Название | Verlogenes Versprechen |
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Автор произведения | Ute Dombrowski |
Жанр | Языкознание |
Серия | Eltville-Thriller |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783750221178 |
Biancas Sympathie begann zu bröckeln und machte Platz für Widerstand.
„Es könnte doch sein, dass jemand der alten Dame, die vollkommen gesund war, ein falsches Medikament verabreicht hat, was man nicht mehr nachweisen kann.“
Violetta setzte ein strahlendes Gönnerlächeln auf.
„Frau Verskoff, man kann nie sicher sein. Aber hier ist die Beweislage klar. Sie haben bestimmt noch andere Fälle, die auf Sie warten. Der Fall Micker ist keiner mehr. Ich danke Ihnen, dass Sie hergekommen sind und finde es schön, dass wir uns mal persönlich treffen konnten. Vielleicht können wir mal zusammen essen gehen. Eric und ich müssen viel besprechen, bitte grüßen Sie ihn ganz lieb von mir.“
Die Welle der Sympathie war in sich zusammengefallen und am Strand ins Nichts gelaufen. Bianca lächelte so gut wie möglich und verließ das Büro. Am liebsten hätte sie jetzt die Laufschuhe angezogen und wäre bis zum Mond gerannt, aber mit dem Ende der Welle war ihr Kampfgeist wieder aufgetaucht.
„Du bekommst ihn nicht“, flüsterte sie vor der Tür, doch der Schmerz brannte in ihrer Seele.
9
Hannes runzelte die Stirn, als er Bianca im Büro vor dem Fenster stehen sah. Ihre Haltung machte den Eindruck, als hätte sie eine schwere Last zu tragen. Als sie sich umdrehte, war sie blass und ihre Augen waren vom Weinen gerötet.
„Was ist passiert?“
„Sie hat den Fall zu den Akten gelegt.“
„Wer?“
„Die neue Staatsanwältin.“
„Oh, wir haben eine neue Staatsanwältin?“
„Jetzt tu nicht so, als hättest du es nicht gewusst. Du bist Erics bester Freund.“
Hannes ging zu Bianca, sah sie direkt und offen an.
„Ich verstehe nur Bahnhof. Was hat das mit mir und Eric zu tun?“
„Die neue Staatsanwältin ist Erics Ehefrau.“
Das Schweigen hing über ihnen wie eine schwarze Wolke, aus der sich im nächsten Moment ein Gewitter stürzen würde.
„Ich verstehe nicht …“
„Sie ist hier. Und sie will Eric.“
Hannes setzte sich an den Schreibtisch und raufte sich die Haare.
„Das kann nicht sein. Sie ist doch an der Nordsee.“
„Nein, Hannes, sie ist hier. Ich bin eben ein klein wenig gestorben.“
Bianca fasste die Begegnung in der Staatsanwaltschaft kurz zusammen und setzte sich ihrem Kollegen gegenüber.
„Du wusstest nichts davon?“
„Nein, ich schwöre es dir. Vielleicht weiß Eric auch nichts.“
Bianca sprang auf und stemmt die kleinen Fäuste auf den Schreibtisch.
„Wie sollte er das nicht wissen? Sie arbeiten zusammen Tür an Tür. Er hat mir nichts erzählt. Warum auch immer!“
„Was willst du tun?“
Bianca setzte sich wieder.
„Erstens werde ich weiter ermitteln. Zweitens werde ich Eric heute Abend zur Rede stellen. Was dann kommt, entscheide ich aus dem Bauch heraus. Ende.“
„Ende? Willst du Schluss machen?“
„Das meine ich doch gar nicht. Aber er muss schon eine sehr gute Erklärung bringen. Diese Frau will ihn zurück und für so ein Theater bin ich mir zu schade.“
Jetzt traten abermals Tränen in Biancas Augen, aber sie wischte sie weg. Sie wusste noch nicht, wie sie mit ihren chaotischen Gefühlen umgehen sollte und beschloss, sich mit Arbeit abzulenken.
„Ich möchte nicht mehr darüber reden, also lass uns den Fall besprechen.“
„Den Fall, der keiner ist. In Ordnung. Ich habe mit Ferdinand telefoniert. Bienenfleiß heißt dieser häusliche Pflegedienst. Ferdinand hat mit seinem Arzt die Undercover-Aktion besprochen, aber der will nur zustimmen, wenn er ein Schreiben von der Staatsanwaltschaft mitbringt.“
„Scheiße. Entschuldige, aber dieses Schreiben können wir vergessen. Es muss anderes gehen. Ob wir sowas fälschen können?“
„Bianca, Bianca, ich staune. Nein, wir fälschen da nichts. Ferdinand wird schon was einfallen, vielleicht ist mit Geld ein Auftrag möglich.“
„Gut, aber wir fahren da jetzt trotzdem hin und fragen ein bisschen herum.“
Hannes nickte und folgte Bianca zum Auto. Ihn ließ die Neuigkeit, die Eric ihm verschwiegen hatte, auch nicht los und er würde seinen Freund ebenfalls zur Rede stellen. In seinem Inneren brodelte es, denn er hatte echte Angst um Bianca, weil er Violetta nur zu gut kannte. Sie würde alles daran setzen, um Eric zurückzugewinnen.
Eine Biene mit Schwesternhaube und Stethoskop lächelte sie vom riesigen Banner über dem Tor an. Die Leitstelle des Pflegedienstes war in Erbach im Industriegebiet am Ortsrand. Zahlreiche Parkplätze, die leer waren, zeugten davon, dass sie gut zu tun hatten. Nur drei Kleinwagen mit dem Bienen-Logo standen vor dem flachen Haus.
Bianca und Hannes traten ein und wurden von einer freundlichen Dame im Hosenanzug per Handschlag begrüßt. Sie führte die Kommissare in ein klimatisiertes Besprechungszimmer, bot ihnen etwas zu trinken an und setzte sich. Ihr Lächeln hing wie festgetackert auf ihrem makellosen Gesicht. Ihre gepflegten Hände lagen locker auf der Tischplatte, ihre Haltung war gerade und stolz.
„Ich möchte mich zuerst einmal vorstellen. Mein Name ist Cornelia Plienick, ich leite diese Einrichtung seit fünf Jahren. Wir haben einen großen Betreuungsradius, er reicht vom Rhein-Main-Gebiet bis zum Mittelrheintal. Ich kann mich über einhundert Mitarbeiter freuen. Meine Mitarbeiter sind kompetent und sehr gefragt. Besonders in der Kurzzeitpflege sind wir auf Platz eins.“
Bianca dachte: Platz eins … von was? Ist das hier ein Wettbewerb? Geht es nicht hauptsächlich um Menschlichkeit und Soziales?
Cornelia Plienick hatte die Gedanken der Kommissarin erraten und fuhr fort.
„Natürlich stehen wir in Konkurrenz zu anderen Pflegediensten, denn wir finanzieren uns nicht über den Staat, sondern ausschließlich über Spenden und natürlich zahlen die Klienten einen geringen Eigenanteil. Den gibt es auch bei staatlichen Einrichtungen. Es ist kein Spiel, aber wir geben jeden Tag unser Bestes, um auch morgen noch den Bedürftigen zur Verfügung zu stehen. Das heißt: Nur, wer Bestleistungen bringt, kann in diesem Bereich überleben. Helfen ist alles andere als eine romantische Vorstellung.“
Bianca war nachdenklich geworden. Diese Frau hier war eloquent und verkaufte sich und ihre Firma in einer Perfektion, die schon unheimlich war. In ihrem Bauch grummelte es, denn irgendetwas war faul an der schönen Saubermann-Fassade. Dieses Gefühl hatte sie schon einmal gehabt: Ludger von Etzelsbach und dessen Machenschaften, die ebenfalls durch eine soziale Ader getarnt und schöngeredet worden waren. Sie beschloss: Nun erst recht! Sie würde ein wenig herumstochern.
Höflich erklärte sie: „Uns liegt eine Anzeige vor, in der Herr Micker den Pflegedienst für den Tod seiner Mutter verantwortlich macht. Ich würde mich gerne mit Ihnen über den Sachverhalt unterhalten.“
„Aber ja, gern. Ich kann Ihnen versichern, dass die Mutter des Mannes eines natürlichen Todes gestorben ist. Es nimmt uns immer sehr mit, wenn uns ein Klient oder eine Klientin auf diesem Wege verlässt. Wir haben dem Mann unsere Unterstützung zugesichert. Ich kann gern in der Akte nachschauen, wie alles geplant war.“
„Tun Sie das, Frau Plienick“, sagte Hannes, der Biancas Anspannung