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ihren Beruf und müssen ihn sogar verfehlen, weil noch kein Raum für sie in den gegebenen Verhältnissen ist. Da hilft auch kein Ersatzmittel, kein Genuss irgendeiner Art, kein gewaltsamer Enthusiasmus für Kunst und Künstler, auch kein Vereinsleben und keine Art von moderner Bildung.

      Was dann die Seele ausfüllt, ist ausschließlich wahre, wirkliche Frömmigkeit, zu der sie gelangen müssen, wenn ihr Leben nicht mit einem Missklang enden soll.

      21. Februar

      Das Tröstlichste an den »menschlichen« Dingen ist, dass, wenn man die Menschen näher kennenlernt, sie meistens besser sind als ihr Ruf.

      22. Februar

      Jeder Schmerz ist erträglich, bei dem keine Schuld mit im Spiel ist.

      23. Februar

      Der Agnostizismus ist jetzt unter den Gebildeten, die dem vollen Materialismus nicht huldigen können, sehr verbreitet. Er war die schließliche Lebensanschauung Goethes, und seine speziellen Verehrer folgen ihm darin gewöhnlich. In der Lebensgeschichte Carlyles steht darüber das nicht üble Wort: »Er sieht aus wie das schönste Mehl, aus dem das beste Brot gebacken werden könne. Versucht man es aber, so ist es nichts als pulverisiertes Glas.«

      Es ist ganz wahr: Man kann vom Agnostizismus nicht leben; er ist bloß schön zum Anschauen und zur Selbsttäuschung. Carlyle selbst kam nie ganz darüber hinaus, weil er das Christentum bloß in der Form des steifen und harten schottischen Calvinismus kannte, die ihn nicht befriedigen konnte.

       Offb 21 5–8

      Hoffnung und Liebe sind gerichtet auf Vollkommenheit, die undurchführbar ist, und werden doch, wenn man sie festhält, das Salz und täglich Brot des Lebens. (Robert Louis Stevenson)

      24. Februar

      Die Freundschaft und Liebe unter den Menschen darf nicht in eine feine Genusssucht ausarten, wie es sehr oft, sogar bei den besten dieser Verhältnisse, der Fall ist, sondern sie muss stets den beidseitigen inneren Fortschritt im Auge haben.

      Der rasche innere Fortschritt geschieht nur durch starke Erschütterungen. Wenn man das eine wünscht, darf man das andere nicht allzu sehr scheuen.

      25. Februar

      Ein einziger, ganz aufrichtiger Liebesblick nach oben gilt bei dem Empfänger sicherlich mehr als das schönste formulierte Gebet. Auch wir lieben einen solchen sprechenden Blick eines kleinen Kindes, ja sogar eines Tierleins, mehr als alle schönen Worte.

      26. Februar

      Die beste aller menschlichen Eigenschaften ist die Treue. Sie ersetzt fast alle anderen Eigenschaften und wird ihrerseits durch keine andere ersetzt.

      Auch dankbar sind die Menschen, im Allgemeinen gesprochen, seltener als die edleren Tiere. Darauf rechne also nicht, mache aber selber stets eine rühmliche Ausnahme davon. Die gewöhnlichste Form der Undankbarkeit ist jene, die sich mit einem Besuch oder einer sonstigen »Anerkennung« aller Dankbarkeitspflichten entledigt. In Monarchien ist es die Ordensverleihung, durch die sich das Verhältnis sogar umkehrt. Solchen allzu billigen Bezahlungen muss man, soweit möglich, ausweichen und lieber Gläubiger bleiben.

      27. Februar

      Dass eine Sache noch nicht ganz überwunden ist, zeigt sich daran, dass man nicht gern an sie denkt oder von ihr spricht. Nach dem Überwinden tritt zuerst eine Gleichgültigkeit ein, jedoch ohne Hass und Zorn, und zuletzt sogar ein angenehmes Gefühl des Sieges.

      So müssen, das nimm dir ernstlich vor, alle deine Schwierigkeiten enden.

      28. Februar

      Die sogenannten »inneren Kämpfe« sind oft nichts anderes als Kämpfe des menschlichen Eigenwillens gegen den klar erkannten gegenteiligen Willen Gottes, der zur Einstimmung in unsere Pläne gebracht werden soll.

      4 Mos 22 4 Mos 31 8 4 Mos 31 16

      Abfahrt

       Es ist geschehn. Die Welt liegt hinter mir!

       Zu tausend Scherben ist ihr Kelch zertrümmert.

       Vom Ufer stieß der Kahn, aus welchem mir

       Im Dämmer eine ferne Küste schimmert.

       Ein pfadlos Meer umgibt mich wunderbar;

       Mein Erbe ist fortan ein bloßes Hoffen.

       Nehmt ihr den Platz, der mir beschieden war;

       Euch sei die Welt, mir sei der Himmel offen.

       Ich hab's gewagt, was lange vor mir stand,

       Was ich erwog in vielen bangen Stunden.

       Nie mehr betritt mein Pilgerfuß ein Land,

       Bis er das ew'ge Vaterland gefunden.

       Kein Lorbeerreis wird fürder mir erblühn,

       Kein Eichenkranz um meine Stirn sich winden;

       Umsonst ist jedes zeitliche Bemühn;

       Ich kann nur noch die ew'ge Krone finden.

       Ist es kein Traum, dies ferne, hohe Ziel?

       Ist jener Nebelstreifen eine Küste? –

       Und ist er's, spiel ich nicht ein hohes Spiel,

       Find ich den Pfad durch diese Wasserwüste?

       Find ich, nach dunkler Fahrt, die hehre Stadt?

       Ich muss es tun, und ging's zu schwerstem Leide.

       Leb wohl, du Land, das mich geboren hat;

       Kurz ist der Schmerz und ewig ist die Freude.

      1 1 Hilty spielt hier auf die Darwinsche Evolutionstheorie an, die er für unglaubwürdig hielt.

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