Название | DER AUFBRUCH |
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Автор произведения | Michael Wächter |
Жанр | Языкознание |
Серия | Die Raumsiedler von Puntirjan |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783742734709 |
Tüngör setzte indessen den Chip in den Anschluss am Gouverneurs-Rechner ein. Er summte auf. Als die RAGA-Software die gesuchten Krypto-Dateien gefunden hatte, blinkte der Stick mit dem Chip kurz auf. Tüngör strahlte und zog ihn von der Buchse.
„Fertig!“, sagte er.
„Was machst du da?“, fragte Gugay neugierig.
„Vielleicht finden wir ja was Verwertbares!“, erwiderte Tüngör. „In jedem Fall sollten wir mal schauen, was Aru noch so für uns hat.“
„Aru, diese Mistwanze!“, fluchte Gugay. Er flog um die Gouverneurs-Konsole und hieb in blinder Wut auf sie ein. Eine Flasche Krøg, die er hinter dem Monitor gefunden hatte, rutschte ihm aus den Händen und zersplitterte dabei. Das machte ihn derart wütend, dass er laut aufkrächzte.
„Verdammt, der edle Tropfen!“, seufzte er.
„Und dir den Schnabel stopfen!“, entgegnete Tüngör dichtend, „Das wird‘ ich dir, wenn du nicht aufhörst, immer nur an deinen Krøg zu denken!“
Wütend, die Brechstange fest umnklammernd schlug Gugay wieder auf den Tresor ein, und auf der Oberkante wurde eine dicke Kerbe sichtbar. Dieser Erfolg versöhnte ihn etwas, er ließ Tüngör allein und flog rüber in die Kantine.
Leutnantskommandeur Arfazzu Arus Kühlraum glich einer Schatzkammer. Von der Decke baumelten Echsenschinken und –würste, ganze Container voll Echsenfleisch warteten nur darauf, um verspeist zu werden. Großlurche, Flugechsen, Käferwale – es war wie in einem Tierpark puntirjanischen Großwilds, eingefroren und tiefgekühlt. Und als Jagdtrophäe hing das Geweih eines geflügelten Großchamäleons an der Wand. Ein irdischer Biologe hätte vor Staunen einen Herzinfarkt bekommen. Tüngör, inzwischen auch hungrig in den Kühlraum gekommen, attackierte ein paar Kryo-Behälter mit Krallen und Schnabel, und Gugay konzentrierte sich auf eine Flasche Krøg hinten bei den Ravrokylsilos. Die Völlerei erstreckte sich bis in den Abend.
„Wir fliegen besser noch zurück!“ Tüngör rülpste versteckt und Gugay gab marionettenhaft nickend und flötend wie ein irdischer Kanarienvogel seine Zustimmung, wobei er den Krøg in seinem Gefieder verschüttete. Er wischte mit Händen und Flügel darüber und leckte sich dann Federn und Klauen ab.
„Auf, fliegen wir!“.
Sie wollten gerade auffliegen, doch Gugay erstarrte und begab sich dann noch einmal zurück in Arus Büro. In einer Vitrine leuchtete ein Schmuckmonitor mit der schwarzsilbernen Aufschrift „Ssarkar“ und dem grünen Hoheitszeichen des Reiches. Erst jetzt fiel Gugay das Portrait daneben auf, ein neueres Hologramm des sarkarischen Kaisers Arefazom IX penhiadom Sarjowär, Führer der sarfaznatorgistischen Internationalen Puntirjans, in Parade-Frack. Gugay wurde die gespannte weltpolitische Lage Puntirjans bewusst: Der Kaiser von Sarkar hatte als Anführer des Blocks fazistischer Reiche ein Ultimatum gestellt und mit Generalmobilmachung der Militärs gedroht, weil die freien IPO-Staaten (also der Zaristische Pakt, der WATOU-Block, die République Cisnair und die Monastair-Union) das globale Altakolia-Projekt zum Bau einer interstellar beschleunigenden Weltraumstadt ohne die Sarkarier durchziehen wollten. Sarkar drohte nun mit der Kolonisation und Okkupation von Wemuriel und mehreren IPOBASE-Raumstationen, sogar Kriegsdrohnungen lagen in der Luft.
Gugay packte sich ein Smart-Diktaphon vom Schreibtisch und postete auf den Monitor: „Stinkender Soldatenkaiser! Wemuriel kriegst du nicht“
Er fand seinen Kommentar höchst diplomatisch.
„Tüngör!“, rief er stolz! „Schau!“
Tüngör flog herbei.
„Du Idiot! Was ist, wenn wir auffliegen?“
„Ach Tüngörlein, natürlich ganz anonym hochgepostet!“ erwiderte Gugay scheinbar smart, und er unterstrich seine Diplomatie dadurch, dass er noch das Smartphone-Video eines cisnairschen Kotwurmes hochlud, direkt in das Gesicht des Kaisers kopiert. Dann drehte er sich um und flog davon.
Der junge Tüngör jedoch hatte einen Kloß in Hals. Er wusste nicht, ob er Gugay pflichtschuldig loben sollte, oder ob ihm, angesichts möglicher Reaktionen des Gouverneurs, übel werden sollte. Er wusste nur, er musste Westsarkar verlassen, und möglichst schnell wieder in Cisnair sein.
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