Tatort Ostsee. Harald Jacobsen

Читать онлайн.
Название Tatort Ostsee
Автор произведения Harald Jacobsen
Жанр Триллеры
Серия
Издательство Триллеры
Год выпуска 0
isbn 9783734994883



Скачать книгу

öffnete den Ofen. »Fuck! Aua! Ich hab mir die Hand verbrannt.« Wütend schmiss sie das heiße Blech in die Spüle und hielt ihre Hand unter fließendes kaltes Wasser.

      »Ist es schlimm?«, fragte Sophie.

      »Nein, ich glaube nicht. V. S.!«

      »V. S.?«

      »Verfluchte Scheiße!«, flüsterte Tina. »Wir versuchen, vor den Kindern nicht zu fluchen.«

      »Mama, was bedeutet Fuck?«, wollte Antonia wissen.

      »Und das klappt auch immer ganz toll.«

      Sophie fing an zu lachen. Tina schüttelte ernst den Kopf, dann konnte sie sich auch nicht mehr halten. Antonia und Paul waren schon wieder mit Pelle beschäftigt. Ein paar Minuten später saßen alle am Frühstückstisch. Das Telefon klingelte.

      »Ich geh ran!«, flötete Antonia. Sie sprang auf und griff sich den Hörer. »Hallo, Papa! Gut, dass du anrufst. Du sag mal, Papa. Was bedeutet eigentlich Fuck?«

      Tina ließ ihr Brötchen fallen und stürzte zum Telefon. Mit einer schnellen Bewegung nahm sie ihrer Tochter den Hörer aus der Hand. »Stefan?«

      »Fuck? Was ist denn bei euch los?«

      Tina sah zu Sophie und rollte mit den Augen. »Meine Schuld! Als ich am Backblech kleben blieb, ist es mir rausgerutscht.« Sie berichtete kurz von ihrem Unfall. »Und was ist bei dir so wichtig, dass du dich schon im Morgengrauen aus dem Haus schleichst?«

      »Dienstgeheimnis!«

      »Jetzt hör aber auf!«

      »Aber kein Wort zu Miss Marple! Wir haben gerade auch diese erste Leiche obduzieren lassen.«

      »Du bist in der Rechtsmedizin? Verstehe ich dich da richtig? Zwei?«

      »Ich darf dir nicht mehr sagen.«

      »Wenn hier ein Irrer herumrennt, hätte ich das schon ganz gerne gewusst. Denk mal an deine Kinder.«

      »Ist Sophie in der Nähe?«

      »Nein!«, log Tina. »Sie ist mit Pelle im Garten.«

      »Es stehen noch etliche Tests aus, aber leider sind auf den ersten Blick tatsächlich Parallelen erkennbar. Schatz, ich muss Schluss machen. Feller ist da. In 10 Minuten haben wir eine Besprechung mit Franck. Ich liebe euch. Und kein Wort zu Sophie!«

      Tina legte das Telefon auf den Tisch und setzte sich wieder.

      »Zwei?«

      Tina deutete auf die Kinder und schüttelte den Kopf. Antonia und Paul schlangen ihr Frühstück runter und sprangen auf, um mit Pelle zu spielen.

      »Jetzt sag schon. Was, zwei? Zwei Leichen? Diese Sandra ist auch nicht freiwillig getaucht, stimmt doch?«

      »Ich darf dir nichts sagen. Stefan würde mich umbringen.« Sophie schaute sie beleidigt an und stand auf. »Mensch, du musst das doch verstehen!«

      Sophie war schon fast bei der Treppe. »Sicher.«

      Tina rieb sich nervös die Schläfen. »Nur so viel. Sie haben tatsächlich die erste Leiche obduzieren lassen.«

      »Dann haben wir zwei Opfer?«

      »Das weiß Stefan noch nicht genau.«

      Sophie nickte gedankenverloren und rannte die Treppe hoch. Tina deckte ab. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals. Hatte sie zu viel gesagt? Sophie würde jetzt erst recht schnüffeln. Sie wollte sich gar nicht ausmalen, was passieren würde, wenn Stefan dahinterkam. Tina zuckte zusammen. Und der Mörder? Mein Gott, natürlich! Ihm würde Sophies Schnüffelei am wenigsten gefallen.

      Ben schnappte sich frische Klamotten, Duschgel und Zahnbürste und lief zum Bistro. Das Küchenfenster war weit geöffnet. Hanjo werkelte sicher schon in der Küche. Ben nahm sich vor, ihm nach der Dusche Gesellschaft zu leisten und ihm zu helfen. Er schloss die Hintertür auf und ging ins Badezimmer. Auch wenn das Bad nicht viel mehr war als ein gekachelter Raum mit Badewanne und Waschbecken und sich die Leergutkisten bis unter die Decke stapelten, war er froh, dass er es nutzen durfte. Verglichen mit seinem Badezimmer auf Phuket war es Luxus pur. Er musste nichts mit Kakerlaken teilen. Ben fröstelte kurz unter der kalten Dusche. Trotzdem blieb er eisern. Die Verlockung war groß, den Heißwasserhahn aufzudrehen. Er sollte sich gar nicht erst an diesen Luxus gewöhnen. Vielleicht würde er bald wieder weg sein, irgendwo anders, in einer Welt, die andere primitiv finden würden und die ihn retten konnte. Ben trocknete sich schnell ab und schlüpfte in Shorts und ein Batikhemd. Er rubbelte sich noch schnell durch die nassen Locken und verließ das Bad. Ohne nachzudenken, öffnete er die Küchentür. »Moin, Hanjo!«

      Hanjo zuckte zusammen und verschüttete seinen Tee. Ben hätte fast gelacht, doch ihm fiel rechtzeitig genug ein, dass der Mann nach dem Tod seiner Frau wahrscheinlich einfach noch sehr sensibel war. Du bist ein Idiot, schimpfte er still. Warum kannst du nicht anklopfen wie ein normaler Mensch?

      »Sorry, ich wollte dich nicht erschrecken!«

      »Schon gut, mein Junge. War mit meinen Gedanken ganz woanders. Tee?«

      »Kaffee wäre mir lieber. Ich setze mal welchen auf.«

      »Du bist früh dran!«

      »Stimmt! Bei dem herrlichen Wetter hält mich so gar nichts in meiner Rostlaube.«

      »Hab nicht gut geschlafen«, erklärte Hanjo müde. »Mir will das nicht in den Kopf, dass hier so was passiert sein soll. Ich meine Mord. Auf unserer Insel. Nee, die müssen sich da irren.«

      Ben nickte nachdenklich. Die Polizei war sich aber sicher und sie würde auch nicht aufgeben, bis sie den Täter gefasst hätten. »Lass uns das Frühstück vorbereiten«, schlug er gut gelaunt vor. »Mensch Hanjo, zumindest für die Gäste sollte alles so normal wie immer ablaufen.«

      Hanjo öffnete den Kühlschrank und holte einen Karton Eier heraus. »Hast ja recht! Ich kann nur nicht aufhören zu grübeln. Die Polizei hat mir richtig Angst gemacht. Was, wenn es wieder passiert?« Hanjo schlug die Eier in eine Schüssel. »Olli hat Sarah doch sehr gemocht, nicht?«

      Ben drehte sich schnell zur Kaffeemaschine, damit Hanjo sein Gesicht nicht sehen konnte. »Ah, er ist durch. Wird auch Zeit!« Er nahm sich eine Tasse von der Spüle und goss ein. »Olli und Sarah hatten irgendwie so ein halbes Verhältnis.«

      »Ein was?«, fragte Hanjo irritiert.

      Ben lächelte entschuldigend. »Na ja, sie haben zusammen trainiert und waren wohl nicht sicher, ob eine intensivere Beziehung für beide gut sein würde. Deshalb haben sie die Sache auch geheim gehalten.«

      Hanjo schnaubte und schlug mit einem Schneebesen auf die Eier ein. »Ich hoffe nur, der Junge war nicht ernsthaft verliebt in sie.« Hanjo hörte auf zu rühren.

      »Er hat ihr doch nichts angetan?«

      »Um Gottes willen, Hanjo, natürlich nicht! Olli hat nur dran geglaubt, dass sich die Situation nach den Deutschen Meisterschaften wieder entspannen und Sarah dann einsehen würde, dass sie in allen Lebenslagen ein wunderbares Team wären. Es war sein großer Traum!«

      Hanjo nickte beruhigt. »Ja, sicher! Mein Gott, ich muss verrückt geworden sein. Bitte sag ihm nichts.«

      »Natürlich nicht. Ich deck jetzt mal die Tische.«

      Ben nahm sich ein Tablett mit Tassen und Tellern und ging in die Gaststube. Er war froh, allein zu sein. Wenn jemand Schuld hatte, dass Ollis Traum zerplatzt war, dann war er das!

      Sophie ging in ihr Zimmer und wählte die Nummer von Lutz Franck. Sie ließ es lange klingeln. Er musste doch jetzt zu erreichen sein. Endlich nahm Lutz ab. »Ich hatte dir doch gesagt, dass du mich nicht anrufen sollst! Ich habe gleich eine Besprechung«, schnaubte er genervt. »Der Tag hat schon beschissen genug angefangen.«

      Sophie bemühte sich um einen besonders freundlichen Ton.

      »Tut mir leid, aber