Название | Die Herbst-Apparatur |
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Автор произведения | Hans Pancherz |
Жанр | Медицина |
Серия | |
Издательство | Медицина |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783868676136 |
Bei der Nachuntersuchung, 4,5 Jahre später, war die Okklusion weiterhin stabil in Klasse I (Abb. 2k). Das Gesichtsprofil hatte sich während und nach der Behandlung verbessert (Abb. 2l). Das gleiche traf auf die kephalometrischen Werte zu: ANB und ML/NSL (Abb. 2m).
Kasuistik 3 bis 6: erfolglose Aktivator-Behandlung
Um das Problem einer schlechten Mitarbeit bei der Behandlung mit abnehmbaren FKO-Geräten (Aktivator) zu verdeutlichen, werden die Fernröntgenseitenbilder des Kopfes von weiteren vier Klasse-II:1-Kasuistiken vorgestellt (Abb. 3a bis d). Alle vier Patienten wurden erfolglos mit dem Aktivator im Wechselgebiss und danach erfolgreich im bleibenden Gebiss mit der Herbst-Apparatur, gefolgt von einer MB-Apparatur, behandelt. Alle vier Patienten zeigten eine schlechte Mitarbeit während der Aktivator-Behandlung. Die Pause zwischen der Aktivator-Behandlung und der Herbst-MB-Behandlung betrug 1 bis 3 Jahre.
Diskussion
Unter der Voraussetzung, dass die nachfolgend aufgeführten Indikationen berücksichtigt werden, ist der Aktivator ein zuverlässiges FKO-Gerät für eine erfolgreiche Behandlung der Klasse-II:1-Dysgnathie:
1.Die Behandlung sollte während der Wechselgebissphase stattfinden.
2.Es sollten keine oralen/perioralen Habits vorliegen.
3.Behandlungsvoraussetzung ist eine eine Nasenatmung.
4.Das Gerät sollte mindestens 10 bis 12 Stunden am Tag (hauptsächlich nachts) getragen werden.
Im Gegensatz zum Aktivator ist eine erfolgreiche Herbst-Behandlung unabhängig von den oben angegeben Faktoren. Sie ist an den Zähnen befestigt und dadurch während 24 Stunden täglich aktiv.
Normalerweise dauert eine Aktivator-Behandlung 2 bis 3 Jahre und wird beendet, wenn sich alle 28 bleibenden Zähne in einer stabilen Klasse-I-Verzahnung befinden (Abb. 1). Eine festsitzende MB-Apparatur, zur Feineinstellung der Zähne nach dem Aktivator, schließt oft die Behandlung ab.
Bei einer erfolgreichen Aktivator-Behandlung sollten eine Verbesserung der Klasse-II-Molarenrelation und eine Verkleinerung des Overjets schon 4 bis 6 Wochen nach Therapieanfang zu erkennen sein. Wenn nach spätestens einem Jahr keine Verbesserung zu sehen ist, sollte eine Behandlungspause eingelegt werden. Es ist schlechte klinische Praxis, eine Behandlung bei nicht kooperierenden Patienten lange Zeit weiterzuführen in der Hoffnung, dass sich die Mitarbeit bessern würde. Wartet der behandelnde Arzt mehr als 1 Jahr, kann es sehr schwierig und peinlich werden, dem Patienten und dessen Eltern zu erklären, dass die Aktivator-Behandlung versagt hat und jetzt ein alternativer Behandlungsweg eingeschlagen werden muss. Die typische Reaktion dazu ist: „Warum haben sie mir das nicht schon früher mitgeteilt?“
Deshalb wird dringend empfohlen, bei einer erfolglosen Aktivator-Behandlung im Wechselgebiss eine Pause einzulegen, um den Durchbruch der bleibenden Zähne abzuwarten und dann eine Neubehandlung mit der Herbst-Apparatur einzuleiten4.
Literatur
1.Casutt C, Pancherz H, Gawora M, Ruf S. Success rate and efficiency of activator treatment. Eur J Orthod 2007;29:614–621.
2.Pancherz H. Treatment timing of Herbst appliance Therapy. In: McNamara JA. Jr. (ed). The 40th Moyers Symposium 2013: Looking back … Looking forward. Monograph 50, Craniofacial Growth Series, Center for Human Growth and Development. The University of Michigan, Ann Arbor, 2014; 287–317.
3.Pancherz H, Hansen K. Mandibular anchorage in Herbst treatment. Eur J Orthod 1988;10:149–164.
4.Ruf S, Pancherz H. When Is the Ideal Period for Herbst Therapy – Early or Late? Semin Orthod 2003;9:47–56.
Schrittweises Bite Jumping bis zum frontalen Kreuzbiss bei der Herbst-Behandlung
Einleitung
Bei der Herbst-Behandlung des Distalbisses gibt es unterschiedliche Meinungen über das Ausmaß und die Art der Unterkiefer-Vorverlagerung (Bite Jumping) während der Behandlung. Am häufigsten wird der Unterkiefer in einem Schritt zu einem normalen Overjet oder zu einer Kopfbissstellung der oberen und unteren Inzisivi vorverlagert1,2. Wissenschaftlich hat man nachweisen können, dass sich ein größeres Bite Jumping stärker auf die Okklusion und das Unterkieferwachstum auswirkt als ein kleineres Bite Jumping2. Weiterhin konnte gezeigt werden, dass eine schrittweise Unterkiefer-Vorverlagerung effizienter ist als eine Einschritt-Vorverlagerung3,4.
Seit 1984 verwendet der Autor des Beitrags eine extreme Methode des schrittweisen Bite Jumpings, indem der Unterkiefer im letzten Schritt zu einem frontalen Kreuzbiss (Klasse III) vorverlagert wird.
In diesem Beitrag werden als Beispiel drei Herbst-Patienten vorgestellt, bei denen der Unterkiefer während der Behandlung in mehreren Schritten bis zum frontalen Kreuzbiss vorverlagert wurde: im ersten Schritt zu einer Kopfbissstellung der oberen und unteren Inzisivi und im zweiten Schritt zu einem umgekehrten frontalen Überbiss. Die Behandlung der Patienten fand an den Universitäten in Malmö/Schweden (Fall 1) und in Gießen/Deutschland (Fälle 2 und 3) statt.
Patientenfall 1
Ein 12,5 Jahre altes Mädchen mit einem Distalbiss (Klasse II:1) wurde erfolgreich mit einer Bänder-Herbst-Apparatur behandelt (Abb. 1). Während der Behandlung wurde der Unterkiefer in drei Schritten zu einem frontalen Kreuzbiss vorverlagert. Nach der Herbst-Behandlung erfolgte keine weitere Multibracket-Behandlung (MB) oder Retention. Bei der Nachuntersuchung 3 Jahre später, war das Ergebnis stabil.
Abb. 1 Ein 12,5 Jahre altes Mädchen, das erfolgreich mit einer Bänder-Herbst-Apparatur und schrittweisem Bite Jumping bis zum frontalen Kreuzbiss behandelt wurde. a) Vor der Behandlung. b) Start der Herbst-Behandlung (zu beachten ist der erste Bite-Jumping-Schritt bis zum inzisalen Kopfbiss). c) Nach 5-monatiger Herbst-Behandlung (zu beachten ist die Reaktivierung der Teleskope mit einer Vorverlagerung des Unterkiefers bis zum frontalen Kreuzbiss). d) Nach 7-monatiger Herbst-Behandlung und Entfernung der Apparatur (zu beachten ist der frontale Kreuzbiss). Nach der Herbst-Behandlung fand keine