Название | Pardona 3 - Herz der tausend Welten |
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Автор произведения | Mháire Stritter |
Жанр | Языкознание |
Серия | Das Schwarze Auge |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783963319785 |
So war es denn auch Baan-Bashur, wo – einige Jahrhunderte vor dem Fall Bosparans in Aventurien – ebensolche leibhaftig auftauchten. Die Oberhäupter der Häuser Melarythor und Ennandu waren fleischgewordene Prinzipien von magischer Macht und Weisheit und löschten sich gegenseitig in einem Jahrzehnte währenden Krieg aus. Der Oberste des Hauses Melarythor wurde als Alveraniar des Verbotenen Wissens verehrt, als Himmlischer Gesandter, der die Sterblichen in bester Tradition der Archäer mit dem Geschenk der Magie betraute, nebst all den Risiken, die dies barg.
Amadena hatte diesen Konflikt zu spät bemerkt – sie war zu sehr in ihre Experimente vertieft gewesen. Erst als die Sphären ob des Kampfes der beiden Himmlischen zu beben begannen, richtete sie ihren Blick auf sie. Melarythor hatte die Kraft, Kontinente einzuebnen und Sterbliche verfielen ihm, wenn er sie nur ansah. Er trug auf seinem Haupt die Dreizehnstrahlige Dämonenkrone, das Symbol für den Bund und das Werkzeug zur Herrschaft über die Niederhöllen. Einst hatte der Namenlose selbst diese Krone getragen, ja vielleicht sogar selbst geschmiedet. Dass sie nun im Besitz dieses Halbgottes war, musste ein Zeichen sein. Entweder ein Zeichen, dass ein Pakt zwischen ihm und Amadena vorherbestimmt war – oder dass sie sie ihm gemeinsam mit seiner göttlichen Macht entreißen musste.
Doch dazu kam es nicht. Amadena hatte die Heftigkeit des Konfliktes in Myranor unterschätzt. Sie konnte nur noch Zeugin der rauchenden Trümmer der letzten Schlacht werden.
Ihr Werk in Aventurien war da viel einfacher. Sie musste nicht viel tun, um den Kreislauf des Todes im Gang zu halten, wenn es um die Horaskaiser in Bosparan ging. Eine geschenkte Zauberformel hier, ein wahrer Name eines Dämonen da, die Erinnerung an eine schöne tulamidische Prinzessin oder an zu leere Staatskassen und zu reiche Bauern in den nördlichen Provinzen. Krieg folgte auf Krieg, Dekadenz auf Niedergang und andersherum. Aventuriens Boden wurde mit dem Blut der jungen Menschenvölker getränkt, Bosparan versank wieder in Trümmern – keiner seiner Herrscher war in Amadenas Augen ein genaueres Studium Wert gewesen.
Mit dem Niedergang dieses dekadenten Reiches betrachtete Amadena ihre Arbeit fürs Erste als getan. Erneut zog sie sich in den Himmelsturm zurück. Sie brauchte neue Kreaturen, neue Späher und subtilere Handlanger, wenn sie in der neuen Zeit bestehen wollte. Mit neuem Eifer wandte sie sich ihren Chimärenlabors zu – und es sollte viele Jahre dauern, bis sie dort von Entdeckern aus den Menschenreichen in ihrer Konzentration gestört wurde.
Tumbe Barbaren aus dem Norden Aventuriens waren durch Zufall über Ometheons Himmelsturm gestoßen und dort planlos umhergewandert. Amadena und ihr Volk hatten den Turm vernachlässigt und sich in die unterseeischen Städte zurückgezogen. Nur einige Gefangene waren dort untergebracht und warteten auf ihren Einsatz in verschiedenen Experimenten. Als die menschlichen Eindringlinge die Verteidigungsmechanismen des Turms aktivierten, war das ein Weckruf für Amadena. Die Menschen waren in ihrer Expansionswut bis zu ihrer Haustür vorgedrungen. Sie beschloss, sich genauer anzusehen, wer da in ihr Reich eingedrungen und offenbar an den Hinterlassenschaften der Hochelfen interessiert war, deren Untergang nun schon 3.000 Jahre zurücklag. Erneut ließ sie ihre verborgenen Festungen hinter sich und zog durch Aventurien – und ihr wurde klar, dass Veränderung in der Luft lag. Eine neue Weltzeitwende stand bevor. Das Zeitalter näherte sich bereits wieder seinem Ende und wie jedes Mal, wenn ein neues Äon bevorstand, würden Götter und Halbgötter aus ihren Reichen in anderen Sphären über die Schöpfung wandeln.
Amadena begann, ihre Fühler auszustrecken. Die Gestalt, die in Myranor vor gut anderthalbtausend Jahren als Alveraniar des Verbotenen Wissens aufgetreten war, wurde in Liedern besungen, Prophezeiungen sprachen von einer zyklischen Rückkehr. Seine Taten hatten eine Art Sekte begründet, eine fanatische Anhängerschaft aus Magiern und Nicht-Magiern, die in ihm den großen Befreier sahen, den Mann, der die Wände zwischen den Sphären einreißen und Menschen und andere Sterbliche mit Göttern gleichstellen würde. Dies war eine Person, die Amadena nützlich sein könnte. Sie trat in Kontakt mit den Menschen, die dem sogenannten Sphärenschänder nacheiferten und seine Rückkehr herbeisehnten und schmiedete Bündnisse mit einflussreichen Männern und Frauen des Mittelreiches. Ihr gemeinsamer Plan war es, einen Halbgott zu beschwören, wie es die Archäer vermocht hatten.
Rilmandra reiste, denn das war ihre Natur. Sie lernte neue Dinge, weil sie es wollte. Nach vielen geduldigen Versuchen gab sie sich geschlagen und akzeptierte, dass die Kehle ihres Körpers die Laute des Vierbeinigen nicht genau nachahmen konnte und dieser wiederum nicht in der Lage war, die singenden Töne des zweistimmigen Asdharia hervorzubringen. Die Sprache der fenvar, der aus dem Licht hervorgetretenen fey, die Städte und Schönheit in die Welt gebracht hatten, war die Sprache ihrer Schöpferin gewesen und fühlte sich auch auf den Lippen und der Zunge ihres geliehenen Leibs vertraut an. Mehr kannte sie auch nicht, sprachen die Bewohner der fernen Globulen im Nebel doch oft nur in Gedanken, Gesten und Träumen und nicht mit einer hörbaren Stimme.
Lange Zeiten, in denen in der 3. Sphäre die Jahre und Jahrhunderte vergingen, saß Rilmandra neben den in Eis Erstarrten und studierte sie. Eine der Personen hatte rötliches Haar mit einer weißen Strähne und wirkte seltsam grob. Das Gesicht der anderen war zerrissen. Beide waren, bevor das Eis sie umschlossen hatte, schwer verletzt gewesen, und so beschloss Rilmandra, nicht daran zu rühren.
»Es tut mir leid«, sagte sie zu dem Vierbeinigen. »Ich bin mir nicht sicher, ob ich etwas für sie tun kann. Ich will länger darüber nachdenken.«
Er gab einen traurigen Laut von sich und sie legte eine Hand zwischen seine Ohren. »Ich ahne, was du fühlst«, sagte sie, »die Musik deiner Stimme ergibt Sinn für mich.«
Er öffnete einen Moment lang weit das Maul in einem seltsam tiefen Atemzug und drehte sich dann auf die Seite. Sie grübelte darüber nach, was das bedeuten mochte, und steuerte fort von einem Licht im Nebel, das Wächter und Ärger versprach, und hielt sich weiter an ihre verborgenen Pfade. Sie blieb lange so sitzen auf ihrem Deck, und der Nebel, der sie durchdrang und den sie im Gegenzug durchquerte, erhielt den neuen Körper ohne Bedürfnisse und Widrigkeiten.
Der Vierbeinige, ebenso von Hunger verschont, litt umso mehr an Langeweile. Bald lief er auf ihren Decks auf und ab, kratzte an ihrem Holz, kaute auf den Seilen und zeigte sich unverständig, wenn sie ihn ermahnte. Sie ließ sich treiben und versuchte zugleich, in ihrem neuen Körper mehr Verständnis für den Vierbeinigen aufzubringen. Sie zeigte auf die Schnitzereien an ihrer Reling und wiederholte immer und immer wieder die Worte, die dafür standen.
»Nachtigall«, sang sie, »Lilie, Wassertropfen, Spiegel, Feder, Hirsch, Eisvogel …«
Eine Weile später, die Sphären hatten sich bewegt und dort, wo Leben herrschte, dieses durch lange Zeiten und Zyklen begleitet, begann der andere darauf zu reagieren. Wenn sie »Efeuranke!« rief, eilte er zur entsprechenden Schnitzerei und lobte sie ihn dafür, freute er sich und sprang jubelnd umher.
Mehr Zeit verging und bald lief Rilmandras Gast in ihrem Spiel von Klängen und Symbolen von Bug bis Heck und teils unter Deck, um all die Dinge zu finden, die sie benannte. Und auch wenn er in ihrer im Limbus schwebenden kleinen Blase von Existenz keinen Hunger oder Durst verspürte, suchte er mit der Nase voran in jedem Winkel vergebens nach Essen.
Sie pflegte sein dichtes Fell sowie das Haar ihres geliehenen Leibs, indem sie geduldig mit den Fingerspitzen wieder und wieder hindurch fuhr und Knoten entwirrte. Sie lag mit dem anderen an Deck und sah zu den schimmernden Bahnen von Kraft, denen sie folgten, den glühenden Spuren vergessener Welten. Sie