Название | Der Ruf aus Kanada |
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Автор произведения | Rudolf Obrea |
Жанр | Сделай Сам |
Серия | |
Издательство | Сделай Сам |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783847620402 |
Gespannt fuhren sie am anderen Morgen zu ihrem neuen Arbeitsplatz und wurden dort von Ron erwartet. Bei ihrem Eintritt in sein Büro stand er hinter seinem mit Papieren übersäten Schreibtisch auf, ging auf sie zu und begrüßte sie mit einem kräftigen Händedruck.. An Sven gewandt, sagte er anschließend voller Stolz: „Willkommen in Bancroft! Dieses Mal bin ich gerüstet. Ihr könnt sofort anfangen. Nebenan habe ich zwei Container für euch vorbereiten lassen, einen als Umkleide- und Aufenthaltsraum, der andere für Werkzeug und Kleinteile. Ich zeige sie euch. Ihr könnt euch darin ein-richten und mir anschließend Bescheid geben, damit ich euch zu den bereitgestellten Maschinenkisten führe und wir die benötigte Montagekolonne zusammenstellen.“ Sven und Jim bedankten sich, gingen mit ihm und richteten sich in ihrer zugewiesenen Behausung ein. Ihr gewohntes Montageleben hatte begonnen und wie bei jeder Baustelle bestand die besondere Herausforderung erneut darin, den Umgang und die Zusammenarbeit mit den einheimischen Helfern und Kollegen möglichst einvernehmlich zu gestalten und für sich selbst ein erträgliches Auskommen zu sichern.
Nach Feierabend tauschten Sven und Peter beim Abendessen ihre ersten Erfahrungen aus. Voller Neugier und gleichzeitig im Bewusstsein, dass er für die menschlichen Belange zuständig war, wollte Sven wissen: „Wie ist es dir mit deinen Leuten ergangen?“ Peter lehnte sich bequem in seinem Stuhl zurück, richtete nachdenklich seinen Blick in den Raum , überdachte dabei sichtlich zufrieden die Erlebnisse des Tage und antwortete gelockert: „Ich kann mich nicht beklagen. Alle meine Mitarbeiter sind sehr praktisch veranlagt, packen kräftig zu und arbeiten weitgehend selbstständig, sodass ich mich auf das zielgerechte Verteilen und Beschreiben der einzelnen Aufgaben konzentrieren kann.
Thomas Elliot, der Schlossermeister, den sie Tom nennen, führte mich in seine Schlosserei, die mit Rücksicht auf die Abgeschiedenheit dieser Gegend so eingerichtet ist, dass in ihr schadhafte Teile autark repariert, ja sogar teilweise in Eigenfertigung nachbaut werden können. Er selbst wird allseits respektiert und beeindruckt mich mit seinen qualifizierten Fachkenntnissen.“ Sven überraschte und erfreute diese positive Aussage. Beim Überlegen seines eigenen Beitrages musste er etwas kleinlaut erwidern: „Ich bin Bürohengst geblieben und habe mir mit Hilfe von Rons lokalem Stellvertreter,Dave Pannebaker, bei den hiesigen Firmen eine Büroeinrichtung und die notwendige Telefon- sowie Computerausrüstung bestellt, ein Beitrag, damit uns die Außenwelt nicht völlig vergisst. Dave, ein etwas korpulenter, untersetzter , älterer Herr mit grauem Vollbart, gab sich zurückhaltend, hat aber Verbindung zu Allem und Jedem hier und verschaffte mir bereitwillig die notwendigen Kontakte. Ich überlege, ob wir ihn auf einen Abend einladen, damit wir mit seiner Unterstützung uns hier eine Verbindung zu den Bewohnern aufbauen. Sie sind schließlich die Einzigen, die uns nach der Arbeit einen abwechslungsreichen und unterhaltsamen Ausgleich bescheren.“ Peter gefiel diese Idee. Er wendete lediglich ein,, dass die Aufgabe, Dave aus der Reserve zu locken, nicht einfach wäre. Sven konterte zuversichtlich: „Wir nutzen deine bereits positiven Erfahrungen auf der Baustelle und probieren unsere bewährte Überredungskunst.“
Die Gelegenheit ergab sich am nächsten Morgen, während Sven und Peter den Einsatz zusätzlicher Helfer besprachen, die ihnen Dave zuteilen musste. Sie trafen ihn bei Tom in dessen Werkstatt, als dieser ihm gerade über den erfolgreichen Verlauf der Arbeiten berichtete. Sichtlich zufrieden, organisierte er ihnen nicht nur die zusätzlichen Helfer sondern versprach auch, sie am Freitagabend im Hotel zu besuchen.
Bei ihrer Begegnung an der Hotelbar erkannten Sven und Peter ihren Gast sofort an dessen Aussehen. Wie bei den Einheimischen üblich, trug er noch seine tägliche Arbeitskleidung, bestehend aus einer abgetragenen, grünbraunen Tweetjacke, einer unförmigen grauen Hose und einen bis zum Hals geschlossenen, braunen Pullover Er kam auf sie zu und begrüßte sie offen und aufgeschlossen, indem er beide einzeln nacheinander mit seinen gleichförmigen, grauen Augen ansah. Sein Geschichtsausdruck zeigte eine neugierige Erwartungshaltung und war geprägt von dem schon erwähnten, grauen Vollbart und zwei Längsfalten, die zu beiden Seiten die Mundpartie ergänzten. Er deutete auf die Biergläser der beiden und sagte: „Wie ich sehe, habt ihr euch schon in Bancroft eingelebt“ Erstaunt fragte Peter: „Wieso ist Bier hier etwas Besonderes?“ „Nein, antwortete Dave, aber am Freitagabend eine allgemein verbreitete Unsitte bei den Männern, wenn sie ihren Lohn bekommen haben und sich noch den Mut des Nordens antrinken, bevor sie fürs Wochenende zu ihren Familien in den oft weit abgelegenen Häusern fahren. Besonders im Winter bietet sich ihnen dort außer den Fernsehberichten über die Eishockeyspiele und der Besuch der örtlichen Eis-Arena wenig Abwechslung. Wie gesagt, eine Unsitte, weil dadurch viele dem Alkohol völlig verfallen.“
Sven gab aber trotz dieser nicht gerade ermutigend wirkenden Aussage nicht auf und fragte: „Was können wir dir bestellen?“ Dave lachte und antwortete selbstbewusst: „Ich vertrage schon auch ein Bier nach der Arbeit, trinke aber nicht, um dem Wochenendsyndrom zu entkommen.“ Peter nahm diese Bemerkung auf und erwiderte: „Wie Du weißt, sind wir hier Neulinge. Mit meinen ersten Erfahrungen auf der Baustelle bin ich sehr zufrieden, weil mich meine hiesigen Mitarbeiter mit ihrer praxisbezogenen Einstellung aufgeschlossen und tatkräftig unterstützen. Ich glaube deshalb, dass wir uns auch privat gut einleben werden, wenn wir uns in Bancroft besser auskennen und nicht nur beim Bier versacken.“
Dave fühlte sich zum lokalen Berichterstatter bestimmt, lehnte sich mit einem Arm gemütlich an die Theke und erzählte ihnen die folgende Ortsgeschichte: „Wie die meisten Orte hier, entwickelte sich Bancroft aus einer anfänglichen Holzfällersiedlung. Zum Abtransport des Holzes wurde um 1898 eine Bahnstrecke nach hier gebaut. Sie sorgte dafür, dass der Ort eine geregelte Verbindung zur Außenwelt bekam. Die Anzahl der Einwohner wuchs, nicht zuletzt auch deshalb, weil der anschließende Straßenbau zusätzliche Arbeitskräfte benötigte. Die meisten von ihnen hatten geringe Ansprüche und bauten sich einfache Holzhäuser, die bis heute das Ortsbild prägen. Die erste Entwicklungsperiode endete, als die Wälder hier kein brauchbares Holz mehr lieferten und der Transport aus dem Norden mit Lastwagen erfolgte. Die Bahnstrecke wurde 1975 stillgelegt und der hiesige Bahnhof in ein Museum verwandelt. Armut und Arbeitslosigkeit reduzierten alle Aktivitäten auf ein Minimum, bis erlebnishungrige Touristen die Schönheit der Landschaft mit ihren vielen Seen neu entdeckten. Bancroft bekam eine zweite Chance und entwickelte sich zum Einkaufs- und Servicezentrum für die Sommergäste, die sich hauptsächlich an den Ufern der umliegenden Seen Wochenendhäuser, sogenannte Cottages, bauten, sich bei Fischfang und anderen Wassersportarten erholten und damit auch dem einheimischen Baugewerbe neuen Auftrieb verschafften. Einige dieser Sommergäste, ich gehöre auch dazu, gefiel das Landleben und sie entschlossen sich, beim Erreichen des Rentenalters ihr Cottage zum ständigen Wohnsitz auszubauen. Gleichzeitig versuchten wir mit unseren Beziehungen zu den Provinzbehörden staatliche Gelder zum Bau öffentlicher Einrichtungen zu bekommen. Durch die Organisation von Veranstaltungen, Ausstellungen und anderen Gemeinschaftsprojekten passten wir das auf die einfachen Bedürfnisse ausgerichtete hiesige Dasein unseren von früher her gewohnten Ansprüchen an und verschafften uns auf diese Weise eine unterhaltsame Abwechslung. Die entstandene eigenartige Mischung aus Naturerlebnissen und anregender Geselligkeit bietet uns jetzt eine vielfältige Gestaltungsmöglichkeit, die ich auch deshalb besonders schätze. weil ich mich nicht mehr nach den gesellschaftlichen Zwängen des Großstadtlebens richten muss, sondern mir weitgehend frei und unabhängig meine eigene , von mir bevorzugte Lebensweise aussuchen kann.“
Sven, dem vor Allem Daves abschließende Lagebeschreibung gefiel, antwortete spontan: „Wir Montageleute bevorzugen unsere Tätigkeit auf den Baustellen auch deshalb, weil wir fern von den hierarchischen Strukturen