Dennis und Guntram - Zaubern für Anfänger (Band1). Hubert Wiest

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Название Dennis und Guntram - Zaubern für Anfänger (Band1)
Автор произведения Hubert Wiest
Жанр Книги для детей: прочее
Серия
Издательство Книги для детей: прочее
Год выпуска 0
isbn 9783738036459



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ist weg. Jemand hat es gestohlen.“ Dennis zog eine Augenbraue hoch, wie er es von Mama kannte.

      „Wie sieht denn dein Fahrrad aus?“

      „Ein Mountainbike mit 27 Gängen ohne Gepäckträger und …“ Dennis schüttelte sich. „Äh nein, ein hellblaues Kinderfahrrad mit Batman-Aufkleber.“

      „Und einem Pumuckel-Wimpel?“, fragte Guntram.

      Dennis nickte. Diesen blöden Wimpel hätte er längst abschrauben sollen. Dafür war er viel zu alt. Aber woher wusste der Junge das? Außer … Dennis stemmte seine Arme in die Hüften.

      „Das Fahrrad steht vorne beim Bäcker, schon seit gestern“, sagte Guntram.

      Au Mann, fiel es Dennis siedend heiß ein. Er selbst hatte das Fahrrad dort stehen lassen, um den Kuchen nach Hause zu tragen. Auf dem Gepäckträger hätte er ihn nur zerquetscht.

      Der rothaarige Junge lächelte.

      Dennis kochte vor Wut. Jetzt hatte ihm der Junge auch noch das Mountainbike vermasselt. Er war so dicht dran gewesen, seine Eltern zu überzeugen.

      „Soll ich mitkommen, dein Fahrrad beim Bäcker abzuholen?“

      „Danke, nicht nötig“, sagte Dennis und drückte die Tür vor Guntrams Nase zu.

      Der hatte es wirklich nicht anders verdient. Ist doch wahr. Aber dann kroch ein seltsames Gefühl in ihm hoch und begann zu nagen. Quatsch, er musste kein schlechtes Gewissen haben. Obwohl, Guntram wollte ihm helfen. Und überhaupt kam fast nie jemand vorbei, um ihn zu besuchen.

      Aber mit Guntram durfte er sich nicht sehen lassen. Sonst wäre er bei der Haibande unten durch.

      „Alles in Ordnung?“, fragte Frau Blauberg.

      „Der Neue von gegenüber hat mein Fahrrad gefunden.“

      „Ach ja?“, Frau Blauberg zog eine Augenbraue nach oben.

      2. Der Zauberstab

      Eigentlich ging Dennis Blauberg ganz gerne in die Schule, nur die Pausen mochte er nicht. Die dauerten immer viel zu lange. Dennis hockte auf dem Rand einer betonierten Blumenschale und mischte sein Autoquartett. Die Karten waren schon ganz abgegriffen. Er kannte sie alle auswendig. Aber so hatte er wenigstens seine Ruhe.

      Da fühlte Dennis eine Hand auf seiner Schulter. Er zuckte zusammen. Erschrocken drehte er sich um und sah in das blasse Gesicht des Neuen: Guntram Mempelsino von Falkenschlag. Seine roten Locken hatte er immer noch nicht gekämmt. Und wieder grinste Guntram bescheuert. Die anderen aus seiner Klasse hatten alle gekichert, als Guntram heute Morgen im Zaubererkostüm in die 4b kam.

      „Ja, was ist?“, fragte Dennis und sah sofort wieder auf sein Autoquartett. Er wollte auf keinen Fall zusammen mit dem Neuen gesehen werden.

      „Möchtest du mein Freund sein?“, fragte Guntram.

      Dennis wollte es nicht glauben. So einfach ging das nicht. Einen Freund zu finden war eine komplizierte Angelegenheit. Man konnte nicht einfach hingehen und fragen. Am besten wechselte man in der Klasse hier und da ein paar Worte, sodass es dem anderen kaum auffiel. Man lachte über Witze des anderen. Und wenn es dann gut lief, konnte man im Pausenhof zufällig ein paar Meter nebeneinander gehen und ein echtes Gespräch führen wie: „Hast du gestern auch AKDS im Fernsehen gesehen?“ oder „Cool, der TSV hat sein drittes Heimspiel in Folge gewonnen.“ Dann war man so gut wie befreundet. Aber das konnte dauern.

      „Willst du?“, bohrte Guntram nach und hielt Dennis einfach die Hand hin. Guntrams Augen blinkten wie Weihnachtslichter.

      Natürlich wollte Dennis einen Freund haben. Aber nicht so einen wie Guntram. Dennis starrte auf die oberste Karte. Vielleicht konnten sie außerhalb der Schule befreundet sein.

      Genau in diesem Moment schoben Kalle, Eddie und Bruno um die Ecke. Sie trugen ihre schwarzen Jeansjacken mit dem aufgestickten Haifisch. Dennis schreckte hoch. Der Haibande ging er aus dem Weg, so gut es ging. Die machten nur Ärger. Alle drei waren viel stärker und besuchten die Parallelklasse. Beim Aufstehen stolperte Dennis und da passierte es: Guntram ergriff seine Hand und hielt sie fest. Dennis fühlte sich wie ein Trottel.

      Kalle grölte: „Na, welche Teletubbies haben wir denn da?“ Eddie kicherte. Bruno mampfte grinsend sein Pausenbrot.

      Dennis riss sich von Guntram los. Natürlich war es längst zu spät. Ausgerechnet die drei von der Haibande hatten ihn erwischt. Jetzt steckten sie ihn auch noch mit Guntram in eine Schublade. Mist!

      „Warum trägst du diese Omaklamotten?“, stänkerte Kalle und stopfte sich eine Kirsche in den Mund.

      „Ich bin Zauberer, und Zauberer tragen diese Kleidung. Sie ist bequem und sieht schick aus“, sagte Guntram. Er strich über seinen flaschengrünen Samt­umhang und sah dabei auch noch stolz aus.

      Kalle spuckte den Kirschkern aus, mitten auf Guntrams weißes Rüschenhemd. Ein blutroter Fleck blieb zurück.

      Guntram benahm sich wirklich dämlich. Man durfte Kalle und die anderen nicht reizen. Das war doch klar.

      „Dann zaubere uns doch mal was Hübsches“, forderte Eddie.

      „Ja genau“, echote Bruno.

      Guntram stemmte seine Arme in die Hüften und schüttelte den Kopf. Seine Locken wippten wie Kugelschreiberfedern. „Nein. Ich zaubere nur für meine Freunde. Für Dennis würde ich etwas zaubern.“

      Dennis wollte am liebsten im Boden versinken. Er hatte Guntram doch nichts getan und jetzt ritt dieser ihn immer tiefer hinein.

      Zack. Kalles nächster Kirschkern traf Dennis genau ins Gesicht. Igitt. Mit dem Handrücken wischte er sich ab.

      Endlich erlöste der Schulgong Dennis. Die drei von der Haibande zogen ab. Sie lachten laut und grob.

      Unschlüssig blieb Guntram neben Dennis stehen.

      „Kannst ruhig schon vorgehen. Ich muss noch etwas erledigen“, sagte Dennis.

      „Kein Problem, auf einen Freund warte ich gerne.“

      „Wenn es unbedingt sein muss“, stöhnte Dennis

      Die anderen Kinder tuschelten, als Guntram direkt neben Dennis zurück ins Schulhaus ging. Obwohl Dennis es nicht sehen konnte, fühlte er mindestens ein Dutzend Zeigefinger auf sich gerichtet.

      „Morgen ziehst du normale Klamotten an, sonst wird das hier die Hölle“, sagte Dennis.

      „Das geht nicht. Als Zauberer muss ich das tragen. Polizisten laufen schließlich auch nicht in Tennishosen herum.“

      Dennis seufzte: „Es gibt keine Zauberer.“

      „Doch.“ Dabei sah Guntram so ernst aus, dass Dennis ganz komisch wurde. Er wollte Guntram fragen, wie er das meinte, da betraten sie schon das Klassenzimmer. Ein Kichern schwappte durch die Reihen. Und diesmal galt es nicht nur Guntram.

      In den Stunden bis zum Schulschluss konnte sich Dennis überhaupt nicht konzentrieren. Frau Bretscher ermahnte Dennis, doch endlich aufzupassen. Dennis überlegte die ganze Zeit, wie er aus dieser Nummer mit Guntram wieder herauskam. Natürlich gab es keine Zauberer. Aber irgendetwas stimmte mit ihm nicht. Guntram gehörte vielleicht zu so einer Schaustellerfamilie, die von Jahrmarkt zu Jahrmarkt zog. Ja, genau, so könnte es sein. Deswegen trug er diese Klamotten.

      „Kinder, denkt daran, wir schreiben morgen einen Mathetest“, hörte Dennis Frau Bretscher sagen, als der Schulgong endlich den Nachmittag einläutete. Auweia, ausgerechnet Mathe.

      Heute ließ sich Dennis besonders viel Zeit beim Einräumen der Schultasche. Er wollte als Letzter gehen, damit die anderen nicht wieder über ihn lachten. Dennis schielte aus den Augenwinkeln nach hinten. Er hatte es schon geahnt. Guntram kramte auch in seinem Ranzen und schien auf ihn zu warten. Wenigstens waren die anderen schon gegangen.

      Mit