Sukis Mutter war in Japan eine bekannte Keramikkünstlerin, das wusste Sophie und Onta bereits. Auch, das Frau Asoko hier wieder angefangen hatte Stücke zu produzieren. Aber dass sie so viele Sachen dafür brauchte verwunderte Sophie. „Kommt, da wo die herkommen ...“, unterbrach Onta die Stille und zeigte auf die Kisten. „... da gibt's noch mehr.“ „Stimmt“, pflichteten Suki und Sophie ihr zu. Zwei Stunden später war auch dieser Laster ausgeladen. Im hinteren Teil des Gartens hatte Frau Hummel mit Sophies Mutter ein kleines Buffet aufgebaut. Onta schaufelte sich so viel auf den Teller, dass es ihr einen tadelnden Blick seitens ihrer Schwester und ihrer Tante eintrug. Mit einem „Was habt ihr den? Ich bin im Wachstum“, versuchte sie ihren überbordenden Teller zu entschuldigen. Sophie seufzte und versuchte, möglichst kalorienarme Köstlichkeiten auf ihren Teller zu laden. Onta konnte essen, ohne je anzusetzen, dachte sie neidisch. Sie hingegen schaute eine Schokolade nur an und es machte puff. Gut, vielleicht bewegte sich Onta auch mehr, musste sie innerlich zugegeben. Suki stupste sie an und reichte ihr einen Teller mit Kartoffelsalat und Würstchen. „Wir haben hier so gut gearbeitet“, sagte sie und zwinkerte Sophie an und nahm ihr den Teller mit Blattsalat ab. Sophie lächelte dankbar zurück.
Nach und nach kamen alle in den Garten. Glücklich strahlend, dass alles geschafft war.
Grillen zirpten und Rauchschwalben zogen am Himmel ihre Bahnen. Begleitet vom Klirren der Gläser und Teller, gab Onta ihre Geschichte mit dem Schaf zum Besten. „Und wie lange meint ihr wohl, dass ihr für das Einräumen braucht?“, fragte Frau Morgenbesser leise Sukis Mutter. Frau Asoko schaute zum Haus und dann liebevoll zu Suki. Sophie, die neben Suki saß, sah, wie diese leicht rot wurde. „Ich denke bis nächste Woche ist das meiste eingeräumt. Dann können wir Sukis Geburtstag, in zwei Wochen, mit einem Lichterfest feiern“, meinte sie zuversichtlich und fügte hinzu: „Wenn das Wetter hält.“ Sophie und Onta schauten Suki an, die sie wiederum anstrahlte. „Stimmt Töchterlein. Deinen Geburtstag dürfen wir bei all dem Trubel nicht vergessen“, pflichtete Sukis Vater seiner Frau zu und lächelte verschwörerisch in die Runde. Bemerkte sie da etwa bei Frau Hummel ein Anflug eines verschwörerischen Lächelns. Sophie schaute die Erwachsenen prüfend an. Da war doch was im Busch?! Während Onta nur „Super“, sagte und sich dem Obstsalat zuwandte.
Müde und erschöpft ließ sich Sophie abends in ihr Bett fallen. Was könnte sie Suki nur schenken?
Überraschungen zum Schulbeginn
Endlich!, dachte Sophie erfreut. Heute geht es wieder los! Sie schaute auf ihren Wecker. Fünf Uhr dreißig. Ein bisschen früh, Schulbeginn war schließlich erst in zwei Stunden. Dennoch stand sie auf. Schnell und leise frühstückte sie, deckte den Tisch für ihre Mutter und verschwand, wie ein Dieb eine dreiviertel Stunde später aus der Wohnung.
Sophie schaute aus dem Busfenster. Draußen war es noch dunkel-dämmrig, Nebelschwaden trübten die Sicht. Doch trotz der frühen Uhrzeit war sie nicht alleine im Bus. Verwundert hatte sie festgestellt, dass der Bus sich langsam füllte. „Darf ich?“, fragte eine junge Frau mit einem burschikosen Kurzhaarschnitt. „Ja, natürlich“, nickte Sophie und nahm ihren Rucksack auf ihren Schoß. Sophie blickte wieder nach draußen. Ihre Gedanken galoppierten von einem zu anderen: neue Lehrer, vielleicht neue Mitschüler und die neuen Räumlichkeiten. Sie merkte gar nicht wie, der Bus immer wieder anhielt Passagiere ein - und ausstiegen, so versunken war sie. „Guten Morgen Sophie“, hörte sie plötzlich eine vertraute Stimme dicht an ihrem Ohr säuseln. Mit einem „Huch“, zuckte Sophie zusammen und drehte sich um. Onta grinste ihr ins Gesicht ebenso wie Aimee in ihrem Businesskostüm. „Habt ihr mich aber erschreckt“, antworte Sophie, bevor sie ein „Guten Morgen" nachschob. „Das haben wir gemerkt“, gluckste Onta zurück. „Na, auch schon gespannt auf den heutigen Tag?“, erkundigte sich Aimee. Sophie nickte. „Onta auch! Sie war heute Morgen als Erste auf. Kannst du dir das vorstellen?“ Sophie schüttelte den Kopf. Eigentlich war Onta kein Mensch, der morgens gerne früh aufstand oder wirklich wach war. Meistens wurde sie erst zur dritten Schulstunde munter - nach der ersten Pause. Sophie grinste. Doch heute blickte sie in ein putzmunteres Gesicht. „Ich bin so gespannt, auf den Seitentrakt der Mittelstufe. Und wer alles neu dazukommt und die neuen Lehrer. Du nicht auch?“, plapperte Onta, während sie hin und her zappelte. „Und wie!“, stimmte ihr Sophie begeistert zu, während sie den Kopf zu Onta nach hinten drehte. „Wie wäre es, wenn wir die Plätze tauschen?“, fragte die Frau neben Sophie plötzlich. „Das würden Sie tun? Dankeschön, wirklich großartig“, sagte Onta begeistert und stand auf. Aimee verdrehte die Augen und raunteverschwörerisch zu der Frau mit dem braunen Kurzhaarschnitt: „Entschuldigen Sie bitten, aber heute ist der erste Schultag für die beiden“ „Schon gut, wir waren doch alle mal jung“, winkte die Frau ab und lächelte verschwörerisch. „Auf was für eine Schule geht Ihr denn?", erkundigte sie sich beiläufig. Sophie und Onta schauten sich verblüfft an, bevor beide wie aus einem Mund sagten: „Auf die Friedrich-Stein-Schule, der besten Schule der Welt!“ Und dann legten beide los. Abwechselnd priesen sie die Vorzüge ihrer Schule, bis Aimee sie mit einem Räuspern unterbrach. „Wenn ihr heute noch auf eure Schule gehen wollt, solltet ihr jetzt aussteigen“, meinte sie leicht sarkastisch und wies zur Tür. „Wie? Tatsächlich! Komm Sophie!“ Onta zog Sophie aus ihrem Sitz und sprang zwischen die sich schließenden Bustüren. Sie hörten noch Aimees „Kinder“ - Kommentar und schon schloss der Bus die Türen und brauste davon. „Puh, das war knapp!“, kommentierte Sophie ihren schnellen Abgang. Onta nickte zustimmend. Sie blickten sich an und schaute zur Schule.
Die Sonne erleuchtete mit ihren ersten schwachen Strahlen die Friedrich-Stein-Schule wie eine Diva an. Sophie schaute versonnen auf die Gebäude: Weiß getüncht, rote Schindeln, teilweise mit Efeu umrankt. Feierlich sah sie aus, fand Sophie. Ein Kribbeln ging durch Sophie. „Komm! Ich bin gespannt, ob wir die Ersten sind“, forderte sie Onta auf. Schließlich war es erst Viertel nach sieben und Schulbeginn war heute erst um acht Uhr.
Auf dem Weg in das Hauptgebäude begegnete ihnen so gut wie niemand. Zwei Schüler aus der siebten Klasse und ein Lehrer. Sie passierten das Hauptgebäude liefen die große Haupttreppe hoch und bogen in den Seitengang zum Mittelstufentrakt ein. Sophie genoss es, den blanken Steinfußboden unter ihren Füßen zu spüren. Sie blieb kurz stehen und sog den Geruch der Schule ein. Zuhause! „Komm schon“, drängelte Onta. Das Summen, das sich in der Eingangshalle wie das zarte Säuseln des Windes angehört hatte, verwandelte sich in einen lauten Klangteppich aus Gelächter und Begrüßungsrufe von mehreren dreizehnjährigen Mädchen und Jungen.
Sophie und Onta schauten sich verblüfft an. „Wer hätte gedacht, dass um Viertel nach sieben so viele Schüler bereits hier sind“, meinte Onta leise zu Sophie gebeugt. Sophie schaute an Onta vorbei, wirklich fast ihre gesamten Klassenkameraden waren da. Dort stand Ines, ein ganzes Stückchen gewachsen und redete mit Beatrice, daneben stand schüchtern eine groß gewachsene neue Schülerin. Lulu konnte sie nirgends sehen. Vielleicht doch ein bisschen zu früh für die Anführerin der Perfects. Sophie grinste. Sie sah Michel und Tobias, die aus dem Klassenzimmer kamen, gefolgt von Paul, einem schlaksigen blonden Jungen. „Hallo Onta und Sophie“, begrüßte Tobias die beiden Mädchen. „Wo ist Suki?“, fragte Michel neugierig und schaute sich um. „Suki kommt später“, antwortete Onta schnippisch. Sie konnte Michel nicht leiden, für sie war er ein Blender. „Komm, schauen wir uns mal um“, meinte sie zu Sophie und ging schnurstracks auf das erste Klassenzimmer zu. Wie auch in den Unterstufenzimmern waren die Räume hoch und hatten eine große Fensterfront. Nur statt in den Hof blickte man in den großzügig angelegten Außenbereich der Schule. Sophie und Onta seufzten beide, als sie rausschauten: Die Gartenanlage und die Sportplätze glühten förmlich in der aufgehenden Sonne. „Herrlich“, flüsterte Onta. Plötzlich unterbrach lautes Gekreische aus dem Gang ihre Betrachtung. „Aha! Ich glaube Lulu ist gekommen“, murmelte Onta während Sophie auf den Gang hinauslinste und bestätigend nickte. „Ja, ihre Hoheit ist eingetroffen“, wisperte sie in Ontas Richtung. Sophie und Onta schauten sich weiter um. Die Anzahl der Plätze war geringer, die zehn Tische standen weit auseinander. Sophie näherte sich einem Tisch und betrachtete ihn genau. Er war zweigeteilt. Sie runzelte die Stirn. Ihre Hände strichen über die hölzerne Oberfläche und mit einem leisen Klick bewegte sich die Tischoberfläche nach