Die Antariksa-Saga IV - Blinder Hass. Alexander Merow

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Название Die Antariksa-Saga IV - Blinder Hass
Автор произведения Alexander Merow
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Год выпуска 0
isbn 9783961451982



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und durch eine Herrscherpersönlichkeit.

      »Ihr hattet Finanzprobleme, nicht wahr?«, hakte der Imperator nach und verzog dabei keine Miene. Loghar sah sich für einen Moment verunsichert um, dann nickte er.

      »Mein Freund, der ehrenwerte Herr Shargut, hat mir geholfen, einige Engpässe zu überwinden«, antwortete der Fürst, wobei er den Blick auf den Bankier richtete.

      »Das habe ich gerne getan«, fügte Zaydan mit einem freundlichen Lächeln hinzu.

      Carolus II. richtete seine Aufmerksamkeit nun auf ihn; genau das hatte Zaydan beabsichtigt. Die Augen des Monarchen zogen sich zu dünnen Schlitzen zusammen, der fremde Geldverleiher wurde eindringlich geprüft.

      »Ihr seid Berbianer, habe ich gehört«, sprach der Kaiser nach einem kurzen Augenblick des Schweigens.

      »So ist es, Eure Majestät.«

      »Und Ihr habt dem lieben Loghar ausgeholfen. Durch einen Kredit, wie?«, schob Carolus nach.

      »Das ist richtig!« Zaydan versuchte die aufkommende Nervosität zu unterdrücken. Die offenkundige Skepsis seines Gegenübers bekam ihm überhaupt nicht. Allerdings hatte er nichts anderes erwartet. Es dauerte immer eine Weile, bis die Leevländer einem Fremden vertrauen. War es aber endlich so weit, dann liefen sie ihm treu und gutgläubig nach wie die Schäfchen.

      Der Imperator strich sich durch seine blonden Haare, die von breiten, grauen Stähnen durchzogen wurden. Noch immer war sein Gesicht wie versteinert. Mit tonloser Stimme bemerkte er: »Ich habe bereits von Euch gehört, Zaydan Shargut aus Berbia.«

      »Ich hoffe nur Gutes«, gab der Bankier zurück.

      »Dies und das«, brummte Carolus II. ein wenig gelangweilt. »Man erzählt sich, dass Ihr in Manchin gelebt habt.«

      »Ja, das ist richtig, Eure Majestät. Ich bin zwar aus Berbia, aber ich habe viele Jahre in Kin-Weig gelebt.«

      »Kin-Weig?«, wiederholte der Kaiser.

      »Eine große Stadt der Händler. Leider existiert sie nicht mehr«, erklärte Zaydan.

      »Existiert nicht mehr? Was soll das heißen?«, wollte der Imperator wissen.

      »Orks haben diese schöne Stadt zerstört. Sie haben alle Bewohner getötet, Eure Majestät«, sagte Zaydan erschüttert.

      Allmählich schien das Gespräch für den Kaiser von Leevland interessant zu werden. Er kratzte sich grübelnd am Kinn, um dann die Hand zu heben.

      »Orks? Dann sind die Gerüchte tatsächlich wahr, dass die Grünhäute das sagenhafte Land Manchin verwüstet haben?«

      »Wenn Ihr wollt, kann ich Euch alles erzählen, verehrter Kaiser. Meine Augen haben viel gesehen, das Leid von Manchin, versteht Ihr?«

      Carolus II. schob die Mundwinkel nach unten. Dann nickte er zustimmend.

      »Nur wenige Menschen haben Aurania und zugleich das Land Manchin gesehen. Ihr seid von einem Ende der Welt zum anderen gereist, nicht wahr?«

      »Ja, Majestät, ich habe die Große Mauer im fernen Osten gesehen, genau wie Euren Palast in Asenburg«, sprach Shargut.

      Mittlerweile schenkte der Kaiser Fürst Loghar kaum noch Beachtung. Seine ganze Aufmerksamkeit hatte der fremde Bankier aus Berbia auf sich gezogen; die Geschichten aus den fernen, sagenhaften Ländern des Ostens, die langen Reisen und die Berichte über die Orks faszinierten ihn. Selbst am kaiserlichen Hof in Asenburg hörte man derartige Dinge nur äußerst selten.

      Der Imperator zeigte das erste Lächeln des Tages, welches eine gewisse Milde ausstrahlte. Dieser Fremde hatte das Potential, ihn gut zu unterhalten.

      »Orks haben also das Reich Manchin erobert. Man erzählt sich in Leevland, dass Manchin größer als ganz Aurania sei. Dort gibt es Städte, wo die Häuser goldene Dächer haben. Und es leben dort mehr Menschen als sonst irgendwo auf der Welt. Und dann sollen wilde Orks ein so mächtiges Reich erobert haben?«

      »König Grimzhag, der Schlächter aus den Steppen«, warf Fürst Loghar mit ernster Miene in die Runde.

      Der Kaiser winkte ab. »Von diesem Ork habe ich bereits gehört. Er soll mit seiner Horde irgendwo in der Einöde hausen. Aber ich glaube kaum, dass dieser Grimzhag ein Reich wie Manchin bezwingen konnte. Das klingt eher nach einem Ammenmärchen.«

      Zaydan lächelte gequält, dann erwiderte er: »Ehrwürdiger Kaiser von Leevland, Grimzhag ist kein normaler Ork.«

      »Kein normaler Ork?«, wunderte sich der bärtige Monarch.

      »Herr Shargut will sagen, dass diese Bestie kein gewöhnlicher Ork ist. Er ist ein Grauaugenork. Grauaugen sind besonders kluge und gefährliche Orks«, erläuterte Loghar.

      »Grauaugenorks? Davon habe ich noch nie etwas gehört.« Ungläubig zog Carolus II. die Augenbrauen nach oben.

      »Grimzhag ist eine gewaltige Gefahr, Eure Majestät. Vielleicht sogar für Aurania. Die Orks sind wieder mächtig und gefährlich, so wie es in den alten Zeiten war«, ereiferte sich Zaydan. Er stand von seinem Platz auf und warf die Arme in die Höhe.

      »Kin-Weig! Manchin! All diese schrecklichen Bilder in meinem Kopf, verehrter Herr. Ich erzähle Euch gerne alles, was vorgefallen ist. Gerne tue ich das, damit Ihr gewarnt seid«, fuhr Shargut fort, während ihn der Imperator fragend anstarrte.

      »Tut das, Berbianer«, antwortete der Kaiser, nachdem die Neugier die Skepsis überwunden hatte, »vielleicht sollte ich mir Euren Bericht doch anhören.«

      »Und ich ducke mich weg, die Klinge geht über meinen Kopp drüber und ich haue dem Menschling das Schwert in den Unterleib! Zack!«, lallte Zugrakk. Er war schon wieder stark angetrunken und musste sich an der grob zusammengezimmerten Theke festhalten, um nicht vom Hocker zu fallen.

      »Ja, nicht schlecht«, brummte der Ork neben ihm.

      »Dann der nächste Menschling …«, fuhr Zugrakk fort. »Der nächste Menschling kommt an und ich donner` ihm das Schild in die Schnauze! Baff! Den mach` ich platt, dachte ich mir. Den verdammten Menschling nehme ich noch mit, wenn ich schon draufgehe, versteht ihr?«

      Mehrere Grünhäute, die an der langen Theke saßen, murmelten zustimmend, während Zugrakks Stimme lauter und lauter wurde. Wieder einmal erzählte er von der Schlacht auf den Feldern von Yang-Weig, der größten und epischsten Schlacht der Weltgeschichte, wie der Krieger betonte.

      »Noch ein Pilzbier! Nachfüllen!«, rief Zugrakk in Richtung des Wirtes, der ihm einen genervten Blick schenkte.

      Wie so oft in letzter Zeit verbrachte Grimzhags bester Freund endlose Stunden in Karokums beliebtester Trinkhöhle, dem »Schwankenden Warnox«. Hier konnte man zechen und saufen, bis es nicht mehr ging. Genau der richtige Ort für einen überall bekannten Kriegshelden wie Zugrakk, der gegenwärtig allerdings unter der Friedenszeit zu leiden hatte.

      Der Wirt, eine äußerst korpulente Grünhaut, füllte Zugrakks Krug mit kühlem Pilzbier auf. Dieser nahm einen kräftigen Schluck und grinste breit. Dann drückte er dem Ork hinter der Theke eine manchinische Goldmünze in die Klaue.

      »Is` für dich, Graggax, davon habe ich noch genug. Ohne Ende, das sag` ich dir. Alles geplündert und erbeutet bei den Menschlingen. Nä, was haben wir die fertiggemacht. Damals auf den Feldern von Yang-Weig, das war eine Schlacht. Da waren Millionen Menschlinge, aber wir haben sie alle erschlagen«, rief Zugrakk, um im nächsten Augenblick mit der Faust auf die Theke zu schlagen.

      »Wie oft müssen wir uns diese Geschichte eigentlich noch anhören?«, kam es plötzlich vom anderen Ende der langen Holztheke.

      Zugrakk brummte verwirrt, er rieb sich die Augen und glotzte benebelt in Richtung eines noch recht jungen Orks, der einen unüberhörbaren Würgelaut ausstieß.

      »Was hast du da hinten gesagt?«

      »Schon gut, vergiss es!«, meinte der Ork.

      »Gefällt dir meine Geschichte nicht, oder was?«, hakte der betrunkene