Издательство
Год выпуска 0
isbn 9783960085560



Скачать книгу

der keine Launen zeigt: „Des Aprilens Lachen verdirbt des Landmanns Sachen.“ „April trocken – macht die Keime stocken.“ Und wenn gar Nebel über die Täler und Höhen wallen, befürchtet man das Schlimmste für das Land: „Viel Nebel im April und Höhenrauch im Mai, die führen wohl die Pest und die Hungersnot herbei.“

      Recht hoffnungsfroh stimmt das Zwitschern und Singen der Vögel: „Bauen im April schon die Schwalben, gibt’s viel Futter, Korn und Kalben.“ „Grasmücken, die fleißig singen, wollen uns den Frühling bringen.“ Und schließlich ist der April für die Bauern der „Knospenmonat“: „Der April macht die Blum’, und der Mai hat den Ruhm.“

      Recht trübe Erfahrungen hat der Bauer mit dem Ambrosiustag (4. April) gemacht: „Ambrosius schneit oft den Bauern auf den Fuß.“ Jetzt ist es an der Zeit, die Erbsen zu säen: „Erbsen säe Ambrosius, so tragen sie reich und geben gut Mus.“

      Recht frohgestimmt war man am Tiburtiustag (14. April): „Grüne Felder auf Tiburtiustag ziehen viel Getreide nach.“ „Kommt Tiburtius mit Sang und Schall, bringt er Kuckuck und Nachtigall.“

      Einer der wichtigsten Lostage aber war St. Georg (23. April). Liegt noch Reif auf den Feldern, kann das nur Gutes bedeuten: „Kommt St. Georg geritten auf einem Schimmel, so kommt auch ein gutes Frühjahr vom Himmel.“ An St. Georg legte der Bauer seine Kartoffeln. Nach dem Volksglauben sollten sie dann eine besonders reiche Ernte bringen. Auf Obst und Getreide nehmen diese Lostagsregeln Bezug: „Wenn es am Jörgentag regnet, gibt’s keine Birnen.“ „Zu Georgi soll ein Rabe sich im Roggen verbergen können.“ „Hohes Korn an St. Jürgen wird viel Gutes verbürgen.“

      Mit dem Markustag (25. April) machen Bauern und Gärtner diese Erfahrungen: „Solange es vor St. Markus warm ist, solange ist es nachher kalt.“ „Leg’ erst nach St. Markus Bohnen, er wird es dir reichlich lohnen.“ „Bauen um Markus schon die Schwalben, gibt es viel Futter, Korn und Kalben.“ Schließlich soll St. Vital (28. April) ein schöner Tag werden, sonst hat er schlimme Folgen: „Friert es am Tag von St. Vital, friert es wohl noch fünfzehn mal.“

      Der Ruf „April, April!“ scheint einen fröhlichen Monat voller Scherz und Schabernack einzuleiten. Es bereitet ein spitzbübisches Vergnügen, die lieben Mitmenschen straffrei „in den April zu schicken“. Öfter ist dabei die Freude nur auf einer Seite groß – der Gefoppte steht eher wie ein begossener Pudel da. Wer an diesem Tage alles glaubt, was ihm vorgeflunkert wird, ist selbst schuld. Und bei den Aprilscherzen mischen die Tageszeitungen heute tüchtig mit: Da werden Projekte und Veranstaltungen „blumig“ angekündigt, die es gar nicht gibt. Und immer wieder fallen allzu Wissbegierige auf diese Aprilspäße herein.

      Dabei ist der erste April der Namenstag des heiligen Hugo, der fürwahr kein Narr war, sondern ein ernster Mönch und Bischof von Grenoble und als solcher maßgeblich an der Entstehung des Ordens der Kartäuser beteiligt. Der Patron gegen Kopfschmerzen mag demjenigen Kopfschmerzen bereiten, der sich allzu leichtgläubig in den April schicken lässt und dann von seinen Mitmenschen aus gelacht wird.

      Der Tag ist auch dem heiligen Cäsarius geweiht, einem engen Gefährten und Ordensbruder von Franz von Assisi. Der galt bei unseren Vorfahren auch als Wetterheiliger: „Wenn Cäsarius Spektakel macht, gibt’s Heu und Korn in voller Pracht.“ Oder es heißt am Narrentag: „Der 1. April treibt sein Spiel, treibt er’s toll, wird die Tenne recht voll.“ Beide Wetterregeln sind ein Hinweis auf die Unbeständigkeit des Aprilwetters.

      In vielen europäischen Ländern ist es an diesem Narrentag Brauch, Aprilscherze zu ersinnen, andere zum Aprilnarren oder Aprilgecken zu machen. Meist geht es darum, jemanden mit einer lügnerischen Nachricht oder einem nicht auszuführenden Auftrag auf den Leim gehen zu lassen.

      Früher war der erste April ein Spaßtag für Herren, Erwachsene, Meister und Familienoberhäupter. Kinder, Lehrlinge und Knechte, die Kleinen und Schwachen also, wurden zu unsinnigen Besorgungen losgeschickt und bei der Rückkehr gebührend ausgelacht: Fliegenfett, trockenes Eis oder gedörrten Schnee sollten sie aus der Apotheke holen, ungebrannte Asche beim Kohlenhändler oder Hühnergräten beim Fleischer. Heute ist es eher umgekehrt: Der 1. April ist eine wunderbare Gelegenheit für die Kinder geworden, mit kleinen harmlosen Streichen und Neckereien etwas Leben in die Welt der Erwachsenen zu bringen. Wer hätte sich schon früher getraut, einen Lehrer in den April zu schicken?

      Über den Ursprung der seit dem 17. Jahrhundert verbreiteten Sitte des Aprilschickens gibt es viele Vermutungen, aber letztlich bleibt die Herkunft ungeklärt. Das um diese Zeit des Jahres gefeierte Narrenfest der Römer oder ein noch älteres indisches Narrenfest mögen Vorläufer gewesen sein – vielleicht aber auch die Tatsache, dass Christus (in der Karwoche) in Szenen alter Passionsspiele „von Pontius zu Pilatus“ (von Hamas zu Kaiphas, von Pilatus zu Herodes) hin- und hergeschickt wurde. Eine volkstümliche Deutung, vielleicht mit einem Fünkchen Wahrheit, sieht eben im launischen Aprilwetter die Ursache der Aprilscherze. In Frankreich soll sich der Glaube halten, der 1. April sei der Geburts- oder Todestag von Judas, dem Verräter – durch ihn hätte der Teufel Gewalt über den Monat April erlangt. Nach einer anderen Deutung ist Karl IX. daran schuld, der im Jahre 1564 den Neujahrstag vom 1. April auf den 1. Januar verlegte. Wer das vergaß, traf seine Vorbereitungen umsonst.

      Es ist zweifellos das Verdienst der Kalendermänner, dass die Regeln und Sprüche der Bauern überliefert wurden. Von den zum Teil gereimten Wetterweisheiten profitierte die meteorologische Forschung, die nicht auf die Erfahrungssätze aus einigen tausend Jahren verzichten mag. Die Sprüche aus bäuerlicher Lebensart und Lebensklugheit sind zum Teil in den Sprichwortschatz übergegangen.

      Aber unter den Kalendermännern gab es auch eine Reihe von Sprücheklopfern, die Scherzregeln für das ganze Jahr parat hatten. Dass mit Humor alles besser geht, werden die nachfolgenden scherzhaften Bauernregeln beweisen, die oft nur um des lieben Reimens und des Lachens willen entstanden sind. Und wer kann es den Bauern verdenken? Wer das ganze Jahr hart arbeitet, hat ein herzhaftes Lachen mit scherzhaften Bauernregeln redlich verdient.

      „Gibt’s Schnee und Eis im Januar, so fängt mit Kälte an das Jahr.“ „Auf das kannst du zählen jederzeit, dass es am 30. Februar nicht schneit.“ „Stellt sich im März schon Donner ein, so muss das ein Gewitter sein.“ „Stellt sich im April der Regen ein, dann hat man keinen Sonnenschein.“ „So der Storch dir im Maien ein Kind beschert, die Familie wird um ein Haupt vermehrt.“ „Fällt Juniregen in den Roggen, so bleibt der Weizen auch nicht trocken.“ „Schmerzt dir im Juli mal das Bein, so wird’s das rechte oder linke sein.“ „Macht der August den Menschen heiß, geraten sie leicht in großen Schweiß.“ „Prügelt im Oktober der Jäger seinen Hund, so tut er es mit oder ohne Grund.“ „Wenn im November der Schornstein raucht, wird in der Küche viel Holz verbraucht.“ „Gefriert’s an Silvester in Berg und Tal, geschieht es dies Jahr zum letzten Mal.“ „Am Abend wird der faule Bauer fleißig.“ „Geht die Sonne nach Westen, arbeiten die Faulen am besten.“ „Beim Sonnenschein schlafen und beim Mondenschein wachen, wird keinen Bauern zum reichen Manne machen.“ „Wenn ein alter Bauer stirbt, so lacht das Geld und weint das Feld.“ „Weiber bringen mehr, als sie mitnehmen.“ „Zwei Dingen nimmer trau: dem Gras im Februar und einer geschminkten Bauersfrau.“ „Soll sich lohnen deine Mühe, halt dir viele alte Kühe.“ „Ein Bauer bekommt leichter eine Frau als eine Kuh.“ „Ein Maul voll Gras fürs Vieh ist dem Bauer lieber als eine Schulstunde für seine Kinder.“ „Kartoffeln schmecken erst gut, wenn sie vorher die Schweine gefressen haben.“ „Kommt der Bauer im Rausch nach Haus, bricht ein Donnerwetter aus.“ „Geborgt wird nur einmal im Jahr, und zwar am 30. Februar.“ „Seit die Bauern die zehn Gebote nicht mehr halten, hält unser Herrgott die Wetterregeln nicht mehr.“ „Will der Bauer die Kehle feuchten, gibt es starkes Wetterleuchten.“ „Sind die Kartoffeln gut geraten, kannst du sie sieden oder braten.“ „Wenn am Dach hängen gefrorene Spitzen, dann ist gut beim Ofen sitzen.“ „Auf März folgt stets April, das ist Kalenderwill.“ „Wer im April will Kirschen pflücken, der ist nicht schwer dorthin