Frühlings Erwachen - kurze Fassung. Франк Ведекинд

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Название Frühlings Erwachen - kurze Fassung
Автор произведения Франк Ведекинд
Жанр Документальная литература
Серия
Издательство Документальная литература
Год выпуска 0
isbn 9783847665847



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dir, Wendla, die waren weich und warm. Ist das nicht …? – Er sagte, er habe sie zu lang in der Hosentasche gehabt.

      wendla: Denke dir, Melchi Gabor sagte mir damals, er glaube an nichts – nicht an Gott, nicht an ein Jenseits – an gar nichts mehr in dieser Welt.

      Erster Akt, Vierte Szene

       Parkanlagen vor dem Gymnasium. – Melchior, Otto, Georg, Robert, Hänschen Rilow, Lämmermeier.

      melchior: Kann mir einer von euch sagen, wo Moritz Stiefel steckt?

      georg: Dem kann’s schlecht gehn! – O dem kann’s schlecht gehn!

      otto: Der treibt’s so lange, bis er noch mal ganz gehörig ’reinfliegt!

      lämmermeier: Weiß der Kuckuck, ich möchte in diesem Moment nicht in seiner Haut stecken!

      robert: Eine Frechheit! – Eine Unverschämtheit!

      melchior: Wa – wa – was wisst ihr denn?

      robert: Kurz und gut, Moritz Stiefel ist ins Konferenzzimmer gedrungen.

      melchior: Ins Konferenzzimmer …?

      otto: Ins Konferenzzimmer! – Gleich nach Schluss der Lateinstunde.

      georg: Er war der Letzte; er blieb absichtlich zurück.

      lämmermeier: Als ich um die Korridorecke bog, sah ich ihn die Tür öffnen.

      melchior: Hol dich der …!

      lämmermeier: Wenn nur ihn nicht der Teufel holt!

      georg: Vermutlich hatte das Rektorat den Schlüssel nicht abgezogen.

      robert: Oder Moritz Stiefel führt einen Dietrich.

      otto: Ihm wäre das zuzutrauen.

      lämmermeier: Wenn’s gut geht, bekommt er einen Sonntagnachmittag.

      robert: Nebst einer Bemerkung ins Zeugnis!

      otto: Wenn er bei dieser Zensur nicht ohnehin an die Luft fliegt.

      hänschen rilow: Da ist er!

      melchior: Blass wie ein Handtuch.

       Moritz kommt in äußerster Aufregung.

      lämmermeier: Moritz, Moritz, was du getan hast!

      moritz: – – – Nichts – – nichts – –

      robert: Du fieberst!

      moritz: – Vor Glück – vor Seligkeit – vor Herzensjubel –

      otto: Du bist erwischt worden?!

      moritz: Ich bin promoviert! – Melchior, ich bin promoviert! – O jetzt kann die Welt untergehn! – Ich bin promoviert! – Wer hätte geglaubt, dass ich promoviert werde! – Ich fass’ es noch nicht! – Zwanzigmal hab ich’s gelesen! – Ich kann’s nicht glauben – du großer Gott, es blieb! Es blieb!?Ich bin promoviert! – Lächelnd. Ich weiß nicht – so sonderbar ist mir – der Boden dreht sich … Melchior, Melchior, wüsstest du, was ich durchgemacht!

      hänschen rilow: Ich gratuliere, Moritz. – Sei nur froh, dass du so weggekommen!

      moritz: Du weißt nicht, Hänschen, du ahnst nicht, was auf dem Spiel stand. Seit drei Wochen schleiche ich an der Tür vorbei wie am Höllenschlund. Da sehe ich heute, sie ist angelehnt. Ich glaube, wenn man mir eine Million geboten hätte – nichts, o nichts hätte mich zu halten vermocht! – Ich stehe mitten im Zimmer – ich schlage das Protokoll auf – blättere – finde – – und während all der Zeit … Mir schaudert –

      melchior: … während all der Zeit?

      moritz: Während all der Zeit steht die Tür hinter mir sperrangelweit offen. – Wie ich heraus … wie ich die Treppe heruntergekommen, weiß ich nicht.

      hänschen rilow: – Wird Ernst Röbel auch promoviert?

      moritz: O gewiss, Hänschen, gewiss! – Ernst Röbel wird gleichfalls promoviert.

      robert: Dann musst du schon nicht richtig gelesen haben. Die Eselsbank abgerechnet zählen wir mit dir und Röbel zusammen einundsechzig, während oben das Klassenzimmer mehr als sechzig nicht fassen kann.

      moritz: Ich habe vollkommen richtig gelesen. Ernst Röbel wird so gut versetzt wie ich – beide allerdings vorläufig nur provisorisch. Während des ersten Quartals soll es sich dann herausstellen, wer dem andern Platz zu machen hat. – Armer Röbel! – Weiß der Himmel, mir ist um mich nicht mehr bange. Dazu habe ich diesmal zu tief hinuntergeblickt.

      otto: Ich wette fünf Mark, dass du Platz machst.

      moritz: Du hast ja nichts. Ich will dich nicht ausrauben. – Herrgott, werd ich büffeln von heute an! – Jetzt kann ich’s ja sagen – mögt ihr daran glauben oder nicht – jetzt ist ja alles gleichgültig – ich – ich weiß, wie wahr es ist: Wenn ich nicht promoviert worden wäre, hätte ich mich erschossen.

      robert: Prahlhans!

      georg: Der Hasenfuß!

      otto: Dich hätte ich schießen sehen mögen!

      lämmermeier: Eine Maulschelle drauf!

      melchior gibt ihm eine: – – Komm, Moritz. Gehn wir zum Försterhaus!

      georg: Glaubst du vielleicht an den Schnack?

      melchior: Schert dich das? – – Lass sie schwatzen, Moritz! Fort, nur fort, zur Stadt hinaus!

       Die Professoren Hungergurt und Knochenbruch gehen vorüber.

      knochenbruch: Mir unbegreiflich, verehrter Herr Kollega, wie sich der beste meiner Schüler gerade zum allerschlechtesten so hingezogen fühlen kann.

      hungergurt: Mir auch, verehrter Herr Kollega.

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