Название | Die Elfen der Dämmerung: 3 dicke Fantasy Sagas auf 1500 Seiten |
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Автор произведения | Frank Rehfeld |
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Серия | |
Издательство | |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783956179129 |
Verbittert schüttelte Maziroc den Kopf. Damals, vor rund tausend Jahren, hatte sich die Kunde vom Erscheinen der Damonen erst verbreitet, als es fast zu spät gewesen war, und selbst dann, als sich das wahre Ausmaß der Bedrohung enthüllt hatte, war es fast unmöglich gewesen, all die einzelnen Städte, Länder und Mächte zu einem Bündnis zu bewegen.
Diesmal war die Warnung - Charalon sei Dank - frühzeitiger erfolgt, doch mit dem Ende dieser Expedition war schon der erste Schritt zum Aufbau einer wirkungsvollen Verteidigung so gut wie gescheitert.
Maziroc verfluchte die Clanskrieger aus tiefstem Herzen. Er hatte die Gefahr eines Ritts direkt durch das Hügelland von Skant gekannt, aber er war dieses Risiko dennoch eingegangen. Die Route durch den Süden, südlich am großen Binnenmeer und anschließend an den Todessümpfen von Miirn vorbei, hätte einen Umweg von mehreren Wochen bedeutet, und jeder Tag war kostbar. Zudem stand nicht einmal fest, ob diese Route wirklich sicherer gewesen wäre. Die Berichte der Späher über die Stärke der Damonenheere und die Geschwindigkeit, mit der sie vordrangen, waren äußerst spärlich und ungenau. Nein, ihm war nichts anderes übrig geblieben, als direkt durch Skant zu reiten, und dieser Plan war gescheitert.
Vor drei Tagen waren sie von einem schwer bewaffneten Trupp Hornmänner entdeckt worden. Dank des selbstlosen Opfers mehrerer seiner Begleiter, die zurückgeblieben waren, um die Clanskrieger aufzuhalten, schien ihnen zunächst die Flucht zu gelingen, doch kaum eine Stunde später hatte sich der Himmel plötzlich rasend schnell verdunkelt, und binnen weniger Minuten war so überraschend und warnungslos, wie es hier in der Nordermark manchmal geschah, das Unwetter hereingebrochen. Zunächst mit Blitz und Donner und Regen, in den sich jedoch schon bald Hagelkörner gemischt hatten, bis er schließlich in einen ausgewachsenen Schneesturm übergegangen war, der bis zur Stunde andauerte. Stundenlang waren sie nahezu blindlings umhergeirrt, ehe sie diese Höhle entdeckt hatten, doch auch sie bot nur schwachen Schutz. Sie besaßen nicht einmal Holz oder sonst etwas Brennbares, um ein wärmendes Feuer zu entfachen, und längst schon hatte die Kälte auch die Höhle erobert.
Und sie war eine Falle, in der sie festsaßen. Zwar hatte die dichte weiße Decke ihre Spuren so schnell wieder verdeckt, wie sie sie hinterlassen hatten, doch noch immer hatten die mit der rauen Witterung hier wesentlich besser vertrauten Clanskrieger die Jagd auf sie nicht abgebrochen, sondern streiften auf der Suche nach ihnen mit der Unbeirrbarkeit von Bluthunden in der Umgebung herum. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sie dieses Versteck entdecken würden, und dann gab es keine Rettung mehr. Und selbst wenn die Hornmänner sie wie durch ein Wunder nicht entdecken und sich zurückziehen sollten, so besaßen sie doch keine Pferde mehr, und zu Fuß würden sie dieser Hölle aus Schnee und Eis und Kälte niemals entrinnen können.
Drei Tage lang war es nun schon nicht mehr richtig hell geworden; Tag und Nacht ließen sich nur dadurch auseinanderhalten, dass es vor dem Höhlenausgang manchmal völlig und dann wiederum für einige Stunden etwas weniger dunkel wurde. Während der ganzen Zeit hatte der Schneesturm nicht für eine einzige Minute aufgehört. Manchmal ließ er lediglich in seinem Wüten vorübergehend ein wenig nach, aber immer nur, um anschließend mit noch größerer Heftigkeit weiterzutoben.
Im Licht des kleinen, leuchtenden Kristalls auf dem Boden vor ihm, der einzigen Lichtquelle, die die Höhle erhellte, ließ Maziroc seinen Blick noch einmal über die Gesichter seiner Gefährten wandern. Der grünliche Schein des Skiils ließ sie noch schlechter und kränklicher aussehen, als es ohnehin der Fall war, gerade so, als wären sie bereits tot und würden nur durch eine finstere Magie noch mit einem Hauch unheiligen Lebens erfüllt.
Sein Blick verharrte auf einem dunkelhaarigen Mann mittleren Alters, der ihm gegenüber aufrecht gegen die Felswand gelehnt saß. Außer ihm selbst war Scruul der einzige noch lebende der vier Magier, die ursprünglich an dieser Expedition teilgenommen hatten. Auch Scruul schlief nicht, obwohl es bei flüchtiger Betrachtung so aussehen mochte. In Wahrheit jedoch war er in eine tiefe Trance versunken, die es ihm ermöglichte, seiner unvergleichlichen magischen Fähigkeit nachzugehen. Auf eine Art, die nicht einmal Maziroc zu begreifen imstande war, vermochte Scruul mit der puren Kraft seines Geistes ein schattenhaftes Abbild seiner selbst zu erschaffen, eine Art körperloses Gespenst, in dessen Gestalt er unbemerkt von anderen umherwandern und beobachten konnte. Hätte er sie aufgrund dieser Begabung nicht schon bei ihrem Ritt hierher einige Male rechtzeitig gewarnt, dann wären sie erst gar nicht unbemerkt bis so tief ins Herz von Skant gelangt.
Im Augenblick nutzte Scruul seine Fähigkeit, um die nähere Umgebung auszukundschaften und ihnen von Zeit zu Zeit die Position und die Pläne der Hornmänner mitzuteilen. Dadurch bildete er ihr Auge und Ohr für alles, was außerhalb der Höhle geschah, und auf ihm beruhte die letzte geringe Hoffnung, die Maziroc noch hatte.
All das, sowie die Tatsache, dass er sich bislang als treu und loyal und äußerst wertvoll erwiesen hatte, änderte jedoch nichts daran, dass Maziroc ihn nicht sonderlich mochte. Anfangs hatte er ihm sogar so stark misstraut, dass er gezögert hatte, ihn überhaupt mitzunehmen. In erster Linie mochte es daran liegen, dass er kein Ishar war, niemals die Weihe des Magierordens erhalten und einen Eid auf dessen Regeln und Ideale abgelegt hatte. Niemand wusste, woher er stammte, und auch Scruul selbst hatte sich diesbezüglich bislang in Schweigen gehüllt. Er war im Laufe der letzten Jahre bereits mehrfach Gast in Cavillon gewesen, und als es um die Zusammenstellung dieser Expedition ging, hatte er seine Hilfe angeboten, die Maziroc seinen Bedenken zum Trotz schließlich akzeptiert hatte.
Ebenso hatte sich auch Miranya zu dieser Zeit zufällig in Cavillon aufgehalten, sie allerdings zum ersten Mal. Zwar hatten sich die Hexen einst vom Orden gelöst und diesen dadurch in Ishar und Vingala gespalten, doch sie waren einander stets freundschaftlich verbunden geblieben und arbeiteten häufig gemeinsam an der Lösung irgendwelcher Probleme. Aus diesem Grund hatte auch Miranya nicht gezögert, ihre Hilfe anzubieten, und Maziroc hatte sie angenommen. Er mochte die blonde, hübsche und meist fröhliche Vingala auf eine väterliche Art. Vor allem für sie tat es ihm leid, dass diese Reise so verhängnisvoll enden würde.
Die anderen beiden Magier sowie ihre schwer bewaffnete Begleiteskorte hatte Maziroc unter den übrigen Freiwilligen ausgewählt. Jeder, der sich ihm angeschlossen hatte, hatte die Gefahren gekannt, aber dennoch fühlte er sich auf eine bedrückende Weise persönlich schuldig am Tod der Männer und Frauen. Sie hatten seiner Führung ihr Leben anvertraut, doch das einzige Ziel, an das er sie geführt hatte, waren die Pforten des Totenreichs.
Ohne dass Maziroc es bewusst wahrnahm, glitten seine Gedanken immer mehr ab, verwirrten sich und taumelten den ins Reich der Träume führenden Weg entlang. Wenige Sekunden, bevor der Schlaf ihn vollends mit seinen Schattenarmen umfangen und an seine schwarze Brust drücken konnte, ließ eine Bewegung ihn jedoch wieder hochschrecken. Scruul war aus seiner Trance erwacht, rieb sich mit der Hand über die Augen und massierte seine Schläfen. Er biss die Zähne so fest zusammen, dass seine Wangenknochen hervorstanden. Sein Gesicht war von Erschöpfung und dem Schmerz, der die Rückkehr von einer Geisteswanderung stets begleitete, gezeichnet.
"Sie kommen", presste er matt hervor und blickte Maziroc aus blutunterlaufenen Augen an. "Sie sind bereits ganz nah. Eine Zeit lang haben sie beratschlagt, ob sie die Verfolgung abbrechen sollen, aber dann haben sie anders entschieden, weil sie fürchten, dass man es ihnen als Schwäche auslegen würde. Sie werden uns entdecken, daran gibt es keinen Zweifel mehr."
Maziroc nickte nur knapp. Ohne weitere Fragen begann er damit, die anderen aufzuwecken.
*
Die vordersten Hornmänner waren noch knapp ein Dutzend Schritte vom Eingang der Höhle entfernt, als Maziroc das Zeichen zum Angriff gab. Die Pfeile der drei Soldaten, die von ihrer Eskorte noch am Leben waren, zischten den Clanskriegern entgegen und töteten drei von ihnen, bevor diese die Gefahr auch nur erkannten. Ein weiterer Pfeil, den Miranya abgefeuert hatte, war nicht ganz so präzise gezielt oder besaß nicht genügend Durchschlagkraft; er glitt von den Hornschuppen ab, mit denen