Killerrache: Krimi Koffer 9 Romane. Alfred Bekker

Читать онлайн.
Название Killerrache: Krimi Koffer 9 Romane
Автор произведения Alfred Bekker
Жанр Зарубежные детективы
Серия
Издательство Зарубежные детективы
Год выпуска 0
isbn 9783956178306



Скачать книгу

wir würden Sie überall aufstöbern. Sie wären nirgends vor uns sicher. Also vergessen Sie diesen Gedanken besser ganz schnell."

      Ich hatte das Gefühl, dass er recht hatte.

      "Es war auch nur eine Frage", meinte ich.

      Er nickte und schien mir sogar verständnisvoll.

      "Ich weiß."

      Ich atmete tief durch. "Um wen geht es?"

      "Um einen Russen."

      "Davon gibt es 150 Millionen. Etwas genauer hätte ich es schon ganz gerne."

      "Natürlich." Der Graue beugte sich vor. "Es handelt sich um einen Nuklear-Wissenschaftler. Eine große Nummer der ehemaligen Sowjetunion, die jetzt die Chance sieht, sich eine goldene Nase zu verdienen."

      "Ich habe von solchen Dingen gehört. Aber mehr als Gerüchte dringen ja kaum an die Öffentlichkeit."

      "Gehen Sie mal auf einen wissenschaftlichen Kongress, sagen wir für Raketentechniker oder Atomphysiker. Da geht es zu wie in einem Kontakthof."

      "Und dieser Mann ist so wichtig?"

      "Ja."

      "In welchem Land will er denn zukünftig Geld sein Geld verdienen?"

      "Spielt für Sie keine Rolle. Jedenfalls werden Sie und ich besser schlafen können, wenn er dort nie ankommt."

      "Verstehe..."

      Es gab sicher genug potentielle Interessenten, die sich aus der Konkursmasse des roten Riesenreichs das eine oder andere Filetstück herauskaufen wollten. Angefangen vom nahen Osten über den Maghreb bis nach Südamerika.

      "Was Sie tun werden, wird in unser aller Interesse sein", erklärte der Graue, als müsste er bei mir irgendwelche Skrupel beseitigen. Er selbst schien davon ohnehin nicht geplagt zu werden, so eiskalt, wie er sich mir präsentierte.

      "Jetzt begreife ich den hohen Preis, den Sie zahlen", erwiderte ich.

      Sein Gesicht blieb unbewegt.

      "So?"

      "Der, der diesen Job erledigt, wird anschließend von irgendeinem Geheimdienst über den ganzen Globus gejagt."

      "Nicht, wenn es keine Verbindung zwischen denen gibt, die an der Sache beteiligt sind. Sie sind ein unbeschriebenes Blatt. Sie haben eine Chance."

      Langsam glaubte ich, in Umrissen zu begreifen, was für ein Spiel hier gespielt wurde. Andererseits - mit einer halben Million in der Tasche konnte man eine ganze Weile lang toter Mann spielen und irgendwo untertauchen, bis die Luft rein war.

      Doch das war eine Sache, die genau geplant sein wollte.

      Er hob ein wenig seine dünnen Augenbrauen und sagte dann: "Ich hatte Sie schon mal gefragt, ob Sie eine Waffe haben."

      "Ich habe keine."

      "Dann werde ich Ihnen eine besorgen."

      "Gut."

      Ich hatte mich entschieden, die Sache durchzuziehen. Ich weiß nicht, was gewesen wäre, wenn ich abgelehnt hätte. Ich habe wirklich nicht die geringste Ahnung...

      "Haben Sie ein Foto von dem Kerl?", fragte ich.

      "Bekommen Sie alles."

      "Wann?"

      "Zusammen mit der Waffe."

      Der Graue erhob sich.

      Ich fragte mich erneut, mit wem ich es eigentlich zu tun hatte, wer hinter dem Mann mit den Flaschengläsern auf der Nase stand. Da kamen viele in Frage. Der israelische Geheimdienst Mossad vielleicht, sofern es ein arabisches Land war, in das es den Russen zog. Aber soweit ich darüber Bescheid wusste, machten der Mossad seine Liquidationen selbst.

      Und die CIA?

      Es gab sicher eine Reihe interessierter Parteien, die den Transfer eines russischen Atom-Cracks um jeden Preis zu verhindern beabsichtigten. Und wenn ich das Land gewusst hätte, in dessen Dienste dieser Mann treten wollte, dann wäre ich vermutlich um einiges schlauer gewesen.

      Aber das wusste auch der Graue und deshalb verriet er mir kein Sterbenswörtchen.

      Ich brachte ihn zur Tür.

      "Es war nicht besonders geschickt von Ihnen, mich hier, in dieser Wohnung aufzusuchen", tadelte ich ihn.

      Er hob die Augenbrauen und sah mich durch seine Flaschenglasbrille an.

      "Warum nicht?"

      "Ich möchte Tina nicht in die Sache hineinziehen."

      "Warum sollte das passieren?"

      "Spielen Sie nicht den Dummen. Das wissen Sie so gut wie ich."

      "Halten Sie mich für einen Idioten? Dann verstehe ich nicht, weshalb Sie für mich arbeiten wollen!"

      "Jedenfalls möchte ich nicht, dass es noch einmal vorkommt", erklärte ich bestimmt.

      "Keine Sorge, wir haben uns heute zum letzten Mal gesehen", eröffnete er mir.

      "Und wie geht die Sache jetzt weiter?"

      "Richten Sie innerhalb der nächsten vierzehn Tage in Zürich ein Konto ein. Ich werde Sie dann anrufen."

      "Und die Waffe?"

      "Werden Sie bekommen."

      Er verließ die Wohnung. Ich lief zum Fenster und wartete darauf, ihn unten auf der Straße irgendwo auftauchen zu sehen. Fast wollte ich schon aufgeben, da sah ich ihn doch noch. Er blickte sich mehrfach um. Ein Taxi kam heran, hielt und er stieg ein. Ich merkte mir die Nummer - sowohl die Autonummer, als auch die Rufnummer des Taxiunternehmens, die übergroß auf den Seitentüren stand.

      Ich ging zum Telefon und rief an.

      Die Firma hieß Rentdorff. Anschließend die Adresse herauszufinden war kein Problem und so stieg ich wenig später in meinen angerosteten Volvo, um dieser Taxi-Firma einen kleinen Besuch abzustatten.

      Ich kam schließlich auf einen schlichten Asphalthof, auf dem ich meinen Wagen abstellte. Eines der Taxis stand mit geöffneter Motorhaube da. Ich sah die untere Hälfte eines Rückens und zwei Beine. Der Rest beugte sich über den Motor und schien ziemlich intensiv beschäftigt zu sein. Ich trat etwas näher.

      "Ich suche die Firma Rentdorff", eröffnete ich.

      "Gehen Sie ins Haus", knurrte es unter der Motorhaube hervor. Ich zuckte die Achseln und ging an ihm und seinem Taxi vorbei.

      Das Haus war ein grauer, schmuckloser Bau, dessen Außenputz an mehreren Stellen Risse hatte. Die Tür stand halb offen.

      Ich klopfte an.

      "Ja, was ist denn?"

      Es war eine energische, befehlsgewohnte Frauenstimme, die mich da anbellte. Der Drachen der Kompanie oder etwas in der der Art.

      Mit zwei Schritten war ich in einer Art Büro und stand einer ziemlich drallen Mitvierzigerin gegenüber, die auf einem rollbaren Drehstuhl saß und zu mir herumwirbelte.

      "Wer sind Sie?", fragte sie, nahm dann einen Funkspruch entgegen und musterte mich dabei ziemlich kritisch.

      Ich wartete, bis sie fertig war.

      Schließlich sollte die Nummer, die ich hier abziehen wollte, die größtmögliche Wirkung erzielen.

      Ich zog meine Polizeimarke aus der Tasche und hielt sie ihr unter die Nase. Vor ein paar Wochen hatte ich sie beim Trödler gekauft. Es war wohl das Beutestück irgendeines Autonomen.

      Jedenfalls war sie echt.

      Und immer dann, wenn man irgend etwas wissen wollte, hatte dieses Blechstück die tolle Eigenschaft, den Leuten den Mund zu öffnen.

      "Kriminalpolizei", sagte ich also mit der größten Portion Selbstbewusstsein, die ich auf die Schnelle zusammenkratzen