Stil und Text. Michael Hoffmann

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Название Stil und Text
Автор произведения Michael Hoffmann
Жанр Документальная литература
Серия narr studienbücher
Издательство Документальная литература
Год выпуска 0
isbn 9783823300175



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Kommunikationsaufgabe, vor der Produzenten von Kontaktanzeigen stehen und an der sich Rezipienten von Kontaktanzeigen orientieren, gehört der Vollzug von zwei TexthandlungenTexthandlung: BESCHREIBENBESCHREIBEN und AUFFORDERNAUFFORDERN. An beide lassen sich textsortentypische GestaltungsprinzipienGestaltungsprinzip anschließen.

      a) BESCHREIBENBESCHREIBEN (Kontaktanzeige)

      Diese TexthandlungTexthandlung ist wie auch andere Themenentfaltungshandlungen an spezifischen abstrakten thematischen Struktureinheiten identifizierbar: an den Einheiten OBJEKT und SPEZIFIZIERUNG. Entweder ist es ein GEGENSTAND (auch eine Person, ein Zustand o.Ä.), der anhand von MERKMALEN spezifiziert wird (Gegenstandsbeschreibung), oder es ist ein VORGANG, dessen Spezifizierung anhand seiner einzelnen PHASEN erfolgt (Vorgangsbeschreibung). Produzenten von Kontaktanzeigen sind zu einer doppelten Gegenstands-, hier Personenbeschreibung angehalten: zu einer Selbst- und zu einer Partnerbeschreibung. Es kommt darauf an, die eigene Person und den Wunschpartner so zu beschreiben, dass sich Personen, die sich für geeignet halten, angesprochen fühlen zu antworten. Stilistisch relevant ist das Wie des BESCHREIBENsBESCHREIBEN.

      Zur Beispielanalyse: Ein erstes beschreibungsbezogenes GestaltungsprinzipGestaltungsprinzip ist Anonymität: die Anonymität der Selbstbeschreibung. Der Textproduzent spricht von sich selbst in der 3. Person und verwendet einen Gattungsnamen (Mann) anstelle eines vollständigen und authentischen Personennamens. Ein weiteres Prinzip ist DetailliertheitDetailliertheit: die Detailliertheit der Selbstbeschreibung. Der Textproduzent reiht 13 adjektivische Persönlichkeitsmerkmale aneinander und erwartet offensichtlich von seiner noch unbekannten Wunschpartnerin, auf deren Profilbeschreibung er verzichtet, dass ihr seine Eigenschaften zusagen, zu denen auch eine in die Zukunft weisende gehört (m. Kinderwunsch). Die Detailliertheit der Selbstbeschreibung ist hier allerdings keine Ausprägung von AnschaulichkeitAnschaulichkeit. Maßgebend ist der GestaltungsaktGestaltungsakt des Subjektivierens. SubjektivitätSubjektivität und Detailliertheit sind miteinander verknüpft. Hinzu kommt eine von ObjektivitätObjektivität geprägte Textpassage, die sich in unkommentierten Alters- (40+), Größen- (186) und Gewichtsangaben (90) manifestiert. Wie zu erkennen ist, wird auch bei dieser Anzeige das Gestaltungsprinzip KnappheitKnappheit realisiert. Die Alters-, Größen- und Gewichtsangaben erscheinen in Ziffernschreibweise; Maßeinheiten wie cm oder kg sind ausgelassenAuslassen; die Adjektive sind alle nachgestellt und dadurch sprachökonomisch unflektiert; der unbestimmte Artikel ein vor dem Gattungsnamen Mann ist ausgespart; Verwendung finden SchreibabkürzungenSchreibabkürzung (sportl., attr. usw.) und ein Kürzel aus dem Autokennzeichensystem Deutschlands (DD anstelle von Raum Dresden). Knappheit und Detailliertheit schließen sich eigentlich gegenseitig aus, stehen hier aber in einem Gestaltungskonflikt, den die Bewältigung der Kommunikationsaufgabe mit sich bringt.

      b) AUFFORDERNAUFFORDERN (Kontaktanzeige)

      Produzenten von Kontaktanzeigen müssen, wollen sie Zuschriften erhalten, eine Kontaktmöglichkeit angeben. Stilistisch relevant ist das Wie des AUFFORDERNsAUFFORDERN, auf die Anzeige zu antworten und somit interaktional zu handeln. Im Kontext dieser TexthandlungTexthandlung, mit der sich der primäre Zweck von Kontaktanzeigen erfassen lässt, stehen ebenfalls mehrere GestaltungsprinzipienGestaltungsprinzip. So korrespondiert die Anonymität der beschreibenden Textpassagen mit der ChiffriertheitChiffriertheit der textschließenden auffordernden Passage. Eine E-Mail-Anschrift und eine redaktionelle Chiffre sind als alternative Adressen für Zuschriften angegeben. Chiffriertheit ist mit KnappheitKnappheit verknüpft. Verknappt gestaltet ist auch eine zweite auffordernde Textpassage: Das InitialwortInitialwort BmB. steht anstelle eines elliptischen Satzes (Bitte mit Bild.) bzw. anstelle eines grammatisch ausgeformten Satzes (etwa Gebeten wird um Zuschriften mit Bild.). BITTENBITTEN ist eine Variante von AUFFORDERN.

      Andere stilistische Facetten der TexthandlungenTexthandlung BESCHREIBENBESCHREIBEN und AUFFORDERNAUFFORDERN zeigen sich in Vorgangsbeschreibungen, z.B. im Gestaltungsrahmen der TextsorteTextsorte Kochrezept (siehe Text 10). Stilfragen, die sich in diesem Rahmen stellen, sind u.a.:

       Wie ist die Zutatenliste gestaltet?

       Wie werden die Phasen der Zubereitung einer Speise beschrieben?

      Beispieltext 10: Kochrezept Super TV, Nr. 40/2015, 92.

      c) BESCHREIBENBESCHREIBEN (Kochrezept)

      Der Blick auf Text 10 erbringt in Bezug auf die TexthandlungTexthandlung BESCHREIBENBESCHREIBEN, dass die Zutatenliste aus einer asyndetischen Reihe mit 10 Aufzählungsgliedern besteht, also auf dem GestaltungsaktGestaltungsakt des Detaillierens beruht. Mit dem GestaltungsprinzipGestaltungsprinzip AnschaulichkeitAnschaulichkeit hat auch das nichts zu tun, denn es geht stilistisch in erster Linie um etwas anderes: um ÜbersichtlichkeitÜbersichtlichkeit im Dienste leichter Rezipierbarkeit – unterstützt durch die Verwendung von Sonderzeichen: geometrischer Trennungspunkte (bullet points) zwischen den Aufzählungsgliedern. Zu erkennen ist, dass in die Zutatenliste Mengenangaben integriert sind (200g, 2 EL u.a.) sowie Bearbeitungs- (fein geschnitten) und Verwendungshinweise (zum Anbraten).

      Die eigentliche Vorgangsbeschreibung mit den Phasen der Zubereitung von Pasta in der Parmesankruste, typographischTypographie/typographisch von der Zutatenliste durch Verwendung eines anderen Schrifttyps abgesetzt, ist in zwei nummerierte Teiltexte gegliedert. Auf Grund dessen können wir für den gesamten Text das GestaltungsprinzipGestaltungsprinzip der visuellen GegliedertheitGegliedertheit als formale GestaltqualitätGestaltqualität im Kontext des BESCHREIBENsBESCHREIBEN verorten. Bei der Realisierung des GestaltungsaktsGestaltungsakt Visuell-Gliedern sind unterschiedliche GestaltungsmittelGestaltungsmittel zum Einsatz gekommen: graphische (Absatzgliederung), typographische (Schrifttypen), geometrische (Sonderzeichen). Erwähnt werden muss in diesem Zusammenhang auch die Verwendung von zwei Schriftfarben: Schwarz für den Haupttext, Pink für die Sonderzeichen und einiges andere. Bei der Beschreibung der einzelnen Zubereitungsphasen werden einheitlich InfinitivsätzeInfinitivsatz anstelle von ImperativsätzenImperativsatz verwendet (Nudeln bissfest kochen. statt Kochen Sie die Nudeln bissfest!). Damit einher geht die UnpersönlichkeitUnpersönlichkeit des Textes, die für die TextsorteTextsorte typisch ist. Verwendung finden ausschließlich Infinitive von Handlungsverben (kochen, enthäuten, würzen usw.), was diesem Teiltext DynamikDynamik verleiht, die mit dem Prinzip StatikStatik der verblosen Zutatenliste kontrastiert. Stilistische Unterschiede zwischen Zutaten- und Zubereitungstext lassen sich also auch an Gestaltungsprinzipien festmachen.

      Mehrere visuell voneinander abgesetzte Teiltexte dieses Kochrezepts komplettieren die Beschreibung des Gerichts und seiner Herstellung durch knappKnappheit gehaltene Angaben weiterer Merkmale. Im oberen und unteren Bereich des Textes finden sich Angaben zur

       Ernährungsweise: Vegetarisch;

       Zubereitungszeit: Nur 15 Minuten / 15 Min. und

       Kalorienmenge: 605 pro Portion usw.

      Diese Angaben sind im Rahmen des Textsortenmusters als fakultativ einzustufen. Ebenso ist das Foto im oberen Teil des Textes etwas Fakultatives. Es illustriert den sprachmedialen Text, womit wir aber nun tatsächlich einen GestaltungsaktGestaltungsakt zur Realisierung von AnschaulichkeitAnschaulichkeit, den des Illustrierens mittels eines Fotos, erkannt hätten.

      d) AUFFORDERNAUFFORDERN (Kochrezept)

      Der Blick auf Text 10 erbringt in Bezug auf die TexthandlungTexthandlung AUFFORDERNAUFFORDERN, dass sie nicht – wie in Kontaktanzeigen – am Textende vollzogen wird, dass sie vielmehr Begleithandlung sämtlicher Beschreibungshandlungen ist. Insofern ist die UnpersönlichkeitUnpersönlichkeit