Название | Die Elfen der Dämmerung: 3 dicke Fantasy Sagas auf 1500 Seiten |
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Автор произведения | Frank Rehfeld |
Жанр | |
Серия | |
Издательство | |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783956179129 |
"Du bist verletzt!", rief Maziroc erschrocken. Aus einer Wunde an der Schulter des Soldaten drang Blut. Offenbar hatte der Damon ihn im Vorbeiflug mit seinen Klauen erwischt.
Erst jetzt nahm Pollus die Verwundung wahr. Er strich mit den Fingern darüber und machte dann eine gleichgültige Geste. "Nicht weiter schlimm. Das Biest hat mir nur die Haut geritzt."
Der Kampf war so schnell vorbei, wie er begonnen hatte. Marrin hatte noch einen weiteren Damonen mit seiner Streitaxt erlegt, die übrigen hatte der Drache getötet oder zumindest so schwer verwundet, dass sie seine Geschwindigkeit nicht mehr mithalten konnten und zur Erde zurücksanken.
Maziroc beugte sich zu Pollus vor, bog den von den Krallen zerfetzten Stoff an dessen Schulter etwas zur Seite und betrachtete die Wunde, die sie ihm zugefügt hatten. Wie er gesagt hatte, waren es tatsächlich nur Hautkratzer, die bereits wieder zu bluten aufgehört hatten.
Einige Minuten lang jagte der Drache so schnell er nur konnte dahin, dann wurde er plötzlich langsamer, glitt nur noch so träge durch die Luft, wie gerade nötig war, damit er nicht abstürzte.
"Wir werden umkehren!", rief Marrin ihnen zu. Solange sie so langsam flogen, war seine Stimme bis in den Korb einigermaßen zu verstehen. "Ich fliege nach Ravenhorst zurück. Es ist zu gefährlich."
Maziroc sprang auf.
"Nein, tut das nicht!", brüllte er zurück. "Das sind doch nur kleine Trupps. Wir können nicht mehr weit von der Hohen Festung entfernt sein."
"Eben deshalb. Die meisten dieser verdammten Bestien bewegt sich direkt auf Ai'Lith zu, und der größte Teil ihres Heeres dürfte bereits dort angekommen sein. Nur ein Wahnsinniger würde unter diesen Umständen ebenfalls dorthin fliegen. Gegen ein paar von ihnen können wir uns wehren, aber wenn sie uns in einer größeren Schar angreifen, haben wir keine Chance. Genau das aber wird passieren, wenn wir weiterfliegen."
"Wir wissen nicht, ob ihr Ziel wirklich die Hohe Festung ist. Wahrscheinlich werden selbst die Damonen vor einer wochen- oder gar monatelangen Belagerung zurückschrecken, die zudem so wenig Aussicht auf Erfolg bietet, und das Gebirge eher an einer anderen Stelle überqueren. Es gibt genügend leicht begehbare Pässe."
"Und wenn schon", beharrte der Zwerg. "Wenn wir unseren bisherigen Kurs fortsetzen, fliegen wir ihrer Hauptstreitmacht auf jeden Fall geradewegs entgegen. Ich bin schließlich nicht lebensmüde, und vor allem das Leben des Drachen ist viel zu kostbar, um es auf diese Weise aufs Spiel zu setzen. Es geht ja nicht einmal um Belange meines Volkes. Glaubt Ihr wirklich, Eure Wünsche wären mir ein solches Risiko wert?"
Maziroc ballte die Hände zu Fäusten. Da er wusste, wie viel den Zwergen ihre Drachen bedeuteten, und wenn er bedachte, dass am gestrigen Tag bereits mehrere ihrer Tiere durch die Damonen den Tod gefunden hatten, konnte er Marrin bis zu einem gewissen Grad sogar verstehen. Dennoch erzürnte ihn die engstirnige Fremdenverachtung, die in Marrins Worten mitschwang.
"Ihr irrt Euch!", rief er. "Was hier geschieht, hat auch für das Volk der Zwerge größte Bedeutung. Glaubt Ihr nicht, dass es für Eure Könige extrem wichtig wäre, zu erfahren, was in Ai'Lith geschieht? Ob und wie es gelungen ist, Angriffe der Damonen zurückzuschlagen? Diese Informationen könnten äußerst wichtig für eine eventuelle Verteidigung von Ravenhorst sein. Und auch wenn die Damonen die Hohe Festung umgangen haben und bereits in den Ebenen von Larquina eingefallen sind, dann ist dies ebenfalls für Euer Volk bedeutsam, weil sie über kurz oder lang dann auch von Norden her nach Miirn einfallen und die Todessümpfe bedrohen werden." Maziroc machte eine kurze Pause und atmete ein paarmal tief durch, weil das laute Rufen ihn in der Kehle schmerzte. "Bislang droht uns keine akute Gefahr", fuhr er dann fort. "Wenn wir merken, dass ein Weiterflug wirklich zu gefährlich wird, können wir immer noch umkehren."
"Das ist die Frage, ob wir das dann noch können", entgegnete Marrin, doch seine Stimme war nicht mehr so fest wie zuvor und verriet die Zweifel, die von ihm Besitz ergriffen hatten.
"Einen Krieg ohne Risiken und Gefahren gibt es nicht. Auch ich hänge an meinem Leben und neige nicht unbedingt zur Tollkühnheit. Dennoch bin ich davon überzeugt, dass wir unter allen Umständen zur Hohen Feste müssen."
Einige Sekunden lang herrschte Schweigen.
"Gut, wir fliegen weiter", verkündete Marrin dann seine Entscheidung. "Zumindest vorläufig, solange die Gefahr kalkulierbar bleibt. Allerdings werden wir wesentlich höher als bisher steigen, dann entdeckt man uns hoffentlich nicht so leicht. Es wird ziemlich kalt dort oben werden, aber Ihr wollt es ja unbedingt, also beschwert Euch nicht. Gegen Abend dürften wir die Hohe Festung erreichen, doch sollte sie belagert werden, werde ich auf gar keinen Fall dort landen und riskieren, von diesen fliegenden Bestien angegriffen zu werden."
Das waren Bedingungen, die für Maziroc annehmbar waren, ihm sogar recht vernünftig erschienen.
"Einverstanden!", rief er.
*
Während der ersten paar Minuten war es noch durchaus faszinierend, mitzuerleben, wie der Drache immer höher und höher stieg. Das Land schien unter ihnen regelrecht zusammenzuschrumpfen. Ein besonderer Höhepunkt war eine der tief hängenden riesigen Wolken, die sich vor ihnen erstreckte. Sie tauchten darin ein, und für einige Sekunden wurde alles um sie herum weiß, als ob sie sich in dem dichtesten Nebel befänden, den man sich nur vorstellen konnte. Maziroc konnte nicht einmal mehr Pollus dicht neben sich sehen. Gleich darauf hatten sie die Wolke passiert und genossen wieder freie Sicht.
Die Faszination und das Vergnügen blieben jedoch nicht allzu lange ungetrübt. Nach einiger Zeit fiel Maziroc auf, dass die Flügelschläge des Drachen mit wachsender Höhe immer schneller und hektischer wurden. Wo vorher ein einzelner Schlag der Schwingen genügt hatte, sie in der Luft zu halten und voranzutragen, schienen nun mindestens zwei nötig sein. Gleichzeitig bemerkte der Magier, dass sich sein eigener Atem beschleunigte und er dennoch das Gefühl hatte, zu wenig Luft zu bekommen.
"Was ist das?", keuchte Pollus neben ihm, der offenkundig mit den gleichen Schwierigkeiten zu kämpfen hatte. "Was hat das zu bedeuten?"
"Offenbar wird die Luft dünner, je höher wir steigen", antwortete Maziroc nach kurzem Überlegen. Er hatte von entsprechenden Theorien gehört; Bergsteiger hatten dergleichen ansatzweise verspürt. Da zuvor aber wohl noch nie ein Mensch bis in solche extremen Höhen gelangt war, hatte es bislang keine Möglichkeit gegeben, die Vermutung, dass sich diese Entwicklung mit zunehmender Höhe immer mehr steigerte, in der Praxis zu überprüfen.
Die dünnere Luft war aber nicht das einzige Problem, mit dem sie schon bald zu kämpfen hatten. Das zweite war die Kälte, vor der Marrin sie bereits gewarnt hatte. Schon bald war der Flugwind so eisig, dass sie sich hinter der Brüstung zusammenkauerten, um ihm nicht mehr direkt ausgesetzt zu sein, doch Schutz vor der Kälte fanden sie nicht.
Sie tauchten ein in weitere Wolken, und jedes Mal war es, als würden sie durch Eisregen gleiten. Schließlich befanden sich nur noch Wolken um sie herum. Alles, was sie berührten, war feucht, und es dauerte nur Minuten, dann waren sie bis auf die Haut durchnässt, zumal sie angesichts der Temperaturen auf dem Erdboden nur leichte Sommerkleidung trugen. Bibbernd schlugen sie mit den Armen um sich, um sich wenigstens ein bisschen warm zu halten.
Dann - endlich - hatten sie die Wolkendecke durchstoßen. Strahlender Sonnenschein begrüßte sie und wärmte sie ein wenig.
Maziroc erhob sich mühsam und zwang sich zu weiteren Gymnastikübungen, um sich auf diese Art zu wärmen, doch geriet er aufgrund der dünnen Luft rasch ins Keuchen und hatte das Gefühl, kaum noch atmen zu können.
Trotz des kalten Flugwindes konnte er der Versuchung nicht widerstehen, einen Blick über die Brüstung des Korbes in die Tiefe zu werfen. Der Anblick war einmalig.