Tabu Liebe zum Quadrat. Ute Dombrowski

Читать онлайн.
Название Tabu Liebe zum Quadrat
Автор произведения Ute Dombrowski
Жанр Языкознание
Серия Tabu
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783742773838



Скачать книгу

ich kann ihn gleich mal fragen. Aber ich sehe, er schüttelt den Kopf. Sicher muss er in die Schule. Jetzt nickt er. Dann komme ich alleine und wir verabreden uns für ein großes Treffen.“

      Christian lachte.

      „Schatz, du kannst Gedanken lesen. Liebe Grüße an deine Freundin.“

      Nachdem Katja aufgelegt hatte, besprachen sie, wann sie alle gemeinsam essen gehen wollte. Dort konnten auch die Urlaubserlebnisse ausgetauscht werden. Als Katja vorschlug, dass sie Ostern zu Cora und Michel nach Potsdam fahren könnten, schüttelte Christian schon wieder den Kopf.

      „Ich muss schauen, wann meine Mutter wieder anreist. Meistens macht sie das zu Ostern, aber Cora und Michel können ja zu uns kommen. Lade sie ruhig ein.“

      Gesagt, getan. Nach dem Gespräch mit Cora hatten sie gegessen und später war Christian in die Schule gefahren, um nach der Post zu schauen. Katja lief durch den Schnee heim.

      Bald war der erste Februar. Katja wurde von einer Gänsehaut geschüttelt. Es war immer noch ein Datum, das ihr weh tat, aber jetzt war ja Christian da und kümmerte sich um sie. Sie schob die Gedanken von sich und begann zu putzen.

      *

      Die Schule begann mit viel Arbeit. Katja und Christian fuhren nach wie vor getrennt, da er einen ganz anderen Stundenplan und noch dazu Bürozeiten hatte. Katja hatte darauf bestanden, dass sie ihre Beziehung nicht öffentlich zur Schau stellen wollten. Arbeit war Arbeit, Liebe war Liebe.

      Lena fragte nach den Ferienerlebnissen und Katja berichtete von einem Ausflug nach Südfrankreich und dem Fest im Weingut. Ihre Kollegin erzählte von ihrem tollen Weihnachten in der Familie und einem kurzen Ausflug mit ihrem Mann in die Berge. Die Kinder wa­ren bei der Oma und so hatten Lena und ihr Mann ein wenig Zeit für Romantik gehabt.

      Katja hörte zu und beneidete Lena um die glückliche Beziehung, die schon so lange andauerte. Sie hätte mit Daniel genauso glücklich sein können, aber es waren viele Faktoren zusammengekommen, die ihnen so manche Hürde in den Weg gestellt hatten. Vielleicht wäre es …, dachte Katja und wusste im selben Moment, dass dieses „Vielleicht“ nichts brachte. Daniel war tot. Sie war nun mit Christian zusammen. Tief im Inneren spürte sie, dass die Heimlichkeiten schon wieder nicht richtig waren. Aber sie freute sich lieber mit Lena über ihr Glück.

      „Ich hätte noch ewig mit meinem Schatz in dieser Ski-Hütte bleiben können. Es war so schön, mal wieder mit meinem Liebsten die Zeit zu genießen“, seufzte Lena mit einem zärtlichen Lächeln.

      „Ich freue mich für dich. Übrigens haben Benjamin und ich uns getrennt. In Freundschaft und es ist viel besser so.“

      „Oh, ich dachte, du warst glücklich. Ich verstehe dich. Nach einem wie Daniel hat es wohl jeder Mann schwer, dein Herz zu erobern. Eines Tages wirst du dich verlieben.“

      Katja nickte nur und war froh, dass es zum Unterricht klingelte. In der ersten Pause hatte sie Aufsicht, in der zweiten blieb sie im Keller und räumte auf. Sie hörte, wie sich die Tür öffnete und sah Christian um die Ecke kommen. Er schloss sie ohne Worte in die Arme und küsste sie. Dann zwinkerte er ihr zu und ging wieder. So lief das beinahe jeden Tag. Niemand hatte mitbekommen, dass die beiden ein Paar waren.

      Langsam wurde Katja unruhig, denn der erste Februar rückte unaufhörlich näher. Christian bemerkte ihre Ver­änderung und konnte sich sehr gut vorstellen, was in ihr vorging. Es waren fast zwei Jahre vergangen seit Daniels Tod. Der Schmerz würde Katja noch eine lange Zeit begleiten. Das wusste er aus eigener Erfahrung.

      Am ersten Februar war Katja froh, dass Christian bei ihr war, als sie aufwachte. Sie kuschelte sich an diesem Sonntagmorgen in seinen Arm.

      „Es ist gut, dass du heute bei mir bist. So kann ich wenigstens nicht über irgendwelche Geländer klettern vor lauter Kummer. Ich danke dir, dass es dich gibt.“

      Christian streichelte ihren Rücken und sagte mit tiefer Stimme, die schon damals so beruhigend auf Katja gewirkt hatte: „Mach dir keine Sorgen, ich werde auch nicht wieder gehen. Ich bin jetzt und immer für dich da, auch wenn du Mist machst. Versprochen. Wenn du magst, gehen wir heute Nachmittag auf den Friedhof und ich zeige dir das Grab meiner Frau. Überlege es dir. Falls du das nicht willst, ist es auch gut.“

      Katja setzte sich auf. Vielleicht war es gut, den Ort der Trauer mit Christian zu teilen.

      „Ja, ich komme gerne mit dir zum Friedhof.“

      Ein schwarzer, glänzender Stein wachte über das ge­pflegte Grab, das sich unter einer kahlen Ulme befand. Es war kalt, die Sonne spielgelte sich im blankpolierten Marmor, den ein schöner goldener Schriftzug zierte: In ewiger Liebe. Darunter stand der Name Sarah Lauterbach. Die Erde war ordentlich mit Tannenzweigen abgedeckt.

      Christian hatte einen Arm um Katjas Schultern gelegt. Jetzt bückte er sich schnell und legte einen verrutschten Tannenzweig wieder an seinen Platz.

      „Ich habe Sarah von dir erzählt. Sie wünscht uns alles Glück der Welt. Ja, ich rede mit ihr. So, wie du immer mit Daniel und das ist gut so. Die Liebe wird ja nicht weniger, weil ein Mensch weg ist. Man bekommt nur eine neue Liebe dazu. Wenn wir Kinder gehabt hätten, wären die jetzt alleine mit mir. Du könntest ihre Mutter nicht ersetzen, aber für sie da sein. So ist das auch bei uns. Ich liebe Sarah im Herzen und dich liebe ich auch.“

      „Ich bin dir dankbar, dass du mir so viel Vertrauen schenkst und mich mit hierher genommen hast. Würdest du mich dann im Mai nach Südfrankreich begleiten? Ich würde dir gerne meinen Schicksalsort zeigen. Es ist der einzige Ort, wo ich mich Daniel noch nah fühle. Hier ist er in meinem Herzen, aber dort kann ich ihn deutlich spüren.“

      Christian versprach, Katja zu Marie zu begleiten und mit ihr auf das Mittelmeer hinauszufahren. Ab jetzt würden sie alles gemeinsam tun.

      Als sie am folgenden Wochenende bei Christian durch die Tür traten, klingelte das Telefon.

      „Ja, Mama“, rief er fröhlich in den Hörer. „Was gibt es Neues?“

      Am anderen Ende wurde gesprochen. Katja hatte sich ans Fenster gestellt und blickte über die Weinberge.

      „Wenn du magst. Ich habe dann auch eine Überraschung für dich. Nein, kein neues Auto. Ich freue mich auf dich. Ja, ich hole dich vom Flughafen ab. Bis bald und schönes Wochenende.“

      Christian stellte sich zu Katja und erklärte, dass es seine Mutter gewesen war, die an eine Heimkehr nach Deutschland dachte. Sie hasste Handys und rief ihn prinzipiell niemals auf dem Handy an, nur, wenn sie etwas sehr Wichtiges wollte. Seine Mutter würde in drei Wochen wieder aus Mallorca zurückkommen, um den Frühling und den Sommer in Deutschland zu verbringen. Sie hatte eine kleine Wohnung in Wiesbaden-Biebrich direkt am Schlosspark, aber die meiste Zeit hatte sie nach Sarahs Tod bei ihrem Sohn verbracht.

      „Was ist denn die Überraschung, von der du geredet hast? Bin ich das etwa?“

      Katja war nicht wohl bei dem Gedanken, dass er seiner Mutter vorher nichts von ihr erzählen wollte. Diese Frau kannte nur Sarah und nun wollte er ihr unvorbereitet eine neue Frau präsentieren. Sie äußerte vorsichtig ihre Bedenken.

      Christian wehrte ab.

      „Meine Mutter ist eine herzensgute Frau. Sie wird dich lieben. Vertrau mir.“

      Katja verscheuchte ihre Ängste, doch nun kamen gleich wieder neue unangenehme Gedanken: Das Frühjahr war in greifbarer Nähe und damit kam die Fliegerei wieder ins Spiel.

      „Christian … ich … ich muss noch mit dir reden. Ich habe ja versprochen, vernünftig zu sein. Mir ist ganz schlecht bei dem Gedanken, dass du im Frühjahr mit deiner praktischen Ausbildung für den Helikopter anfangen wirst. Ich habe Angst … wie verrückt.“

      Christian zog Katja zur Couch und nahm sie fest in den Arm. Er erzählte von der Kindheit und seinem sehnlichsten Wunsch, einmal selbst durch die Luft zu fliegen, in großer Höhe auf die Erde zu schauen und sich frei zu fühlen wie ein Vogel.

      „Ich