Tool Pool. Thomas Ebinger

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Название Tool Pool
Автор произведения Thomas Ebinger
Жанр Документальная литература
Серия
Издательство Документальная литература
Год выпуска 0
isbn 9783766845580



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man dann, auch beim Unterrichten gäbe es die eine ideale Methode, und meist landet man so bei den immer gleichen. Wenn es also um das Leben nach dem Tod geht, lesen wir gemeinsam eine Bibelstelle und dann reden wir darüber.

      Wer Pädagogik studiert, muss sich auch mit der Didaktik beschäftigen, der Wissenschaft von Lehr-Lern-Prozessen. Wie verhält sich Didaktik zu Methodik? Wie verhält sich die Frage, was wir warum lernen sollen, zur Frage, wie wir lernen und wie Wissen und Kompetenzen vermittelt werden? Zwei Antworten sind denkbar (nach: Kron, Friedrich W. / Jürgens, Eiko / Standop, Jutta: Grundwissen Didaktik, Reinhardt, München/Basel 62014, S. 31). Die erste sagt: Die Methodik ist ein relativ selbstständiges Teilgebiet der Didaktik. Wenn es um Methoden geht, wird es konkret. Die andere sagt im Anschluss an Wolfgang Klafki: Es gibt ein Primat der Didaktik gegenüber der Methodik. Die grundsätzlichen Überlegungen bestimmen darüber, mit welchen Methoden anschließend gearbeitet wird. Das klingt sehr danach, dass das Ziel den Weg bestimmt, als könnte man aus dem Lernziel schon ableiten, wie es am besten erreicht wird.

      Wir schließen uns mit unserem Methoden-Tool-Pool eher der ersten Meinung an. „Methoden haben eine eigene ‚innere’ Zielorientierung“, sagt der Schulprofi Hilbert Meyer (nach: Unterrichtsmethoden. In: Kiper, Hanna / Meyer, Hilbert / Topsch, Wilhelm: Einführung in die Schulpädagogik, Cornelsen, Berlin 62011, S. 109 – 121; S. 110). Auch die Hirnforschung hat festgestellt, dass die Stimmung, in der man etwas lernt, deutlich dazu beiträgt, wie man etwas behält und in das eigene Verhaltensrepertoire übernimmt. Das gilt erst recht für Fragen des Glaubens. Wer die Beschäftigung mit ihnen als langweilig und dröge erlebt, wird kaum sein Leben danach ausrichten und selbst auf dem zunächst gemeinsam eingeschlagenen Weg weitergehen. Zwischen Ziel und Methode gibt es eine Interdependenz, eine wechselseitige Abhängigkeit. Und deshalb ist es nicht nur legitim, sondern oft sogar geboten, bei den Methoden anzufangen, die Spaß und Sinn machen, und dann zu schauen, welcher Inhalt, welches Ziel sich mit ihnen verbinden lässt. Genau das soll unser Buch ermöglichen. Deshalb haben wir nicht nur nackte Methoden aufgeführt, sondern immer auch inhaltliche Spuren gelegt durch die Anwendungsbeispiele und die vorgeschlagenen Themen.

      In letzter Zeit wird viel über Methodenkompetenz geredet. Methodenvielfalt ist ein Merkmal guter Lernprozesse, weil sie die Aufmerksamkeit hochhält. Wer methodenkompetent ist, kann aus vielen selbst erlebten und erprobten Methoden qualifiziert eine Auswahl treffen und wird dann auch das treffen, was zur Situation der Gruppe, zum Lernziel, zu den Inhalten passt, mit denen jede/jeder sich auseinandersetzen soll. Wer methodenkompetent ist, muss also immer auch eine Antwort wissen auf die Frage: Welches Ziel willst du mit dieser Methode erreichen?

      Wer übrigens wissenschaftlich sauber wissen will, welche Methode die erfolgreichste ist, wird ziemlich allein gelassen. Selbst John Hattie hat darauf keine Antwort (siehe das Interview mit ihm im Friedrich Jahresheft 2016, S. 30 f.), obwohl er alle verfügbaren empirischen Studien zum Unterricht in einer gigantischen Meta-Analyse untersucht hat. Zwei Dinge sind auf jeden Fall bemerkenswert: Gruppenarbeit ist der Einzelarbeit überlegen. „Kooperatives und kompetitives Lernen sind effektiver als individuelle Methoden. Dies zeigt erneut die Stärke von Peers in der Gleichung des Lernens auf“ (Hattie, John: Lernen sichtbar machen, Schneider Verlag, Hohengehren 2013, S. 251). Außerdem ist Hatties ständiges Mantra, dass Feedback im Prozess des Lernens extrem positive Auswirkungen hat. Und hinter die Ohren schreiben sollte man sich schließlich diesen Satz von ihm: „Nicht das Wissen oder die Ideen, sondern die Konstruktion dieses Wissens durch die Lernenden sind entscheidend“ (Ebd., S. 280 f.). Das heißt: Die Auswahl der richtigen Methoden führt zum Erfolg. Bitteschön, hier hast du die Tools dazu übersichtlich aufgereiht. In die Hand nehmen und gebrauchen musst du sie aber selbst.

      Zur Auswahl der Methoden

      Wo haben wir Schwerpunkte gesetzt bei der Auswahl der Methoden? Für die Konfi-Arbeit gibt es eine große empirische Untersuchung (Schweitzer, Friedrich / Maaß, Christoph H. / Lißmann, Katja / Hardecker, Georg / Ilg, Wolfgang: Konfirmandenarbeit im Wandel – Neue Herausforderungen und Chancen: Perspektiven aus der zweiten bundesweiten Studie, © 2015, Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh, in der Verlagsgruppe Random House GmbH, S. 179, zitiert werden nur 13 von 25 Items, Abdruck mit freundlicher Genehmigung), die zeigt, welche Methoden tatsächlich eingesetzt werden. Wir glauben, da ist bei der Methodenvielfalt noch ziemlich viel Luft nach oben ... Leider liegt eine ähnlich fundierte Analyse für die Jugendarbeit nicht vor.

      Die Untersuchung liefert folgende Ergebnisse:

Wie oft wurde eine Methode und Handlungsform beim aktuellen Konfi-Jahrgang eingesetzt?nieseltenmanchmalhäufig
Leiterin/Leiter spricht bzw. erzählt über ein Thema1%7%34%58%
Rollenspiel und Theater9%39%41%11%
Lernstraßen42%33%18%7%
Zeichnen, Malen und kreatives Gestalten3%27%47%24%
mit Bibeltexten arbeiten1%9%49%41%
auswendig gelernte Texte aufsagen11%29%42%18%
Gruppenarbeit1%8%32%60%
gemeinsam singen6%28%20%46%
Erkundungsgänge und Exkursionen10%39%45%6%
Gespräche mit Expertinnen/Experten34%42%22%2%
Meditation/Stille-Übungen20%44%28%8%
Erlebnispädagogische Übungen22%41%29%7%
mit dem Internet arbeiten65%30%6%0%

      Zuerst einmal fällt vielleicht auf, dass es in unserer Sammlung viele Text-Methoden gibt. Dabei geht es meist um die Bibel. Wir sind überzeugt davon, dass sie die Grundlage unseres Glaubens ist und auch in der Konfi- und Jugendarbeit eine zentrale Rolle haben muss, auch wenn „Text“ vielleicht zuerst nach Schule klingt. Auch Methoden zur Spiritualität kommen zahlreich vor. Jugendliche haben heute oft kaum noch eigene Erfahrungen mit positiv erlebter Spiritualität. Der klassische Gottesdienst am Sonntagmorgen ist ein großes Problem und passt in der Regel nicht für Jugendliche. Umso wichtiger ist es, hier im geschützten Rahmen der Gruppe oder auch in größeren Zusammenhängen positive Erfahrungen zu machen, die Lust machen auf mehr.

      Ein weiterer Schwerpunkt sind kreative Methoden. Diese werden zumindest in der Konfi-Arbeit immer noch viel zu wenig eingesetzt, weil sie in der Regel aufwendiger vorzubereiten sind als ein paar kopierte Blätter. Wer aber gute Argumente dafür sucht, stärker kreativ und produktorientiert zu arbeiten, sollte unbedingt den Artikel „Didaktik und Konfi-Arbeit“ von Hans-Ulrich Keßler und Kai Steffen im Handuch Konfi-Arbeit lesen (Keßler, Hans-Ulrich, / Steffen, Kai: Didaktik und Konfi-Arbeit, in: Handuch Konfi-Arbeit, hrsg. v. Thomas Ebinger, Thomas Böhme, Matthias Hempel, Herbert Kolb, Achim Plagentz, Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 22018). Sie empfehlen auf Seite 159 eine Didaktik, die sich am Dreischritt von Produkt, Botschaft und Öffentlichkeit orientiert: Eine Gruppe oder jede/jeder Einzelne erstellt in der Auseinandersetzung mit Inhalten ein kreatives Produkt, verbindet dies mit einer persönlich gefärbten Botschaft. Und dieses Produkt wird anschließend einer größeren Öffentlichkeit vorgestellt, die durch ihr positives Feedback dazu beiträgt, dass der ganze Prozess als lohnend erlebt wird.

      Dann gibt es viele erlebnispädagogische Methoden, allerdings eher die weniger aufwendigen. Erlebnispädagogik ist seit vielen Jahren ein wichtiger Gegentrend gegen die Verkopfung und Digitalisierung unserer Gesellschaft. Welche Rolle spielt das Erleben in unserer Kirche und Konfi-/Jugendarbeit?

      Erfahrungen bilden die Grundlage unseres Lebens. Sie ermöglichen Lernen auf unmittelbare Weise. Wir lernen durch das Begreifen von Dingen. Glaube ist nicht nur eine Sache des Kopfes, sondern auch der Hände und des Herzens. Mehr noch, erst durch unser Herz und unsere Hände bekommt das Evangelium Gestalt und wird erlebbar. Deshalb müssen wir jungen Menschen auch persönlichkeits- und glaubensfördernde Erlebnisse ermöglichen. Natürlich lassen sich Glaubenserfahrungen nicht einfach als erlebnispädagogische Übungen konzipieren. Glaube ist etwas, das sich zwischen dem/der Einzelnen und Gott ereignet und letztlich ein Geschenk