Textlinguistik. Группа авторов

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Название Textlinguistik
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Жанр Документальная литература
Серия narr studienbücher
Издательство Документальная литература
Год выпуска 0
isbn 9783823301066



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denen Sätze ohne Verb häufig sind. (Engel 1994: 28)

      Die Strukturbeschreibung der nachfolgend aufgelisteten Einheiten erfolgt auf der Grundlage des für die jeweilige Konstruktion anzunehmenden Zentralregens. Das Zentralregens ist das die syntaktische BasiseinheitBasiseinheit, syntaktische regierende Element, von dem alle anderen Elemente abhängig sind.

      Neben dem SATZ sind die folgenden Formen syntaktischer Basiseinheiten zu unterscheiden:

      1. NOMINALKONSTRUKTIONEN:

      Nominalkonstruktionen bestehen aus einem substantivischen Kernwort (Zentralregens) und einem oder mehreren Attributen. Sie sind also in ihrer inneren Struktur der substantivischen Wortgruppe vergleichbar, sind aber im Unterschied zu dieser nicht mittels verknüpfender Elemente als Satzglied oder Satzgliedteil in eine übergeordnete Einheit eingebunden, sondern syntaktisch selbstständig.

      (3–12) Wer gegen Walkman ist, hat keine Ahnung. Zum Beispiel, wenn man am Morgen in der S-Bahn sitzt und zur Schule fährt. Nur verkniffene Gesichter. Aber wenn man dann seinen Kopfhörer aufsetzt […] (T. Brussig: Wasserfarben [Roman])

      (3–13) Immer erschütterndere Nachrichten über Judenverschickungen nach Polen. Sie müssen fast buchstäblich nackt und bloß hinaus. (V. Klemperer: Das Tagebuch 1933–1945)

      2. PRÄPOSITIONALKONSTRUKTIONEN:

      Das Wesen der Wortklasse Präposition besteht in der Fähigkeit, sprachliche Elemente miteinander zu verknüpfen. Wenn aber innerhalb der gegebenen syntaktischen Einheit kein Element existiert, zu dem die Präposition eine Relation herstellt, muss dies zu der Konsequenz führen, dass es sich nicht um eine eingebettete Präpositionalgruppe handelt, sondern um eine relativ selbstständige Einheit, deren Form durch die Präposition regiert wird. Im nachfolgenden Beispiel ist die Eigenständigkeit der Präpositionalkonstruktion durch die Interpunktion hinreichend gekennzeichnet.

      (3–14) Sie hatten mir übrigens ein sehr schönes Geschenk gemacht. Sie hatten mir einen Walkman geschenkt. Mit Radio und Kassettenteil. Diese Dinger sind einmalig. (T. Brussig: Wasserfarben [Roman])

      Der Autor führt den Satz (Sie hatten mir einen Walkman geschenkt.) an dieser Stelle ganz bewusst nicht weiter, sondern hebt die nachfolgende Einheit durch deren Isolierung deutlich hervor.

      3. VERBALKONSTRUKTIONEN (mit Finitum):

      Die Verbalkonstruktion enthält – wie der Satz – ein finites Verb, das (bei zusammengesetzten Tempora ggf. zusammen mit einem infiniten Verb) das Zentralregens der Konstruktion bildet. Allerdings wird die für einen Satz notwendige Nominativergänzung nicht realisiert. Das Vorfeld, also die Position vor dem Finitum, bleibt unbesetzt.

      (3–15) August, Kurfürst von Sachsen (1553–86) […],

       strenger Lutheraner;

      förderte die Wirtschaft des Landes und legte den Grund für die meisten Dresdener Kunstsammlungen. (Lexikon: Der Knaur, Bd. 1, S. 380)

      (3–16) Stefan Reuter gestern (.) noch mit oberschenkelproblemen lief er nur seine einsamen runden da auf’m trainingsplatz,

       (4.5)

       hatte letzte woche übrigens noch ein sehr freudiges ereignis (.)

       ist vater geworden

      Ein besonderes Problem ist in diesem Zusammenhang der zusammengezogene Satz. Wenn koordinierte Sätze ein gemeinsames Satzglied enthalten wie hier (Stefan Reuter […] lief […] seine einsamen runden und [er] hatte ein freudiges ereignis), können sie zu einem Satz zusammengezogen werden. Die relativ lange Pause von 4,5 Sekunden steht aber ganz eindeutig für eine Einheitengrenze.

      4. PARTIZIPIAL- BZW. INFINITIVKONSTRUKTIONEN:

      Die Partizipial- bzw. Infinitivkonstruktion unterscheidet sich von der partizipialen bzw. infinitivischen Wortgruppe – ebenso wie die Nominalkonstruktion von der Substantivgruppe – dadurch, dass sie nicht mittels verknüpfender Elemente als Satzglied oder Satzgliedteil in eine übergeordnete Einheit eingebunden, sondern syntaktisch selbstständig ist. Das Partizip bzw. der Infinitiv ist Zentralregens der gesamten Einheit.

      (3–17) Andamanensee,

       Meeresgebiet im NO des Indischen Ozeans,

       durch die Malakkastraße mit dem Südchin. Meer (Pazifik) verbunden,

      bis 4.200 m tief. (Lexikon: Der Knaur, Bd. 1, S. 218)

      (3–18) Honiglimonade:

       Zitronenschalen in feine Streifen schneiden und mit Zucker und Honig in einer Schüssel vermischen.

       Kochendes Wasser darübergießen.

       Abkühlen lassen.

       Zitrone auspressen und zur Flüssigkeit dazugeben.

      Alles durchsieben und in ein Glas füllen. (Kochrezept aus „Leckerbissen aus der Kinderküche“)

      5. ADJEKTIVKONSTRUKTIONEN:

      Zentralregens dieser Form einer syntaktischen BasiseinheitBasiseinheit, syntaktische ist ein Adjektiv. Solche Konstruktionen sind z.B. in Wettervorhersagen nicht selten anzutreffen:

      (3–19) und nun das wetter für heute;

       (.)

       überwiegend wolkig mit einzelnen aufheiterungen –

       schwach windig;

      6. KONSTRUKTIONEN OHNE ZENTRALREGENS:

      Konstruktionen ohne Zentralregens sind kompakte Strukturen, in denen Ergänzungen bzw. Angaben zu einem implizit gegebenen, sprachlich aber nicht realisierten semantischen Prädikat direkt zueinander in Relation stehen, ohne dass diese Relation durch ein regierendes Element vermittelt wird.

      (3–20) Das Gepäck ins Haus!

      Dr. Färber sofort zum Chef! (Beispiele zitiert nach Lindgren 1987: 290)

      (3–21) Die Nervenfolter immer unerträglicher. Am Freitag morgen dauernde Verdunkelung befohlen. Wir sitzen eng im Keller […] (V. Klemperer: Das Tagebuch 1933–1945)

      (3–22) Dahlin;

       (5.5)

       ja jetzt noch mal zurück auf Pflipsen

      7. EINGLIEDRIGE EINHEITEN:

      Der Terminus eingliedrig zielt darauf, dass die gesamte Struktur nur aus einem isolierten Element besteht, das sprachlich nicht zu einem anderen Element in Relation gesetzt wird. In der Regel handelt es sich um Einzelwörter. Auch solche Segmente können, obwohl sie sich dem traditionellen Verständnis von Syntax als der Lehre von der Verknüpfung einzelner Wörter zu komplexeren Einheiten völlig entziehen, als syntaktische BasiseinheitenBasiseinheit, syntaktische gelten, da sie formal, funktional und inhaltlich relativ abgeschlossen und eigenständig sind wie in dem folgenden Werbeslogan:

      (3–23) Rittersport.

       Quadratisch. Praktisch. Gut.

      Eingliedrige Einheiten sind auch typisch für TV-Sportreportagen, in denen der Sprecher nicht selten ausschließlich die Namen der jeweils ballführenden Spieler benennt, weil der Fernsehzuschauer deren Handlungen ja ohne weiteres selbst auf seinem Bildschirm verfolgen kann:

      (3–24) Reinhardt

       (2.0)

       Tretschok –

       (.)

       Herrlich