Название | Einführung Gesundheitspsychologie |
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Автор произведения | Nina Knoll |
Жанр | Медицина |
Серия | PsychoMed compact |
Издательство | Медицина |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783846347454 |
Negative Definition – biomedizinisches Modell:
Gesundheit ist das Fehlen von Krankheit.
Positive Definition – biopsychosoziales Modell:
Gesundheit ist ein positiver funktioneller Gesamtzustand im Sinne eines dynamischen biopsychologischen Gleichgewichtszustandes, der erhalten bzw. immer wieder hergestellt werden muss (WHO 1986; zit. nach Quaas 1994, 184).
Kasten 1.1: Definition von Gesundheit
1.2 Entstehung des Fachs Gesundheitspsychologie
Die Gesundheitspsychologie verdankt ihre Entstehung als anerkannte wissenschaftliche Disziplin einigen wesentlichen Trends im Gesundheitsbereich der westlichen Industrienationen (Schwarzer 2002):
1. der drastischen Zunahme chronisch-degenerativer Erkrankungen, die die großen Infektionskrankheiten (z. B. Tuberkulose) als Hauptursachen von Krankheit und Tod abgelöst haben,
2. der Entdeckung, dass Risikoverhaltensweisen die Entstehung und den Verlauf dieser Erkrankungen wesentlich beeinflussen und
3. der Kostenexplosion im Gesundheitswesen.
Mit diesen Trends ist die Bedeutung von Lebensgewohnheiten, Gesundheits- bzw. Risikoverhalten und Umweltbedingungen in der Gesundheitsversorgung wesentlich in den Vordergrund gerückt. So entstand der Bedarf nach psychologischer Forschung, die Erkenntnisse über diese Faktoren, ihre Zusammenhänge mit Gesundheit / Krankheit sowie die Bedingungen ihrer Modifizierbarkeit liefert.
1.2.1 Gründung von Fachgesellschaften und wichtige Publikationen
englischsprachige Gesellschaften und Zeitschriften
Innerhalb der American Psychological Association (APA) wurde 1978 eine Division of Health Psychology gegründet, die heute fast 3.000 Mitglieder zählt. Kurz darauf erschien erstmalig in den Vereinigten Staaten ein Lehrbuch mit dem Titel „Gesundheitspsychologie“ (Stone et al. 1979). Die offizielle Fachzeitschrift der APA Division 38 ist Health Psychology. Weitere Zeitschriften in englischer Sprache sind Psychology and Health, Journal of Health Psychology, Journal of Occupational Health Psychology und das British Journal of Health Psychology. Auch die British Psychological Society verfügt seit 1986 über eine Fachgruppe Gesundheitspsychologie. Im selben Jahr wurde die European Health Psychology Society (EHPS) gegründet.
deutsche Gesellschaften und
In Deutschland etablierte sich das Fach Ende der 80er Jahre. Die Freie Universität Berlin war die erste Universität, die im Jahr 1988 Gesundheitspsychologie als Wahlpflichtfach anbot. Mit der Fachgruppe Gesundheitspsychologie in der Deutschen Gesellschaft für Psychologie (DGPs) wurde 1992 erstmals eine deutsche Organisation für das Fach gegründet. Die Fachgruppe organisiert Workshops und Konferenzen, widmet sich der Nachwuchsförderung und bietet ein breites Netzwerk für grundlagen- und anwendungsorientierte gesundheitspsychologische Forschung in Deutschland. Originalbeiträge empirischer Forschung, aber auch theoretische Beiträge werden vierteljährlich in der Zeitschrift für Gesundheitspsychologie veröffentlicht.
Eher an außerhalb der Wissenschaft praktizierende Psychologen gerichtet ist die Sektion Gesundheitspsychologie – Umweltpsychologie – Schriftpsychologie (G.U.S.) des Berufsverbands Deutscher Psychologen (BDP). In Zusammenarbeit mit der DGPs bietet der BDP über die Deutsche Psychologen Akademie (DPA) ein Fortbildungszertifikat „Psychologische Gesundheitsförderung BDP an. Neben theoretischen und methodischen Grundlagen beinhaltet diese Fortbildung anwendungsspezifische Module zur allgemeinen und spezifischen Gesundheitsförderung und Prävention bei verschiedenen Personengruppen und Settings (z. B. Familien, Schulen und Betriebe).
Das Modul „Existenzgründung in der Gesundheitspsychologie“ bietet einen Überblick über die verschiedenen Berufs- und Aufgabenfelder.
1.3 Abgrenzung zu anderen Disziplinen
Neben dem Fach Gesundheitspsychologie existieren eine Reihe von Fächern, die sich ebenfalls dadurch auszeichnen, dass sie sich mit dem Zusammenspiel psychologischer Prozesse und Gesundheit / Krankheit auseinander setzen. Abb. 1.2 verortet diese Disziplinen entlang den Achsen Psychologie-Medizin und psychische-somatische Störungen. Selbstverständlich stellen diese Kategorisierungen eine Vereinfachung der Realität dar.
Abb. 1.2: Verwandte Disziplinen der Gesundheitspsychologie (nach Kaptein/Weinman 2004)
Klinische Psychologie
Klinische Psychologie beschäftigt sich mit der Erforschung von Ursachen und effektiven Behandlungsstrategien psychischer Störungen, z. B. Phobien, Depression, Substanzmittelmissbrauch etc. Insbesondere in den kognitiven Depressions- und Angsttheorien sowie den daraus abgeleiteten verhaltenstherapeutischen Interventionen finden sich viele Schnittstellen zu gesundheitspsychologischen Verhaltensmodellen (s. Kap. 2 und 3).
Psychiatrie
Die Psychiatrie beschäftigt sich ebenfalls mit psychischen Störungen. Im Unterschied zur Klinischen Psychologie wird hier ein breiteres Behandlungskonzept angelegt. Neben der Pharmakotherapie und sozialtherapeutischen Maßnahmen wird ebenfalls Psychotherapie – wenn auch oft nur mit geringerem Gewicht – angewandt. Grundvoraussetzung für den Beruf des Psychiaters ist das Medizinstudium, die Facharztausbildung erfordert zusätzlich eine psychotherapeutische Weiterbildung.
Konsultationspsychiatrie
Die Konsultationspsychiatrie ist eine Subdisziplin innerhalb der psychiatrischen Versorgung. Ihre Aufgabe ist die Versorgung somatisch kranker Patienten, bei denen psychische Probleme bekannt sind oder auffällig werden, die entweder in direktem Zusammenhang mit der Genese der somatischen Erkrankung vermutetet werden oder als Folge davon auftreten. Konsultationspsychiater werden herangezogen, um Differenzialdiagnosen zu erstellen und spezifische Behandlungen für psychische Probleme vorzuschlagen.
Psychosomatik
Die Psychosomatik, auch ein Zweig der Medizin, beschäftigt sich in Forschung und Klinik ebenfalls mit der Verbindung biologischer, psychologischer und sozialer Determinanten von Krankheit. Dieses Fach legt einen „holistischen“ Ansatz bei der Therapie von Erkrankungen zugrunde. Es wird damit angenommen, dass nur eine konsequent multikausale, d. h. körperliche und psychische Faktoren betreffende, Betrachtungsweise der Erklärung der Entstehung von Krankheit gerecht wird. Dabei legt die psychosomatische Forschung im Vergleich zur Gesundheitspsychologie einen größeren Schwerpunkt auf die konkreten Schnittstellenmechanismen, die Erleben und Verhalten in physiologische Reaktionen übersetzen (Heuser 2002; s. a. Kap. 4 und 6).
Verhaltensmedizin
Die Verhaltensmedizin ist am engsten mit der Gesundheitspsychologie verknüpft und somit am schwierigsten von ihr abzugrenzen. Die Verhaltensmedizin versteht sich als interdisziplinäres Fach: Sie treibt die Integration von biomedizinischen, Verhaltens- und psychosozialen Modellen voran, insofern diese für die Prävention, Diagnose und Behandlung somatischer Störungen