Название | Tatort Ostsee |
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Автор произведения | Harald Jacobsen |
Жанр | Триллеры |
Серия | |
Издательство | Триллеры |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783734994883 |
Sophie nickte und ließ ihren Blick durch den Garten schweifen. Im hinteren Teil standen knorrige Obstbäume. Das Grundstück reichte bis an den Deich. Ein paar Möwen kreischten am Himmel und es roch nach Gras und Meer.
»Du hast es traumhaft hier!«
Tina rollte mit den Augen. »Ja, mittlerweile. Ich habe mit den Kleinen monatelang auf einer Baustelle gelebt. Ehrlich gesagt, hatte ich die ganze Geschichte hoffnungslos unterschätzt.«
Sophie nickte anerkennend. »Aber es hat sich doch gelohnt. Das ist Idylle pur! Deine Kinder hier herumtollen zu sehen erinnert mich an eine Astrid-Lindgren-Verfilmung. Ach, wo ist denn der Kleinste?«
»Er schläft! Und glaube mir, ich genieße das. Die letzten vier Monate waren hart. Manchmal weiß ich gar nicht, ob es Tag oder Nacht ist.« Tina schüttelte lächelnd den Kopf und nippte an ihrem Glas. Sie schwiegen ein paar Minuten. Sophie war froh, nichts sagen zu müssen. Schließlich war sie hierher gekommen, um Abstand zu gewinnen. Fehmarn schien der richtige Ort dafür zu sein. Nun fragte sie sich, ob sie nicht einen furchtbaren Fehler gemacht hatte. Statt Ablenkung fand sie hier die perfekte Mutter in einem zauberhaften Haus mit entzückenden Kindern. Natürlich konnte sie sich hier verstecken, doch vor sich selbst davonlaufen konnte sie nicht. Und nicht von der Vorstellung, wie alles hätte sein können, wenn Felix ein anderer Mensch wäre.
»Wo steckt eigentlich Stefan?«
»Er hat noch in Lübeck zu tun. Seit er bei der Mordkommission ist, muss er ganz schön ran.«
»Na, ich vermisse ihn nicht.« Sophie biss sich auf die Zunge. Warum hatte sie das jetzt sagen müssen?
»Bitte versucht, euch zu vertragen.« Tina sah sie ernst an.
»Ich verspreche, brav zu sein. Das Haus ist übrigens ein Traum! Früher hatte ich ja nicht viel übrig für alte Kästen und Reetdächer, aber mittlerweile finde ich es romantisch. Ich kann verstehen, dass ihr euren Wohnsitz hierher verlegt habt.«
»Warte, bis du es von innen gesehen hast! Ich zeig dir gleich alles. Der Garten ist erst im letzten Sommer fertig geworden. Vor lauter Gestrüpp hat man die Obstbäume gar nicht wahrgenommen.«
»Wir lassen Fotos für die ›Sweet Home‹ machen!«, meinte Sophie begeistert. »Die drucken das sofort: ›Landhausidylle an der Ostsee‹.«
Tina lachte. »Lieber nicht! Wahrscheinlich würde Stefan sich scheiden lassen. Und du hast jetzt Urlaub. Hör auf, über mögliche Artikel nachzudenken! Guck! Dein Hund hat sich schon eingelebt. Er ist ja ganz vernarrt in die Kleinen.«
Sophie sah zu Pelle, der mit Antonia und Paul herumtollte. Er holte brav Stöckchen und ließ sich zwischendurch gerne kraulen. »Weißt du, das ist wirklich der richtige Ort Kinder aufwachsen zu lassen.«
»Auf Fehmarn?« Tina starrte sie ungläubig an. »Hör mal, du hast das aufregende Leben. Mit den Stars auf Du und Du, Luxushotels, London, Paris, New York. Während du die Nächte damit verbringst, Champagner zu trinken, beziehe ich vollgekotzte Betten und wechsele Windeln.«
Sophie sah Tina amüsiert an. »Ich wollte nur sagen, dass es großartig ist, so zu leben, wenn man Kinder hat. Wie arm sind da die Stadtkinder dran?«
»Da sind immer zwei Seiten«, gab Tina zu bedenken. »Vergiss nicht, ich bin hier aufgewachsen. Wenn Antonia 16 ist, wird sie die Insel verfluchen und sich nach dem Großstadtdschungel sehnen, glaub mir.«
»Dann schickst du sie übers Wochenende zu mir und ich geh mit ihr shoppen.« Sie reckte sich genüsslich. »Ich finde es jedenfalls herrlich hier. Ich hör nicht ein Auto und die Luft ist so klar. Idylle pur! Ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, dass hier was passiert.«
»Oh, sag das nicht!« Tina sah sie ernst an. »Vor drei Tagen wurde in Gold eine Wasserleiche angespült.«
Sophie zog überrascht die Augenbrauen hoch.
»Kein Witz! Eine junge Kiterin! Gruselig! Sie lag morgens mausetot am Strand!«
Tina entspannte sich. Es war fast wie in alten Zeiten, nur dass Sophie nachdenklicher wirkte.
Vor ein paar Jahren hätte sie sich eher die Zunge abgebissen, als ein Leben auf dem Land als schön zu bezeichnen. Was auch immer passiert war, sprechen wollte Sophie anscheinend nicht sofort darüber. Oder war gar nichts passiert? Tina stellte ihr Glas auf den Tisch und stand auf. »So, und nun zeig ich dir dein Zimmer und den Rest des Landhaustraums.« Sophie folgte ihr durch die große Glastür ins Haus. »Das ist der Wohnbereich.«
»Wow!«
Sie warf einen schnellen Blick auf Sophie. Sie schien wirklich beeindruckt zu sein. »Von außen sieht es gar nicht so geräumig aus! Und was für schöne Möbel!«
Tina genoss das Lob und ging weiter. »Wir haben ein paar Wände rausreißen lassen. Früher waren das hier drei kleine Zimmer. Du weißt schon, Wohnzimmer, Esszimmer und ein kleines Kaminzimmer. Die Küche ging vom Flur ab. Jetzt ist alles offen.« Tina hatte das Haus zwischendurch verflucht, wenn sie Abend für Abend, nachdem die Kinder im Bett waren, mit Spachtel und Pinsel in dem Chaos herumgewühlt hatte. Aber jetzt war alles genauso, wie sie es sich immer vorgestellt hatte. Zwischen zwei großen Sofas aus braunem Wildleder stand ein asiatischer Couchtisch aus Teakholz. Die Wände waren weiß gekalkt. Ohne die große Schale mit roten Äpfeln und den bunten Kissen hätte der Raum fast puristisch gewirkt. Der lange Esstisch stand frei. Links davon kam man auf ein kleines Podest, auf dem ein kuscheliges Sofa vor dem alten Kamin stand. Die vielen Kinderbücher und die Zeitschriften ließen keinen Zweifel, dass es sich um den Lieblingsplatz ihrer Familie handelte. Rechts vom Essbereich lag die Küche. Sie war nur durch einen Tresen abgetrennt. Sophie pfiff durch die Zähne. »Alles Edelstahl!«
»Ja, das habe ich aber schon bedauert. Die Kinder hinterlassen täglich Fingerabdrücke. Na, was solls? In 18 Jahren ziehen sie ja aus.«
Sophie lachte und sah sich beeindruckt um. »Ich hatte ja eher Landhausstil erwartet, mehr so was Kuscheliges. Dass man ein Haus auch so stylen kann, wäre mir gar nicht in den Sinn gekommen. Es ist fantastisch! Eine Kombination aus Altem und Design. Und diese Küche! Man müsste hier eine Kochsendung produzieren.«
Auf die Küche war Tina besonders stolz. Durch den warmen Boden wirkte der Edelstahl nicht kalt, sondern schick. Der Backofen lag auf Augenhöhe, was nicht nur ihren Rücken schonte, sondern auch die Kleinen vor Verbrennungen. Auf dem Tresen standen Tontöpfe mit frischen Kräutern und eine teure Espressomaschine, die dem Ganzen ein mediterranes Flair gaben. »Hättest du mir gar nicht zugetraut, was?«
Sophie sah sie ernst an. »Ich wusste, dass du es wunderbar einrichten würdest, aber ich habe tatsächlich nicht mit so etwas Modernem gerechnet.«
»Komm, wir gehen nach oben! Dort sind die Räume vom Stil her ganz anders.« Sophie folgte ihr die Treppe hinauf. »Lass uns leise sein. Finn wird zwar gleich aufwachen, aber ich würde dir vorher gerne noch dein Zimmer zeigen.« Sophie legte sich amüsiert den Finger auf die Lippen. »Das ist das Gästezimmer.« Tina öffnete die Tür.
Sophie quiekte leise.
»Wie süß!«
Das kleine Zimmer sah aus wie ein Raum in einer Puppenstube. Die Tapeten hatten ein pastellfarbenes Blumenmuster und die Möbel waren antik.
»Hier oben haben wir Rosamunde-Pilcher-Romanik pur. Die Räume sind alle ziemlich klein und so wirken sie gemütlicher. Neben deinem Zimmer ist ein Badezimmer. Du hast es ganz für dich. Die Kinder bade ich immer in dem großen Bad neben unserem Schlafzimmer.«
Sie trat, gefolgt von Sophie, gerade zurück auf den Flur, als Finn zu jammern anfing. »Gutes Timing. Komm, nun wirst du den kleinsten Sperber kennenlernen.« Leise betrat Tina das Schlafzimmer und nahm ihr Baby aus der Wiege. »Hallo, kleiner Mann. Hast du schön geschlafen?«, fragte sie zärtlich.
Plötzlich war aus dem Garten lautes Geschrei zu hören. »Mami! Mami! Wo bis du? Mami! Tonia