Название | Die Elfen der Dämmerung: 3 dicke Fantasy Sagas auf 1500 Seiten |
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Автор произведения | Frank Rehfeld |
Жанр | |
Серия | |
Издательство | |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783956179129 |
Maziroc eilte zusammen mit einigen Zwergen zu ihm hin, während andere sich um den Drachen kümmerten, der ein Stück entfernt zum Stehen gekommen war und klagende, schmerzerfüllte Laute von sich gab.
Auch der Reiter war verletzt. Er hatte eine große, bereits verschorfte und von getrocknetem Blut umgebene Wunde an der Stirn, die bei seinem Sturz nun erneut aufgeplatzt war. Auch an der Brust war er offenbar verletzt worden, denn dort hatte sich der Stoff seiner Kleidung mit mittlerweile ebenfalls getrocknetem Blut vollgesogen.
Maziroc kniete neben ihm nieder. Aufgrund seiner vielen Reisen verstand er einiges von der Heilkunst. Er vermochte seine Magie nicht wie die Vingala direkt zur Heilung von Wunden einzusetzen, doch mit jedem normalen Arzt konnte er es aufnehmen. Er legte die Brustwunde des Zwerges frei. Etwas Spitzes hatte ihn getroffen, war aber glücklicherweise nicht allzu tief eingedrungen und wieder herausgerissen worden. Ebenso wie die an der Stirn war die Verletzung nicht allzu schlimm, doch der Zwerg hatte viel Blut verloren. Er war ohnmächtig, vermutlich hatte er jedoch erst bei dem Sturz das Bewusstsein verloren.
"Wir kümmern uns um ihn", sagte ein Zwerg neben ihm und drängte Maziroc sanft zur Seite. Einige weitere betteten ihren verletzten Artgenossen vorsichtig auf eine Trage und brachten ihn weg. "Ihr solltet besser direkt den Thronsaal aufsuchen", sprach der Zwerg weiter. "Sobald Quarron vernehmungsfähig ist, wird er den Königen Bericht erstatten, und Ihr wollt dabei sicherlich ebenfalls anwesend sein."
Maziroc nickte knapp, und nachdem er sich ein letztes Mal umgeblickt hatte, verließ er das Drachengehege mit raschen Schritten.
*
Die Zwergenkönige waren unverkennbar nervös. Nichts war von der gleichmütigen Ruhe und Würde geblieben, die sie sich bislang stets an den Tag zu legen bemüht hatten. Stattdessen rutschten sie unruhig auf ihren Thronstühlen herum und tuschelten immer wieder leise miteinander.
Maziroc konnte sie gut verstehen. Ihre Drachen hatten bislang als unbesiegbar gegolten. Sie waren neben der Kriegskunst des kleinen Volkes einer der Hauptgründe, weshalb es seit Jahrhunderten niemand mehr gewagt hatte, die Zwerge anzugreifen. Selbst wenn sich viele nicht sicher waren, ob es die gewaltigen Urzeitechsen überhaupt wirklich gab, so reichte doch schon der bloße Mythos um ihre Existenz aus, andere trotz des gewaltigen Reichtums des Zwergenvolkes vor einem Angriff zurückschrecken zu lassen. Dementsprechend sicher hatten sie sich unter diesem Schutz stets gefühlt. Wo immer ein Drache auftauchte, hatte er jedes andere Raubtier und jeden sonstigen potentiellen Feind in die Flucht geschlagen.
Nun jedoch galt all dies nicht mehr. Einer der Drachen war von einem - zumindest für die Zwerge noch unbekannten - Feind angegriffen, in die Flucht geschlagen und so schwer verwundet worden, dass er die Rückkehr nach Ravenhorst nur noch mit Mühe geschafft hatte. Damit war mehr als nur ein jahrhundertealter Mythos zerbrochen. Zum ersten Mal seit vermutlich sehr, sehr langer Zeit lernten die Zwerge den bitteren Geschmack einer Niederlage kennen, mussten erkennen, dass auch ihren vermeintlich unbezwingbaren Drachen Grenzen gesetzt waren. Das erschütterte das gesamte Selbstverständnis dieses Volkes.
Gut eine Stunde war seit der Rückkehr Quarrons, des Drachenreiters, mittlerweile vergangen. Unruhig ging Maziroc in dem großen Thronsaal auf und ab. Er war kaum weniger nervös als die Könige, wartete ungeduldig auf weitere Neuigkeiten. Immerhin bewies der Angriff auf den Drachen auch ihm, dass man die Damonen bislang unterschätzt hatte, dass sie eine noch viel schrecklichere Gefahr als vermutet darstellten.
Obwohl am Morgen sechs Kundschafter aufgebrochen waren, war erst einer von ihnen zurückgekehrt, noch dazu in einem solchen Zustand. Das musste nicht zwangsläufig bedeuten, dass die Patrouillen alle angegriffen worden waren, zumal sie in verschiedene Richtungen geflogen waren, um sich ein möglichst umfassendes Bild zu verschaffen. Es war durchaus möglich, dass die anderen unversehrt zurückkehrten, aber es war auch möglich, dass sie ebenfalls angegriffen und einige von ihnen eventuell gar getötet worden waren. Wie Maziroc einigen aufgeschnappten Wortfetzen entnehmen konnte, schlossen die Zwergenkönige selbst diese bis vor Kurzem für sie noch schier unvorstellbare Möglichkeit nicht mehr völlig aus.
Es dauerte noch eine weitere halbe Stunde, bis Quarron schließlich in den Thronsaal geführt wurde. Aufgrund des vielen verloren Blutes war er sehr blass im Gesicht. Er trug einen dicken Verband um die Stirn, und unter seinem Hemd zeichnete sich ein weiterer ab. Beim Gehen musste er von einem anderen Zwerg gestützt werden, weshalb zwei Diener rasch davoneilten und einen Stuhl holten, auf den er sich setzen konnte. Das Protokoll sah zwar vor, dass aus Ehrfurcht vor den Königen jeder außer ihnen selbst im Thronsaal zu stehen hatte, doch dies war eine besondere Situation.
"Bitte, Quarron, berichte uns, was geschehen ist", forderte Borrus den Drachenreiter auf, nachdem dieser sich auf den Stuhl hatte sinken lassen.
"Es ... es war furchtbar, Herr", stieß der Zwerg hervor. "Das waren Ungeheuer, Bestien, wie ich sie noch nie zuvor gesehen habe. Sie haben sich in einem ganzen Rudel auf mich und den Drachen gestürzt. Es waren mindestens hundert von ihnen, vielleicht noch mehr. Sie stießen blitzschnell zu und dann ..."
"Langsam, langsam", fiel Borrus ihm beruhigend ins Wort. "Und nicht so durcheinander. Erzähle uns alles der Reihe nach."
Quarron schluckte schwer und nickte.
"Wie es mir aufgetragen wurde, bin ich nach Südwesten geflogen, in die Richtung, in der dieses Gehöft liegt, von dem Maziroc berichtet hat", begann er noch einmal neu und warf dem Magier dabei einen kurzen Blick zu. "Resool flog so weit entfernt, dass wir gerade noch Blickkontakt hatten, und wir ließen ihn auch bewusst nicht abreißen. Wir hatten noch nicht einmal die Hälfte der geplanten Strecke zurückgelegt, als wir plötzlich diese ... diese Ungeheuer entdeckten. Es waren Zehntausende, vielleicht sogar Hunderttausende. So weit man blicken konnte, schien sich das Land schwarz gefärbt zu haben. Der Anblick war furchtbar. Das ... das waren keine Lebewesen, wie wir sie kennen. Diese Kreaturen müssen Dämonen sein, die geradewegs aus Malachos' Schattenland hervorgekrochen sind, eine Verhöhnung alles Lebendigen."
Bei diesen Worten warf er einen Blick zu Shira, doch obwohl die Erwähnung des finsteren Höllenherrschers in ihr Gebiet, die Religion, fiel, reagierte sie nicht.
"Sprich weiter", forderte Borrus den Drachenreiter auf. "Was geschah dann?"
"Wir ... wir dachten, in der Luft könnten sie uns nichts anhaben. Deshalb sind wir ... näher herangeflogen. Vor allem Resool, und das ... wurde ihm zum Verhängnis", berichtete Quarron. Zwischen seinen Worten machte er immer wieder kurze Pausen. Man merkte ihm an, wie schmerzhaft es für ihn war, sich an das Erlebte zu erinnern, es noch einmal vor seinem inneren Augen vorbeiziehen zu lassen und darüber zu sprechen. "Von überall aus dem unheimlichen Heerzug stiegen plötzlich Ungeheuer auf, die ebenfalls fliegen konnten, da sie große dunkle Flügel besaßen. Dutzende von ihnen, mehr als hundert. Sie stürzten sich auf Resool und seinen Drachen und ... sie zerrissen sie förmlich in der Luft. Er ... er hatte keine Chance."
Quarron schloss die Augen. Gleichzeitig ballte er die Hände zu Fäusten und presste sie gegen seine Schläfen.
Maziroc konnte sich nur vage vorstellen, was in ihm vorging. Es ging nicht allein nur um den Tod eines mehr oder weniger guten Freundes. Für die Zwerge allgemein, vor allem aber die Drachenreiter, waren ihre Drachen weit mehr als nur Tiere. Die Drachen konnten Jahrtausende alt werden und zahlreiche Generationen von Zwergen überleben. Für die Reiter zählte das Leben der Drachen deshalb stets ungleich mehr als ihr eigenes. Im Laufe ihrer Ausbildung gingen sie eine besondere geistige Beziehung mit den Tieren ein, errangen ihre Freundschaft. Nur wenn ihnen das gelang, duldeten die Drachen sie als Reiter und ließen sich von ihnen lenken.
Der Tod eines Drachen war dementsprechend immer ein bedeutsames trauriges Ereignis, doch trat dieser gewöhnlich nur ein, wenn ein Tier entsprechend alt oder krank geworden war. Dass selbst ein Drache von Feinden besiegt und getötet werden konnte, musste für die Zwerge