Clash. Belle Aurora

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Название Clash
Автор произведения Belle Aurora
Жанр Языкознание
Серия The Left Turn
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783967820027



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sie schlief. Ich dachte an all das, was sie für mich getan hatte. „Ich werde das machen, Jim.“

      „Das ist mir bewusst, Em. Dennoch mache ich mir Sorgen um dich.“

      „Das musst du nicht. Sorge dich um sie. Sie braucht es mehr als ich.“

      Eine behagliche Ruhe umgab uns, als wir uns ansahen.

      „Hast du mit St. Judes gesprochen?“, fragte er.

      „Ja, heute Nachmittag. Sie können Sie nächste Woche aufnehmen.“ Und das war das.

      Jim betrachtete mich und meinen deprimierten Gesichtsausdruck. Er holte tief Luft. „Weißt du was? Ich habe meine Meinung geändert. Das wird dir guttun. Es wird Zeit, dass du anfängst, dein Leben zu leben, Em“, sagte er sanft. Er lächelte und die Falten um seine Augen kräuselten sich. „Ich schätze, ich habe nur nicht erwartet, dass du ins kalte Wasser springen würdest.“ Er sah mich gewitzt an. „Zu den Haien. Mit einem Eimer voller Köder.“

      Ich lachte leise und seufzte erschöpft. „Ich werde anrufen, wann immer wir eine Pause machen.“

      „Nein. Tu das nicht.“ Er schüttelte den Kopf. „Mach dir keine Sorgen. Faye und mir wird es gut gehen.“ Sein sanfter Blick landete auf Nanna. „Ich werde sie ständig besuchen. Zum Teufel, und wenn sie Bert in mir sehen will, dann bin ich eben Bert.“

      In diesem Moment wurde mir klar, dass ich mit meiner Vermutung richtig lag. „Du liebst sie sehr, nicht wahr?“

      Jim antwortete nicht sofort, aber als er es tat, war es fast nur ein Flüstern. „Das tue ich.“ In die Stille, die darauf folgte, sagte er dann unvermittelt: „Aber nicht, dass du mich jetzt Opi nennst, oder so was. Ich fühle mich sowieso schon älter, als ein verkrusteter weißer Hundehaufen. Das kann ich wirklich nicht gebrauchen.“

      Ich legte mir die Hand vor den Mund und lachte so leise ich konnte, um Nanna nicht aufzuwecken. Selbst Jims Schultern bebten vor unterdrücktem Lachen. Ich hatte ihn wirklich lieb. Er war ein großartiger Mensch. Aber er war kein Gefühlsmensch, also konnte ich ihm das nicht sagen.

      „Ich weiß nicht, was ich ohne dich machen würde, Jimbo. Du hast eine Menge Zeit investiert, dieses stille konfuse kleine Mädchen zu retten.“

      Jim verengte den Blick. „Das Mädel ist weder klein, still noch konfus. Sie traf in schweren Zeiten eine schwere Entscheidung. Sie ist stark und meiner Erfahrung nach so stur, wie man nur sein kann.“ Er holte tief Luft und stieß sie langsam wieder aus. „Das Mädchen ist ein Knaller. Eines Tages wird die ganze Welt das erkennen und sich wundern, warum man sie bis dahin nie bemerkt hat.“

      Das zu hören war überwältigend. Verstohlen zog ich ein Taschentuch aus meiner Tasche und betupfte mir die Augen.

      „Du weinst doch nicht etwa, oder?“

      Ich schüttelte den Kopf, allerdings war meine Antwort schwach und unsicher. „Nein, Sir.“

      „Gut“, sagte er schroff. „Wir haben hier nämlich keinen Platz für Weicheier.“

      Mein tränenverschleierter Blick traf auf seinen. Opi Jim zwinkerte mir zu und für einen Augenblick wünschte ich mir, dass ich nicht gehen müsste.

      Kapitel 4

       Born To Run

       Emily

      Ich schwitzte. Schon eine ganze Weile. Schon im Taxi. Die ganze Fahrt über schon. Jetzt, da der Tour-Bus in Sicht kam, konnte man sich denken, was ich tat. Nämlich weiter schwitzen.

      „Genau hier bitte“, sagte ich dem Taxifahrer, als wir noch ein Stück entfernt waren. Ich bezahlte und stieg aus, wobei ich mir die unauffällige Reisetasche über die Schulter warf. Der Fahrer stieg ebenfalls aus und holte mein restliches Gepäck aus dem Kofferraum. Ich dankte ihm. In meinem Mund war es trockener, als in der Sahara. Je öfter mein Blick auf den riesengroßen schwarzen Bus fiel, desto nervöser wurde ich. Das hier war das Verrückteste, das ich jemals getan hatte. Ich vermutete, dass das nichts hieß, wenn man bedachte, dass meine Version von verrückt bedeutete, einen Vanille-Latte zu bestellen, anstatt einen regulären.

      Tat ich das hier wirklich?

      Meine Gedanken flogen zu Nanna. Sie war ein guter Mensch, jemand, der mir sein ganzes Leben gewidmet hatte. Der mich aufgezogen und das Beste aus dem Ganzen gemacht hatte, wenn man ihre finanzielle Situation bedachte. Die letzten Jahre hatte ich mit ansehen müssen, wie sie immer kranker wurde. Ich hatte ihr lediglich meine Gesellschaft geben können. Ich holte tief Luft und stieß sie langsam wieder aus. Nanna brauchte einen Ort wie St. Judes. Und wenn es in meiner Macht stand, ihr das zu ermöglichen, dann würde ich alles Erdenkliche tun, damit es ihr in ihren letzten Lebensjahren so gut wie möglich ging. Auch, wenn das auf Kosten meines Wohlergehens ging. Aber einfach so, ohne ein Wort der Erklärung, zu verschwinden, fand ich schlimm. Ich empfand es als feige. Die Pfleger in St. Judes waren sehr lieb und versicherten mir, dass sie sich wahrscheinlich sowieso nicht mehr daran erinnern würde, aber ich hatte dennoch deswegen einen Stein im Magen.

      Das war es jetzt.

      Meine Zunge fühlte sich pelzig am Gaumen an, als ich versuchte, das bange Gefühl in mir herunterzuschlucken. Meine Füße setzten sich in Bewegung und ich war auf dem Weg. Je näher ich kam, desto schlimmer wurde es.

      Wovor hatte ich eigentlich Angst? Vor einer ganzen Menge, ehrlich gesagt. Tief in mir hatte sich eine Furcht eingenistet und es fiel mir schwer, ihren Ursprung herauszufinden. Wenn es nicht damit zusammenhing, dass ich meine Nanna verließ, was war dann der Grund dafür? Mein Verstand raste und ich lief langsamer. Mit jedem Schritt präsentierte sich eine neue Erklärung. Der unvermeidbare Schmerz einer Veränderung. Wieder zu arbeiten und für jemand anderen nützlich zu sein, als für meine Großmutter. Ein Leben ausschließlich für mich selbst zu führen.

      Ehrlich gesagt dachte ich, es wäre ein wenig von allem und wenn ich hundertprozentig ehrlich war, schämte ich mich, dass ich genau das alles wollte.

      Schließlich lief ich mit einem gezwungenen Lächeln auf den Bus zu. Niemand brauchte etwas von meinem Dilemma zu wissen. Jedes Mal, wenn sich mein nervöser Magen meldete, lächelte ich breiter. Ich würde mir meine Ängste nicht anmerken lassen.

      Wäre es wohl sehr unangebracht, wenn ich hyperventilierte?

      Ja. Zu spät.

      Ein Mann in einem schwarzen Anzug stand plötzlich vor mir. Er hielt mich mit ausgestreckter Hand zurück.

      „Ma’am, ich muss Sie bitten einen Schritt zurückzutreten“, sagte er streng.

      Ich riss die Augen auf und tat, was er mir sagte.

      Verdammt.

      Er schob die Sonnenbrille etwas herunter. „Was ist Ihr Anliegen?“

      Mein Mund öffnete sich, aber nichts kam heraus. Okay, das stimmte nicht ganz. Ich quietschte wie eine Rennmaus und war sprachlos. Ich war nicht besonders gut bei Konfrontationen. So wie in der Neunten, als Becky Amour mich bei den Spinden in die Ecke drängte und mich fragte, ob ich so dumm wäre, wie ich aussah und ich ihr auf die teuren Turnschuhe kotzte. Ich konnte bis heute nicht fassen, dass sie mir die Rechnung für die Reinigung geschickt hatte. Mein Bauch tat weh. Ich konnte bis heute ebenfalls nicht fassen, dass ich sie bezahlt hatte.

      Die Augenbrauen des Mannes zogen sich zusammen. „Wie dem auch sei, Sie werden jetzt gehen.“ Er legte sanft die Hand auf meine Schulter und geleitete mich halb zurück über den Parkplatz.

      „Yo. Craig.“

      Laute Schritte folgten und dann blockierte ein großer Mann meinen Weg. Ich blinzelte hoch ins Sonnenlicht und schob mir die Brille zurecht.

      Noah grinste auf mich herab. „Wo willst du denn hin, Kurze?“

      Ich atmete heftig aus und meine Finger zitterten. Ich fiel fast vornüber vor Erleichterung. Noah war hier und rettete mich vor diesem Rohling namens Craig, der übrigens ein