Der Mythos des Athamas in der griechischen und lateinischen Literatur. Manuel Caballero González

Читать онлайн.
Название Der Mythos des Athamas in der griechischen und lateinischen Literatur
Автор произведения Manuel Caballero González
Жанр Документальная литература
Серия Classica Monacensia
Издательство Документальная литература
Год выпуска 0
isbn 9783823300045



Скачать книгу

dieser Version aber werden ja präsentiert: Die IntrigeIntrige von Ino und die Rettung von Phrixos und Helle durch einen Widder. Athamas kommt überhaupt nicht vor.

      Das einzige Problem des Textes ist, zu wissen, auf wen sich das quae1 von Vers 175 bezieht. Die übliche Deutung dieser Passage erklärt das Femininum quae als ein Relativ vom Widder, der als ouis betrachtet wird, wie in Ou. Fast. III 852OvidFast. III 852; Ep. XVII 143OvidEp. XVII 143. Im Gegensatz zu dieser Meinung denkt Edwards, dass es keinen besseren Hinweis für das Femininum gibt als Phrixus’ und Helles’ Mutter Nephele2 und erklärt es folgendermaßen: „Nephele’s colour would presumably be that of the rain-cloud, the prevailing sense of nubes and νεφέλη; dusky, that is, or dark purple3 (nigrans, κυανέη)“4. Die blaue Farbe und die Nennung der Wolken in Vers 173 könnten wirklich auf Phrixos’ und Helles’ Mutter hinweisen. Allerdings ist die Interpretation von Widder als ouis auf Grund der Erwähnung der purpurnen Farbe in Vers 170 und der Nennung der Wolle meiner Meinung nach noch treffender.

      Zweites Kapitel Ausführliche Analyse der wichtigsten Themen jeder Version

      Einleitung

      In diesem Kapitel werden all die Ideen über den MythosMythos von Athamas geordnet und systematisch präsentiert, damit sich allgemeine Schlussfolgerungen ziehen lassen.

      An erster Stelle werden die Schlüsselpunkte der Rede über Athamas und die Motivierung der Autoren für die Nennung dieses Mythos dargestellt. Auf diese Weise kann man alle Begriffe, die in Beziehung zu der einen oder anderen Version1 treten, systematisch zusammenstellen und die Motive betonen, die als Schlüssselwörter gelten, um die die ganze Tradition dieser SageSage kreist.

      An zweiter Stelle wird jeder dieser Schlüsselpunkte durch eine allgemeine Übersicht über diese Begriffe untersucht, durch andeutungsweises Aufzeigen des Gesamtbildes dieser Motive bei den griechischen und lateinischen Schriftstellern und durch Vertiefung einiger Aspekte hinsichtlich des modus agendi bei dem AiolidAioliden2.

      Einige dieser Themen sollen in Perspektiven untersucht werden, denn sie verbinden sich mit Elementen, die in einem breiteren Kontext verstanden werden müssen. Es sind folgende Motive, die eine vorausgehende Analyse der Untersuchung des Mythos von Athamas erfordern:

       Die StiefmutterStiefmutter

       PotipharPotiphar3

       Die MenschenopferMenschenopfer

       Der KatasterismosKatasterismos

       Euhemerismos und Palephatismos

       DionysosDionysos

       Der WahnsinnWahnsinn

       Die Riten der Unsterblichmachung

       Die Mysterien im KultKult

       Die Isthmischen SpieleIsthmische Spiele

       Die Identifizierung zwischen Leukothea und Mutter MatutaMatuta

       Der Kult von Mutter Matuta und PortunusPortunus in RomRom

      Absicht ist nicht, all diese Themen umfassend zu behandeln, sondern ihre Gestalt in Athamas’ Mythos auszuweiten, um die Schlüsselpunkte dieser Begriffe darzulegen und sie mit ihrer Handlung in anderen Legenden zu vergleichen.

      Natürlich wird das Thema des WahnsinnWahnsinns einen zentralen Platz in dieser Untersuchung haben, denn Athamas wurde von vielen Autoren in der Antike zum Mindesten als einer der Prototypen des Irrsinnsanfalls bzw. furor angesehen. Das war auch der Ausgangspunkt dieser Arbeit, bevor die Quellen ausführlich analysiert wurden. Nun sollten mindestens ‚drei Figuren‘ namens Athamas unterschieden werden, die nach der verschiedenen, in jeder Version gespielten Rolle, als homo sacrificanshomo sacrificans, homo furenshomo furens bzw. homo ignauushomo ignauus bezeichnet werden können. Trotzdem muss die Überlegung über den Wahnsinn noch eine hervorragende Rolle in dieser Untersuchung spielen, weil Athamas mit diesem furor in der griechischen, aber vor allem in der lateinischen Literatur eng verbunden ist. Das Thema des Wahnsinns wird deshalb in diesem Buch ausführlich untersucht.

      Diese Motive werden nicht getrennt behandelt, sondern eingebettet in die allgemeinen Überlegungen des Mythos, wie ein Exkursus und immer im Verhältnis zu der Absicht dieser Untersuchung, nämlich einer tieferen Kenntnis von Athamas.

      Gründe für die Nennung von Athamas und für seine SageSage

      I. Ino-Phrixos-Helle-Version

      Es gibt zehn Facetten1, welche die I-P-H-Version2 teils andeuten, teils ausführlich3 erzählen4; die Textstellen in mythographischen5, ethnographischen bzw. geographischen6 Werken bleiben ausgeschlossen. Hier werden nur die Autoren, und nicht die Werke, erwähnt, wobei ein Autor in zwei bzw. mehreren Abschnitten7 erscheinen kann.

       1) Das Motiv der StiefmutterStiefmutter: Pherekydes und Herodoros.

       2) Die Geschichte der ArgonautenArgonauten: Pindar, Apollonios von Rhodos, Dionysios Skytobrachion, Valerius Flaccus und Dracontius.

       3) Das kultische Merkmal des MenschenopferMenschenopfers: Herodot, Aristophanes und Platon.

       4) Die Entmythologisierung des Mythos von Athamas: Palaiphatos, Dionysios Skytobrachion, Heraklit, Lukianos, Apostolios und Isidor von Sevilla.

       5) Als Ursprung der I-L-M-Version: Menakrates (Zenobios) und Philostephanos.

       6) Der KatasterismosKatasterismos des Widders in den astrologischen Bearbeitungen des Mythos: Eratosthenes, Ovid und Badius.

      Aber viele Autoren behandeln das Thema des Katasterismos nicht, sondern sie sprechen nur über den WidderWidder als die signifikante Figur des Textes8: Hesiod, Simonides, Hekataios, Akusilaos, Lukianos, Methodios, Martial und Lucanus.

       7) Der Ursprung des Namens HellespontHellespont: Philostephanos, Dionysios Skytobrachion, Dionysios Periegetes, Eustathios* und Isidor von Sevilla.

       8) Die Gründung einer Stadt (HalosHalos): Herodot9, Theon, Herodianos, Stephanos von Byzanz, Eustathios.In zwei Fällen spricht man über diesen Mythos, indem man von einer konkreten Stadt redet:a) KorinthKorinth: Lukianos.b) AthenAthen: Pausanias.

       9) Nur ein literarisches Spiel: Lukianos.Dies lässt sich in zwei Abteilungen weiterführen:a) Die Erklärung eines Sprichwortes: Apostolios*.b) Ein Kunstwerk: Pausanias.

       10) Eine Art von historischer Chronik: Eusebios, Hieronymus, Augustinus, Isidor von Sevilla, Petrus Comestor und Rodrigo de Rada.

      Diese zehn Motive können folgendermaßen gruppiert werden: Das Thema der Stiefmutter, die MenschenopferMenschenopfer, die Geschichte der Argonauten, die Entmythologisierung des Mythos von Athamas und der Katasterismos des Widders. Es gibt auch Schlüsselwörter, die sich sofort auf diese Version beziehen, wie z.B. ‚WidderWidder‘ bzw. ‚Hellespont‘. Es gibt auch Orte, die mit dieser Tradition verbunden sind, wie z.B. OrchomenosOrchomenos bzw. AlosAlos.

      De facto lässt sich alles auf drei Schwerpunkte beziehen:

       PHRIXOSPhrixos: Mit ihm werden verbunden:Das Thema der Stiefmutter10:Negatives Bild von Ino.Die Enthüllung der IntrigeIntrige veranlasst die I-L-M-Version.Die MenschenopferMenschenopfer11:Sie verursachen NepheleNepheles’ Bestrafung:Athamas’ OpferOpfer: Örtlicher KultKult – Fluch des Klanes.Die AbenteuerAbenteuer in KolchisKolchis:Ehefrau und Kinder.Gewaltsamer bzw. friedlicher Tod.Entmythologisierung des Mythos12:Verliebtheit des Königs von Kolchis.

       WIDDER13: Mit ihm werden verbunden:Das goldene VliesGoldenes Vlies.Die Reise von Phrixos und HelleHelle in der LuftLuft bzw. zur See:Nach den Chronisten verursacht dies den Mythos.Darstellungen in der bildenden Kunst.Das Opfer in Kolchis:Katasterismos.Motiv für die Reise der ArgonautenArgonauten.Entmythologisierung des Mythos14:Die Figur des Widders.Das Gold des Widders.Die Bewachung des Widders.