Freudvoller Weg. Geshe Kelsang Gyatso

Читать онлайн.
Название Freudvoller Weg
Автор произведения Geshe Kelsang Gyatso
Жанр Философия
Серия
Издательство Философия
Год выпуска 0
isbn 9783752999105



Скачать книгу

der eigentlichen Anleitungen zu den Stufen des Pfades zur Erleuchtung

      Die Qualitäten des Autors

      DIE ERKLÄRUNG DER HERAUSRAGENDEN QUALITÄTEN DES AUTORS, DIE ZEIGEN, DASS DIE UNTERWEISUNGEN DES LAMRIM AUTHENTISCH SIND

      Die Lamrim Unterweisungen wurden ursprünglich­ von Buddha Shakyamuni gelehrt. Sie wurden in zwei getrennten Überlieferungslinien weitergegeben: in der Weisheitsüberlieferungs­linie Nagarjunas und in der Methodenüberlieferungslinie Asangas. Die Weisheitsüberlieferungslinie oder der tiefgründige Pfad wurde von Buddha Shakyamuni an Manjushri, von Manjushri an Nagarjuna und dann über weitere Lehrer an Atisha weitergegeben. Die Methodenüberlieferungslinie oder der weite Pfad wurde von Buddha Shakyamuni an Maitreya, von Maitreya an Asanga und dann über weitere Lehrer an Atisha weitergegeben. Beide Überlieferungslinien enthalten Unterweisungen über Methode und Weisheit, unterscheiden sich aber in der Schwerpunktsetzung.

      Der Autor des Lamrim ist Atisha, denn er war es, der als erster alle Unterweisungen dieser zwei großen Mahayana Überlieferungslinien in seinem Werk Lampe für den Pfad zur Erleuchtung miteinander verband und seiner Darlegung den Kurztitel Lamrim gab. Er vereinte die zwei Traditionen in einer Weise, die es leichter machte, beide zu verstehen und zu praktizieren, und dieses Werk wurde das Vorbild für alle nachfolgenden Lamrim Texte.

      Atishas Leben und Werk wird in drei Teilen erklärt:

      1. Atishas Geburt in eine königliche Familie und seine frühen Jahre

      2. Atishas Erlangung von Wissen und spirituellen Verwirklichungen

      3. Atishas Werk der Verbreitung des Buddhadharma in Indien und Tibet

      ATISHAS GEBURT IN EINE KÖNIGLICHE FAMILIE UND SEINE FRÜHEN JAHRE

      Atisha wurde 982 n. Chr. als Prinz in Ostbengalen, Indien, geboren. Der Name seines Vaters war Kalyanashri (Glorreiche Tugend) und der seiner Mutter war Prabhavarti Shrimati (Glorreiches Strahlen). Er war der zweite von drei Söhnen und bei seiner Geburt erhielt er den Namen Chandragarbha (Mondessenz). Der Name Atisha, der «Frieden» bedeutet, wurde ihm später vom tibetischen König Jangchub Ö verliehen, weil er stets ruhig und friedvoll war.

      Als Chandragarbha noch ein Kind war, nahmen ihn seine Eltern zu einem Tempelbesuch mit. Entlang des ganzen Weges hatten sich Tausende von Menschen versammelt, um einen kurzen Blick auf den Prinzen zu erhaschen. Als er die Menge sah, fragte Chandragarbha: «Wer sind diese Menschen?» Und seine Eltern antworteten: «Sie alle sind unsere Untertanen.» Im Herzen des Prinzen entstand spontan Mitgefühl und er betete: «Mögen alle diese Menschen genauso großes Glück genießen wie ich selbst.» Sobald er jemandem begegnete, entstand in seinem Geist ganz natürlich der Wunsch: «Möge dieser Mensch Glück finden und frei von Leiden sein.»

      Schon als kleiner Junge hatte Chandragarbha Visionen von Tara, einem weiblichen Buddha. Manchmal, wenn er auf dem Schoß seiner Mutter saß, fielen blaue Upala Blumen vom Himmel und er begann zu reden, und es sah so aus, als ob er sich mit den Blumen unterhalten würde. Yogis erklärten später seiner Mutter, dass die blauen Blumen, die sie gesehen hatte, ein Zeichen dafür waren, dass Tara ihrem Sohn erschien und mit ihm sprach.

      Als der Prinz älter wurde, wollten seine Eltern eine Heirat für ihn arrangieren, aber Tara gab ihm den Rat: «Wenn du Anhaftung an dein Königreich entwickelst, gleichst du einem Elefanten, der im Schlamm versinkt und sich nicht wieder selbst daraus befreien kann, weil er so riesig und schwer ist. Entwickle keine Anhaftung an dieses Leben. Studiere und praktiziere den Dharma. Du warst in vielen früheren Leben ein spiritueller Meister, und auch in diesem Leben wirst du ein spiritueller Meister werden.» Inspiriert durch diese Worte, entwickelte Chandragarbha sehr großes Interesse, Dharma zu studieren und zu praktizieren und er war entschlossen, alle Verwirklichungen der Lehren Buddhas zu erlangen. Er wusste, dass er einen voll qualifizierten spirituellen Meister finden musste, um sein Ziel zu erreichen. Als erstes ging er zu einem berühmten buddhistischen Lehrer namens Jetari, der in der Nähe lebte, und bat um Dharma Unterweisungen darüber, wie man sich aus Samsara befreit. Jetari gab ihm Unterweisungen über Zuflucht und Bodhichitta und sagte ihm dann, dass er nach Nalanda gehen und vom spirituellen Meister Bodhibhadra lernen solle, wenn er rein praktizieren wolle.

      Als der Prinz Bodhibhadra traf, sagte er: «Ich sehe ein, dass Samsara sinnlos ist und dass nur Befreiung und volle Erleuchtung wirklich lohnend sind. Bitte gib mir Dharma Unterweisungen, die mich schnell zum Zustand jenseits allen Leidens führen.» Bodhibhadra gab ihm kurze Unterweisungen über das Entwickeln von Bodhichitta und erteilte ihm dann den Rat: «Wenn du Dharma rein praktizieren möchtest, solltest du den spirituellen Meister Vidyakokila aufsuchen.» Bodhibhadra wusste, dass Vidya­kokila ein großer Meditierender war, der eine vollkommene Verwirklichung der Leerheit erlangt hatte und sehr geschickt im Unterrichten der Stufen des tiefgründigen Pfades war.

      Vidyakokila gab Chandragarbha vollständige Unter­wei­sungen sowohl über den tiefgründigen als auch über den weiten Pfad und schickte ihn dann für sein weiteres Studium zu dem spirituellen Meister Avadhutipa. Avadhutipa gab ihm nicht sofort Anleitungen, sondern schickte den Prinzen zu Rahulagupta, damit er Unterweisungen über die Hevajra und Heruka Tantras erhalten konnte. Dann sollte er zu ihm ­zurückkehren, um genauere Unterweisungen über das Geheime Mantra zu bekommen. Rahulagupta gab Chandragarbha den geheimen Namen Janavajra (Unzerstörbare Weisheit) und die erste Ermächtigung, die die Ermächtigung zur Praxis des Hevajra war. Dann schickte er ihn nach Hause, um die Zustimmung seiner Eltern einzuholen.

      Obwohl der Prinz nicht am weltlichen Leben hing, war es doch wichtig für ihn, die Einwilligung seiner Eltern zu haben, um so praktizieren zu können, wie er es wünschte. Er kehrte also zu seinen Eltern zurück und sagte: «Wenn ich Dharma rein praktiziere, werde ich, so wie es Arya Tara vorhergesagt hat, eure Güte und die Güte aller fühlenden Wesen erwidern können. Kann ich dies tun, wird mein menschliches Leben nicht verschwendet sein. Andernfalls wird mein Leben sinnlos sein, selbst wenn ich mein ganzes Leben in einem prächtigen Palast verbringen kann. Bitte gebt mir eure Zustimmung, damit ich das Königreich verlassen und mein ganzes Leben der Dharma Praxis, Buddhas Lehren, widmen kann.» Chandragarbhas Vater war unglücklich über diese Worte und wollte seinen Sohn daran hindern, seine Anwartschaft auf den Thron aufzugeben; aber seine Mutter war erfreut zu hören, dass ihr Sohn sein Leben dem Dharma widmen wollte. Sie erinnerte sich, dass bei seiner Geburt wunderbare Zeichen, zum Beispiel Regenbogen, erschienen waren, und sie erinnerte sich an Wunder wie die blauen Upala Blumen, die vom Himmel fielen. Sie wusste, dass ihr Sohn kein gewöhnlicher Prinz war, und sie gab ihre Einwilligung ohne Zögern. Nach einiger Zeit gewährte auch der König den Wunsch seines Sohnes.

      Chandragarbha kehrte zu Avadhutipa zurück und erhielt sieben Jahre lang die Anleitung der Tantras. Seine Fähigkeiten wurden so groß, dass er eines Tages Stolz entwickelte und dachte: «Wahrscheinlich weiß ich mehr über Tantra als irgendjemand sonst auf der Welt.» In jener Nacht kamen im Traum Dakinis zu ihm und zeigten ihm seltene Schriften, die er noch nie zuvor gesehen hatte. Sie fragten ihn: «Was bedeuten diese Texte?», aber er hatte keine Ahnung. Als er aufwachte, war sein Stolz verschwunden.

      Später dachte Chandragarbha, dass er Avadhutipas Praxis nachahmen und sich als Laie bemühen sollte, schnell durch Mahamudra Praxis mit einer Handlungsmudra Erleuchtung zu erlangen. Er hatte jedoch eine Vision Herukas, die ihm sagte, dass er zahllosen Wesen helfen und den Dharma weit verbreiten könne, wenn er ordinieren würde. In jener Nacht träumte er, dass er einer Prozession von Mönchen in der Gegenwart Buddha Shakyamunis folgte, und dieser wunderte sich, warum Chandragarbha noch nicht ordiniert war. Als er aus diesem Traum erwachte, entschloss er sich ordiniert zu werden. Er empfing die Ordination von Shilarakshita und bekam den Namen Dipamkara Shrijana.

      Vom spirituellen Meister Dharmarakshita erhielt Dipam­kara Shrijana ausführliche Unterweisungen über die Sieben Gruppen des Abhidharma und den Ozean der Großen Erklärung, Texte, die aus der Sicht des Vaibhashika Systems geschrieben waren. Auf diese Weise meisterte er die Hinayana Unterweisungen.

      Noch immer nicht zufrieden, ging Dipamkara Shrijana nach Bodhgaya, um genauere Unterweisungen zu erhalten.