Anders als die literarische Produktion früherer Jahrhunderte lässt sich die deutschsprachige Literatur nach 1945 nicht mehr durch einen einzigen Epochenbegriff charakterisieren. Eine wesentliche Aufgabe dieser Einführung besteht deshalb darin, das komplexe literarische Feld zu strukturieren und prägende Tendenzen eines höchst heterogenen Phänomens herauszustellen. Eine knappe Bewertung der Forschungsliteratur und die präzise Rekonstruktion der historischen, politischen und kulturellen Kontexte bereiten den Boden für die Analyse der wichtigsten ästhetischen Modelle und literarischen Strömungen vor. Der folgende literarhistorische Abriss zeichnet die entscheidenden Entwicklungen in Prosa, Drama und Lyrik nach. Die beispielhafte Interpretation repräsentativer Werke macht die vorgestellten Ergebnisse auch in der Praxis nachvollziehbar.
Kulturgeschichte bearbeitet ein schier grenzenlos großes Gebiet, sucht sie doch die unterschiedlichen menschlichen Erfahrungswelten in ihrer Gesamtheit und in ihren Wechselbeziehungen in den Blick zu nehmen. Seit ihrem Entstehen in der Aufklärung und im 19. Jahrhundert wurden heftigste Debatten über Ausrichtung und Methoden dieser Disziplin geführt. Heute sind die Kulturwissenschaften vitaler denn je, weshalb es dringend notwendig ist, Übersicht in die Vielfalt zu bringen. Silvia Serena Tschopp und Wolfgang Weber führen in die wesentlichen theoretischen und thematischen Bereiche der Kulturgeschichte ein und geben einen Überblick über die dazu maßgeblichen Kontroversen. In einem abschließenden Kapitel werden die wesentlichen Quellen, das Arbeitsmaterial der Kulturgeschichte systematisch beleuchtet: Text – Bild – (symbolische) Handlung – Objekt. Eine ausführliche Bibliographie schließlich macht den Band zu einem Grundlagenwerk zum Einstieg in die Kulturgeschichte.
Ohne Kenntnis der Literatur der Aufklärung ist kein angemessenes Verständnis der Literaturgeschichte möglich. Diese Einführung verbleibt aber in der Argumentation nicht innerhalb der Epoche der Aufklärung, sondern bemüht sich um Abgrenzungen und Weiterführungen zum Barock, Sturm und Drang und zur Klassik. Die ausführliche kulturwissenschaftliche Darstellung stützt sich auf historische Hintergründe zum gesellschaftlichen Leben, zum Schulunterricht, zum Wissensbetrieb und zu Geschlechterfragen. Baasner führt auch in die Mediengeschichte der Aufklärung ein. Medienhistorische Grundlagen für die Entwicklung der Literatur werden dargestellt, statistische Daten zur Lektüreentwicklung gegeben, Gebrauchsformen der Literatur (Brief, Lexika, Journale) als Medienformate beschrieben. Am Beispiel wichtiger Autoren wird die Vielfalt der Standpunkte und Lebensentwürfe dokumentiert. Musterinterpretationen u.a. zu Lessings ›Emilia Galotti‹, Hallers ›Die Alpen‹ oder Gellerts ›Leben der schwedischen Gräfin von G***‹ runden den Überblick ab.
Am 8. Mai 1945 kapitulierte die deutsche Wehrmacht bedingungslos. Der Untergang des Deutschen Reiches bedeutete zugleich eine Übertragung der Herrschaft auf die vier Siegermächte USA, UdSSR, Großbritannien und Frankreich, von deren Willen fortan die Zukunft Deutschlands abhing. Erst mit der doppelten Staatsgründung 1949 wurden den Deutschen diesseits und jenseits des „Eisernen Vorhangs“ weitreichende Kompetenzen auf zentralstaatlicher Ebene zugewiesen, obwohl die beiden jungen Staaten damit keine vollständige Souveränität erhielten. Zentrale Debatten der Geschichtswissenschaft zu dieser Epoche beschäftigten bereits die Zeitgenossen nachhaltig: die Frage nach Kontinuität und Wandel („Stunde Null“), Vergangenheitsbewältigung und Vergangenheitspolitik, Hegemonie und Autonomie der beiden deutschen Nachkriegsstaaten im Kalten Krieg, die Probleme der „Zusammenbruchgesellschaft“ (Christoph Kleßmann), die Entscheidung zugunsten von Markt- bzw. Planwirtschaft sowie der Weg zur doppelten Staatsgründung. Dierk Hoffmann stellt die damit verbundenen Forschungsdebatten anschaulich vor und skizziert zugleich die Desiderate der Forschung.
›Der vergessene Weltkrieg‹ ist die bisher nicht geschriebene Meistererzählung, die faszinierende, großartige Darstellung eines unbekannten, neu zu entdeckenden Weltkrieges: des Krieges in Osteuropa von 1912 bis 1923. In unserer Geschichtserinnerung reduziert sich der Erste Weltkrieg auf den Stellungskrieg und die Materialschlachten in Nordfrankreich. Welche unermesslichen Tragödien sich im Osten abspielten, ist aus dem Bewusstsein gestrichen. Die Schauplätze reichen vom 1. Balkankrieg 1912 über den habsburgischen Teil der Ukraine bis nach Russland Anfang der 20er Jahre. Schon der Zuschnitt der beiden Bände – ›1912–16 Imperien‹ und ›1917–23 Nationen‹ – ist faszinierend neu. Die Perspektive weitet sich aber noch inhaltlich, denn im ethnisch und religiös zerklüfteten Osten wird der Krieg rasch zu einem ›Rassenkrieg‹ und bildet so den Auftakt zum größeren Rassenkrieg 20 Jahre später. Ein Werk, dass »noch viele Jahre lang gelesen und diskutiert werden wird«, so Professor Timothy Snyder.
Im Koreakonflikt sind die Fronten verhärtet wie eh und je und das nordkoreanische Regime zeigt keinerlei Anzeichen für ernsthafte Reformbemühungen. Die wirtschaftliche Lage Nordkoreas ist so katastrophal, dass geschätzte drei Millionen Menschen von einer erneuten Hungersnot bedroht sind. Mit seinem Buch macht Martin Chan auf einen in Europa weitgehend vergessenen und ignorierten Konflikt aufmerksam, der eine enorme globale Sprengkraft entwickeln könnte, sollte er erneut eskalieren. Nach einer historischen Einleitung beschreibt der Autor die Koreakrise aus Sicht der direkt beteiligten Staaten: beide Koreas, Japan und China sowie Russland und die USA. Danach geht er auf mögliche zukünftige Szenarien ein, etwa den Zusammenbruch des Regimes im Norden und eine mögliche Wiedervereinigung sowie deren globalen Auswirkungen. Der Leser erhält damit Einblick in einen komplexen Konflikt, der das letzte Relikt des Kalten Krieges darstellt.
Der bekannte Theologe und Kirchenkritiker Gotthold Hasenhüttl macht in diesem Buch die religiösen Grundaussagen über Gott und den Sinn des Lebens für moderne Menschen zugänglich. Überdies behandelt er alle wichtigen Glaubens- und Kirchenthemen und interpretiert sie entsprechend der Frohbotschaft Jesu, die zu einem humaneren Leben führen soll, neu. Dabei geht er auch auf streitbare Themen, wie die Bedeutung und Auslegung der einzelnen Sakramente, den Zölibat oder die Haltung der katholischen Kirche zu Verhütung und Homosexualität ein. Er zeigt, dass die hierarchische Struktur der Kirchen und ihre Lehrmeinungen einem weltoffenen Glauben, der auch heute noch Menschen begeistern kann, oft im Weg stehen. Seine These: Für den Glauben darf es keine Denkverbote geben, denn die Glaubensinhalte sind allein vor der Vernunft zu verantworten.
Welche Probleme wirft die zunehmende Beschleunigung aller Vorgänge in den industriellen Gesellschaften auf? Brauchen wir eine neue Ethik und können die Theologie und die Philosophie zur Formulierung einer solchen ›KinEthik‹ beitragen? Das Buch vermisst das Feld der Zeitökologie neu und beschreibt das Konzept einer Ethik, die unter dem Vorzeichen beschleunigt ablaufender Modernisierungsprozesse entsteht. Zu Beginn werden die beschleunigenden Elemente in der Geschichte der Moderne betrachtet, die auch Moral und Religion unter höheren Bewährungsdruck setzen. Dann werden die ethischen Modelle unter dem Aspekt der Zeitlichkeit betrachtet und schließlich nach der Orientierungsleistung einer ›Ethik der Zeit‹ im Kontext moderner sozialer System gefragt.
In einer Zeit, in der eine Rückkehr zu spirituellen und religiös-moralisch definierten Werten festzustellen ist, treten zunehmend zwei Phänomene zutage: Zum Einen wird immer stärker die heilende Kraft der Religion auf gläubige Menschen bei der Behandlung von Krankheiten sichtbar. Viele Mediziner sind überzeugt, dass gläubige Menschen besser mit ihrer Krankheit fertig werden und höhere Heilungschancen haben. Doch warum ist das so? Zum Anderen zeigt sich, dass immer mehr Fälle von geistiger Verwirrung ebenfalls religiös motiviert sind. Dies reicht von harmlosen psychischen Problemen bis hin zu extremen Schizophrenien, religiös motiviertem Selbstmord oder Amoklauf. Die Ambivalenz der Auswirkungen von Religion, die offenbar gleichermaßen zu heilen oder zu schaden vermag, wird im vorliegenden Band erstmals zusammengefasst und anhand von konkreten Fallbeispielen aus der medizinischen Praxis erläutert.
Unser eigenes Bewusstsein scheint uns so vertraut und ist doch gleichzeitig rätselhaft. Warum sind manche unserer Aktionen und Reaktionen überhaupt von Bewusstseinszuständen begleitet? Wie kann so etwas Immaterielles wie ein Gedanke oder eine Absicht etc. eine Wirkung auf die physische Welt haben? Ist unser Wollen und Empfinden völlig aus physiologischen Prozessen im Gehirn erklärbar? Wer denkt und wer handelt eigentlich? Ist unsere Willensfreiheit bloß Illusion? Seit ihren Anfängen befasst sich die Philosophie mit diesen Fragen. In den letzten Jahren haben die erstaunlichen Ergebnisse der Hirnforschung, aber auch der empirischen Psychologie ein neues, großes Interesse am Geist-Gehirn-Problem geweckt. Hans Goller stellt die Ergebnisse der Hirnforschung und empirischen Psychologie allgemein verständlich und anschaulich dar und deutet sie im größeren Zusammenhang des Leib-Seele-Problems. Er macht deutlich, dass das ›Rätsel unseres Bewusstsein‹ weit mehr umfasst, als uns die Neurowissenschaften erklären können.