Название | Damian - Falsche Hoffnung |
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Автор произведения | Madlen Schaffhauser |
Жанр | Языкознание |
Серия | Damian |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783742727404 |
So wie ich mich von seinem Stockwerk fernhalte, genauso drückt er sich von den unteren Räumlichkeiten. Vielleicht bilde ich mir das auch nur ein, aber normalerweise lässt er sich jeden Tag bei seinen Mitarbeitern blicken und fragt sie nach ihrem Wohlbefinden, was er in den letzten Tagen nicht gemacht hat. Oder hat er nur mein Büro ausgelassen?
Doch nun ist der Augenblick gekommen, an dem ich mich nicht mehr vor einem Treffen mit meinem Chef drücken kann. Schon seit über einer Stunde schiebe ich es vor mich hin. Mira fragt sich bestimmt schon, warum ich immer wieder zur Tür blicke und nervös mit den Unterlagen spiele, die auf meinem Tisch liegen. Wahrscheinlich hat sie schon in den vergangenen Tagen bemerkt, dass ich etwas neben meiner Spur bin. Aber sie hat mit keiner Silbe meine Laune kommentiert. Sie hat schnell begriffen, wie sie mich behandeln muss, damit wir ohne Probleme miteinander auskommen und dafür bin ich ihr sehr dankbar.
„Nimm deine Sachen und geh endlich nach oben. Du machst mich allmählich ganz irre mit deinem ticken.“
Mir war gar nicht bewusst, dass ich ständig mit den Fingern auf die Holzplatte klopfe. „Tut mir leid.“
„Er wird schon nicht gleich über dich herfallen.“
Wenn sie wüsste, wie treffend ihre Aussage ist. Nur dass ich es bin, die sich wünscht, er würde sich auf mich stürzen, es aber leider nicht geschehen wird. „Ist er überhaupt hier?“
„Ich habe ihn vorhin gesehen.“
Der Gedanke, dass er mich bewusst meidet, rührt etwas in meinem Innersten, was ich nicht richtig verstehen kann, aber es tut weh.
Mira lächelt mir hoffnungsvoll zu, als ich die Papiere in die Hand nehme und trete in den Flur hinaustrete.
Ich umklammere fest die Unterlagen, damit man das Zittern in meinen Händen nicht sieht, während ich auf seine Assistentin zugehe. Umso näher ich seinem Büro komme, umso schwächer fühlt sich mein Körper an.
Rose ist wie immer makellos gekleidet und ihre roten Haare sitzen perfekt. Als sie mich sieht, wandern ihre Mundwinkel nach oben. Doch fast im selben Moment huscht ein fragender Ausdruck über ihr Gesicht. „Hallo Jessica.“ sagt sie fröhlich, aber der kummervolle Unterton in ihrer Stimme entgeht mir nicht.
Was ist passiert? Hat Damian von unserem gemeinsamen Nachmittag erzählt? Nein, das kann es nicht sein. Er ist der, der unser Treffen verschweigen möchte. Allerdings...
„Schön dich wieder einmal zu sehen.“ unterbricht Rose meinen abschweifenden Gedankengang. „Warum hast du dich nicht blicken lassen?“
„Ich kam nicht weg. Tut mir leid.“ Sofort schleicht sich ein schlechtes Gewissen in mein Bewusstsein, weil ich die ältere Dame, die immer herzlich nett zu mir ist, belüge.
Sie macht eine wegwerfende Handbewegung und lächelt mich an. „Ist schon gut. Ich hätte mich ja auch mal unten blicken lassen können. Was kann ich für dich tun?“
Ich habe Mühe den eigentlichen Grund, warum ich Damian aufsuche, vor Augen zu halten. Meine Gedanken schweifen ständig an den vergangenen Sonntagnachmittag zurück, so wie so oft in den letzten Tagen. „Ist Dam..., äh ich meine Mr. Meyer da?“ verlegen sehe ich zu Boden. Beinahe habe ich seinen Vornamen ausgesprochen und sicherlich ist ihr das nicht entgangen.
Sie sieht mich nachdenklich an. Was mag wohl in ihrem Kopf vorgehen? Ich würde sie gerne danach fragen, doch in dem Moment geht eine Tür auf.
„Miss Weber.“ Wie angewurzelt bleibt Damian stehen und betrachtet mich mit seinen braunen Augen, die mich sofort in seinen Bann ziehen. „Was führt Sie hierher.“
Ich mache den Mund auf und wieder zu, ohne ein Wort herausgebracht zu haben. Oh Gott, er spricht mich mit Sie an. Er hat damals das Du angeboten, nicht ich. Warum plötzlich so unpersönlich?
„Mr. Meyer. Ich möchte gerne etwas mit Ihnen besprechen.“ Meine Stimme klingt sehr gefasst, was mich selbst ziemlich überrascht, denn in meinem Inneren zerbröckelt soeben etwas und es hinterlässt einen unwillkommenen Schmerz in meiner Brust. „Haben Sie Zeit für mich?“
„Warum wenden Sie sich nicht an Mr. Baker?“ Er geht zu Rose, die uns genauestens beobachtet, was mir sehr unangenehm ist und legt seine Dokumente auf ihren Tisch.
„Er ist nicht da.“
„Kann es nicht bis morgen warten?“
„Ich denke nicht.“ Ich hole kurz tief Luft. „Aber ich möchte nicht Ihre Zeit verschwenden, Mr. Meyer.“ Meine Stimme trieft nur so vor Sarkasmus. „Wenn Sie mich bitte entschuldigen.“ Soll er doch sehen, wo der Pfeffer wächst.
Noch bevor ich mich vollständig umgedreht habe, erklingt sein Bariton klar und kräftig. „Kommen Sie in mein Büro.“
Ich riskiere einen Blick über die Schulter und erschrecke beinahe, als ich in seine gefährlich dunkel funkelnden Augen sehe. Bin ich etwa zu weit gegangen? Mit zittrigen Beinen folge ich ihm in sein Büro. Sobald ich durch die Tür bin, schliesst er sie leise, aber bestimmt hinter sich. Ich kann seine Nähe förmlich spüren und den Duft seines Aftershaves riechen, der mir schwach in die Nase steigt und der meine Erinnerungen an unseren gemeinsamen Nachmittag noch mehr anstachelt.
„Was sollte das?“ fragt er mich in einem beunruhigend sanften Ton, als er sich hinter seinen Schreibtisch begibt.
„Ich...“ aufgewühlt stehe ich ihm gegenüber. Mein Blick schweift in seinem Büro umher, nur nicht zu ihm. Dafür fühle ich mich nicht stark genug. „Ehrlich... Ich...“ Trotzig drehe ich mein Kopf in seine Richtung und sehe ihn unverwandt an. „Ich dachte wir sagen du zueinander.“
„Das machen wir auch.“
„Und warum hast du mich dann eben noch mit Miss Weber angesprochen und nicht mit meinem Vornamen?“
„Ich möchte es nicht vor meinen Angestellten.“ Sein Blick weicht nicht von meinem.
„Wann dann? Mit Rose bist du ebenfalls per du und bei ihr spielt es keine Rolle?“
„Sei nicht albern.“ Ich erkenne seine innere Anspannung. Wie er tief Luft in seine Lunge zieht und eine plausible Erklärung sucht. „Ich kenne Sie schon etliche Jahre. Bei ihr ist es etwas völlig anderes.“
„Ach ja?“
„Niemand schert sich darum, wenn ich sie mit Rose anspreche. Wohingegen bei uns...“ Wenn ich nicht genau hingesehen hätte, wäre mir der traurige Ausdruck, der über sein Gesicht huschte verborgen geblieben.
„Uns würde man sofort eine Affäre nachstellen. Nicht wahr?“
„Ja, so in der Art.“ Betrübt sieht er weg.
„Seit wann scherst du dich darum, was deine Mitarbeiter denken? Du bist ihr Chef. So hast du es mir schliesslich erklärt.“ Nicht nur er, sondern auch ich kämpfe verzweifelt gegen die innere Wut an, die sich immer mehr an die Oberfläche drängt. „Wen willst du mehr beschützen? Mich oder doch vielleicht dich? Und abgesehen von alledem haben wir ja gar nichts miteinander. Es ist nichts vorgefallen und es wird auch nichts geschehen. Ich bin nur eine deiner vielen Angestellten. Aber ich dachte, dass wir uns gut verstehen würden.“
Seine Hände sind zu Fäusten geballt, die Zähne fest zusammengebissen. „Es war also nichts?“ Er kommt um seinen Tisch und bleibt weniger als einen Meter vor mir stehen. Seine Miene ist unerbittlich. „Es wird nichts passieren?“
Unfähig meinen Kopf hin und her zu bewegen, starre ich weiterhin in seine immer noch gefährlich fast schwarz gefärbten Augen. Mein Herz schlägt hart gegen meinen Brustkorb, als er einen weiteren Schritt auf mich zumacht.
„Und du möchtest nicht, dass wir uns nochmals so nahe kommen, wie am See?“ Wieder einen Schritt.
Nur noch wenige Zentimeter trennen mich von ihm. „Ich...“
Meine Worte ersticken in meiner Kehle, als sich seine weichen Lippen